27. Jahrgang | Nummer 13 | 17. Juni 2024

Bemerkungen

Die große Sommeroffensive

Sie läuft demnächst an und wird wie immer sehr nützlich sein. Für die einen so, für die andern so. Und bestimmt werden wieder wohlwollend gute Bilanzen gezogen werden. Wobei ich eigentlich gar nichts gegen diese Spektakel habe. Schließlich haben sie eine durchaus akzeptable Funktion: Endlich mal wieder entspannen, endlich mal wieder den Alltag hinter sich lassen, endlich mal wieder pure Freude und meistens Glückshormone ohne Ende, auch wenn es zwischendurch mal nicht so klappt wie gewünscht – auf jeden Fall ziemlich entspannte Zeiten, in denen einem die da oben mit ihrer Politik gestohlen bleiben können. Einfach mal Ruhe vor den nächsten Stürmen, die unweigerlich kommen werden.

Den Auftakt macht die Fußballeuropameisterschaft in unserem Land, nach kurzer Verschnaufpause gefolgt von den Olympischen Spiele in Paris und nach wieder kurzer Pause vom Wiedereinstieg in die neue Bundesligasaison, diesmal ohne Darmstadt, aber mit St. Pauli.

Jedes Ereignis für sich durchaus fangeschätzt. Bedenklich ist die Häufung: Von Mitte Juni bis Mitte August quasi ununterbrochener Fernsehkonsum mit Aufregfaktor, Bibbergarantie und Werbespots ohne Ende – und kaum Zeit, sich um das Gemeinwohl zu kümmern, darum, was auf der politischen Bühne passiert, was jeden irgendwie betrifft. Vor lauter Sporttaumelei ist man für nichts mehr so recht empfänglich, was den Alltag angeht.

Mithin eine willkommene Festivalzeit für die politisch Entscheidenden, denen das Prinzip „Brot und Spiele“ weder unbekannt ist noch ungelegen kommt. Spiele als auf den ersten Blick unscheinbare, aber hochwillkommene Ablenkungshelfer bei nicht so erwünschten Entscheidungen; das ist das Zuckerbrot, das Politiker in ihren Vorhaben manchmal schneller voranbringt als die eine oder andere Angstkampagne.

Nehmen wir die Fußballeuropameisterschaft: Klar, es geht um den fairen Wettkampf von Nationen. Zugleich aber geht es um die Pflege des nationalen Zusammenhalts, die Förderung von Erlebnissen zwecks Identifizierung mit dem eigenen Land – Tugenden, die im derzeitigen politischen Umfeld gerne gesehen sind. Denn auf ihr Land stolze Bürger werden wohl eher bereit sein, sich auch für andere Ziele ertüchtigen zu lassen. Wir sollten allerdings den alten Spruch nicht aus den Augen verlieren: „Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz!“

Kommen wir zu den Olympischen Spielen. Die Völker der Welt kommen zusammen, um ein Fest der Freude und des fairen sportlichen Wettkampfs zu feiern. Alle Völker? Nicht alle. Und schon wird sie verraten, die ursprüngliche Idee der Spiele: sich zu treffen, die Waffen ruhen zu lassen und vielleicht sogar anstehende Probleme zu lösen. Die Welt feiert den Sport. Aber nur die Guten dürfen teilnehmen und die weniger Bösen, nicht aber die richtig Bösen. Die müssen auf die Strafbank. Wer nicht hören will, muss fühlen. Schwarze Pädagogik in Reinkultur! Aber das Hauptziel wird erreicht werden: Feier des jeweiligen „Wir-Gefühls“. Ablesbar am Medaillenspiegel, der uns zeigen wird, wo wir stehen in der großen weiten neutralen Sportwelt. ESC-mäßig sind wir ja schon mal ins Mittelfeld hochgerutscht. Geht doch. Wir werden schon noch wieder wer.

Und unsere Sportministerin wird das Hohelied des völkerversöhnenden Sports singen, an das Herr Pistorius mit seinen Kriegsertüchtigungsparolen nahtlos anknüpfen kann. Wer im Wir-Gefühl schwelgt, dessen Herz ist sicher auch bereit, in den Krieg zu ziehen. Fragt sich allerdings: Für wen und wofür?

Jürgen Scherer

Ukraine-Krieg: weitere Eskalation?

Wolfgang Richter, Oberst a. D. der Bundeswehr, war bis Ende 2022 bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), dem Think Tank von Bundestag und Bundesregierung, zuständig für die Forschungsfelder europäische Sicherheitsordnung, Rolle der OSZE, Rüstungskontrolle und ungelöste Territorialkonflikte im OSZE-Raum. Derzeit ist Richter Senior Fellow beim Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik (GCSP).

Auf die Frage, welchen nächsten Schritt westliche Militärberater und die politische Führung in der Ukraine planen, nachdem vom Westen gelieferte Waffen auch gegen Ziele in Russland nahe Charkiw eingesetzt werden dürfen, antwortete der Experte gegenüber der Berliner Zeitung: „Da gibt es noch eine ganze Reihe von Vorschlägen. Beispielsweise wird, wie zu Beginn des Krieges, die Idee einer ‚Flugverbotszone‘ diskutiert […]. So könnte der Einsatz von weitreichenden Luftverteidigungssystemen an den Ostgrenzen der NATO-Mitglieder Polen, Slowakei und Rumänien den Schutz der westlichen Teile der Ukraine übernehmen, damit sich die ukrainische Luftabwehr auf den Osten konzentrieren kann. […] eine ‚Flugverbotszone‘, die ja de facto eine Kriegshandlung gegen die russischen Luftstreitkräfte wäre, wäre ein eindeutiger Schritt hin in Richtung eines großen Krieges.“ Auf die Entgegnung des Blattes, dass immer mehr Staats- und Regierungschefs in Europa eine solche Flugverbotszone forderten, fügte Richter hinzu:Ich glaube, die Personen, die eine Flugverbotszone fordern, sind sich nicht im Klaren, was das bedeutet. Erstens: Der Begriff ‚Verbot‘ ist unsinnig, denn ein Verbot kann nur der UN-Sicherheitsrat aussprechen. Und das wird mit China und Russland als ständigen Mitgliedern und Vetomächten nicht passieren. Zweitens: Militärisch geht es bei einer Flugverbotszone darum, mit der eigenen Luftwaffe in das Kriegsgeschehen einzugreifen und zu verhindern, dass russische Raketen oder Kampfjets in den ukrainischen Luftraum eindringen. Damit meint man nicht nur Raketenabwehr, sondern auch den Abschuss russischer Flugzeuge und Angriffe gegen Basen, von denen aus sie starten. Auch die Störung oder Zerstörung der russischen Erfassungs- und Leitradare wäre nötig, um das Überleben eigener Luftstreitkräfte zu gewährleisten. Man muss ehrlich kommunizieren, was das bedeutet: Das wäre der Krieg zwischen der NATO und Russland. Deswegen halte ich diese Vorschläge für unverantwortlich.“

sarc

Film ab

Am 5. Juni 1967 brach Israel mit einem massiven Überraschungsangriff auf Ägypten, bei dem es gelang, praktisch die gesamte Luftwaffe des Landes auszuschalten, den sogenannten Sechstagekrieg vom Zaun. In dessen Verlauf drangen israelische Streitkräfte nicht nur bis zum Suezkanal vor, sondern okkupierten auch erhebliche Territorien der Nachbarstaaten Jordanien sowie Syrien. Israel behielt sie anschließend in Besitz. Das alles sollte man allerdings wissen, wenn man sich den Film „Golda Meir – Israels eiserne Lady“ ansieht, denn informiert darüber wird man nicht. Vielmehr hört es sich so an, als ginge es um die Verteidigung ur-israelischen Territoriums, als die damalige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir nach Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges 1973 in einem Telefonat mit US-Außenminister Henry Kissinger äußert, „dass wir so lange kämpfen werden, bis der letzte ägyptische Soldat über den Kanal zurückgedrängt worden ist“.

Im Mittelpunkt des Films steht der Jom-Kippur-Krieg. Der begann am 25. Oktober 1973, dem Tag, auf den in jenem Jahr Jom Kippur fiel, der höchste jüdische Feiertag. Da versuchten Ägypten und Syrien, den Spieß umzudrehen, griffen ihrerseits aus heiterem Himmel auf breiter Front an und brachten Israel binnen Tagen an den Rand einer militärischen Niederlage. Letztendlich jedoch konnte Israel, nicht zuletzt dank der Hilfe der USA und gravierender strategischer Fehler der ägyptischen Seite, das Blatt doch wieder wenden.

Golda Meir wird im Film gespielt von Helen Mirren, die ein Psychogramm der Politikerin abliefert, das ihrer großartigen Vorstellung als Queen im gleichnamigen Film von 2007, für die sie mit dem Oscar geehrt wurde, in nichts nachsteht.

Dass der Überfall der arabischen Staaten 1973 für die israelische Führung gar nicht wirklich überraschend erfolgte und aufgrund welcher Abläufe und Verquickungen das Land trotzdem an den Rand einer Niederlage geriet, trägt zur Spannung des Streifens bei. Wobei die entscheidende Frage, warum die ägyptische und syrische Kommunikation trotz technischer Möglichkeiten von den Israelis in den Tagen vor Kriegsbeginn nicht abgehört worden war, offenbleibt.

Dass der damalige israelische Verteidigungsminister Mosche Dajan an einem der ersten Tage des Jom-Kippur-Krieges die Einsatzbereitschaft der israelischen Atomwaffen angeordnet hatte, wird im Film zwar beiläufig erwähnt, aber wer mit dem Begriff Dimona nichts anfangen kann, der wird diese Passage möglicherweise gar nicht verstehen. Im Falle einer tatsächlichen israelischen Niederlage wäre die Welt also 1973 unter Umständen Zeuge der ersten Kernwaffeneinsätze nach Hiroshima und Nagasaki geworden. Daran sollten sich vielleicht Zeitgenossen erinnern, die gerade im Ukraine-Krieg Russland „niederringen“ wollen (so dieser Tage der Ex-SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel).

Muss man den Film gesehen haben?

Der Autor als bekennender Fan von Helen Mirren wird diese Frage nicht verneinen. Aber wenn Kollege Thomas E. Schmidt in der Zeit urteilt, „ein heroisierendes Historienspektakel“, mehr „Psychologie als historische Wahrheit also und auch nicht ganz ohne Kitsch“, dann wird er ebenso wenig widersprechen.

Clemens Fischer

„Golda Meir – Israels eiserne Lady“, Regie: Guy Nattiv; derzeit in den Kinos.

 

Das Fußballgenie und sein Fan

Als Neunjähriger entdeckte Christoph Dieckmann den Fußball. Er begann bei Traktor Dingelstädt zu spielen und begeisterte sich für den Wunderfußballer Peter Ducke, der bei Carl Zeiss Jena spielte. Enttäuscht von seiner ersten Begegnung mit dem Idol, verfolgte Dieckmann später als Journalist Duckes Laufbahn intensiver, interviewte ihn und freundete sich mit ihm an. In seinem Buch „Der Stern von Jena. Peter Ducke und ich“ schildert der Autor die nicht immer ebene Laufbahn des Spielers, behandelt die Zeitgeschichte vom Nachkrieg bis in die Gegenwart und die eigenartigen Wege, die die Sportförderung der DDR in Sachen Fußball ging.

Was hat Dieckmann nicht alles mit Ducke erlebt: den bösen Beinbruch 1966 in Mexiko, das mühsame, dann triumphale Comeback, unvergesslichen Spiele gegen Ajax Amsterdam 1970, wunderbare Hattricks, Meisterschafts- und Pokalsiege, 207 Tore in 466 Spielen, 68 A-Länderspiele mit 15 Toren, Olympia-Teilnahmen. Peter Ducke war Torschützenkönig, Fußballer des Jahres und wurde in Jena zum „Sportler des Jahrhunderts“ gewählt. Als Sportjournalisten die „Spieler des Jahrhunderts“ kürten, rangierte Dieckmanns Lieblingsspieler als einziger Ostdeutscher unter den besten zehn – auf Rang 9 gemeinsam mit Jürgen Klinsmann.

Peter Ducke kam im Sudetenland, ganz in der Nähe von Decin an der Elbe, zur Welt. Nach dem Krieg landete die Familie in Schönebeck, wo die Brüder Roland und Peter bei Chemie trainierten. Ende der 50er Jahre bemerkten man in Jena, dass in der Magdeburger Bezirksauswahl ein besonderer Spieler agierte. Trainer Georg Buschner und die Funktionäre beknieten die Eltern, ihre Söhne nach Thüringen ziehen zu lassen.

Als Buschner zum Nationaltrainer berufen wurde, ersetzte ihn Hans Meyer in Jena. Meyer antwortete viele Jahre danach auf die Interviewfrage, ob er nicht gerne Weltstars wie Ronaldinho trainiert hätte: „Junger Mensch, ich hab‘s in Jena doch gehabt, Peter Ducke!“

Meyer wusste, wie man Duckes Emotionen (impulsiv, aufbrausend bis jähzornig) auf dem Platz bändigt. Einen Ausraster schildert Dieckmann sehr genau: Im Pokalfinale 1965 gegen Magdeburg stand es in der 82. Minute 1:1. Da aber die Friedensfahrt unmittelbar nach dem Spiel gestartet werden sollte, durfte es keine Verlängerung geben. Das zweite Tor fiel durch einen Elfmeter für Magdeburg unmittelbar vor dem Abpfiff. Ducke rief zornig: „Den Scheißpokal könnt ihr selber behalten.“ Zehn Wochen Sperre waren die Folge.

1974 zog sich Ducke im Spiel gegen den BFC Dynamo einen Meniskus- und Innenbandschaden zu. Intensiv arbeitete er sich wieder heran und fuhr sogar mit zur WM. Im Spiel gegen die Bundesrepublik ließ Buschner ihn jedoch draußen und setzte Sparwasser ein, der das Siegtor schoss.

Nach der Aktivenzeit arbeitete Peter Ducke als Jugendtrainer in Jena, bis ihm ein Besuch aus dem Westen zum Verhängnis wurde: Weil er mit dem Citroën der Gäste, dem Auto des Klassenfeindes, durch die Gegend gefahren war, wurde er in den Landkreis verbannt, als Stützpunkttrainer in Kahla und Eisenberg. Spannend und emotional schildert Dieckmann ein Kapitel DDR-Fußballgeschichte und das Leben als Fan eines genialen Typs mit Ecken und Kanten.

Thomas Behlert

Christoph Dieckmann: Der Stern von Jena. Peter Ducke und ich. Verlag Voland & Quist, Berlin & Dresden, 128 Seiten, 12,00 Euro

 

Kraus’sche Boshaftigkeiten – Zeitgenossen

Gedanken sind zollfrei. Aber man hat doch Scherereien.

„Sich keine Illusionen mehr machen“: da beginnen sie erst.

Es gibt Menschen, denen es gelingt, die Vorteile der Welt mit den Benefizien des Verfolgtseins zu vereinigen.

Wer andern keine Grube gräbt, fällt selbst herein.

Wiewohl ich viele Leute gar nicht kenne, grüße ich sie nicht.

Das Wort „Familienbande“ hat einen Beigeschmack von Wahrheit.

Was sich alles entpuppen kann: ein Schurke und ein Schmetterling!

Eher verzeiht dir einer die Gemeinheit, die er an dir begangen hat, als die Wohltat, die er von dir empfangen hat.

Die Deutschen – das Volk der Richter und Henker.

Zeitgenossen leben aus zweiter Hand in den Mund.

Nichts ist engherziger als Chauvinismus und Rassenhaß. Mir sind alle Menschen gleich, überall gibt’s Schafsköpfe und für alle habe ich die gleiche Verachtung. Nur keine kleinlichen Vorurteile!

Ein Schein von Tiefe entsteht oft dadurch, daß ein Flachkopf zugleich ein Wirrkopf ist.

Leute, die über den Wissensdurst getrunken haben, sind eine gesellschaftliche Plage.

Fürs Leben gern wüßt’ ich: was fangen die vielen Leute nur mit dem erweiterten Horizont an.

In der deutschen Bildung nimmt den ersten Platz die Bescheidwissenschaft ein.

Die Deutschen sitzen an der Tafel einer Kultur, bei der Prahlhans Küchenmeister ist.

Bildung ist das, was die meisten empfangen, viele weitergeben und wenige haben.

Aus-Leser Jürgen Hauschke

Die Orthographie des Originals wurde beibehalten.

 

Aus anderen Quellen

Zum gegenwärtig vorherrschenden Umgang mit der Corona-Pandemie vermerkt Bastian Barucker: „Jetzt, wo alles vorbei ist und fast keine Gefahr mehr besteht, stigmatisiert, gekündigt oder auf dem medialen Scheiterhaufen verbrannt zu werden, fordern die lautesten Maßnahmenbefürworter plötzlich eine Aufarbeitung. Wenn diese Forderung ernst gemeint ist, müsste man umgehend das Gespräch mit all den kritischen Stimmen suchen, die vor kurzem noch als ‚Schwurbler‘ diffamiert wurden. Eine echte Aufarbeitung braucht eine Rehabilitation der Maßnahmenkritiker.

Bastian Barucker: Corona-Aufarbeitung – Rehabilitiert die Maßnahmenkritiker!, berliner-zeitung.de, 24.04.2024. Zum Volltext hier klicken.

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Mit Blick auf den laufenden Nahostkrieg schreibt Wolfgang Herzberg: „Es gilt m.E. auch hierzulande besser zu verstehen, dass sich beide Parteien, mit vielen möglichen Differenzierungen auf allen Seiten, in einer tragischen Konfliktverstrickung, einer sogenannten ‚Kollusion‘ befinden. Darunter versteht man das unbewusste Zusammenspiel von ‚Partnern‘ hinsichtlich eines gemeinsamen Unterbewusstseins: Beide Seiten haben, aufgrund ihrer jeweilig eigenen, traumatischen Unterdrückungserfahrungen, berechtigte Ängste, in ihrer physischen Existenz von der jeweils anderen Seite bedroht oder sogar vernichtet zu werden. Deshalb kommt es immer wieder zu gegenseitig destruktiven, blutigen ,Lösungsversuchen‘, die sich aber als völlig kontraproduktiv für beide Seiten erwiesen haben.“ Auch die von der UNO unverändert propagierte Zwei-Staaten-Lösung sei längst eine Illusion …

Wolfgang Herzberg: Wie ist Frieden in Israel möglich?, Ossietzky, 11/2024. Zum Volltext hier klicken.

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Dmitri Trenin, der russische Politologe und Wirtschaftswissenschaftler, sieht die Welt unaufhaltsam auf dem Wege zur Multipolarität: „Moskau, Peking und Delhi wurden zusammen mit Brasilia zu den Gründungsmitgliedern der BRICS. In diesem Jahr werden auf dem BRICS-Gipfel im russischen Kasan zum ersten Mal auch die Staats- und Regierungschefs Irans, Ägyptens, Äthiopiens, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate vertreten sein. Eine weitere wichtige eurasische Institution ist die ‚Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit‘ (SOZ), die ursprünglich als Forum für China, Russland und die zentralasiatischen Staaten gegründet wurde, inzwischen aber auch Indien, Pakistan und Iran umfasst und demnächst auch Belarus aufnehmen wird. Eine Reihe anderer eurasischer Länder, von der Türkei bis Thailand und von den Malediven bis zur Mongolei, haben ihre Absicht geäußert, entweder der BRICS oder der SOZ beizutreten.“

Dmitri Trenin: US-Weltherrschaft oder multipolare Welt – Europa wird entscheiden müssen, globalbridge.ch, 10.06.2024. Zum Volltext hier klicken.

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„Nach weiteren zwölf Sanktionsrunden“, so David Teurtrie, „vermeldet Russland das zweite Jahr in Folge ein höheres Wirtschaftswachstum als die EU und die USA: Das russische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist 2023 um 3,6 Prozent gewachsen, und im laufenden Jahr dürfte der Zuwachs nach den mehrfach nach oben korrigierten Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) erneut bei 3,2 Prozent liegen.

Mittelfristig könnten sich die Militarisierung der Wirtschaft, der Mangel an Arbeitskräften und der erschwerte Zugang zu westlichen Technologien allerdings negativ auswirken. Doch bislang hat sich die russische Wirtschaft gut gehalten, urteilen sowohl die meisten Analysten als auch anerkannte internationale Institutionen.“

David Teurtrie: Warum die Sanktionen gegen Russland scheitern, monde-diplomatique.de, 13.06.2024. Zum Volltext hier klicken.

 

Zusammengetragen von Wolfgang Schwarz.