25. Jahrgang | Nummer 10 | 9. Mai 2022

Geduld

von Renate Hoffmann

Die Schlehen, die Schlehen
sind schön anzusehen.
Die Ersten im Lande
in weißem Gewande.

Die Weiden, die Weiden
beneiden
die Schlehen
ums weiße Geschehen.

Denn Grün zeigen alle!
In diesem Falle
wär Gelb doch adretter,
sie fänden’s auch netter.
Oder von den Kaiserkronen
könnten sie das Rot sich holen.

Dann kam der Mai.
Da war’s vorbei
mit der Farbenrangelei.

Jetzt sind die Weiden
zu beneiden.
Denn sie tragen stolz zur Schau
Kätzchenblüten, silbergrau.
Das geschah still über Nacht.
Wer hätte so etwas gedacht?

Nun weiß man wieder weit und breit:
Ein jegliches hat seine Zeit.