Mit Gezitter und Gezappel
steht die alte Zitterpappel
liebevoll vom Herbst verwöhnt
über Nacht in Gold getönt.
Doch am Montag früh um drei
Ist es mit der Pracht vorbei.
Traurig liegt der goldne Segen
unten auf den nassen Wegen.
Der Krähe oben im Geäst
ist der Blattfall recht gewest.
Mit dem Zappeln vorm Gesicht
fand sie niemals Aussicht nicht.
Kaum hatte sie sich durchgerappelt,
hat ihr der Baum den Blick verzappelt!
Nun aber gehet sie aufs Ganze:
Jetzt stehste da, du eitle Pflanze,
nackt und bloß im Morgenlicht,
und ich hab endlich freie Sicht. –
Die Pappel nimmt den Fall gelassen:
Dich werde ich am Ende fassen,
du unerzogner, schräger Vogel
mit deinem kreischenden Gemogel!
Besuch mich mal im nächsten Mai,
dann gibt es wieder Zappelei.
Diesmal in Grün
und wonnig schön …
Die Krähe fühlte sich betrogen
und ist entnervt davongeflogen.
Schlagwörter: Gedicht, Krähe, Machtkampf, Pappel, Renate Hoffmann
