19. Jahrgang | Nummer 13 | 20. Juni 2016

Bemerkungen

Beschämende Ignoranz

Am 22. Juni jährt sich der Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion zum 75. Male. Es ist nichts an großen Feierlichkeiten seitens der deutschen Verfassungsorgane angekündigt oder zu erwarten. Gauck oder Merkel werden wohl weder in Moskau noch in Berlin der vielen Millionen sowjetischer Opfer dieses Krieges gedenken. Wenig ist an Protesten gegenüber diesem Verhalten zu lesen. Da ist es umso wichtiger, dass Götz Aly, Historiker und Kolumnist der Berliner Zeitung, seit Wochen gegen dieses unverzeihliche Vergessen und Wegschauen anschreibt. Er erinnert an die systematische Planung des Verhungerns von Millionen Sowjetbürgern, um die Ernährung des deutschen Reiches zu sichern. Zitiert aus Protokollen der deutschen Wehrmacht, die in ihrem grausamen Kalkül zittern lassen. Aly benennt auch das Schicksal der Kriegsgefangenen, die dem Hungertod überantwortet wurden, und an das von chronisch Kranken, die ermordet wurden, um Quartiere für SS und Armee zu gewinnen.
Er erinnert an Gaucks Besuch in Polen aus Anlass des 75. Jahrestages des Überfalls, wo der Bundespräsident passende Worte gefunden hatte. Zum 75. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion müsste er dann – so Aly – ähnlich sagen: „Viele Millionen sowjetische Bürger wurden willkürlich erschossen oder systematisch liquidiert. Sie endeten bei der Zwangsarbeit, im Bomben- und Geschosshagel, in Gaswagen und Massengräbern oder mussten verhungern.“
Es ist beschämend, was da im demokratischen Mäntelchen der Ignoranz geschieht. Die sowjetischen Opfer des Krieges sollten kein Spielball gegenwärtiger Propagandaschlachten sein. Schon gar nicht von deutscher Seite.

Margit van Ham

Abwechslung fürs Volk

Obwohl sie unsere unmittelbaren Nachbarn sind, die Österreicher, weiß man in Sachen Humor fast nichts von ihnen. Gehen sie zum Lachen in den Keller und klagt die FPÖ etwa gleich, wie dieser schnauzbärtige Türke, wenn ein Satiriker mal einen direkten, unverschämten Witz macht? Natürlich gibt es die Erste Allgemeine Verunsicherung, den genialen Zeichner Haderer und – äh, ja was dann? Ah, da existiert in Wien der Holzbaum Verlag, der ab und an satirische Bücher unters darbende Volk bringt und Karikaturausstellungen sauber und vergnügt begleitet …
Kommen wir gleich auf die Ausstellung „Brot und Spiele – Cartoons & Karikaturen“ zu sprechen, die noch bis zum 30. Oktober in den Ausstellungshallen „Kunst am Steinberg“ in Österreichs Hauptstadt zu sehen ist. Und wer in diesem Jahr nicht die Nachbarn im Urlaub besuchen kann, der sollte wenigstens zum gleichnamigen Buch „Brot & Spiele“ greifen, dass die Ausstellung in sich trägt und dem Leser respektive Bilderanseher vergnügliche Stunden beschert.
Wie es der Name schon vermuten lässt, geht es um Wettkämpfe, die schon im alten Rom für Abwechslung sorgten und das Volk von den wichtigen Dingen des Lebens fern halten sollten. Bereits das Titelbild zeigt an, um was es geht: Die Löwen werden ans Buffet geführt und die Gefangenen in die Arena. Nach dem öffnen des Tores werden beide aufeinander treffen und die Wegweiser Recht bekommen. Natürlich geht es bei „Brot & Spiele“ vorwiegend um Sport, aber auch um Brötchen, die wie Ärsche aussehen („Der Bäcker hat uns verarscht“.)
Sehr interessant ist die Künstlerin Elisabeth Semrad, die in Wien lebt und für den ORF arbeitet. Ihre Zeichnungen kommen zwar verdammt kindlich daher, sind jedoch ausgesprochen gemein und herrlich sarkastisch. Wenn man Elisabeth Semrad vergleichen will, dann steht sofort Jürgen Marschal bereit, dessen Figuren noch absurder aussehen und mit riesigen Rollnasen durch die Gegend laufen. Hier gibt es ein „Hütchenspieler-Begräbnis“: „Und so verabschieden wir uns heute von Ronnie, der hier in einem der drei Särge vor uns liegt“.
Den einfachen Strich mögen Schilling & Blum, die als zeichnerisches Duo in Titanic, Eulenspiegel und Stern zu bewundern sind und im Buch die neue Wettkampfsportart Yoga präsentieren:
„Ich sage dir, Yoga macht einen ganz neuen Menschen aus Dir!“.
„Hauptsache ich gewinne“.
Des Weiteren spielen ungewöhnlich aussehende Siegerpodeste, längst vergessene Sportarten und Witze mit Lebensmitteln eine tragende Rolle.
Neben den bereits genannten Künstlern sind noch Ari Plikat, Martin Zak, Polo und Stephan Rürup und manche weiteren zu bewundern.
Wer Gefallen an dem Buch gefunden hat, der sollte unbedingt die Werbung auf der letzten Seite beachten: „Kunden, die dieses Buch gekauft haben, interessieren sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch für ‚Kriegerische Auseinander Zeichnungen‘.“
Ja, stimmt!

Thomas Behlert

„Brot & Spiele“, Holzmann Verlag, Wien 2016, 95 Seiten, 19,95 Euro.
Ausstellung: „Brot und Spiele – Cartoons & Karikaturen“, noch bis 30.10.2016, Kunst am Steinberg Wien.

Film ab

„Vor der Morgenröte“, Regie Maria Schrader, erzählt episodenhaft vom Leben Stefan Zweigs im Exil, in das auch ihn das Hitler-Regime gezwungen hatte, und endet mit dem Freitod des Schriftstellers im brasilianischen Petrópolis im Februar 1942.
Die positiven Besprechungen zu diesem Film fielen teils euphorisch aus; da wurden schon mal Attribute wie „bildmächtig“ oder „kunstvoll“ (Berliner Zeitung) nicht gescheut. „Ausstattungshaft“ hingegen lautete das Verdikt von Gunnar Decker in seinem veritablen Verriss im nd.
Und tatsächlich – ein mit dem Leben und den Auffassungen Stefan Zweigs unvertrauter Zuschauer, also fast ein jeder, hat keine Chance zu verstehen, was den Großschriftsteller ausgerechnet das tropisch-provinzielle Petrópolis im Bundesstaat Rio de Janeiro als Exilort wählen ließ. Im Film erklärt Zweig zwar, dass New York als Wohnort nicht infrage komme, weil die Stadtluft nicht gut sei für das Asthma seiner zweiten Frau. Aber das galt für die Tropen mit ihrer hohen Luftfeuchtigkeit natürlich nicht minder. Zweig wollte vielmehr an einen für ihn zwar sicheren Ort, aber mit möglichst wenig Aussicht darauf, von den Medien als Märtyrer nazistischer Vertreibung herausgestellt und – quasi im Gegenzug – regelmäßig zur Abgabe politischer Statements aufgefordert zu werden. Beide Rollen lagen ihm persönlich überhaupt nicht, was Zeitgenossen und Exilkollegen durchaus irritierte.
Ebenso lässt der Film den nicht entsprechend vorgebildeten Zuschauer mit der Frage allein, woran dieser Mann eigentlich so unsäglich litt, dass er in den Freitod ging. Gefahr für Leib und Leben bestand nicht. Im Unterschied zur großen Masse seiner Exilkollegen litt Zweig auch keinen finanziellen Mangel. Er hatte eine junge Frau …
Doch Stefan Zweig war ein großbürgerlicher Künstler und Schöngeist, der bis zum Exil in einer der damaligen Kulturhauptstädte der Welt lebte, in Wien. Mit Theater, Konzerten, Ausstellungen, Literaturszene, und mitten in dieser Welt war er einer der Fixsterne, um die sich drehte. Das war zugleich das Elixier seines schriftstellerischen Schaffens.
Dazu bot Petrópolis nun wirklich das denkbar krasseste Kontrastprogramm. Und dreimal pro Woche die New York Times, die, wie der Film zeigt, dort zu haben war, dürfte eher zusätzlich dafür gesorgt haben, dass der Schorf über der Wunde des Verlustes keine Chance bekam abzuheilen.
Auch schriftstellerisch eröffnete dieses Exil keine neuen Perspektiven. Dazu Gunnar Decker: „Er schreibt […] ein erstaunlich schwaches Buch über Brasilien, in dem er nicht verbergen kann, dass ihm als altem Europäer Brasilien eben doch nicht der Stoff ist, der seinen Büchern Substanz zu geben vermag.“
Kann man sich „Vor der Morgenröte“ also schenken? Das sollte man keineswegs. Denn wer den begnadeten Mimen Josef Hader bisher nur als grantelnden, eigenbrötlerischen Dauerlooser Brenner aus den inzwischen vier Verfilmungen von Wolf-Haas-Kultthrillern oder als Kabarettisten kennt, der wird durchaus auf seine Kosten kommen: Hader kann auch sehr gut ganz anders – subtil, elegant, zart, sanft. Sehenswert darüber hinaus Aenne Schwarz, Barbara Sukowa, Matthias Brandt und – eine so gar nicht brasilianisch-ausgelassen, sondern geradezu sauertöpfisch aufspielende Tropenkapelle mit einer äußerst erträglichen Interpretation des Donauwalzers: Ein schiefer Ton jagt den nächsten.

*

Zwei meiner Enkel, sieben und acht, haben sich in diesem Streifen amüsiert wie Bolle, und als beim abschließenden Showdown kuschel-flauschige Piepmätze als lebende Kanonenkugeln verschossen wurden und in dieser Funktion eine ganze Stadt in Grund und Boden bombten, hielt es sie nicht mehr auf den Sitzen. Die Frage, ob solche Kamikazeritte nicht womöglich furchtbar schmerzhaft sein müssten, kam gar nicht erst auf, denn Blut floss keines, und nicht eines der Geschosse brauchte hinterher auch nur ein Pflaster. Strahlende Sieger, wohin das Auge blickte. Wie das gehen soll? Geschenkt. „Angry Birds“ war da aus dem puren Klamauk schon längst nicht mehr zu retten.
Dazu passte die Botschaft, die man aus US-amerikanischen Streifen ganz anderer Couleur zur Genüge kennt: Wenn das Vaterland in höchster Gefahr ist, dann wachsen die Unangepassten, die eine bequeme, saturierte, träge Gesellschaft zuvor therapieren lassen wollte, über sich hinaus und retten das Gemeinwesen – wobei persönliche Wut zwar nicht ihre einzige, aber doch eine entscheidende Produktivkraft ist.
Dass diese Message beim jugendlichen Publikum Wurzeln schlägt, ist im vorliegenden Falle hingegen vor lauter Klamotte wohl eher nicht zu befürchten. Eine Szene ziemlich am Ende des Films ließ meine Enkel allerdings darauf schließen, dass mindestens ein weiterer Teil folgen könnte. Doch lässt mich der ziemlich dürftige Publikums„andrang“ bei unserer Sonntagsnachmittagsvorstellung hoffen, das ihnen dies erspart bleibt.
Fazit, wieder einmal: Es gibt Filme, die sind so überflüssig wie ein Kropf.
„Angry Birds“, Regie: Fergal Reilly und Clay Kaytis. Derzeit in den Kinos.

Clemens Fischer

Nachrichten

Das wollten Sie bestimmt auch schon immer mal wissen: Wieso folgen den neuesten Nachrichten jedes Mal noch neuere?
Einen Hinweis auf die Ursache dieses Phänomens lieferte jetzt ZEIT ONLINE. Am 15. Juni 2016, 7:36 Uhr, stellte die Redaktion unter Berufung auf afp und haw eine Meldung unter der Überschrift „Nato erklärt virtuellen Raum zum Kriegsgebiet“ ins Netz. Demzufolge habe NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärt, dass virtuelle Attacken den Bündnisfall nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrages auslösen könnten.
Also wird Brüssel demnächst wahrscheinlich Hackern den Krieg erklären, und man darf gespannt sein, wo die Gegenschläge niedergehen werden. Zumal es bisher noch bei keiner als sicherheitsrelevant eingestuften Cyberattacke irgendwo auf der Welt jemals gelungen ist, den Angreifer definitiv, also quasi gegenschlagsfest, zu ermitteln.
Die Hacker allerdings waren da bereits vorgewarnt, denn schon am 4.Juni war die Spiegel-Ausgabe 23/2016 in die Kioske gekommen.
Darinnen ein Interview mit Stoltenberg.
Darinnen diese Aussage: „Eine Cyberattacke kann als Angriff nach Artikel 5 des Nato-Vertrags bewertet werden und damit den Bündnisfall auslösen.“
Die Frage, wie viele der allerneuesten Nachrichten einfach dadurch zustande kommen, dass die neuesten anderswo schlicht verpennt worden sind, sollte jetzt rasch von einer unabhängigen Expertenkommission untersucht werden …

hpg

Frankfurter Impressionen

Ein Familienfest führte mich in die Nähe von Frankfurt am Main, von dem ich hauptsächlich diesen unangenehm großen Flughafen kannte. Nun also zwei Tage Frankfurt – zugegeben meist auf reichlich abgenutzten Touristenpfaden. Römer, Paulskirche mit Rückblicken auf die Revolution von 1848/49, Alte Oper, Museumsufer … Sehr lohnend das Städel mit seiner beeindruckenden Kunstsammlung von der Klassik bis zur Moderne. (eine Entdeckung für mich: Eugenie Bandell mit „Sonne am Mittag“, was für Farben!). Miró in der Schirn-Kunsthalle, das Mainufer mit entspannendem Blick. Die Stadt war im Krieg stark zerstört worden, im Zentrum überwiegen eher die wenig schönen Nutzbauten der Nachkriegszeit.
Beim Schlendern durch die Innenstadt, neben all den Banktürmen, fällt Armut besonders auf. Vielleicht weil sie sich hier auf relativ kleinem Platz drängt. Bettler, Flaschensucher, Abgehängte. Nicht zu übersehen trotz der Touristenströme, Chinesen, Japaner, Amerikaner, Russen. Ich frage mich schon, was die alle in der Frankfurter Einkaufsmeile sehen – und vor allem fotografieren – wollen. Was auch auffällt ist Schmutz – und das bei einem Berliner Besucher, der was Sauberkeit der Straßen betrifft, nicht gerade verwöhnt ist. Reiche Banken sind vielleicht doch nicht die Gewähr für ein dickes Stadtsäckel. Aber vielleicht bin ich auch einfach zum falschen Zeitpunkt da.
Das Haus Wertheym ist alt, seine Tradition reicht bis ins Jahr 1479 zurück. Die urige Gaststätte verwöhnt alle Sinne, fürs Essen und fürs Sehen. Sprüche über Sprüche zieren Decke und Wände. Angetan hat es mir der Folgende:
„Die meisten verwechseln
Dabeisein mit Erleben.“
Es gibt auch Groberes, aber lesen macht hier echt Spaß. Chinesische Gäste fotografieren eifrig die gesamte Innenausstattung. Vielleicht gibt es ja bald ein Haus Wertheym auch im Fernen Osten.
Ein längerer Spaziergang führt dann etwas aus der Touristengegend heraus und eher zufällig zum Friedberger Platz. Hier drängen sich Hunderte von jungen Leuten mit Weinglas oder Bier in der Hand. Leider komme ich zu spät, um auch ein Glas Wein zu genießen. Dank Internet weiß ich nun, dass es sich um eine Freitagsparty handelt, die just an diesem Tag zum Friedberger Platz zurückgekehrt ist. Hier treffe ich wohl fast alle jungen Frankfurter … Nicht schlecht dieser Brauch und ein netter Abschied von der Stadt.

MvH

Aus anderen Quellen

Der „Atomkrieg wird wieder denkbar“ beunruhigt sich Michael Stürmer, weil die Lektionen des Kalten Krieges, dass es in einer atomaren Auseinandersetzung keinen Sieger geben würde, weil als zweiter stürbe, wer als erster schießt, bei heutigen Politikern und Militärs offenbar vergessen sind. Konkret vermerkt Stürmer: „Die Philosophie, gemeinsam zu überleben oder gemeinsam unterzugehen, hat an Geltung und Wirkungsmacht verloren. Die unerbittlichen Lektionen aus den Weltkrisen um Berlin und Kuba vor einem halben Jahrhundert – Gleichgewicht, Gesichtswahrung und vertrauensbildende Rituale – sind einer neuen Generation militärischer und politischer Führung weitgehend verloren. Es ist in der Tat erschreckend, zu hören und zu lesen, wie Militärs und Spitzenpolitiker die Waffen des Weltuntergangs herunterreden, als gehe es um Artillerie besonderer Art.“
Michael Stürmer: Atomkrieg wird wieder denkbar, Die Welt (online), 23.05.2016. Zum Volltext hier klicken.

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Zum Beschluss des Bundesverteigungsministeriums, der Bundeswehr eine eigene Truppenorganisation „Cyber- und Informationsraum“ mit 13 500 Soldaten und zivilen Mitarbeitern aufzustellen, kommentiert Frank Rieger, seit 1990 einer der Sprecher des Chaos Computer Clubs: „Es handelt sich dabei um den Versuch des Verteidigungsministeriums, den Bereich Netzwerksicherheit als Handlungsfeld zu besetzen. Aus meiner Sicht ist das reines Machtkalkül und wenig zielführend. Der Versuch, das Feld zu militarisieren und zu „vergeheimdienstlichen“ geht am Kern des Problems vorbei: schlechte Software, mangelnde Ausbildung und fehlende Haftungsregeln für Unternehmen. Zu glauben, man könne hier mit militärischen Mitteln irgendetwas anderes als eine Eskalation bewirken, ist naiv.“
Auch in der NATO genießt Cyberwarfare hohe Priorität. Sie werde „in den höchsten Rängen zusammen mit der Raketenabwehr und der Energiesicherheit in einem Atemzug genannt“, so Suleyman Anil, der Leiter des NATO-Zentrums zur Reaktion auf Computerzwischenfälle. Dazu Thomas Gruber von der Informationsstelle Militarisierung (IMI): „Das Bedrohungsszenario, das von der NATO stetig aufrechterhalten wird, birgt neben der Möglichkeit einer Eskalation internationaler Konflikte aber auch eine erhebliche Gefahr für die Zivilgesellschaft. Ziele wie Krankenhäuser oder die Stromversorgung eines Landes stehen sowohl auf der Liste der bei einem Cyberangriff gefährdeten Objekte, als auch auf der Agenda bei Angriffen von Seiten der NATO-Staaten, wie die vermutliche US-amerikanische Attacke auf das iranische Atomprogramm eindrucksvoll zeigt.“
Frank Rieger: „Cyber-Gedöns“. Warum der neue Vorstoß zur Cyber-Sicherheit am Kern des Problems vorbei geht, IPG. Internationale Politik und Wirtschaft, 02.05.2016. Zum Volltext hier klicken.
Thomas Gruber: Cyberwar und Inforaum. Die NATO und der Krieg auf dem fünften Schlachtfeld,
IMI-Analyse 2016/16. Zum Volltext hier klicken.

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Rüstungsexporte und internationaler Waffenhandel boomen. Philippe Leymarie fasst in einer detaillierten Analyse zusammen „Nach den neuesten Zahlen von Sipri vom Februar 2016 war das Gesamtvolumen der Waffenverkäufe in den letzten fünf Jahren (2011–2015) so groß wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs‘. Bei den Waffenlieferanten liegen die USA auf Platz eins mit 32,5 Prozent Anteil am Weltmarkt, dicht gefolgt von Russland (25,3 Prozent). Diese beiden Rüstungsgiganten sind in der Lage, Waffensysteme anzubieten, die unter realen Kriegsbedingungen (‚combat proven‘) getestet wurden. Mit großem Abstand liegen auf den Plätzen drei bis fünf: China (5,9 Prozent), Frankreich (5,6 Prozent) und Deutschland (4,7 Prozent). Bei den Abnehmerländern (Importeuren) liegt Indien (ebenfalls im Zeitraum 2011–2015) weit in Führung, gefolgt von Saudi-Arabien, China, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Australien.“
Philippe Leymarie: Waffengeschäfte, Le Monde diplomatique, 12.05.2016. Zum Volltext hier klicken.

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Künstliche Superintelligenzen, die sich verselbständigen und die Kontrolle über die menschliche Zivilisation übernehmen oder diese gar auslöschen könnten, sind bis auf weiteres (noch) Science Fiction. Aber, so der Philosoph Nick Bostrom, wenn man akzeptiere, dass sie eine plausible Entwicklung seien und ein existenzielles Risiko darstellen könnten, müsse man dieses auch untersuchen. „Was auf dem Spiel steht, ist enorm. Es geht um unsere gesamte Zukunft.“ Bostrom ist im Übrigen kein Technikfeind, er plädiert für Forschen statt Verbieten – aber unter wirksamer Kontrolle.
Stefan Schmidt: Dieser Mann denkt über den Untergang der Menschheit nach, Die Zeit (online), 26.05.2016. Zum Volltext hier klicken.