von Renate Hoffmann
Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn …
So dichtete Herr J.W.G.
und hatte dabei nichts im Sinn,
als sinnlos durch den Wald zu geh’n.
Und warum ging er dann dorthin?
Wollte er vom Denken ruh’n?
Strebte er ins Ungewisse,
war dem Irdischen entfloh’n
und wartete auf Musenküsse?
Herr Geheimrat – mit Verlaub –
heute ist mal nichts mit Kuss!
Sie seh’n den Wald vor Bäumen nicht,
denn hier gedeiht der Überfluss.
Lichtgetänzel auf dem Moose
und Geruch nach feuchter Rinde.
Dicke Käfer, wilde Bienen,
in den Zweigen sanfte Winde.
Eine bunte Vogelfeder.
Farne, Häherschreie, Quellen,
und ein Schlängelchen im Grase.
Pilze auch an manchen Stellen.
Johanniskraut und Fingerhüte.
Haubenmeisen mit dem Häubchen.
Gefall’ne Bäume, still und weise,
und ein grünes Mittagsräupchen.
Und diese Fülle der Natur
sollte nicht die Sinne regen
von Herrn G., der heilig schwur,
wir träfen sie auf allen Wegen.
Weshalb hat er sie nicht getroffen?
Die Frage bleibt vorläufig offen.
Herr Goethe, war es Langeweile?
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