Leserbrief über die kaputte Ampel
Von einem Leser aus Sachsen erhielten wir einen Leserbrief über die kaputte Berliner Ampel. Dieser Brief ist zwar kürzer als die Straßenverkehrsordnung und höflicher als der Abschied des Bundeskanzlers vom Finanzminister. Dennoch eignet er sich nicht zur wortwörtlichen Wiedergabe. Weil wir aber das Anliegen berechtigt finden, informieren wir nachstehend über den wesentlichen Inhalt.
Der Leserbriefschreiber äußert zunächst sein Verständnis dafür, dass im täglichen Sprachgebrauch von einer Ampel (kurz für Verkehrsampel) die Rede ist, wenn es sich um eine Lichtzeichenanlage bzw. um deren Signalgeber handelt. Er verweist darauf, dass das deutsche Wort „Ampel“ seiner lateinischen Herkunft nach eine kleine Flasche bezeichnet, und schreibt: „In diesem Zusammenhang war angesichts des politischen und charakterlichen Formats der Verantwortlichen die Bezeichnung Ampel für das nun in Scherben liegende Berliner Gebilde durchaus angemessen.“
Der Schreiber betont, dass zur Infrastruktur für den deutschen Straßenverkehr mehr als 130.000 Lichtzeichenanlagen gehören, die überwiegend funktionieren. Bei der Berliner „Ampel“ hingegen seien das kaum erkennbare Rot, das immer wieder zur Unzeit aufflackernde Gelb sowie das häufig sinnlos leuchtende Grün fundamentale Konstruktionsfehler gewesen, die eine frühere Abschaltung gerechtfertigt hätten.
Hinsichtlich der Installation einer neuen Anlage rät der Leserbriefschreiber zu höchster Vorsicht. Es müsse gründlich geprüft werden, ob Schwarz als dominierende Signalfarbe verwendet werden kann und ob eine Kombination Schwarz-Rot zielführend wäre. Auf Gelb und Grün sei aufgrund der bisherigen Erfahrungen zu verzichten. Populär wäre das Pixelporträt einer prominenten Politikerin und Parteigründerin in allen drei Phasen und den Farben BSW (Bordeaux, Smaragdgrün, Weizengelb). Dringend gewarnt wird vor der Einbeziehung von Blau, das rasch zu Braun mutiere.
Das Kleine Grosz Museum schließt
In der Schöneberger Bülowstraße adressiert seit 2021 ein bemerkenswertes Museum, das zwar als „temporäres Projekt“ angelegt worden war, dennoch viel zu früh Ende des Monats schließen muss. Der „George Grosz in Berlin e.V.“ führte das Museum privat und angewiesen auf private Förderer. Nun fehlt das Geld für einen zukünftigen Ausstellungsbetrieb. Und das trotz der beachtlichen Besucherzahlen (über 30.000 im Jahr) und der üblichen Eintrittspreise (10/6 Euro).
Auch der Museumsort ist unbedingt beachtenswert. Der Eingangsbereich und das angenehme Museumscafé befinden sich in einer spektakulär umgebauten Tankstelle mit herrlich schwungvollem Freidach vom „Standardtyp der Shell AG von 1956“ – eine Alltagsarchitekturikone der Nachkriegszeit.
Was ist gerade noch zu sehen? Die passende Sonderausstellung „Was sind das für Zeiten? – Grosz, Brecht & Piscator“. Im Zentrum steht ein Bühnenerfolg von 1927, der mit der Inszenierung „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ von Jaroslav Hašek, – übrigens im nahegelegenen Theater am Nollendorfplatz – Theatergeschichte schrieb. Die Zusammenarbeit der drei Künstler in der multimedialen Aufführung setzte Theatermaßstäbe. Die begleitend veröffentlichte Hintergrund-Mappe mit Zeichnungen von Grosz führte zum längsten Kunstprozess der Weimarer Republik. Grosz und sein Verleger Wieland Herzfelde (Malik Verlag) wurden wegen Gotteslästerung angeklagt. Anlass war die (auch ausgestellte) Zeichnung Maul halten und weiter dienen, die Christus am Kreuz mit Gasmaske darstellt.
Der in Berlin als Georg Ehrenfried Groß 1893 geborene und ebenfalls in Berlin 1959 kurz nach seiner Rückkehr aus dem Exil in den USA gestorbene international bekannte Künstler war nach seinen „Erfahrungen“ im Ersten Weltkrieg strikter Kriegsgegner. 1919 wurde er Mitglied der KPD. Nach einer mehrmonatigen Reise in die Sowjetunion mit Maxim Gorki im Jahr 1922, bei der er auch Lenin und Trotzki traf, verzichtete er zeitlebens auf jegliche Parteimitgliedschaften, blieb aber unnachgiebiger Kritiker der herrschenden Verhältnisse.
„George Grosz ist vielleicht der wichtigste Künstler, den diese Stadt hervorgebracht hat. Mit Sicherheit ihr wirkmächtigster künstlerischer Chronist und Porträtist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.“ Das meint nicht ohne Stolz und nachvollziehbar das Grosz-Museum.
Noch kann man sich selbst ein Bild machen. Nur in den Zeiten der „Zeitenwende“ liegt der staatliche Fokus eher auf tüchtigende Förderung des Bellum, denn der Artes. Der Stadt Berlin und dem Land muss es doch möglich sein, eine dauerhafte Heimstätte für das Werk von George Grosz zu schaffen.
Das Kleine Grosz Museum, Bülowstr. 18, 10783 Berlin, Donnerstag bis Montag 11 bis 18 Uhr, letzter Öffnungstag am 25. November.
Hoffnung
Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen;
Nach einem glücklichen, goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben;
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren,
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu was Besserm sind wir geboren.
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.
Krimi oder Sachbuch?
Das fragt man sich angesichts des voluminös daherkommenden zehnten und abschließenden Rath-Romans. Der Sonderermittler Gereon Rath gilt als tot und kehrt inkognito nach Berlin zurück, da sein Vater im Sterben liegt. Gleichzeitig will er seine große Liebe Charly dazu bewegen, endlich mit ihm in die USA auszuwandern. Charly wiederum will erst ihren ehemaligen Pflegesohn, der unter Mordverdacht steht, von diesem befreien und dann dessen Kind aus einem jüdischen Kinderheim retten. Die Geliebte von Gereons Bruder wiederum will den Tod ihres Mannes rächen und in den Amtsstuben der Polizei bzw. SS und SA werden jede Menge Intrigen gesponnen. So der Plot des Krimis.
Dieser beginnt im September 1938, das heißt in einer Zeit, in der die Reichskriminalpolizei zunehmend von willfährigen Anhängern Hitlers übernommen wird. Exzellent recherchiert und dargestellt sind hier die Machtkämpfe zwischen SS, SD und Gestapo bei der Besetzung diverser bisher ziviler Ämter beziehungsweise die verschiedenen Beweggründe einzelner ehemaliger Mitarbeiter, sich auf die neuen Machthaber und deren Regeln einzulassen. So werden am Anfang des dargestellten Zeitraumes sogenannte „verschärfte Verhöre“ noch abgelehnt, zunehmend jedoch akzeptiert. „Man müsse mit der Zeit gehen“. Denunziation und Misstrauen prägen ansteigend die Arbeitsatmosphäre auch untereinander.
In die im Roman beschriebene Zeit fallen auch die Reichskristallnacht, beginnende Pogrome und Aneignung jüdischen Eigentums auf diversen Wegen. Das gilt selbst für Bordelle, die nun „in der Hand von reinrassigen Volksdeutschen“ fortbestehen können. Ebenso thematisiert werden der Beginn der „Euthanasie“ – zunächst noch als Aktion einzelner Ärzte und der Aufbau des KZ Lichtenburg. Die Lichtenburg war nicht nur das erste zentrale Frauenkonzentrationslager, sie war zu dieser Zeit ein Ort der Ausbildung von SS-Männern und Aufseherinnen. Damit wurde sie zu einem Ort, an dem systematischer Terror intensiv ausgeweitet wurde.
Insofern erlaubt das vorliegende Buch nicht nur einen Blick auf historische Tatsachen und Entwicklungen, sondern vor allem auf die Beweggründe unterschiedlicher Menschen, sich dem Nationalsozialismus anzuschließen, seine Methoden zu akzeptieren und letztendlich aktiv mitzuwirken.
Volker Kutscher: Rath. Der zehnte Rath-Roman. Piper Verlag, München 2024, 624 Seiten, 26,00 Euro.
Novemberlied
Die Tage werden schmaler,
die Bäume werden kahler.
Der Himmel gibt sich edelgrau.
Die letzten bunten Blätter
und stilles Regenwetter,
vorbei ists mit dem Sommerblau.
Zwar wird es zeitig schummrig
und die Stimmung schwummrig,
doch sollte man beachten,
in Kürze ist Weihnachten.
Mit Tannengrün und Lichterkette
und Gänsebraten (nicht zu fette!).
Dann aber wird es schnell
_ _ _ wieder hell.
Nachkriegsberlin
Ralf Langroth ist das Pseudonym eines Autors mit Übersetzungen in fünfzehn Sprachen. In den Romanen um den BKA-Mann Philipp Gerber und um die Journalistin Eva Herden packt Langroth historische Begebenheiten in einen Krimi.
Im zuvor erschienen Buch ging es um Rosemarie Nitribitt, die 1957 in Frankfurt am Main ermordet worden war. Als Edelprostituierte hatte sie Kontakt zu bedeutenden Persönlichkeiten. Unter anderen soll auch ein späterer Bundeskanzler ihr Kunde gewesen sein.
Nun ist er einige Jahre später angekommen und fiktioniert Begebenheiten rund um den Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961. Bundeskanzler Adenauer, sowie der dubiose Altnazi und spätere BND Chef Reinhard Gehlen, als auch der ebenfalls undurchsichtige Chef des Bundeskanzleramts Hans Globke spielen dabei erneut eine entscheidende Rolle. Während im letzten Band der damalige Bundesminister für Atomfragen und spätere Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß und Bill Ramsey auftraten, tun das jetzt Billy Wilder, Egon Bahr und Willy Brandt.
Ebenso wird erneut Gerbers Geliebte, die Journalistin Eva Herden, sowie sein amerikanischer Fastschwiegervater und ehemaliger Geheimdienstchef Anderson in den Fall involviert. Gerber muss sich mehrmals seines Lebens erwehren und erschießt einige Menschen.
„Mauern und Lügen ist nach „Das Mädchen und der General“, der „Akte Adenauer“ und „Ein Präsident verschwindet“ die vierte Folge der Krimireihe um den Kriminalbeamten Philipp Gerber.
Gerber war 1933 mit seinen Eltern und Geschwistern in die USA emigriert und kam als Angehöriger des amerikanischen Militärgeheimdienstes unter Anderson nach Deutschland zurück. Später wird er Kriminalrat beim BKA – und gilt als Adenauers Mann. Seine möglicherweise baldige Ehefrau Eva Herden hat im Krieg ihre ganze Familie verloren und ist deshalb gegen Adenauers Bestrebungen, die BRD aufzurüsten und an die Westmächte zu binden. Sie ist Journalistin bei einem linken Nachrichtenmagazin, beginnt aber inzwischen an ihren Idealen zu zweifeln.
Auf dem Frankfurter Flughafen vereitelt Philipp Gerber ein Attentat auf Anderson und versucht danach die Drahtzieher des Anschlags ausfindig zu machen. Währenddessen gerät seine Freundin Eva zwischen die Fronten: Sie erfährt, dass eine Mauer zwischen Ost- und West-Berlin gebaut werden soll, denn dem „Arbeiter- und Bauernstaat“ laufen die Arbeiter und Bauern weg. Monat für Monat erreichen tausende DDR-Bürger die Auffanglager in West-Berlin. Der Krimi nimmt mit einem überlaufwilligen Sowjetgeneral, dessen Geliebter und einer prominenten sowjetischen Scharfschützin seinen Lauf.
Langroth schafft es, das Nachkriegsdeutschland plastisch und nachvollziehbar mit viel Zeitkolorit zu beschreiben. So oder so ähnlich könnte es gewesen sein. Möglicherweise wird es ein Wiedersehen mit Philipp Gerber und Eva Herden geben. In der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte – nach dem Bau der Berliner Mauer – gibt es noch genug zu erzählen. Man darf gespannt bleiben.
Ralf Langroth: Mauern und Lügen. Die Philipp-Gerber-Romane, Band 4, Rowohlt, Hamburg 2024, 416 Seiten, 18,00 Euro.
Längst vergessen?!
Fundstücke aus DDR-Jahrgängen der Weltbühne, die dank einer Spende aus Leserhand nunmehr im Blättchen-Archiv stehen.
Kitschproduzent Lessing?
In der „Berliner Zeitung“ konnte man kürzlich eine längere Betrachtung über Kitsch-Konsumenten“ und „Kitsch-Produzenten“ lesen, die auch im Sozialismus reichlich auf ihre Kosten kommen – eine solche Betrachtung könnte verdienstvoll sein.
Aber …
Aber der Verfasser hat offen sichtlich eine recht absonderliche Vorstellung von dem, was man „Kitsch“ zu nennen pflegt. Zuerst einmal nennt er verblichene Romanschreiberinnen wie die Courths-Mahler und die Marlitt, auch die röhrenden Hirsche werden nicht vergessen, nicht der Elfenreigen und nicht „jene Pseudo-Künstler, die bei uns statt röhrender Hirsche nackte oder angezogene aufgetakelte Frauen malen (zum Beispiel) und diese Bilder massenweise verkaufen.“
Na ja, das alles mag ja mehr oder weniger zutreffen. Aber dann geht es weiter: der Verfasser zieht zu Felde gegen „jene Sprüchemacher, die folgendes auf schwarze Plastelappen drucken lassen: ‚Ob ich morgen noch leben werde, weiß ich nicht. Aber wenn ich morgen lebe, daß ich dann noch trinken werde, das weiß ich.‘“
Nach dem Hinweis, daß besagte Plastelappen mit besagtem Spruch in der Berliner Markthalle für 4,10 Mark käuflich seien, fährt der Verfasser fordernd fort: „Wer Sprüche wie den oben zitierten gern im Zimmer hat oder produziert, mag an mich schreiben.“
Da allerdings ergibt sich eine gewisse Schwierigkeit. Der Mann nämlich, der jenes Epigramm produziert hat, das der Betrachter in der „Berliner Zeitung“ für Kitsch hält, heißt Gotthold Ephraim Lessing – ist es zuviel verlangt, daß jemand, der so feurig in den Kampf gegen den Kitsch zieht, sich vorher bescheidene Elementarkenntnisse aneignet?
Übrigens, Lessings Epigramm ist etwas ungenau wiedergegeben, deshalb hier der Originaltext:
Die Gewißheit
Ob ich morgen leben werde,
Weiß ich freilich nicht:
Aber, wenn ich morgen lebe,
Daß ich morgen trinken werde,
Weiß ich ganz gewiß.
Daß Lessing schlechte Erfahrungen mit Berlin machen mußte, ist bekannt; daß ihm schlechte Erfahrungen mit der „Berliner Zeitung“ erspart blieben: wer wohl würde ihm das nicht gönnen?
Weltbühne, 49/1982
Die Schreibweise des Originals wurde beibehalten.
Leider ist es der Redaktion nicht gelungen, den Autor zu identifizieren. Wir bitten daher darum, sich gegebenenfalls mit uns in Verbindung zu setzen.
Schwarze Weihnachten
Der Lappan Verlag, der sich für Cartoon-Künstler verantwortlich fühlt, hat gleich zwei dicke Sammlungen über besondere Themen in die Buchhandlungen gestellt. Das 123 Seiten starke „Was für ein Volk!“ beschäftigt sich schwarzhumorig, heiter und vergnügt mit den Eigenarten der deutschen Bevölkerung. Es geht dabei auch um die Verschiedenheiten von Ost und West und um die Deutschen im Allgemeinen. Da wäre die Karikatur von Burkh, der die „Bayernenergiewende“ auf den Punkt bringt. In einer Kirche betetet die Gemeinde: „Heiliger St. Florian, verschone Bayern, zünd’ Hessen und Baden-Würtemberg an!“ Draußen steht der Pfarrer und klärt einige Touristen auf: „Das ist nur so dahin gebetet. Das hat nichts mit der Stromtrasse zu tun, ehrlich!“ Noch viele Themen werden in dem Buch fies und humorvoll angesprochen und mit herrlichen Strichen und Farben präsentiert, wie: Peace-Demos, Fußballfans, die Liebe zu deutschen Schäferhunden, bekloppte Nazis, Urlaub und Familie. Ähnlich gemein und vergnügt geht es im Buch „Lasst und fies & munter sein!“ zu. Bloß hier wird jede Art von schwarzem Humor zum Thema Weihnachten aufgearbeitet. Immer wieder geht es um diesen komischen Mann in rotem Kostüm, um essbare Tiere, Winterleiden und auch um den Tod, der lustig und vergnügt die Leute holt. Besonders genial ist ein Cartoon von Maxim Seehagen. Hier liegt der W-mann mit einer Frau im Bett und in der Tür stehen zwei Cola-Flaschen. Da sagt unser lieber Mann in Rot: „Oh Gott! Wie peinlich! Meine Eltern“! Gezeichnet haben unter anderen Zak, Peter Gaymann, Ol, Tom, Barbara Henniger, Kriki und Beck.
Was für ein Volk!, Deutschland im Cartoon, Lappan Verlag, Hamburg, 128 Seiten, 16,00 Euro.
Lasst und fies & munter sein!, Schwarzer Humor zu Weihnachten, Lappan Verlag Hamburg, 160 Seiten, 16,00 Euro.
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Neben großartigen großen Büchern gibt es zum Thema Weihnachten tolle Druckerzeugnisse, die man sich in die Jackentasche stecken und in jeder freien Minute anschauen und darin lesen kann. Vom wundervollen Komik-Duo Hauck & Bauer erschien ein Miniprachtband mit goldenen Lettern. Bei ihnen steht auch das Weihnachtsfest an erster Stelle. Seit 20 Jahren zeichnet der in Berlin lebende Elias Hauck mal böse, dann wieder tragikomisch Geschichten aus unserem Alltag. Diese denkt sich Dominik Bauer in seiner Heimat Frankfurt am Main aus. Ihre riesige Fangemeinde kann die Cartoons in der Titanic und in der FAS oder eben gesammelt in Büchern bewundern. In „Cartoons zu Weihnachten“, das wie ein teures Gesangsbuch aussieht, kann der Leser nachschlagen, wie absurd das Fest eigentlich ist. Einmal kommt der Weihnachtsmann zum geschiedenen Mann und meint: „Sie kriegen leider nichts. Hat sich ihre Ex-Frau zu Weihnachten gewünscht.“ Und da wäre der Weihnachtsphilosoph vor dem geschmückten, nadelnden Baum: „Je später der Abend, desto schöner die Äste!“ Bei Hauck & Bauer gibt es keinen Hänger, sondern phantastische Karikaturen, kleine Comics und immer wieder Strichmännchen mit großen Nasen. Renè Goscinny, bekannt als Texter der Asterix-Comics, schuf gemeinsam mit Jean-Jacques Sempè die Figur „Der kleine Nick“, der mittlerweile durch Filme, Serien und Comics geistert. Nick geht in die Schule, hat zwei liebenswerte Eltern, jede Menge herrlich eigenwilliger Freunde und diesmal das Weihnachtsfest vor Augen. Auf 126 Seiten wurden die weihnachtlichen Geschichten zusammengefasst, die zu Tränen rühren, Lachsalven provozieren und tief in Nicks Leben blicken lassen. Der Weihnachtsmann ist knapp bei Kasse und Nick schreibt ihm deshalb einen Brief. Auch hat es geschneit, der Arzt muss kommen und die Oma ist schon da. Jede der Geschichten ist herrlich witzig, wunderbar lesbar und zum Vorlesen vor der Bescherung bestens geeignet.
Hauck & Bauer: Cartoons zu Weihnachten, Antje Kunstmann Verlag Münschen 2024, 109 Seiten, 16,00 Euro.
Goscinny & Sempè: Weihnachten mit dem kleinen Nick, 127 Seiten, Diogenes Verlag, Zürich 2024, 12,00 Euro.
Aus anderen Quellen
„Ökonomen der russischen Opposition“, das berichtet Michael Maier, „sind in einer Studie zum Ergebnis gekommen, dass die westlichen Staaten von falschen Annahmen ausgehen und die Sanktionen daher Russland nutzen und dem Westen schaden. Die Ökonomen fordern einen radikal anderen Ansatz, wenn die Sanktionen dazu dienen sollen, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wirklich Probleme zu bereiten. Statt ein Embargo gegen russisches Gas zu verhängen, sollte der Westen Nord Stream 2 sofort in Betrieb nehmen und so viel Erdgas wie möglich kaufen. Dadurch würde der Gaspreis gedrückt und Russland müsste sein Gas viel billiger abgeben als jetzt.“
Michael Maier: Opposition in Russland warnt den Westen: Sanktionen machen Putin stärker, berliner-zeitung.de, 11.11.2024. Zum Volltext hier klicken.
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„Trumps Sieg“, so Daniel McCarthy, Herausgeber des US-Journals Modern Age: A Conservative Review, „ist ein Misstrauensvotum der Allgemeinheit gegen die Führungsfiguren und Institutionen, die seit dem Ende des Kalten Krieges vor 35 Jahren das amerikanische Leben bestimmend prägen. Schon die Namen haben Symbolwert: 2016 trat Donald Trump bei den Vorwahlen der Republikaner gegen einen Bush und bei der Präsidentschaftswahl gegen eine Clinton an. Dieses Mal siegte er über eine Koalition, der unter anderem Liz Cheney und ihr Vater, Ex-Vizepräsident Dick Cheney, angehörten. Wer in Donald Trump eine fundamentale Absage an die bisherigen Washingtoner Gepflogenheiten sieht, liegt genau richtig. Er gleicht einem Atheisten, der sich gegen die Lehrmeinungen einer Kirche auflehnt: Das Provokative an ihm ist weniger sein Handeln als vielmehr die Tatsache, dass er die Glaubenssätze infrage stellt, auf denen die bestehende Autorität beruht. Trump führt vor, dass die politischen Orthodoxien der USA restlos abgewirtschaftet haben.“
Daniel McCarthy: Misstrauensvotum gegen die Elite, ipg-journal.de, 07.11.2024. Zum Volltext hier klicken.
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Ex-Finanzminister Christian Lindner liefert eine interessante Variante zum Bruch der Koalition: „Ich habe im Koalitionsausschuss für die Freien Demokraten gesagt: Wenn wir eine andere, eine stärkere Unterstützung der Ukraine wollen, dann sind nicht drei Milliarden Euro zusätzlich nötig [die der Bundeskanzler wollte – die Redaktion]. Dann sollte Deutschland die Entscheidung treffen, die Ukraine mit den Waffensystemen auszustatten, die die Ukrainerinnen und Ukrainer zur Verteidigung ihrer Freiheit brauchen, nämlich insbesondere dem Waffensystem Taurus. Dazu gab es keine Bereitschaft.“
Christian Lindner: Ich wollte Taurus in die Ukraine schicken, kein Geld, berliner-zeitung.de, 07.11.2024. Zum Volltext hier klicken.
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„Es ist nicht nur nicht schön, sondern es ist beunruhigend, dass die Organtransplantation in Deutschland auf der Stelle tritt, und zwar auf einer sehr bescheidenen Stelle“, meint Bernd Hontschik und fährt fort: „Immer wieder wird in allen Medien thematisiert, dass es zehn Mal mehr Organe zur Transplantation geben müsste, um Schwerkranke ausreichend versorgen zu können. Immer wieder wird von herzzerreißenden Fällen sterbender Menschen berichtet. Jenen, die sich der Organspende verweigern, wird immer wieder ein schlechtes Gewissen gemacht. Bislang aber haben alle Appelle nicht gefruchtet.“
Bernd Hontschik: Der Tod soll noch ein Stück weiter ins Leben vorverlegt werden, overton-magazin.de, 06.11.2024. Zum Volltext hier klicken.
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Die deutsche Wirtschaft geht gerade den Bach runter, da ist es natürlich besonders erfreulich, dass zumindest die Saläre und Boni der Vorstände der DAX-Unternehmen im vergangenen Jahr kräftig zugelegt haben – im Durchschnitt um elf Prozent auf 2,65 Millionen Euro. Und die der Vorstandschefs stiegen noch kräftiger – um 16 Prozent auf 3,7 Millionen Euro! Auch hier gibt es allerdings Ausnahmen. Oliver Blume etwa, der VW-Häuptling, dessen erfolgreiche Unternehmensführung demnächst bis zu 30.000 Mitarbeiter den Job kosten soll, erhielt letztes Jahr 10,3 Millionen Euro.
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