27. Jahrgang | Nummer 4 | 12. Februar 2024

Bemerkungen

Ukraine-Krieg – die Eskalation geht weiter …

Das russische Staatsmedium RT DE hat am 8. Februar 2024 eine Mitteilung verbreitet, dass ein (bisher) seegestützter Hyperschall-Mittelstreckenmarschflugkörper vom Typ Zirkon erstmals gegen ein Ziel in der Ukraine eingesetzt worden sein soll. Die Mitteilung erfolgte unter Rückgriff auf ukrainische Angaben. Durch diesen Taschenspielertrick musste RT DE den Einsatz selbst weder dementieren noch gar bestätigen, konnte sich vielmehr andererseits Interpretatorischem zum möglichen Ereignis widmen:

  • Das Abfangen eines ständig Ausweichmanöver fliegenden Hyperschall-Marschflugkörpers durch die ukrainische Luftabwehr mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln sei so gut wie ausgeschlossen.
  • Zirkon sei bisher allerdings nur auf einem Schiff der Nordmeerflotte und auf U-Booten im Einsatz. Bei einer angegebenen Reichweite von 400 bis 1000 Kilometern hätten daher Ziele in der Ukraine nicht erreicht werden können. Vulgo müsste ein entsprechend adaptiertes landgestütztes Abschusssystem zum Einsatz gekommen sein. Ein solches wäre – im Unterschied zu luftgestützten Trägersystemen wie etwa Kampfflugzeugen MiG-31, „deren Starts ab den russischen Militärflugplätzen die ukrainische Seite penibel überwacht“, – für die elektronische Fernaufklärung der Ukraine „viel schlechter“ erfassbar.
  • Ein landgestütztes Abschusssystem würde allerdings „die (zunächst) stillschweigende Aufkündigung des Moratoriums gegen bodengestützte Raketensysteme mittlerer und kleinerer Reichweite bedeuten, die Russland nach dem Ausstieg der USA aus dem INF-Vertrag für sich selbst einseitig verhängte.“

Das sei, so RT DE weiter, allerdings genau das, was Moskau bei Verkündigung des Moratoriums „für den Fall, dass der kollektive Westen seine Eskalationspolitik der Lieferungen von Waffensystemen immer größerer Reichweite an das ukrainische Militär beibehalte“, angekündigt habe.

Bekanntlich werden deutsche Internetnutzer – ob sie nun als Browser Microsoft Edge, Google Chrome, Firefox oder Safari benutzen – durch Blockieren der entsprechenden Website vor dem Empfang von RT DE geschützt und zugleich, vielleicht damit sie nicht ständig dumme Fragen stellen, mit Meldungen wie „Hmmm … diese Seite ist leider nicht erreichbar. Überprüfen Sie, ob test.rtde.me einen Tippfehler enthält.“ veräppelt (Microsoft Edge, Stand: 08.02.2024).

Bleibt zu hoffen, dass die Entscheider im Lande sich durch diese Verfügung nicht auch selbst vom Empfang von RT DE abgekoppelt und die Botschaft zumindest zur Kenntnis genommen haben: „Selbst ein einzelner Einsatz einer landgestützten Zirkon zum Test unter realen Kampfbedingungen spricht hier eine klare Botschaft in einer deutlichen Sprache aus – wichtig ist dann nur, dass man in den europäischen Staaten, deren Gebiete sich im Einsatzradius dieser Waffen nach deren Stationierung wiederfinden würden, diese Botschaft auch wahrnimmt.“

Sarcasticus

Krieg und Frieden

In einer Welt, in der Krieg global immer noch so naturgegeben scheint wie das Wetter und die Jahreszeiten, könnte der Buchtitel „Über Kriege und wie man sie beendet“ zu der Erwartung verleiten, als habe da wer tatsächlich ein Rezept für das Beenden von Kriegen. Vielleicht gar ein Verfahren, dies so schnell wie möglich zu bewerkstelligen und vielleicht gar für immer. Doch solche Fehlinterpretation wäre Jörn Leonhard, dem Autor, Professor für Neue und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg, allenfalls insofern anzulasten, als er den ambitionierten Titel – Titel machen Verlage, und zwar unter Marketingaspekten – akzeptiert hat. Seine 200 Seiten umfassende Schrift wäre nämlich korrekter betitelt mit „Rückblick, historischer: Wie Kriege beendet worden sind und was dabei bisweilen richtig, respektive häufiger falsch gemacht worden ist“.

Andererseits stellt der Untertitel des Buches – „Zehn Thesen“ – die ausgebreiteten Erkenntnisse und Befunde durchaus zur Diskussion.

Die Thesen im Einzelnen lauten:

  • Die Natur des Krieges bestimmt sein Ende.

  • Echte Entscheidungsschlachten sind selten, und je länger ein Krieg dauert, desto schwieriger wird seine Kontrolle.

  • Ein „fauler Frieden“ kann den Krieg verlängern.

  • Wer noch Chancen auf dem Schlachtfeld sieht, wird den Kampf fortsetzen, solange es geht.

  • Verfügbare Ressourcen bestimmen den Kippmoment von Kriegen, aber nicht unbedingt die Einsicht der Akteure.

  • Nicht jeder Krieg endet mit einem formalen Frieden.

  • Es gibt keinen Frieden ohne Kommunikation, und wer die Besiegten demütigt, macht den Frieden zum Waffenstillstand.

  • Den Frieden mit Erwartungen zu überfordern, kann die Schatten eines Krieges verlängern.

  • Wenn die Verträge unterschrieben sind, beginnt die Arbeit am Frieden

  • Nicht jeder Sieg ist ein Gewinn, und manche Niederlage wird zur Chance.

Vom Westfälischen Frieden über den Wiener Kongress bis zum Versailler Vertrag und zu den Regelungen nach dem Zweiten Weltkrieg sowie zur Beendigung des Vietnam-Krieges erstreckt sich die Palette von Leonhards Betrachtungen. Das ist lehrreich zu lesen. In Grenzen hält sich der Erkenntnisgewinn allerdings im Hinblick auf Bürgerkriege, auf terroristische Konflikte – wie sie etwa vom Islamischen Staat (IS) vom Zaun gebrochen worden sind – oder auf neuartige Phänomene, die unter Begriffen wie Cyberwar oder Hybrider Krieg das aktuelle Weltgeschehen mitbestimmen.

Als von besonderer Relevanz für den neuen Kalten Krieg zwischen dem Westen und Russland könnte sich folgende Feststellung Leonhards erweisen: „In der Juli-Krise von 1914 konnte der Weltkrieg auch deshalb ausbrechen, weil zu einem bestimmten Zeitraum praktisch keine direkte Kommuni­kation mehr zwischen den Akteuren stattfand […].“

Hannes Herbst

Jörn Leonhard: Über Kriege und wie man sie beendet. Zehn Thesen, C.H. Beck Verlag, München 2023, 208 Seiten, 18,00 Euro.

 

Gefährliches Spiel

Fällt die Ukraine, wird Putin halb Europa mit Krieg überziehen. Für bestimmte Medien, auch

Politiker, steht das außer Zweifel, und sie kennen auch schon die hierzu passenden Szenarien: Panzerdurchbrüche, Luft- und Seelandeoperationen, Raketenangriffe auf lebenswichtige Infrastrukturen … Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Da können Diplomaten oder Militärspezialisten noch so nachdrücklich vor Panikmache warnen, darauf hinweisen, dass Russland weder die Mittel noch ein überzeugendes Motiv für derartige Aktionen besitzt: Ihre Worte werden ins „Kleingedruckte“ abgeschoben, das ohnehin niemand zur Kenntnis nimmt oder zur Kenntnis nehmen will. Das Verteidigungsministerium wiegelt derweil ab. Moskau würde wohl noch ein paar Jahre brauchen. Wozu? Und was dann? Hat nicht schon einmal eine russische Fahne über dem Reichstag geweht?

Je absurder derartige Schreckensbilder, desto gefährlicher sind sie auch. Weil die Menschen ihnen dann nämlich um so leichtgläubiger vertrauen. „Jeder zweite Deutsche fürchtet Putin-Angriff.“ Man sollte diese Aufmacherzeile der BILD vom 29. Januar nicht einfach so abtun, als übliche Übertreibung. Viele Menschen empfinden tatsächlich Angst oder haben sie sich einreden lassen. Angst ist aber bekanntlich kein guter Ratgeber. Angst lähmt das Denken und den Willen, macht gleichgültig und fügsam. Schlecht für den Körper und schlecht für die Psyche. Beim Einzelnen vielleicht noch zu therapieren, aber als gesellschaftliches Syndrom?

Gerhard Schewe

Liebesgrüße von den Kieler Matrosen

Dear Mister President, dear Wassilyj Petrowytsch Holoborodko, dear Wolodymyr Oleksandrowytsch,

Sie dachten, der Wuschelkopf aus London, der Ihnen vor zwei Jahren erklärte: „Ich habe da ein besseres Szenario als du, schicke die Jungs nochmal in die Gräben! Friends forever!“, würde Ihnen jetzt beistehen, aber er meinte eigentlich, er wünsche sich, dass seine Lieblingssitcom „Friends“ forever läuft. Seit Lord Palmerston ist nämlich die Serie „Friends forever“ in Westminster abgesetzt, das fand schon Queen Victoria’s beloved grandson Willy II. wirklich schade, ist aber so. Wir Krauts haben damals übrigens Willy’s sitcom abgesetzt, we the people in 1918. Kieler Matrosen haben die Generalstabsglotze einfach ausgeschaltet wie Peter Lustig. Das fand die Oberste Heeresleitung gar nicht witzig. Aber die Programmänderung ließ sich nicht mehr verhindern. Seien Sie wieder der „Diener des Volkes“, als der Sie erst von den Zuschauern geliebt und dann gewählt wurden.

Wir Krauts kennen das. Ewig redete man uns ein: „Das gibt einen Siegfrieden.“ Und dann glaubt man es so fest, dass man den Tatsachen keinen Glauben mehr schenkt. Das macht die Sache aber immer schlimmer.

BoJo is not your friend. He is watching „Friends“. Facts are your friends. Best wishes from the sailors of Kiel with love, mitfühlende Grüße von den Kieler Matrosen.

Philipp Ammon

Zoom auf van Eyck

„Meisterwerke im Detail“ – dieser Untertitel der Ausstellung „Zoom auf van Eyck“ in der Gemäldegalerie auf dem Berliner Kulturforum ist Understatement von hohen Graden, denn heißen müsste es „Meisterwerke bis ins allerkleinste, ja bis ins mikroskopische Detail“. Kein anderer Maler der europäischen Kunstgeschichte vermochte es, die Feinheiten der sichtbaren Welt mit vergleichbarer Brillanz und Präzision wiederzugeben wie der Begründer der altniederländischen Malerei – Jan van Eyck (1390/1400 bis 1441), in dem der Vater der Kunstgeschichte, Georgio Vasari (1511 bis 1574), wenn auch nicht ganz zutreffend, zugleich den Erfinder der Ölmalerei sah.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine digitale Projektion von Werken van Eycks, die es dem Betrachter ermöglicht, sich interaktiv von der Gesamtansicht der Gemälde in Detailaufnahmen „hineinzuzoomen“ und den Bildausschnitt dabei jeweils selbst zu bestimmen. Die Vergrößerungen zeigen kleinste Einzelheiten der Werke hochauflösend in Wandgröße. Details wie Augen, Münder oder Hände können miteinander verglichen werden, Feinheiten von den Härchen oder Pupillen der Figuren bis hin zu einzelnen Pinselstrichen des Meisters sind nachzuverfolgen. Das ist atemberaubend!

Grundlage der Projektion sind extrem hochauflösende Fotos der 33 erhaltenen Gemälde Jan van Eycks und seiner unmittelbaren Nachfolger, die im Rahmen eines umfassenden Forschungsprojektes zwischen 2014 und 2020 angefertigt wurden.

Begleitend zeigt die Gemäldegalerie ihren Bestand an Gemälden van Eycks und seines Umfelds. Mit drei unstrittigen Tafelbildern von seiner Hand, darunter eines seiner Hauptwerke, die „Kirchenmadonna“, sowie zwei im Atelier des Meisters entstandenen Gemälden und vier frühen Kopien besitzt die Gemäldegalerie einen ungewöhnlich reichen Bestand an Werken des Meisters.

Ein drittes Kapitel der Ausstellung beleuchtet die kunsttechnologischen Untersuchungen und Restaurierungen von drei der van Eyck’schen Werke in der Gemäldegalerie.

cf

„Zoom auf van Eyck. Meisterwerke im Detail“, Gemäldegalerie auf dem Berliner Kulturforum, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin; Dienstag bis Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr (montags geschlossen); noch bis 3. März 2024.

 

Romantischer Wanderer über dem Nebelmeer

Rechtzeitig zum 250. Geburtstag des Malers ist dieses wunderbare Buch erschienen. Dankenswerter Weise hat der Verlag dem Buch einen Flyer beigelegt, der auf die 2024 stattfindenden Ausstellungen in Hamburg, Berlin, Dresden, Greifswald und Winterthur aufmerksam macht.

Das Buch selbst enthält eine doppelte Erzählung – die des Lebens von Caspar David Friedrich und die der Geschichte seiner Bilder. Es gliedert sich in vier große Abschnitte: Feuer, Wasser, Erde, Luft. Diese Überschriften prägen nicht nur sein Leben, sondern ebenso die Geschichte seiner Bilder. So sind sowohl er als auch seine Bilder mehrfach von Feuer betroffen – er hat dies stets überlebt, viele seiner Bilder leider nicht.

Das Buch zeichnet jedoch nicht nur seine Lebensstationen nach, sondern auch die Rezeption seines Schaffens. War er doch zeitweise in Vergessenheit geraten, als unmodern angesehen, seine Bilder wurden auf Dachböden deponiert oder als unbekannte Werke in Hinterzimmern aufgehängt. Dann wiederum wurden sie teilweise gestohlen – oder durch Zufall wiederentdeckt. Diese wechselnden Geschichten sowohl zum Leben des Malers sowie zur Rezeption seiner Bilder machen den Reiz des Buches aus. Natürlich enthält es Abbildungen und Beschreibungen zur Entstehungsgeschichte des noch Vorhandenen und auch zu den verschollenen Werken. Diese haben teilweise Künstler anderer Genres inspiriert – so wurde Samuel Becket durch Casper David Friedrich zu seinem Stück „Warten auf Godot“ angeregt und selbst die Bühnenfassung orientiert sich bei den Kulissen an seinen Werken. „Von wem redet eigentlich Kate Winslet, als sie im Film Titanic von Leonardo DiCaprio gemalt wird?“, war 2023 eine Frage bei Günter Jauch. Die Beispiele ließen sich fortsetzen.

Ausgiebig wird im Buch immer wieder auf Versuche der Nationalsozialisten eingegangen, die gesamte Romantik und vor allem Casper David Friedrich für ihre Propaganda zu nutzen. Bereits im Ersten Weltkrieg wurde er als Verteidiger Deutschlands gefeiert. Im Katalog der Dresdner Ausstellung von 1974 anlässlich seines 200. Geburtstages wurde er dagegen als Vorläufer des marxistischen Menschenbildes dargestellt. Gleichzeitig begann in der DDR eine intensivere Rezeption der Romantik.

Insofern dürfen wir auf die diesjährigen Ausstellungen und die Kataloge zu ihnen gespannt sein. Das Buch regt dazu an, sich intensiv mit ihm und seiner Kunst zu beschäftigen.

Viola Schubert-Lehnhardt

Florian Illies: Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2023, 251 Seiten, 25,00 Euro.

 

S.J. und Figaros Hochzeit

Menschen reagieren ja durchaus unterschiedlich auf Mozarts Oper „Figaros Hochzeit“ und keineswegs durchgängig nur huldigend. S.J.s (Siegfried Jaconsohns), des Gründers und Herausgebers von Schau- und Weltbühne, Eloge jedoch lediglich mit letztgenanntem Begriff zu belegen, wäre eine sträfliche Untertreibung: „Wenn ich hundertundsechzig Jahre alt sein werde; wenn bis auf mich alle Zeugen des letzten Völkerkriegs erloschen sind und – ich selbst ihn vollständig vergessen habe; wenn nicht einmal mehr ein Mensch lebt, den ich liebe, und der mich liebt; wenn ich in einer Bodenkammer ohne Ofen hause; wenn ich halbblind, schlagflüssig, gichtgeschwollen und verkalkt bin; wenn ich nichts weiter besitze als eine Kruste trocknen Brots für jeden Mittag, die zweihundertzweiundsiebzig roten Halbjahrsbände, mein geronnenes Herzblut, der ‚Schaubühne ‘ und eine erbettelte Anweisung der Königlichen Intendantur an die Schließer des Opernhauses, mich bei jeder Aufführung von ‚Figaros Hochzeit‘ auf dem Stehplatz des Vierten Ranges zu dulden – und wenn dann eine mitleidige Haut zur gefälligen Auswahl einen Strick, ein Giftpulver, ein Federmesser und ein ganz kleines Schießgewehr auf meine Bettdecke legt und mir einzureden versucht, daß es in dem Himmel, den ich mir redlich verdient habe, unbedingt wohnlicher sei als unter solchen Umständen auf Erden: so werde ich Strick, Gift, Dolch und Geschütz mit einer gelassenen Bewegung von der Bettdecke streifen, dem freundlichen Helfer mitteilen, daß die Musik des Himmels und der Sphären unmöglich so schön sein könne wie Susannens Garten-Arie, und ihn ersuchen, nicht früher wiederzukommen, als bis ich taub geworden sei. Und wenn ich dann eines häßlichen Tages, wider meinen heftigen Willen, wirklich gestorben bin; wenn eine stärkere Macht die klammernden Organe, womit ich mich an die Welt dieses Mozart gehalten habe, nicht ohne Anstrengung losgerissen hat; wenn endlich doch meine unsterbliche Seele sich traurig in die Höhe schwingt: so soll dazu wenigstens die Stelle gespielt werden, wo das Kindermenuett des dritten Akts in den Fandango übergeht.“

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S.J.s Geburtstag hat sich gerade, am 28. Januar 2024 zum 143. Male gejährt.
Sein Grab galt jahrzehntelang als verschollen, kann längst aber wieder besucht werden (siehe
Blättchen 25/2023).

Die Pretiose aus S.J.s Feder (Schaubühne, 42/1914) gefunden hat übrigens Blättchen-Autor Reinhard Wengierek, und zwar in so jungen Jahren, dass er sie bereits in der Weltbühne 7/1981, im Rahmen einer Bemerkung, erstmals nachdrucken lassen konnte.

 

Aus anderen Quellen

In seiner Laudatio auf Angela Davis, die am 26. Januar 2024 ihren 80. Geburtstag feierte, schreibt Dietmar Dath: „Was heute von den Anti-Autoritären, aber auch von Marx, Lenin oder Mao übrig ist, reibt sich gern an jüngeren Politikformen, die oft „woke“ genannt werden und in deren ungemachtes Nest ein Liberalismus, der zu schwach scheint, seine Ideen noch selbst auszubrüten, sein windigstes Kuckucksei gelegt hat: den Einfall, man müsse da, wo die Reichen und Mächtigen eine ausreichend hohe Varianz nach Herkunft, gewissen Äußerlichkeiten und persönlichem Paarungsverhalten aufweisen, von Unterdrückung, Ausbeutung oder Unrecht nicht mehr reden. Wer so was glaubt, sollte sich mal mit dem Essay „Women, Race & Class“ (1981) von Angelas Davis beschäftigen […].“

Dietmar Dath: Präsenzlehre in Freiheit, faz.net, 26.01.2024. Zum Volltext hier klicken.

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John Mearsheimer befasst sich mit dem „84-seitigen ‚Antrag‘, den Südafrika am 29. Dezember 2023 beim Internationalen Gerichtshof (IGH) eingereicht hat und in dem Israel beschuldigt wird, Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen zu begehen. Darin wird behauptet, dass Israels Handlungen seit Beginn des Krieges am 7. Oktober 2023, darauf abzielen, die Vernichtung eines wesentlichen Teils der palästinensischen nationalen, rassischen und ethnischen […] Gruppe im Gazastreifen herbeizuführen‘. Dieser Vorwurf fällt eindeutig unter die Definition von Völkermord in der Genfer Konvention, die Israel unterzeichnet hat.“

John J. Mearsheimer: Völkermord in Gaza, seniora.org, 07.01.2024. Zum Volltext hier klicken.

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Wenn man lese, so Stefano di Lorenzo, „Russland führe einen Krieg gegen den Westen, fragt man sich schon, was Putin Europa und dem Westen im Allgemeinen eigentlich angetan hat. Ist es möglich, eine einzige feindselige Handlung von Putins Russland gegenüber dem Westen in den letzten 30 Jahren, seit dem Ende des Kalten Krieges, zu nennen? Auch nur eine einzige? Nicht eine feindliche Aktion gegen die Interessen des Westens in anderen Ländern, in Syrien oder in der Ukraine, sondern eine feindliche Handlung gegen den Westen selbst? Was hat Putins Russland Deutschland, Frankreich, der Schweiz oder den Vereinigten Staaten […] angetan?“

Stefano di Lorenzo: Darf man den Westen kritisieren? globalbridge.ch, 06.01.2024. Zum Volltext hier klicken.

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„Alle, die den Kapitalismus abschaffen oder überwinden wollen, übersehen etwas Grundlegendes“, meint Wilfried Nelles und fährt fort: „Niemand hat ihn geschaffen, niemand hat den Kapitalismus – ganz im Gegensatz zum Sozialismus – gemacht! Er ist entstanden, er ist gewachsen, und zwar ganz von selbst. Niemand hatte die Idee: Jetzt schaffen wir das Feudalsystem und die Zünfte ab und machen den Kapitalismus, niemand hatte einen Plan, wie das geschehen und wie er aussehen sollte. Niemand hat eine ‚kapitalistische Partei‘ gegründet, die Leibeigenen aufgerufen, ihre Fesseln abzuwerfen, und das als Massenbewegung organisiert.“

Wilfried Nelles: Warum der Kampf gegen den Kapitalismus scheitert, berliner-zeitung.de, 24.12.2023. Zum Volltext hier klicken.

Zusammengetragen von Wolfgang Schwarz.