Weiterlesen – Wiederlesen
von Renate Hoffmann Der ungewöhnliche Brief kam von einer Freundin ins Haus. Sie fragte an, was mir das Lesen von Büchern bedeute, was es auslöse, bewirke, welche Empfindungen daran geknüpft wären, welchen Einfluss ihm einzuräumen sei. Die Briefschreiberin gab gleichzeitig … Weiterlesen
24. Jahrgang | Nummer 4 | 15. Februar 2021
Atlas
von Eckhard Mieder Den habt ihr nicht gekannt, wir haben Ihn Kleiner Dummbatz genannt. Er sprang Nicht, er lief nicht, er fiel als Knabe immer Auf die Nase. Sein Gesicht sah aus wie ein Teller Aus zerbeultem Kupfer. Ihm lief … Weiterlesen
23. Jahrgang | Nummer 24 | 23. November 2020
mein vaterland (II)
von Jens Gerlach dein name ist gelöscht wie nenn ich dich mein vaterland? ich krall mich in der erde fest: was halt ich in der hand? mein hirn ist hier mein herz ist dort ich hatte ein zuhaus ich irr … Weiterlesen
23. Jahrgang | Nummer 4 | 17. Februar 2020
Urwürmer
von Renate Hoffmann Auf den breiten Treppenstufen im Hotel zum Halben Mond fand ich Würmchen, die dort schlufen, als ich kürzlich dort gewohnt. Eingebettet im Gestein, welches einst am Meeresgrunde, Urgewürm von groß bis klein verwandelt hat in spät’re Funde. … Weiterlesen
22. Jahrgang | Nummer 22 | 28. Oktober 2019
Aus dem Schoß
von Peter Will Was ist da Aus dem Schoß Gekrochen Der lange schon Ausgetrocknet Schien Braunverschmiert Ins offne Licht Ausgeburt Die wächst und wächst Pöbelt brüllt und droht Laut und lauter Pocht Herr B. Aus seinem Zink
22. Jahrgang | Nummer 18 | 2. September 2019
Als Kind weinte ich
von Eckhard Mieder Als Kind weinte ich, wenn ich mir den Tod oder die Unendlichkeit des Alls vorstellte. Das eine war das andere, ungefähr, niemand erklärte mir den Unterschied zwischen Sekunde und tausenden Kilometern weit weg; niemand auf dieser unerklärlichen … Weiterlesen
22. Jahrgang | Nummer 10 | 13. Mai 2019
Das kürzeste Gedicht der Welt
von Bettina Müller Exitus. Ein preußisches Heldenepos Aus! Maus! Von Comtesse Crescentia Augusta Wilhelmine Beatrice von Bommel, Erbherrin auf Schloss Strychnin in Pommern, 13. Vorsitzende des Katzenschutzbundes Deutschland, schreibt auch unter dem Pseudonym „bibo“ oder „Rattenfänger von Hameln“. Presse- und … Weiterlesen
22. Jahrgang | Nummer 9 | 29. April 2019
Frau auf Treppe – Frau auf Fahrrad
von Peter Will Frau jung Sitzt auf Treppe Vor Kirche Raucht Frau jung Fährt auf Fahrrad Vorüber Ruft: (Sie kennen sich) Sie rauchen ja! Frau auf Treppe Laut: Nicht weitersagen! Frau auf Fahrrad Schon enteilend: Das geht gar nicht! Frau … Weiterlesen
21. Jahrgang | Nummer 17 | 13. August 2018
Schwimmendes Lied
von Henry-Martin Klemt Durch Moskau schwimmen drei Fische im Regen. Sind dort die Mädchen noch immer so schön wie ihre Mütter es waren, weswegen wir diese seltsamen Fische gesehn? Oder vergaß der Arbat seine Lieder, etwa die Herzenstraße gar mich? … Weiterlesen
21. Jahrgang | Nummer 13 | 18. Juni 2018
Bemerkungen
Der Ausweg Eine Ameise lief rechts herum im Kreise. Auf ihre Weise wollte sie wo hin. Dann ging’s ihr durch den Sinn, dass sie nicht mehr recht wusste, wohin sie denn nun musste. Sie dachte sachte nach. Und dann, mit … Weiterlesen
21. Jahrgang | Nummer 10 | 7. Mai 2018
Das ungleiche Paar
von Renate Hoffmann Und es ist wahrhaftig wahr! Auf einem kleinen Teiche im Naturschutzreiche, zwischen Schilf und Binsen und den Wasserlinsen, Teichfroschquaken, wilden Schnaken, gelben Mummeln, Hummelsummeln – schwimmt ein Schwan, schwarz angetan. Und dahinter, ganz in Weiß, eine Schwänin, … Weiterlesen
21. Jahrgang | Nummer 6 | 12. März 2018
Fragen an Herrn G.
von Renate Hoffmann Ich ging im Walde So für mich hin, Und nichts zu suchen, Das war mein Sinn … So dichtete Herr J.W.G. und hatte dabei nichts im Sinn, als sinnlos durch den Wald zu geh’n. Und warum ging … Weiterlesen
20. Jahrgang | Nummer 23 | 6. November 2017
November
von Heinrich Seidel (1842–1906) Solchen Monat muss man loben; Keiner kann wie dieser toben, keiner so verdrießlich sein, und so ohne Sonnenschein! Keiner so in Wolken maulen, keiner so mit Sturmwind graulen! Und wie nass er alles macht! Ja, es … Weiterlesen
20. Jahrgang | Nummer 19 | 11. September 2017
Spätsommer
von Renate Hoffmann Es glüh’n die schönen Dahlien, die Sonnenblumen strahlien. Welch seltener Genuss. Die Äpfel an den Bäumen beginnen schon zu träumen, vom leck’ren Apfelmus. In den milden Lüften mühen Rosen sich um’s düften, doch bald ist’s aus. Von … Weiterlesen
20. Jahrgang | Nummer 12 | 5. Juni 2017
Vom Altern
von Peter Will Ich höre Das Knirschen Der Erdachse Ich ahne den Rost Die Erde wird älter Jeden Tag Wie ich Die Bäume reden Digital Ich verstehe sie nicht.
20. Jahrgang | Nummer 2 | 16. Januar 2017
Zum Jahresbeginn
von Renate Hoffmann Das neue Jahr wie’s immer war, beginnt am ersten Januar. Dann folgt der zweite und der dritte – und schon ist es Jahresmitte. Rasch schreiten die Geschicke fort. Dann ist man wieder eben dort, wo der kühne … Weiterlesen
Verse zum Advent
von Theodor Fontane Noch ist Herbst nicht ganz entflohn, Aber als Knecht Ruprecht schon Kommt der Winter hergeschritten, Und alsbald aus Schnees Mitten Klingt des Schlittenglöckleins Ton. Und was jüngst noch, fern und nah, Bunt auf uns herniedersah, Weiß sind … Weiterlesen
19. Jahrgang | Nummer 26 | 19. Dezember 2016
Zwischen Weihnachten und Silvester
von Renate Hoffmann Gans hinter mir Karpfen vor mir Punsch in mir Sternhimmel über mir Glatteis unter mir und neben mir … mutter- und vaterseelenallein ein Fetzchen Weihnachtspapier.
19. Jahrgang | Nummer 8 | 11. April 2016
Das Tor
von Renate Hoffmann In der Landschaft steht ein Tor, nichts dahinter, nichts davor. Einsam steht es so herum. Ganz stumm. Es denkt: Hier müsste eine Tafel steh’n: „Sie können hier ein Tor beseh’n, welches seinesgleichen sucht. Und jedermann ist auch … Weiterlesen
19. Jahrgang | Nummer 4 | 15. Februar 2016
Der Außenseiter
von Renate Hoffmann Auf dem großen Bahnhof Leipzig da verreist man – oder bleibtzig. Und vom Kinde bis zum Greise eilt jeder hier von Gleis zu Gleise. Eile her und Eile hin, und ich selber mittendrin. Es ist der fünfte … Weiterlesen