Odessa II
Die Städte, die wir durchwanderten, haben uns reicher gemacht:
Prag und Paris, Budapest, Rom,
auch das meerschaumbenetzte Odessa,
als wir dort gingen, ungerufen, doch reuig,
nach dem grausamen Krieg unsrer Väter,
durch die sonnigen Straßen, Hoffnung im Blick.
Welchem Trugbild, Rußland, gibst du dich hin?
Zerschlissen dein Zarenrock, Frost in den löchrigen Stiefeln.
Fühlst dich bedroht von all denen, die fernher drängen,
die eigenen Leichen im Rücken:
„Kommt, seht das Blut in den Straßen.1
Doch wer das Feuer wählt, brandmarkt sich selber auf lange Zeit.
In den zerschossenen Häusern weinen verzweifelt die Mütter,
„Und in den Straßen das Blut von Kindern
floss einfach wie das Blut von Kindern“.2
Kiew, Odessa, Cherson,
erfrierend im klirrenden Winter, von heißen Raketen gezündet.
Die Städte werden auferstehn, der Toten wird man gedenken für kurze Zeit.
Doch wer wird Mut und Willen finden, zu schrieben an die Tore a l l e r Städte
in der Welt das Große Wort TOLERANZ?
(November 2022)
₁ – Pablo Neruda in einem Gedicht über Pinochets brutalen Putsch gegen die chilenische Demokratie 1973
₂ – Ebenda.
Das Gedicht ist Zeugnis eines poetischen Dialogs. Auf unsere Veröffentlichung von Klaus Möckels „Odessa“ antwortete Henry-Martin Klemt mit „Ungerufen“. „Odessa II“ ist Möckels Reaktion darauf.
Vor aller Augen …
Viele kennen Bilder berühmter Maler mit Frauen ihrer Zeit, die heute Models genannt würden. Bisweilen waren es die Ehefrauen, manchmal die mehr oder weniger heimlichen Geliebten, teilweise die Haushälterinnen … Bei Besichtigungen oder Beschreibungen wird ausgiebig auf die Maler, ihre Techniken etc. eingegangen und nur dürftig auf die abgebildete Person. Mehr als Name, Herkunft bzw. „Ehefrau von…“ erfährt die Zuhörerschaft häufig nicht. Die Schriftstellerin und Dramaturgin Martina Clavadetscher nimmt in ihrem Werk einen radikalen Perspektivenwechsel vor: Das Buch widmet sich ausschließlich den abgebildeten Frauen. Diese erzählen aus ihrer Sicht über ihr Leben, ihr Verhältnis zum Maler, die Entstehung des Werkes und die Aufnahme dieses in die jeweilige Gesellschaft. Die jeweiligen Bilder sind als farbige Abbildungen den 19 Erzählungen vorangestellt.
Die Autorin lässt ein Dienstmädchen aus dem 17. Jahrhundert, ein Waisenkind, eine italienische Adlige, Frauen aus Guadeloupe, französische Frauen, Aristokratinnen, Frauen aus Tahiti, Florenz oder Harlem, Tänzerinnen, Pianistinnen, Prostituierte. Selbstmörderinnen, dreifache Mütter, Schwarze Frauen, Weiße Frauen, heterosexuelle, bisexuelle, homosexuelle, Kindsfrauen, alte Frauen, Frauen, die sexuelle Gewalt und Missbrauch erfuhren, die ermordet wurden, und Frauen, die an der Pest starben, sprechen. Nicht von allen hat die Autorin ausführliche Biografien gefunden. Hier wird es Fiktion. Sie schreibt selbst dazu in ihrem Nachwort: „Diese Leben trotzdem zu erzählen gehört zur wunderbaren Arbeit einer Autorin. Literatur ist immer Behauptung. Literatur ist lustvolle Grenzüberschreitung.“ Leider schmälert der Verlag diese Lust dadurch, dass er sich der „cancel cultur“ an einigen Stellen im vorauseilenden Gehorsam gebeugt hat und einige von der Autorin gewählte Begriffe geschwärzt hat. Ein historischer Text soll und muss mit historischen Begriffen arbeiten, sonst verfälscht er die Zeitgeschichte!
Die Auswahl der Gemälde und damit der weiblichen Geschichten geschah – so Clavadetscher – intuitiv, d.h. nicht entsprechend irgendeiner kunsthistorischen Agenda. Insofern sind auch die ausgewählten Frauen(biografien) eher zufällig. Wichtig ist jedoch, dass es ohne sie „kein künstlerisches Werk, kein Staunen, kein Schauen“ gegeben hätte. „Ohne sie wäre die Kunstgeschichte, so wie wir sie heute kennen, undenkbar.“ Die dargestellten Frauen „waren nicht bloß dargestellte Objekte, sondern immer auch Mitarbeiterinnen, Unterstützerinnen, Trägerinnen, ein Spiegel ihrer Zeit, Ikonen, Inspiration, Partnerinnen, Retterinnen“ – danke Martina C., dass Du sie für uns lebendig werden läßt!
Martina Clavadetscher: Vor aller Augen, Unionsverlag, Zürich 2022, 234 Seiten, 24,00 Euro.
kw-Vermerk für Clara
Im Vorfeld des diesjährigen Internationalen Frauentages, dessen Begründerin 1910 die sozialdemokratische Frauenrechtlerin Clara Zetkin war, machte uns das Aktionsbündnis „Kein Knoten für Zetkin“ auf einen Skandal sondergleichen aufmerksam. Auch die Stadt Tübingen hatte sich offenbar durchgerungen, ihre Straßennamen zu überprüfen und setzte eine Kommission ein. Die stieß sich ausgerechnet an … Clara Zetkin – und empfahl, die Straßenschilder der Tübinger Clara-Zetkin-Straße mit einem Knoten zu markieren. Das solle zeigen, dass hier ein Straßenschild den Namen einer „Demkratiefeindin“ führe. Farbige Punkte oder Dreiecke verbieten sich schließlich aus historischen Gründen in Deutschland. Man geht nicht fehl in der Annahme, dass dies der erste Schritt in Richtung Umbenennung sein würde. Berlin hat mit „seiner“ Clara-Zetkin-Straße Anfang der 1990er Jahre ähnliche Erfahrungen gemacht. Das Aktionsbündnis weist aber gemeinerweise darauf hin, dass auf der Homepage der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Clara Zetkin neben vielen anderen Frauen als „Wegbereiterin der Demokratie im Südwesten“ geführt wird. Aber seit wann interessieren sich in Deutschland politische Eiferer jederlei Geschlechts für politische Bildung? Sie haben einen Standpunkt, das reicht. Frauenrechte? Aber doch nicht mit dieser Kommunistin!
Medien-Mosaik
„Schlösser, die im Monde liegen“, „Glühwürmchen“, „Wenn auch die Jahre enteilen“, „Das ist die Berliner Luft“: Diese Schlager, die die Leute um 1900 liebten, haben sich bis heute im Operettenrepertoire gehalten. Komponiert hat sie ein Berliner des Jahrgangs 1866, der zunächst in der Stadtpfeiferei Wittenberge Fagottist wurde, sich aber bald zu einem gefragten Kapellmeister und Komponisten der heiteren Muse in Berlin und Paris entwickelte. Paul Lincke gilt als der Hauptvertreter der Berliner Operette, auch wenn viele seiner Stücke als Singspiele in Revuetheatern entstanden. Ihre musikalische Substanz zeigt sich jetzt neu in einer zweiteiligen Edition seiner Ouvertüren, die das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt eingespielt hat. Das einzige A-Orchester Brandenburgs hat ein breites Repertoire, arbeitet auch mit der Nachbarregion in Polen zusammen und engagiert sich in der Jugendarbeit. Für die Lincke-Edition wurde der Österreicher Ernst Theis gewonnen, der u.a. als Kapellmeister an der Wiener Volksoper und Chefdirigent der Staatsoperette Dresden seine Hand für die leichte Muse bewies. Im Booklet schreibt Theis, dass Linckes „überbordender Reichtum der Melodieerfindung nie trivial oder anbiedernd wird“. So kann man hier neben Bekanntem aus „Frau Luna“ oder „Im Reiche des Indra“ oder der „Siamesischen Wachtparade“ auch den Melodienreichtum heute eher vergessener Stücke entdecken.
Paul Lincke, Das ist die Berliner Luft, Ouvertüren Vol. 1 u. 2, Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt unter Ernst Theis, cpo, jede CD 17,99 Euro.
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Ein Künstlerleben zwischen Pflicht und Kür lebt Erhard Scherner. Der Lyriker und Germanist vom Jahrgang 1929 hat in der DDR auch als Kulturpolitiker gearbeitet. Zur Pflicht zählte, dass der musisch begabte Jüngling gegen Kriegsende noch Flakhelfer werden musste. Danach war er aber unbelastet genug, dass er einer der dringend benötigten Neulehrer werden konnte. Bald studierte er Germanistik an der Humboldt-Universität u.a. bei Wolfgang Harich und anschließend in Leipzig bei Hans Mayer. Der duldete allerdings nur widerwillig, dass Scherner den Schriftsteller und Funktionär KuBa (Kurt Barthel) verehrte und über ihn forschte. Scherner hatte zeitweilig Freundschaften mit Christa Wolf und Wolf Biermann, wurde enger Mitarbeiter von ZK-Mitglied Alfred Kurella und saß da oftmals „zwischen zwei Stühlen“.
Heute erzählt der über 90jährige mit Abstand und Lebensweisheit über seinen Werdegang, wie man einem Porträt des Filmemachers Sven Boeck entnehmen kann. Der unterzog sich der Mühe, in dem langen Leben des Lyrikers nachzugraben, arbeitete mit Fotos und Schmalfilmen aus dem Familienarchiv der Scherners, das bis nach China führt, wo Helga und Erhard Scherner einige Jahre lebten. Wie es dem Schriftsteller gebührt, arbeitet Boeck, der zusammen mit Volkmar Kochan auch die Kamera übernahm, mit poetischen Momenten, klug eingesetzter Musik von Hans Schanderl, Mahler und Purcell, Texten, die aus der Warte von Scherners Tochter von Claudia Mehnert rezitiert werden. Ein Film, der produktives Nachdenken befördert!
GRABEN Erhard Scherner – Erinnerungen, Regie Sven Boeck, 16. März, 19 Uhr, Haus der Natur, Reimar-Gilsenbach-Saal, 14467 Potsdam, Lindenstraße 34; 20. März, 18 Uhr, Kino Toni, 13086 Berlin, Antonplatz 1, beide Vorstellungen in Anwesenheit von Erhard Scherner und Sven Boeck.
Frankie goes to …
Der Ich-Erzähler des Romans ist ein Streuner, ein magerer Dorfkater, mit einer Besonderheit. Er spricht und versteht „Menschisch“, was naturgemäß zu irrwitzigen Situationen führt. Er lebt schlecht und recht auf der Spitze eines Müllbergs am Dorfrand. Die Aussicht da oben ist gut. Aber er ist allein, das ist nicht gut.
Als Frankie wieder einmal durch sein Dorf streift, kommt er zufällig am verlassenen Haus vorbei, in dem ein Mann mit einem von der Decke hängenden „tollen Faden“ spielt. Frankie liebt Fäden, will mitspielen und rettet Richard Gold, der eigentlich mit seinem Leben abschließen wollte. Nicht ganz freiwillig nimmt Gold den Kater bei sich auf, denn der tut ihm wohl gut. Nicht ganz uneigennützig zieht Frankie bei ihm ein, in der Hoffnung endlich den „Hauptgewinn“, ein riesiges Bett, regelmäßiges Fressen, Tierfilme auf Kabel und ein Katzenklo, zu ergattern. Kann das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein? Ein einsamer Streuner und ein lebensmüder Mann?
Bevor Frankie die Abgründe der depressiven Erkrankung seines Menschenfreundes tatsächlich begreift, erfahren wir viel über sein neues Leben bei Gold, von den schlimmen Schmerzen seiner ersten großen Katerliebe, erleben die wunderbare Welt des „Tierbedarfs“, hören eine Menge über originell, auch mal mörderisch agierende Tiere des Dorfes, lernen „Hollywood“ kennen, den „muskulösen Eichkater“ und den dreibeinigen „Professor“. Echte Freunde, mit deren Hilfe doch noch alles gut wird. Vielleicht.
Die durch verschiedene Preise ausgezeichneten Journalisten – Berliner Zeitung, Spiegel – Jochen-Martin Gutsch und Maxim Leo sind bereits mit gemeinsam verfassten Büchern bekannt geworden: „Du bleibst mein Sieger, Tiger“ und „Es ist nur eine Phase, Hase“. Nun ist es also ein Katzenbuch, denke ich, das in diesem Monat erschienene Buch von Gutsch und Leo. Warum nicht. Ich mag Katzen. Mindestens einer von beiden Autoren ist schließlich ein bekennender Katzenfreund. Über Elfriede Jelinek, die Katze im Hause Gutsch, hat man schon gelesen. Ich freue mich auf kurzweilige Literatur. Die bekomme ich auch, aber noch viel mehr. Das Buch ist überaus amüsant, urkomisch. Daneben aber auch ziemlich traurig und steckt voller philosophischer Untiefen. Das Tabuthema Depression, das man in einem Katzenbuch zunächst nicht erwartet, wird von den Autoren nach Katzenart sanft und schleichend hineingeschrieben. Trotz der pointierten Dialoge und der lockeren Katersprüche aus Streunerperspektive wird die Tragik einer depressiven Erkrankung ernst genommen und das Buch bleibt ein großes Lesevergnügen bis zur letzten Seite.
Jochen Gutsch / Maxim Leo: Frankie. Roman. Penguin Verlag, München 2023, 187 Seiten, 22,00 Euro.
Berlin, nie langweilig
Wir fahren vom Heinrich-Heine-Viertel in Mitte nach Wedding zu einer Arztpraxis – Luftlinie etwa zehn Kilometer. Zwei Stunden vorher machen wir uns auf den Weg, damit wir notfalls zu Fuß dahingelangen können. In Berlin weiß man ja nie, was passiert.
Unser Fahrstuhl in der 9. Etage ist defekt. Wegen Pendelverkehr müssen wir zehn Minuten auf die U-Bahn Linie 2 warten. Versuchter Umstieg auf die U-Bahn Linie 6 missglückt wegen eines Polizeieinsatzes. Zehn Minuten Fußmarsch zum Ersatzbus.
Im Bus wird uns von einem Passanten der Polizeieinsatz im Detail erklärt – es war ein Suizid. Ein anderer Passant fühlt sich animiert und erzählt uns in allen Einzelheiten, wie er einmal gesehen hat, wie sich auch jemand vor die Bahn geworfen hat.
Unser Bus kommt nicht schnell genug voran, wir steigen am Hauptbahnhof aus, um ein Taxi zu nehmen. Auf dem Weg zum Taxistand stürzt vor uns eine gehbehinderte Frau mit Rollator. Gemeinsam mit einem anderen Mann schaffe ich es, die ca. 100 Kilo schwere Frau wieder auf die Beine zu stellen.
Endlich sitzen meine Frau und ich in einem Taxi, dass dann an unserer Arztpraxis vorbeifährt. Erst nach einem „Zwischenruf“ von mir hält der Fahrer ungefähr einhundert Meter nach dem eigentlichen Ziel an. Fünf Minuten vor unserem Termin betreten wir die Praxis!
Nun soll noch jemand sagen, das Leben in Berlin sei langweilig …
Blätter aktuell
Der Politikwissenschaftler August Pradetto warnt vor einer drohenden Eskalation des Krieges durch weitere Waffenlieferungen des Westens.
Der Schweizer Diplomat Günther Baechler beschäftigt sich mit den Voraussetzungen, unter denen Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland überhaupt zu einem nachhaltigen Frieden führen könnten.
Der Westen verurteilt den Angriff auf die Ukraine völlig zu Recht als völkerrechtswidrig. Der freie Journalist Andreas Zumach stellt jedoch kritisch fest, dass vor allem die USA seit Jahrzehnten das Völkerrecht lediglich selektiv anwendet, um eigene Verstöße zu verschleiern, etwa im vor 20 Jahren begonnenen Irakkrieg. Dies lasse den Westen unglaubwürdig wirken und führe zur Weigerung vieler Staaten des Globalen Südens, die Sanktionen gegen Russland mitzutragen.
Dazu weitere Beiträge, unter anderem: „Afghanistan: Frauen als Faustpfand“, „Im Supermarkt: Verbrauchertäuschung per Gesetz“ und „Über demokratische Beredsamkeit in unmenschlichen Zeiten“.
Blätter für deutsche und internationale Politik, Berlin, März 2023, Einzelpreis: 9,50 Euro, Jahresabonnement: 79,80 Euro (Schüler & Studenten: 62,40 Euro). Weitere Informationen im Internet.
Aus anderen Quellen
„Es ist üblich geworden“, schreibt Antje Vollmer in einem Text, den die Berliner Zeitung als ihr „politisches Vermächtnis“ bezeichnet, „zu Beginn jeder Erwähnung der ungeheuren Tragödie um den Ukraine-Krieg wie eine Schwurformel von der ‚Zeitenwende‘, vom völkerrechtswidrigen brutalen Angriffskrieg Putins bei feststehender Alleinschuld der russischen Seite zu reden und demütig zu bekennen, wie sehr man sich geirrt habe im Vertrauen auf eine Phase der Entspannung und der Versöhnung mit Russland nach der großen Wende 1989/90. Diese Schwurformel wird wie ein Ritual eingefordert, wie ein Kotau, um überhaupt weiter mitreden zu dürfen. Die Feststellung ist ja auch nicht falsch, sie verdeckt aber häufig genau die zentralen Fragen, die es eigentlich zu klären gäbe.“
Antje Vollmer: „Was ich noch zu sagen hätte“, berliner-zeitung.de, 23.02.2023. Zum Volltext hier klicken.
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„Die verblüffenden jüngsten und detaillierten Berichte über die direkte amerikanische Sabotage der Nord Stream 2-Gaspipeline“, so Graham E. Fuller, „stellen in zweierlei Hinsicht einen wichtigen geostrategischen Wendepunkt dar: Erstens werden die Auswirkungen von Washingtons Kriegshandlung mit katastrophalen wirtschaftlichen Folgen für Europa nicht so schnell abklingen. Noch wichtiger ist aber, dass dieses Ereignis gezeigt hat, wie erfolgreich Amerika jeden öffentlichen Kommentar zu diesem Ereignis unterdrückt hat – in allen US-Medien, aber mehr noch in allen europäischen Medien selbst, einschließlich in dem wirtschaftlich am stärksten geschädigten Staat Deutschland. Wir beobachten ein erstaunliches, fast unerklärliches Schweigen zu diesem internationalen Großereignis.“
Graham E. Fuller: Über die langfristigen Auswirkungen der Zerstörung der Nord Stream 2-Pipeline durch die USA, seniora.org, 23.02.2023. Zum Volltext hier klicken.
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Das chinesische Außenministerium hat – vom chinesischen Auslandssender CGTN verbreitet – unter dem Titel „U.S. Hegemony and Its Perils“ („US-Hegemonie und ihre Tücken“) eine Generalabrechnung mit der globalen Politik der Vereinigten Staaten veröffentlicht. Der Beitrag beleuchtet den Arabischen Frühling, die Einmischungen der USA in Lateinamerika – einschließlich des von der CIA orchestrierten Putsches in Chile – und die Versuche, die Regierungen von Kuba und Venezuela zu untergraben. Auch die „farbigen Revolutionen“ in ehemaligen Sowjetrepubliken wie der Ukraine, Georgien und Kirgistan kommen zur Sprache.
Lange Zeit hatte China trotz Washingtons zunehmender Feindseligkeiten gegenüber Peking eher zurückhaltend agiert. Der jetzige Beitrag signalisiert möglicherweise einen grundlegenden Wandel.
U.S. Hegemony and Its Perils, news.cgtn.com, 20.02.2023. Zum Volltext hier klicken.
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Leo Ensel zitiert aus einer Studie über den Zusammenhang von Atomkriegsrisiko und Künstlicher Intelligenz: Das Risiko eines versehentlichen Atomkrieges könne durch neue technische Entwicklungen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erheblich steigen, insbesondere im Falle internationaler Krisen. Ensel verweist auf das lapidare Fazit der Autoren (zwei Hochschulprofessoren und ein Ex-General): „Es kann und darf nicht hingenommen werden, dass von der Entscheidung eines einzelnen, unter enormem Zeitdruck stehenden Menschen oder gar einer Maschine das Überleben der gesamten Menschheit abhängt. Dieses Problem kann durch den Einsatz von KI-Technologien nicht behoben werden.“
Leo Ensel: Atomkriegsrisiko und Künstliche Intelligenz – Informatiker warnen vor einem Atomkrieg aus Versehen, russland.news, 26. Februar 2023. Zum Volltext hier klicken.
Schlagwörter: Antje Vollmer, Atomkrieg, bebe, Berlin, China, Clara Zetkin, Doris Hauschke, Erhard Scherner, Frank Günther, Jochen Gutsch, Klaus Möckel, Künstliche Intelligenz, Martina Clavadetscher, Maxim Leo, Nord Stream 2, Odessa, Paul Lincke, Sven Boeck, USA, Viola Schubert-Lehnhardt, W. Brauer