27. Jahrgang | Nummer 17 | 12. August 2024

Bemerkungen

Georg-Büchner-Preis

Wer trotz diverser fragwürdiger Praktiken im Hinblick auf die präsentierten Informationen, wie es sie womöglich zu analogen Zeiten beim Brockhaus oder bei Meyers Lexikon in vergleichbarer Weise ebenfalls gegeben haben mag, immer noch bei Wikipedia nachschlägt, dem wird mitgeteilt, dass der Georg-Büchner-Preis, 1923 erstmals verliehen, „der renommierteste Literaturpreis im deutschen Sprachraum“ sei. Ab 2011 mit 50.000 Euro dotiert.

Oswald Egger ist ein Spracharbeiter deutscher Vokalität, der, nicht mehr ganz jung an Jahren, sich immerhin schon Sätze wie die folgenden entrungen hat: „Die Felberpappel wispelt fast, und ein Wasserfall aus Mond- und Nebensonnen spierlt lichte Fäden in den Fäng‘chen und Fingern schwarzgrauer Arven. Ich weiß, im Schatten dieser Vogelkiefern habe eine fast Kannen-Karawane von Schnäbeln verkauert, fransenbeschwänzt, mit einer Harpe von Krallen zerfedert und übertrommelt.“

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat Oswald Egger in diesem Jahr mit dem Georg-Büchner-Preis bedacht. Oder sollte man sagen – geadelt?

Dieser Sachverhalt veranlasste Volker Weidermann im Nachrichtenmagazin Die Zeit zu folgender Intervention: „Unsinn, den man laut liest, bleibt trotzdem Unsinn. Ich habe in den vergangenen Jahren viele Versuche unternommen, Oswald Eggers Bücher zu lesen. Ich bin jedes Mal auf den ersten Seiten gescheitert. Es sind hermetische Texte. Diese Texte wollen keine Leser. […] Ich weiß nicht, welchen Felberpappelschnaps Herr Egger getrunken hat und welche schwarzgraue Arve ihm den Blick auf die Tastatur verdunkelt hat. Und ich habe vor allem auch überhaupt nichts dagegen, dass er das so für sich schreibt und der Suhrkamp Verlag das sogar in herrlich rote Leinenbänden (sic!) druckt. Aber es sollte nicht den wichtigsten deutschen Literaturpreis bekommen. Denn wenn unlesbare Bücher als unsere besten gelten – dann schafft die Literatur sich selbst ab.“

Außer dem kleinen Hinweis auf den grammatikalischen Lapsus ist dem nichts hinzuzufügen.

am

Deutsche Außenpolitik

Dass die wertebasierte feministische Außenpolitik der amtierenden deutschen Ressortchefin eine höchst selektive ist hat sich inzwischen bereits herumgesprochen. Über das neueste Beispiel für diese fragwürdige Ambiguität ist auf dem Portal german-foreign-policy.com (29.07.2024) nachzulesen: „Mit kaltem Schweigen quittiert die Bundesregierung, die sich sonst gern als Hüterin der Menschenrechte in aller Welt in Szene setzt, die mörderische Niederschlagung der jüngsten Proteste in Bangladesch. Offiziellen Angaben zufolge sind bislang rund 200 Regierungsgegner durch die Gewalt von Polizei und Militär zu Tode gekommen. Beobachter rechnen mit erheblich höheren Opferzahlen. Zudem haben die Repressionskräfte viele Tausende festgenommen. Premierministerin Sheikh Hasina, deren Sturz inzwischen immer entschlossener gefordert wird, kooperiert seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2009 mit Indien und wird daher von dessen Regierung offen unterstützt. New Delhi erhofft sich davon größeren Einfluss rings um den Indischen Ozean und will zudem China zurückdrängen, das zum bedeutendsten Handelspartner Bangladeschs aufgestiegen ist. Darin treffen sich seine Interessen mit denjenigen Deutschlands und des gesamten Westens. Indiens Regierung hat die blutige Gewalt der mit ihm loyal verbündeten Regierung von Premierministerin Hasina zu einer ‚inneren Angelegenheit‘ Bangladeschs erklärt; das schließt öffentliche Kritik aus. Berlin hält sich daran und schweigt.“

hh

Zinnober

In der Berliner Zeitung beschäftigt sich ein ganzseitiger Artikel engagiert mit dem tragischen Schicksal eines Berliners: „Obwohl er nun beide Beine verloren hatte und eine 100-prozentige Schwerbehinderung vorliegt, musste Schröder weiter um die Anerkennung eines Pflegegrads kämpfen und sich dazu juristischen Beistand holen.“

Nicht nur Engagement, auch einhergehende begriffliche Klarheit wären wünschenswert.

Behinderungen werden nach dem deutschen Schwerbehindertenrecht stets zwischen 20 und 100 Grad angegeben und nur umgangssprachlich, aber falsch in Prozent. Grad und Prozent sind unterschiedliche Kategorien.

Auch in anderen Lebenswirklichkeiten wie zum Beispiel im Straßenverkehr sind es verschiedene Einheiten. Zeigt das Verkehrszeichen eine Steigung (oder ein Gefälle) von „20 %“ an, entspricht das einem Winkel von 11,3 Grad. 100 Prozent Steigung sind keine Senkrechte, sondern entsprechen 45 Grad. Manche Seilbahnen schaffen das, eine in Schwyz sogar 110 Prozent.

Klein Zaches

Ukrainehilfe

Nach Angaben der Bundesregierung hatte sich die deutsche Ukrainehilfe, finanziert aus öffentlichen Steuereinnahmen, bereits im Februar 2024 auf eine Summe von 34 Milliarden Euro addiert. Darüber, wie viel von diesem Geldwert unter geschenkt, also nicht rückzahlbar, läuft und wie viel in Form von Krediten, also mit Rückzahlungsverpflichtung, vergeben wurde, sind allerdings keine detaillierten Angaben der Bundesregierung bekannt.

Jüngst gab es Presseberichte im Hinblick auf andere westliche Kreditgeber. Demzufolge wurde ein drohender Zahlungsausfall, respektive Staatsbankrott Kiews dadurch verhindert, dass die ukrainische Regierung sich mit einer Gruppe von großen westlichen Gläubigern auf einen Schuldenschnitt geeinigt hat: Fonds um Amundi, Blackrock, Fidelity, Pimco und Co. haben zugestimmt, einen Abschlag von 37 Prozent ihres ursprünglichen Darlehens in Höhe von 23,3 Milliarden US-Dollar in Kauf zu nehmen. Dadurch verzichten die Gläubiger auf 8,67 Milliarden US-Dollar. Kiew hatte sogar einen Schuldenschnitt von 60 Prozent gefordert.

Für die wirtschaftliche Lage der Ukraine war dieser Schuldenschnitt allerdings nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, denn die gesamten Staatsschulden belaufen sich auf mehr als 143 Milliarden US-Dollar. Tendenz – steigend.

Maue Aussichten also auch für das Geld der deutschen Steuerzahler.

hpg

Film ab

„Kommt die D-Mark, bleiben wir. / Kommt sie nicht, geh’n wir zu ihr“, war Anfang 1990 auf den Straßen der untergehenden DDR ein immer lauter skandierter Slogan. Und um der alten BRD das Fluten mit weiteren Millionen DDR-Flüchtlingen zu ersparen, war Bonn nicht nur bereit, die Währungsunion Monate vor dem Anschluss des ungeliebten Nachbarstaates zu vollziehen, sondern auch zu so moderaten Umtauschkonditionen, dass der damalige Bundesbankpräsident Hans Otto Pöhl, weil er dieselben für wirtschaftlichen Wahnwitz hielt, deswegen zurücktrat. Am 1. Juli 1990 war es soweit: Löhne, Gehälter, Renten und Mieten sowie Sparguthaben bis maximal 6000 DDR-Mark wurden im Verhältnis von eins zu eins umgestellt, darüberhinausgehende Sparbeträge im Verhältnis von zwei zu eins.

1981 kannten fünf Millionen Menschen das Gesicht der damals 13-jährigen Natja Brunckhorst, deren Namen sie zuvor noch nie gehört hatten und danach für weitere Jahrzehnte auch nicht wieder hören würden. Natja Brunckhorst war Christiane F., die Hauptdarstellerin im gleichnamigen Kinokassenhit mit dem Nachsatz „Die Kinder vom Bahnhof Zoo“. Die fünf Millionen Zuschauer waren nahezu ausschließlich Bürger der alten BRD, denn in der DDR wurde der Film nicht gezeigt.

Die deutsch-deutsche Währungsunion und Natja Brunckhorst wiederum fanden zueinander, als letztere zufällig in einem Buch auf folgenden Satz stieß: „Das Papiergeld der DDR wurde in einem Stollen eingelagert.“ Im Kopf der langjährigen Verfasserin von Drehbüchern synapsierte es und geboren war die Idee: „Ein paar schlaue Menschen brechen in ein Bergwerk voller Geld ein.“

Realiter befand sich jener Stollen bei Halberstadt, und dort hat Natja Brunckhorst ihre herrlich schräge und ostige Komödie dann auch gedreht. Mit der Crème de la Crème der deutschen Schauspielzunft ostdeutscher Provenienz: Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Peter Kurth, Martin Brambach, Ursula Werner. Nicht wegen des Proporzes, sondern weil er westdeutsche Stereotype so unnachahmlich zu verkörpern vermag, ist Ditsche (Olli Dietrich) auch dabei.

„Erst haben wir den Sozialismus ruiniert. Jetzt ist der Kapitalismus dran“, verkündet einer der schlauen Menschen beim klandestinen Aufklauben von DDR-Mark im Stollen. Aber keine Bange – so schlimm kommt es denn doch nicht.

„Zwei zu eins“, Drehbuch und Regie: Natja Brunckhorst; derzeit in den Kinos.

 

 

Mondnacht

von Joseph Freiherr von Eichendorff

Es war, als hätt‘ der Himmel

Die Erde still geküßt,

daß sie im Blütenschimmer

von ihm nun träumen müßt‘.

 

Die Luft ging durch die Felder,

die Ähren wogten sacht,

es rauschten leis‘ die Wälder,

so sternklar war die Nacht.

 

Und meine Seele spannte

Weit ihre Flügel aus,

flog durch die stillen Lande,

als flöge sie nach Haus.

 

Heinrich Lund / Wilhelm Suhr (Hrsg.): Deutsches Dichterbuch,

Verlag Herrosé & Ziemsen, Wittenberg o.J.

 

 

Auf den Punkt gebracht

„Was ist der Ernstfall? Nicht der Krieg ist der Ernstfall […],

wie es meine Generation in der kaiserlichen Zeit auf der Schulbank lernte,

sondern der Frieden ist der Ernstfall, in dem wir alle uns zu bewähren haben.

Hinter dem Frieden gibt es keine Existenz mehr.“

Gustav Heinemann

(in seiner Antrittsrede als Bundespräsident, 1969)

 

Tradition ist nicht die Anbetung der Asche,

sondern die Weitergabe der Glut.

Jean Jaurès

 

Nur Scharlatane sind sich ihrer Sache sicher.

Voltaire

 

Es gärt in Europa.

Ob es Wein oder Essig werden wird, ist ungewiss

Georg Christoph Lichtenberg

(notiert während der Französischen Revolution)

 

Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr.

Martin Walser

 

Unter Intuition versteht man die Fähigkeit gewisser Leute,

eine Lage in Sekundenschnelle falsch zu beurteilen.

Friedrich Dürrenmatt

 

Dass mir der Hund das Liebste ist,

sagst du, oh Mensch, sei Sünde.

Doch der Hund bleibt mir im Sturme treu,

der Mensch nicht mal im Winde.

Arthur Schopenhauer

 

Lange leben ist nicht viel leben.

Viel denken ist viel lebe.

Gotthold Ephraim Lessing

 

Wer „Alternativlosigkeit“ predigt,

entzieht dem demokratischen Prozess die Entscheidungsfindung.

Juli Zeh

 

Man vergisst vielleicht,

wo man die Friedenspfeife vergraben hat.

Aber man vergisst niemals,

wo das Beil liegt.

Mark Twain

 

Die Vorstellung, Probleme mit militärischer Macht zu lösen, ist von gestern.

Hans-Dietrich Genscher

 

Wir brauchen keine Opposition,

weil wir sind schon Demokraten.

Gerhard Polt

 

Tatsachen hören nicht auf zu existieren,

nur weil sie ignoriert werden.

Aldous Huxley

 

Tritt die Situation ein,

daß mit der Verteidigung eo ipso die eigene Vernichtung verbunden ist,

so wäre eine solche ‚Verteidigung‘ ein Widerspruch in sich […].

Heiner Geißler

 

Die ärgsten Häscher schlimmer Strolche

waren früher selber solche.

Anonym

 

 

Ohne Knochenleim keine akademische Laufbahn

Auf der Internetseite feinewerkzeuge.de findet sich diese Information: „Knochenleim ist ein seit Jahrhunderten gebräuchlicher Tischlerleim und wird aus Knochen hergestellt. […] Es gibt kein Möbel aus dem 19. Jahrhundert, das nicht mit diesem Leim zusammengefügt ist.“

In der DDR wurde die bräunliche Brühe auch in Papier- und Schreibwarengeschäften feilgeboten – in kleinen Glasbehältnissen, deren Schraubverschluss an seiner Innenseite zugleich über einen Pinsel verfügte, um den Leim aufzutragen. Das Zeug war äußerst billig und wurde gern zum Verkleben von Papier verwendet.

So auch von mir. Und zwar beim Verfassen meiner Dissertations- und später Habilitationsschrift.

Mangels einer Schreibmaschine – an PCs für den Privatgebrauch war Anfang der 1980er Jahre noch nicht zu denken – wurde mit der Hand geschrieben. Ergab sich Korrektur- oder Ergänzungsbedarf, wurde die betreffende Seite mit der Schere geteilt. Der obere Abschnitt wurde mittels Knochenleim – die Flasche stand immer in Reichweite – auf ein neues Blatt geklebt. Die notwendigen Änderungen und Hinzufügungen wurden auf diesem Blatt vorgenommen und anschließend der untere Teil der „Origial“-Seite darunter geklebt. Auf nicht wenigen der Manuskriptseiten war der Vorgang im Laufe der Gesamterarbeitung mehr als nur zwei- oder dreimal vonnöten, wodurch die betroffenen Seite, wie sich unschwer imaginieren lässt, immer dicker wurden. Schlussendlich türmte sich ein solches Konvolut (Vorwort, wissenschaftlicher Text, Quellen- und Fußnotenapparat, Literaturverzeichnis), das in der Druckfassung 150 bis 200 Seiten umfasst haben mag, mindestens auf die Höhe eines Schuhkartons.

Ohne Knochenleim keine akademische Laufbahn. Zumindest in meinem Falle.

Niemals aber habe ich seinerzeit einen einzigen Gedanken an den Knochenleim als solchen verschwendet. Obwohl mein üppiger Verbrauch desselben vielleicht nicht ganz ohne makroökonomische Folgen geblieben ist. Denn gerade las ich in einem Beitrag mit dem Titel „Wo die Tanger in den Strom mündet“ (Weltbühne, 48/1981) aus der Feder des diesem Magazin nach wie vor herzlich verbundenen Reinhardt Wengierek folgendes über Tangermünde: „Die Qualität des im VEB Leimfabrik auf modernsten Anlagen hergestellten Knochenleims […] führt zu weltweiten Exporten.“ Was damals offenbar auch in Tangermünde weitere positive Wirkungen nach sich zog, denn anschließend teilte der Autor mit: „Apropos Knochen: Im Hotel ‚Schwarzer Adler‘ speiste ich vorzügliche knochenlose Sülze.“

Alfons Markuske

Längst vergessen?!

Fundstücke aus DDR-Jahrgängen der Weltbühne, die dank einer Spende aus Leserhand nunmehr im Blättchen-Archiv stehen.

Die Redaktion

Die Kavallerie-Lücke

Eugen McCharty, 60 Jahre, war US-Senator bis 1968, als er seine Kampagne für die Kandidatur des Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei zu einem Feldzug gegen den Vietnam-Krieg machte und damit – wie es heißt – Präsident Lyndon Johnson zum Rücktritt veranlaßte. In diesem Jahr tritt er als unabhängiger Kandidat gegen die beiden großen Parteien und ihre Kandidaten, Ford und Carter, auf, wobei er seine schärferen Angriffe gegen Carter richtet. Er wirft den beiden „Militarismus, Versagen in der Wirtschaft und Machtmißbrauch“ vor. Sein besonderes Interesse gilt den sogenannten Verteidigungsfragen. Während die beiden anderen Kandidaten noch höhere Summen als bisher für militärische Ausgaben fordern, verlangt McCharty ihre Kürzung um 20 bis 30 Milliarden Dollar. Vor den Mitgliedern des Nationalen Presseklubs sagte er: „Dreimal haben wir uns enorme Kosten aufgeladen, weil die Russen kamen. Sie kamen nicht, aber wir machten uns trotzdem bereit. Das erste Mal war es in den 1950ern, und sie kamen mit Bombern. Darum bauten wir die Distant Early Warning Line und Sage, zwei Systeme, die veraltet waren, bevor sie fertig wurden. Dann 1960: Die Russen kamen mit Raketen, und wir entdeckten die Raketenlücke. Es gab keine Lücke, aber wir gaben Milliarden aus, um unsere eigene Lücke und die der Russen zu erhalten. Jetzt kommen sie mit Unterseebooten, und wir haben einen Unterseeboot-Mann – Carter – als Präsidentschaftskandidaten.

Einer der Gründe, warum ich kandidiere, ist dieser: Ich denke, daß die Leute jemanden hören wollen, der nicht sagt: ‚Wir sind nicht fähig, uns zu verteidigen.‘ Natürlich habe ich eine Lücke entdeckt: die Kavallerie-Lücke. Die russische Armee hat 3000 Pferde und unsere Armee nur 29, und diese benutzt sie niemals, außer bei militärischen Beerdigungen. Was, wenn sich herausstellt, daß die Russen mit Pferden kommen?“

H.F.
Weltbühne, 44/1976

 

Die Schreibweise des Originals wurde beibehalten.

 

Leider ist es der Redaktion nicht gelungen, den Autor zu identifizieren. Wir bitten daher darum, sich gegebenenfalls mit uns in Verbindung zu setzen.

 

 

Aus anderen Quellen

„In Deutschland“, vermerkt Hans Kundnani, „herrscht allgemein die Vorstellung, dass die Ostpolitik – worunter man gewöhnlich eine Politik versteht, die auf der Idee einer friedlichen Koexistenz mit Russland basiert und auf die Entspannungspolitik Willy Brandts zurückgeht – inzwischen völlig diskreditiert ist. Selbst diejenigen, die zugestehen, dass sie in den 1970er Jahren erfolgreich war, halten sie anscheinend für überholt und sind der Ansicht, sie sollte komplett aufgegeben werden. Dabei brauchen wir Ostpolitik – und das wohl derzeit mehr denn je. Insbesondere die Sozialdemokratie sollte sich wieder auf sie besinnen, statt sie ad acta zu legen.“

Hans Kundnani: Mission Frieden, ipg-journal.de, 01.08.2024. Zum Volltext hier klicken.

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„Eine seltsame Begeisterung für das Militärische hat dieses Land ergriffen und vor allem seinen politischen Betrieb“, so Ernst Hillebrand. „Der Berliner ‚Blob‘, wie Hans Kundnani den wissenschaftlich-medial-politischen Hauptstadtkomplex vor kurzem nannte, kennt derzeit mehrheitlich nur eine Message: mehr Waffen, mehr Soldaten, mehr Geld für Rüstung. Stellt man dies nicht bereit, ‚kommt der Russe‘. Für an Fakten und Zahlen orientierte Staatsbürger sind diese Forderungen nicht ganz einfach zu verstehen. Egal welchen Indikator man sich anschaut, man kommt immer zu demselben Ergebnis: Die NATO ist Russland um ein Vielfaches überlegen.“

Ernst Hillebrand: Mehr, Mehr, Mehr, ipg-journal.de, 25.06.2024. Zum Volltext hier klicken.

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Des Oberkommandierenden der NATO- und der US-Streitkräfte in Europa, General Caviolis, Blick nach vorn umreißt er selbst folgendermaßen: „Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben: Am Ende des Konflikts in der Ukraine – wie auch immer er ausgeht – werden wir ein sehr großes Problem mit Russland haben. Wir werden eine Situation haben, in der Russland seine Streitkräfte rekonstituiert, sich an den Grenzen der NATO befindet, von weitgehend denselben Leuten geführt wird wie jetzt, überzeugt ist, dass wir der Gegner sind, und sehr, sehr wütend ist.“ Petra Erler fragt: „Wer könnte Cavioli bei diesem Befund widersprechen? Die Frage ist nur, wie eins zum anderen kam. Wie gelang es beispielsweise den Russen, sich an die NATO-Grenze heranzurobben?

Petra Erler: NATO-Oberbefehlshaber Cavioli über das große Problem mit Russland […], petraerler.substack.com, 28.07.2024. Zum Volltext hier klicken.

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„Gerade die großen Medien und der ÖRR [Öffentlich-Rechtliche Rundfunk – W.S.], die eigentlich aufgrund ihrer personellen und finanziellen Kapazitäten in der Lage wären, besonders gute unabhängige journalistische Arbeit zu leisten, scheinen in vielen großen Debatten unserer Zeit zu versagen und sich immer öfter an von der Regierung vorgegebene Narrative zu klammern und sie bisweilen bis aufs Blut – auch gegen Leser oder Zuschauer – zu verteidigen.“ So das Fazit, dass Ruth Schneeberger in Ihrem Beitrag mehrfach belegt.

Ruth Schneeberger. Neue RKI-Files: Was ist los mit den deutschen Leitmedien?, berliner-zeitung.de, 25.07.2024. Zum Volltext hier klicken.

Zusammengetragen von Wolfgang Schwarz.

Letzte Meldungen

Die 40 Unternehmen des Deutschen Aktienindex (Dax) verzeichneten im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von lediglich einem Prozent, und der operative Gewinn ging sogar um 1,5 Prozent zurück. Das entspricht der allgemein miesen Lage der deutschen Wirtschaft.

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Gehälter der Vorstände der Dax-Konzerne stiegen deutlich – um knapp sechs Prozent. An der Spitze Volkswagen-Chef Oliver Blume, der auf 10,322 Millionen Euro kam und damit die Zehn-Millionen-Marke knackte. Nur knapp unter der Schallmauer von zehn Millionen Euro blieben der Adidas-Vorstandsvorsitzende Bjørn Gulden (9,118 Millionen) und Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing (9,001 Millionen). Auf den Plätzen vier und fünf folgen Christian Klein (SAP) mit 8,809 und Roland Busch (Siemens) mit 8,485 Millionen Euro.

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In Deutschland sterben laut Statistischem Bundesamt jeden Tag mehr als zwei Millionen Nutztiere, die meisten davon sind Hühner, Puten und Enten. Im Schnitt isst jeder Deutsche 13 Kilogramm Geflügelfleisch im Jahr – anders als bei Schwein und Rind ist die Tendenz steigend.

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