21. Jahrgang | Sonderausgabe | 8. Januar 2018

Kernwaffen, nukleare Abschreckung und die internationale Sicherheit*
(15 Thesen, kommentiert)

von Wolfgang Schwarz

Die Erwartung, einen Nuklearkrieg zu gewinnen,
ist eine gefährliche Verrücktheit.
Leonid Brezhnev[1]

Ein Nuklearkrieg kann nicht gewonnen
und darf nie geführt werden.
Ronald Reagan[2]

Wenn wir Atomwaffen haben,
warum setzen wir sie nicht ein?
Donald Trump[3]

[…] wir nehmen in unseren […] Antworten
auf heutige Fragen oft an, dass alle nuklearen Probleme
neu sind. Aber Friedman und Holloway erinnern
uns daran, dass das Nuklearzeitalter
eine substantielle Geschichte hat und dass
diese Geschichte ein guter Lehrmeister sein kann.
McGeorge Bundy[4]

Braucht der Westen, wie der Leitartikler einer deutschen Tageszeitung unlängst meinte, „einen neuen Nato-Doppelbeschluss“[5] oder gar neue nukleare US-Mittelstreckenwaffen für Europa[6], wie erste amerikanische Politiker bereits gefordert haben[7]? Steht uns also wieder eine „Nachrüstungsdebatte“[8] ins Haus? Dämmert womöglich ein drittes nukleares Zeitalter[9] herauf? Hans und Michael Rühle – der eine in den 1980er Jahren Planungsstabschef im Bundesverteidigungsministerium, der andere nach Anfängen bei der Konrad-Adenauer-Stiftung später Redenschreiber für diverse NATO-Generalsekretäre – konstatieren: Es „mehren sich die Zeichen“[10]. Und sie sind der Auffassung, „dass die politische Klasse der Bundesrepublik zu nuklearen Fragen wieder grundsätzlich sprechfähig“[11] werden müsse. Die Rühles halten dafür vier Grundsätze[12] für geboten:

  • klares Bekenntnis zur nuklearen Abschreckung[13],
  • Bekräftigung des Vorrangs der transatlantischen nuklearen Architektur,
  • Festhalten an der nuklearen Teilhabe und
  • eindeutiges Bekenntnis zur nuklearen Nichtverbreitung.

Die Ausführungen der Autoren zu den Grundsätzen eins bis drei sind ein Plädoyer, Kernwaffen als sicherheitspolitische Panazee mindestens selig zu sprechen und das militärische Nuklearzeitalter auf unabsehbare Zeit zu verlängern. Grundsatz vier steht bei den Autoren nicht im Widerspruch zu den vorangegangenen dreien, da sich „deutlich gegen einen Atomwaffen-Verbotsvertrag“[14] auszusprechen bei ihnen das sine qua non eines eindeutigen Bekenntnisses zur nuklearen Nichtverbreitung ist. Wer darin trotzdem einen Widerspruch in sich sieht, erhält damit schon einmal einen Vorgeschmack davon, worauf man bei Abschreckungsapologeten immer gefeit sein muss: auf Volten, denen mit Deduktion allein oder auch mit Logik nicht zu folgen ist. Da braucht es schon quasi religiöse Glaubensbereitschaft, wovon noch des Öfteren die Rede sein wird.
Seit Ende der Systemkonfrontation im Jahre 1990 und insbesondere seit dem sukzessiven Aufbrechen einer erneuten militanten Gegnerschaft zwischen der NATO und Russland, deren Vorwehen im Westen bereits im Jahre 2007 hätte bemerkt werden müssen[15], die aber erst 2014 durch den offenen Ausbruch des Ukrainekonflikts wirklich zur Kenntnis genommen wurde, ist Kernwaffen, nukleare Abschreckung und internationale Sicherheit eine in der breiten deutschen und internationalen Öffentlichkeit sträflich unterschätzte und vernachlässigte sicherheitspolitischen Problematik.
Das Papier der Rühles steht im Übrigen keineswegs singulär im Raum, sondern neben weiteren vergleichbaren deutschen Beiträgen aus jüngerer Zeit.[16]

1.

Kernwaffen[17] sind keine Mittel rationaler Kriegführung, sie sind aufgrund des Charakters und des Umfangs ihrer unmittelbaren und kollateralen Wirkungen ultimative Vernichtungsmittel.[18] Eine effektive militärische Abwehr gegen sie – etwa durch Anti-Raketen-Systeme – ist (bisher) ebenso unmöglich wie ein hinlänglicher Schutz der Zivilbevölkerung und der Wirtschaft[19] oder der hoch verwundbaren Infrastrukturen der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge sowie der weitgehend ungeschützten nationalen und grenzübergreifenden IT-Netze[20].

*

Für Kernwaffen gilt, was schon Clausewitz in anderem Zusammenhang als reale Möglichkeit sah, dass nämlich „das Mittel alles Verhältnis zum Zweck verlieren“[21] könnte.
Mit Ausnahme der digitalen Komponente haben das im Prinzip bereits die US-Kernwaffeneinsätze in Hiroshima und Nagasaki von 1945 deutlich gemacht. Vor deren Hintergrund konstatierte und prognostizierte Bernard Brodie, einer der Pioniere und Protagonisten des nuklearstrategischen Denkens in den USA[22] – man nannte ihn auch den „amerikanischen Clausewitz“ – in einer der frühesten strategietheoretischen Untersuchungen zum Thema Atomwaffen: „Es existiert keine entsprechende Verteidigung gegen die Bombe, und die Möglichkeiten für die Zukunft sind äußerst gering.“[23]
Jahrzehnte später äußerte sich Henry Kissinger ähnlich grundsätzlich, als er schrieb, dass Kernwaffen „traditionelle Konzepte vom militärischen Sieg hinfällig machen“[24]. Das war umso bemerkenswerter, als Kissinger in seinem 1957 veröffentlichten Buch Kernwaffen und Auswärtige Politik mit der Idee vom begrenzbaren Atomkrieg und konkret mit der Vorstellung reüssiert hatte, „taktische Atomwaffen […] seien das verläßlichste und wirksamste Mittel, um einen weltweiten sowjetischen Vormarsch zu stoppen“[25]. Doch die jahrzehntlange Beschäftigung mit diesen Fragen brachte ihn schließlich zu anderen Erkenntnissen. Im Jahre 2007 gehörte er zu einem Quartett ehemaliger prominenter US-Politiker, die via Wallstreet Journal eine „Welt ohne Nuklearwaffen“ forderten.[26]

2.

Kernwaffen können nicht gegen atomar gleich oder annähernd gleich starke Gegner eingesetzt werden, ohne damit die eigene Vernichtung zu riskieren.

*

Brodie war „der erste […], der von Anfang an verstand, dass die Grundregeln sich für immer geändert hatten“[27], und er zog daraus sehr früh eine ebenso fundamentale wie leider unzutreffende Schlussfolgerung, die durch die nachfolgende Praxis der internationalen Beziehungen rasch falsifiziert wurde: „Bisher bestand der Hauptzweck unseres Militärs darin, Kriege zu gewinnen. Von jetzt an muss sein Hauptzweck darin bestehen, sie zu verhindern. Es kann nahezu keinen anderen nützlichen Zweck mehr haben.“[28]
Das galt während des Kalten Krieges in dieser absoluten Form nicht einmal für das Verhältnis nuklear bewaffneter Staaten untereinander, wie etwa der Korea-Krieg[29] sowie der militärische Konflikt zwischen der UdSSR und China am Ussuri 1969 gezeigt haben und wie die militärischen Zusammenstöße zwischen Indien und Pakistan bis heute zeigen.
Unter Atommächten gilt allerdings seit dem Aufkommen von ballistischen Trägerraketen, konkret seit die Sowjetunion durch deren erfolgreiche Entwicklung und Einführung das Unverwundbarkeitsmonopol der USA irreversibel beseitigt hat: „Wer zuerst schießt, stirbt als zweiter.“ Für diese Gegebenheit steht das Akronym MADMutual Assured Destruction (gegenseitig gesicherte Vernichtung; mad im Englischen auch für: verrückt).
An diesem Grundtatbestand hat sich trotz aller, insbesondere US-amerikanischer Versuche, ihn strategietheoretisch und waffentechnologisch außer Kraft zu setzen (dazu ausführlicher in der dritten These), bis heute nichts geändert.

3.

Kernwaffen stellen durch ihre bloße Existenz ein permanentes Nuklearkriegs- und Zivilisationsvernichtungsrisiko dar, selbst wenn sie ihren Eignern als bloße Abschreckungsmittel dienen.

*

Nukleare Abschreckung (nuclear deterrence) ist seit Jahrzehnten die sicherheitspolitische, die strategische Doktrin der USA und des Westens – allerdings eine, die Krieg nicht mit letzter Sicherheit ausschließt. Wenn Abschreckung unter Atommächten versagt, dann findet Krieg statt. Gegebenenfalls bis ans Ende einer möglichen Eskalationsskala.
Unter dem Oberbegriff Abschreckung haben sich, seit Kernwaffen existieren[30], in den USA, wie im Westen überhaupt, – nicht so jedoch in der Sowjetunion und später in Russland[31] – verschiedene Denkschulen entwickelt und etabliert, haben miteinander konkurriert, einander ergänzt oder ausgeschlossen, sind wieder in den Hintergrund getreten und manche davon später auch wieder in den Vordergrund. Sie alle lassen sich, wenn man sie auf ihre Anatomie[32] reduziert, zwei grundlegenden Ansätzen zuordnen: Kriegsverhütungs– und Kriegführungsabschreckung. Die Wasserscheide verläuft dabei entlang der Fragestellung, welche Haltung zu Kernwaffen, respektive zum thermonuklearen Krieg eingenommen wird, oder – wie es der US-Publizist Theodor Draper formulierte – „zwischen jenen, die den Kernwaffen eine Rolle zur Abschreckung von Krieg, und jenen, die ihnen eine Rolle zur Führung von Krieg geben wollen”[33].
Zwischen beiden Denkschulen hat es in den USA wiederholt scharfe Kontroversen gegeben, wobei die von 1982 bis 1984 zwischen Draper und dem damaligen US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger (Reagan-Administration) im Magazin The New York Review of Books in direkter Form geführte Auseinandersetzung in ihrer Art und Detailliertheit ziemlich einmalig sein dürfte.[34] Für ein tiefer gehendes Durchdringen der „Philosophie“ der nuklearen Abschreckung lohnt ein Lesen dieses Streites auch heute noch.

*

Der Kerngedanke der Kriegsverhütungsdenkschule, deren Ausgangspunkt die gegebene gegenseitige existenzielle Verwundbarkeit der USA und der Sowjetunion ist, „basiert auf der Androhung eines vergeltenden Zweitschlages durch das Opfer eines Erstschlages, um beide Schläge zu vermeiden“[35].
Für diese Denkschule haben, wie der frühere US-Verteidigungsminister Robert McNamara es formulierte, „Kernwaffen keinen anderen militärischen Zweck, als den Ersteinsatz solcher Waffen durch irgendeinen Gegner abzuschrecken“[36]. Dahinter steht nicht zuletzt „die Überzeugung, dass keines der Ziele, für die Kriege in der Geschichte geführt worden sind, […] erreicht werden kann, wenn Kernwaffen eingesetzt werden“[37].
Aber selbst in diesem Kontext wird dem atomaren Gegner für den Fall eines Krieges ein unakzeptabler Schaden durch Vergeltung mittels Kernwaffen angedroht.[38] Das setzt nicht nur permanent einsetzbare nukleare Waffensysteme sowie entsprechende Freigabe- und Einsatzprozedere sowie -planungen voraus, sondern auch den erklärten Willen, im Kriegsfall tatsächlich auf die nukleare Ebene zu eskalieren.
Daher birgt jeder militärische Konflikt zwischen nuklear armierten Staaten nicht nur das Risiko eines nuklearen Ersteinsatzes in sich, sondern auch das einer anschließenden Eskalation bis zum allgemeinen Atomkrieg.[39]
Dieses Risiko ist umso größer, wenn eine Seite konventionell deutlich unterlegen ist (oder sich so fühlt) und deswegen eine Strategie wählt, das konventionelle Manko im Falle des Falles durch frühzeitigen Rückgriff auf (taktische) Kernwaffen und deren Ersteinsatz auszugleichen. Das war aufseiten der NATO in Gestalt der Strategie der flexible response – 1967 von Nordatlantikpakt offiziell angenommen – mindestens bis 1990 der Fall[40] und ist es heute aufseiten Russlands[41] sowie wahrscheinlich auch Pakistans[42].
Mit Blick auf Südwestasien haben Fachleute im Übrigen wiederholt darauf verwiesen, dass Indien und Pakistan nicht nur einmal in gefährlicher Nähe zum Einsatz von Kernwaffen gegeneinander standen; für die pakistanisch-indische Krise von 2002 etwa vermerkte Christian Wagner von der Forschungsgruppe Asien der Stiftung Wissenschaft und Politik, dass „die Gefahr einer nuklearen Eskalation […] erst durch diplomatische Interventionen der USA und Großbritanniens entschärft“[43] wurde.[44]
In über einem halben Jahrhundert nuklearstrategischer Debatten im Westen konnte allerdings die existenzielle Frage, wie nach einem atomaren Ersteinsatz die weitere Eskalation bis zum allgemeinen nuklearen Schlagabtausch über die gesamte Skala zur Verfügung stehender Trägersysteme (land-, see- und luftgestützt) und bis hin zur gegenseitigen Vernichtung mit hinreichender Sicherheit zu verhindern wäre, nie schlüssig beantwortet werden.[45] Diesen Sachverhalt brachte der US-Publizist Leon Wieseltier in seinem Essay Nuclear War, Nuclear Peace von 1983 auf den Punkt, als er mit Blick auf Kriegsverhütungsabschreckung vermerkte, sie sei „wahrscheinlich das einzige politische Konzept, das total versagt, wenn es nur zu 99,9 Prozent erfolgreich ist“[46]. Das galt zum Zeitpunkt der Niederschrift für das Verhältnis zwischen der NATO und dem Warschauer Vertrag, und das gilt heute nicht nur für die erneute Konfrontation zwischen den westlichen Atommächten und Russland, sondern auch für solche Paarungen möglicher Kriegsgegner wie Indien-Pakistan, USA-China, USA-Nordkorea – und zwar nicht zuletzt deswegen, weil die zweite existenzielle Frage, die nach dem Ausbruch eines atomaren Konflikts, wenn überhaupt, noch von Relevanz wäre, nämlich wie ein solcher Konflikt schnellstmöglich – vor der Schwelle eines nukleares Desaster mit katastrophalen globalen Folgen – zu beenden wäre[47], bisher ebenso wenig beantwortet werden konnte[48] wie jene nach dem Wie der Verhinderung ungewollter Eskalation.

*

Kriegführungsabschreckung – die andere grundlegende Variante – geht davon aus, „dass Abschreckung die Fähigkeit erfordert, einen Nuklearkrieg tatsächlich zu führen und in ihm zu siegen“[49]. Die Parteigänger dieser Ausprägung halten sie zugleich für die einzig wirkungsvolle, weil, so Karl Kaiser, der langjährige Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Abschreckung „nur dann funktionsfähig“ sei, „wenn der Besitz von Kernwaffen […] mit der Kriegführungsfähigkeit [verbunden ist]“[50].
Diese Denkschule und die aus ihr hervorgegangenen diversen Strategien bergen ein noch signifikant höheres Nuklearkriegs- und Zivilisationsvernichtungsrisiko in sich, denn sie zielen darauf, einen Kernwaffenkrieg trotz eigener atomarer Verwundbarkeit militärisch handhabbar und gewinnbar zu machen.
Das soll beispielsweise mittels einer speziellen Kombination von Militärstrategie und Zielplanung sowie von geeigneten Offensivwaffen möglich sein, mit denen die nukleare Vergeltungsfähigkeit des Gegners – seine sogenannte Zweitschlagskapazität (einschließlich seiner strategischen Aufklärungs- Kommando- und Kontrollsysteme sowie -organe) – durch einen massiven Überraschungsangriff (Erst- und Enthauptungsschlag) weitgehend ausgeschaltet werden könnte. Komponenten einer Restvergeltung wären durch Raketenabwehr zu neutralisieren.[51]
Eine Macht, die sich im Besitz einer solchen Erstschlagsfähigkeit wähnte, brauchte allerdings nicht nur nicht mehr abschrecken, sondern könnte angreifen – ja müsste dies nach bloßer militärischer Logik geradezu tun, wenn sie verhindern wollte, dass der Antipode militärisch wirksame Gegenmaßnahmen (dazu ausführlicher weiter unten) ergreift.
Solche und andere Kriegführungskonzepte als „Alternative zu MAD“[52] und mit dem Bestreben, „Kernwaffen gegen bestimmte Ziele in einem ganzen Komplex atomarer Kriegführungssituationen (vom begrenzen Einsatz bis zum allgemeinen Atomkrieg – W.S.) nutzbar zu machen“[53], wurden in den USA seit den 1950er Jahren entwickelt. Oder mit den Worten von Emma Rothschild: „Schon von den frühesten Jahren des Nuklearzeitalters an existierte Abschreckung parallel zu der Vision eines erfolgreichen Atomkrieges.“[54] Der Rüstungskontrollexperte Spurgeon Keeny und der Physiker Wolfgang Panofsky kreierten dafür – als Pendant zu MAD – das Akronym NUTS: Nuclear Utilization Target Selection[55] (Zielauswahl zur nuklearen Anwendung; nuts im Englischen auch für: durchgeknallt).
Entsprechende US-Strategien firmierten unter anderem unter dem Schlagwort counterforce[56], später, während der Präsidentschaft Jimmy Carters, zur countervailing strategy[57] „verfeinert“.
In nuklearstrategischer Hinsicht fasste Pulitzer-Preisträger Thomas Powers die Carter-Jahre folgendermaßen zusammen: „Es ist […] bekannt, dass die US-Kriegsplanung während der Carter-Administration einen entscheidenden Schritt in Richtung auf ‚Kriegführungs‘-Strategien gemacht hat, kulminierend in der Präsidentendirektive 59.“[58] PD-59 stammte vom 25. Juli 1980. Als im Jahre 2012 diesbezügliche Materialien frei gegeben wurden[59], kommentierte William Burr, Senior Analyst am National Security Archive in Washington: „PD-59 zeigt, dass die Vereinigten Staaten sich tatsächlich darauf vorbereiteten, einen Nuklearkrieg mit der Hoffnung zu führen, ihn durchzustehen.“[60] Das gab nach Burrs Auffassung jenen recht, die bereits zum Zeitpunkt der Verabschiedung der PD-59 befürchtet hatten, dass damit ein Absenken der nuklearen Einsatzschwelle verbunden sei. Und Burr weiter: „Vielleicht noch bemerkenswerter als diese Direktive ist der Sachverhalt, dass […] Schlüsselkonzepte hinter der PD-59 die US-Politik noch bis zum heutigen Tage antreiben.“[61]
Besonders konsequent durchexerziert wurden konzeptionelle Überlegungen zum gewinnbaren Kernwaffenkrieg von den Strategietheoretikern Colin Gray und Keith Payne, die ihre Überlegungen im Sommer 1980 unter dem Titel Victory is possible publizierten. Deren Prämisse lautete: „Wenn die atomare Macht der USA dazu dienen soll, die außenpolitischen Ziele der USA zu unterstützen, dann müssen die Vereinigten Staaten in der Lage sein, rational Atomkrieg zu führen.“[62] Gray und Payne plädierten für die „Freiheit zu einem offensiven Atomschlag“[63] und forderten solche Nuklearstreitkräfte, „die einen Präsidenten befähigen, den strategischen Ersteinsatz von Atomwaffen vorzunehmen“[64]. Insbesondere „sollten die Vereinigten Staaten in der Lage sein, die Schlüsselfiguren der Führung (der UdSSR – W.S.) , ihre Kommunikationsmittel und -wege und einige ihrer innenpolitischen Kontrollinstrumente zu zerstören“[65]. Das zielte auf – so der Fachausdruck westlicher Experten – decapitation (Enthauptung), wofür die UdSSR „mit ihrer mächtigen Überzentralisierung der Macht, zusammengefasst in der riesigen Bürokratie in Moskau, […] höchst verwundbar […] sein [dürfte]“[66].
Eine solche Herangehensweise machte sich nur zwei Jahre später die Reagan-Administration zu eigen:

  • Im zweiten Halbjahr 1981 verabschiedete der Nationale Sicherheitsrat das sogenannte National Security Decision Document 13, in dem zum ersten Mal erklärt wurde, dass die Politik der USA darin bestehe, in einem zeitlich ausgedehnten Atomkrieg (protracted nuclear war) zu siegen (prevail), wie Robert Scheer in der Los Angeles Times vom 15. August jenes Jahres öffentlich machte.[67] Man ging davon aus, dass der Krieg bis zu sechs Monaten dauern könnte.[68]
  • Im Frühjahr 1982 fand dieser Ansatz Eingang in die sogenannte Fiscal Year 1984-1988 Defense Guidance – mit der Orientierung auf „Enthauptung, womit Schläge gegen die politische und militärische Führung der Sowjetunion sowie gegen Kommunikationslinien gemeint“[69] waren.[70]

Draper nannte die nukleare Kriegführungskonzeption der Reagan-Administration „eine monströse Perversion der Abschreckungsdoktrin“[71]. An anderer Stelle warnte er überdies: Ein nuklearer Kriegführungsansatz „macht ein unbeschränktes atomares Wettrüsten unvermeidlich; wegen des Bestrebens, einen flüchtigen und illusorischen Vorteil zu gewinnen, kann es niemals ein Ende in der Entwicklung und Stationierung neuer Waffen geben“[72].

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Ob ein nuklearer Angreifer mit einem Erstschlagspotenzial, wenn es denn tatsächlich erreichbar wäre, jedoch wirklich jemals sicher sein könnte, unannehmbaren Vergeltungsschlägen zu entgehen, muss grundsätzlich bezweifelt werden. Denn die andere Seite könnte auf solch eine sich abzeichnende Bedrohung, so ein gängiges westliches Denkmodell , mit der Umstellung ihrer strategischen Nuklearstreitkräfte auf launch on warning (auch als launch under attack bezeichnet) reagieren, also deren Start durch Verkoppelung mit dem eigenen Frühwarnsystem quasi automatisieren, um den Gegenschlag auf erste Warnsignale hin auszulösen – bevor der Angreifer seine Waffen ins Ziel gebracht hat.[73] Die Grundsituation „wer zuerst schießt, stirbt als zweiter“ bestände damit unverändert fort. Unter solchen Bedingungen allerdings könnte jeder technische Fehler im System ein Armageddon zur Folge haben.[74]
Der ehemalige US-Sicherheitsberater McGeorge Bundy fasste 1983 die bis dahin zu diesen Fragen vor allem in den USA geführten Debatten und Auseinandersetzungen folgendermaßen zusammen: „Niemand im Westen hat einen guten oder gar einen akzeptablen Weg gefunden, einen Nuklearkrieg gegen einen Opponenten mit Tausenden von eigenen Kernwaffen, die ‚überlebensfähig‘ sind, das heißt, nach einem Erstschlag noch eingesetzt werden können, auszufechten.“[75] Und: „Das Fehlen einer ausführbaren Strategie zur Führung eines Nuklearkrieges ist kein Ergebnis ungenügender Bemühungen oder von Dummheit.“ Vielmehr läge es nicht zuletzt daran, dass im Hinblick auf Kernwaffen „niemand sagen kann, was geschehen wird, nachdem auch nur eine von ihnen […] eingesetzt worden ist. […] Niemand weiß, wie irgendein ‚begrenzter‘ Einsatz beantwortet werden würde. […] Natürlich kann niemand beweisen, dass jeglicher Ersteinsatz von Kernwaffen zum allgemeinen Flächenbrand führen wird. Aber was entscheidend (Hervorhebung – W.S.) ist, niemand kann auch nur annähernd beweisen, dass das nicht (Hervorhebung – W.S.) der Fall sein wird.“[76] Unter Bezug auf Lawrence Friedmans damals gerade erschienene Monographie The Development of Nuclear Strategy hielt Bundy fest: „Friedman zeigt, dass diese harte Lektion das Ergebnis einer Generation von Versuchen ist, sie zu widerlegen.“[77]
Und worauf stößt man diesbezüglich seit Beginn der 2000er Jahre?
Die zu diesem Zeitpunkt einsetzende intensive Revitalisierung der US-Bemühungen aus der Reagan-Zeit (Stichwort: SDI[78]), funktionstüchtige Abwehrsysteme gegen ballistische Raketen unterschiedlicher Reichweiten (ABM-Systeme) zu entwickeln und zu stationieren, ist ein signifikantes Indiz dafür, dass maßgebliche Kräfte in den USA offenbar den strategischen Nuklearkrieg nach wie vor nicht aus dem Blick verloren haben. Da ein „wasserdichter“ Schutzschirm gegen einen allgemeinen Angriff mit atomaren Raketen und Cruise Missiles immer noch weit außerhalb des technisch Machbaren liegt, ergibt sich ein erkennbarer militärischer Sinn von ABM-Systemen – wie schon in den SDI-Jahren – vor allem im Kontext von Erstschlagsüberlegungen.[79]
Apropos Erstschlag: Im Jahre 2006 gingen einschlägige US-Experten mit der Auffassung an die Öffentlichkeit, dass die USA über die entsprechenden waffentechnischen Voraussetzungen dafür verfügten: „Das MAD-Zeitalter […] ist im Abklingen. […] Zum ersten Mal seit Jahrzehnten könnten sie (die USA – W.S.) die nuklearen Langstreckenarsenale Russlands und Chinas […] entwaffnen. Ein vorwegnehmender Schlag gegen ein russisches Arsenal in Alarmbereitschaft würde wahrscheinlich noch fehlschlagen, aber ein Überraschungsangriff in Friedenszeiten hätte eine angemessene Chance auf Erfolg.“[80] Seit Ende des Kalten Krieges hätte sich das Kräftverhältnis zu Russland „dramatisch verschoben“[81]. Diese Verschiebung „hat zwei Quellen: den Niedergang des russischen Nukleararsenals und das ständige Anwachsen der nuklearen Fähigkeiten der USA“[82].

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Fazit: Nukleare Abschreckung betrachtet Kernwaffen als Instrumente zur Beherrschung primär politischer Probleme, nämlich der Gegnerschaft von Staaten, die zu militärischen Konflikten und zu Krieg führen kann. Da nukleare Abschreckung einsatzfähige Atomwaffen und den Willen zu ihrer Anwendung voraussetzt, bleibt Atomkrieg ungeachtet aller Bemühungen, ihn zu vermeiden, grundsätzlich möglich, während das System der Abschreckung andererseits zur Lösung bestehender zwischenstaatlicher Probleme nichts beiträgt. Diese Lösung kann nur auf politischem Wege angestrebt und erreicht werden – durch Diplomatie, Kompromiss, Interessenausgleich und letztlich vertraglich zu vereinbarende gemeinsame und gleiche Sicherheit, vulgo Sicherheitspartnerschaft.[83]
Angesichts der Janusköpfigkeit jeder Konzeption von nuklearer Abschreckung schlussfolgerte Michael MccGwire von der Brookings Institution und seinerzeit einer der dezidiertesten westlichen Deterrence-Kritiker schon Mitte der 1980er Jahre in einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem von ihm so benannten „Abschreckungs-Dogma“[84]: „[…] wir sollten völlig klar sehen, dass der Erfolg der letzten 40 Jahre darin besteht, den Frieden trotz der negativen Folgen einer auf Abschreckung beruhenden Politik erreicht zu haben, und dass der Hort des Friedens nicht in dieser Richtung liegt“[85].
Daran hat sich auch über 30 Jahre später nichts geändert.
Wer vor diesem Hintergrund in der derzeitigen, viel zu verhaltenen deutschen Debatte zu diesen Fragen, wie Helmut Ganser, meint, erst die Kampagne für ein Atomwaffenverbot (ICAN), Trägerin des Friedensnobelpreises 2017, abwatschen zu können – die Organisation wolle sich „nicht mit den realen Problemen der Nuklearstrategien und der nuklearen Abrüstung auseinandersetzen“[86] –, um dann mit einer Plattitüde („Atomwaffen müssen politische Abschreckungswaffen bleiben und dürfen auf keinen Fall zu Kriegführungswaffen werden.“[87]) sicherheitspolitisches business as usual zu predigen, beweist nichts weniger als ein pathologisches Maß an Unkenntnis oder Ignoranz gegenüber den Lehren der ersten sieben Jahrzehnte des militärischen Nuklearzeitalters. Und wer, wie Christian Hacke, nicht minder flach sekundiert („Global Zero steht […] für Eskapismus […]. Es kommt […] darauf an, das Konzept der nuklearen Abschreckung an die neuen Sicherheitsprobleme anzupassen […].“[88]), der erinnert gleichfalls an einen Experten-Typus, den der frühere wissenschaftliche Chefberater für Verteidigungsfragen der britischen Regierung, Lord Solly Zuckerman, als Lehnstuhlstrategen (armchair strategist[89]) apostrophierte.

4.

Kernwaffen wecken immer wieder das Bestreben, sie als Kampfmittel tatsächlich anwendbar zu machen, also praktisch wieder so zu konventionalisieren, wie das in den 1950er und 1960er Jahren[90] bereits der Fall war.

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Über die Jahrzehnte hat es in dieser Hinsicht insbesondere in den USA diverse konzeptionelle Ansätze und waffentechnische Neuerungen gegeben. Etwa in Gestalt der Entwicklung der Neutronenbombe[91] und der Idee von sogenannten mini nukes. Letztere waren in den USA vom Kongress per Gesetz schon einmal ad acta gelegt worden[92], stehen nun aber offenbar vor einer Renaissance[93].
Die in der Abschlusstestphase befindliche neue US-Atombombe B61-12 (siehe ausführlicher in These fünf) mit einer einstellbaren Sprengkraft von nur noch 0,3 Kilotonnen könnte dabei – nach der Faustregel „weniger zerstörerisch ist gleich anwendbarer“ – die erste Kernwaffe werden, für die das bisher noch für jegliche Atomwaffen geltende Diktum, „dass Nuklearwaffen keine kontrollierbaren Waffen zur Kriegführung, sondern unkontrollierbare Instrumente der Vernichtung sind“[94], nicht mehr zutrifft. Vor diesem Hintergrund ist es offensichtlich an der Zeit, sich einer Warnung Theodor Drapers aus den frühen 1980er Jahren zu erinnern: „Je durchführbarer so ein Nuklearkrieg zu sein scheint, desto näher rückt er dem Punkt, an dem er zur Realität wird.“[95]

5.

Kernwaffen sind seit Ende des Kalten Krieges durch technologische Fortschritte im Hinblick auf ihre Treffsicherheit in eine völlig neue Dimension vorgestoßen. Das befeuert erneut Vorstellungen von der Beherrschbarkeit atomarer Kriegführung, weil dadurch mit immer geringeren Kollateralschäden etwa bei der Vernichtung sogenannter hard targets (also gehärteter unterirdischer Punktziele wie Raketensilos und militärische Kommando-, Kontroll-, Kommunikations- und Aufklärungszentren) gerechnet wird.

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The New Era of Counterforce war ein Grundsatzbeitrag betitelt, der zu diesen Fragen erst im Frühjahr 2017 in International Security erschienen ist.[96]
So sei in den vergangenen 30 Jahren die Vernichtungswahrscheinlichkeit landgestützter amerikanischer Interkontinentalraketen (ICBMs) gegen hard targets von 54 (1985) auf 74 Prozent (2017)[97] gestiegen und die von seegestützten Interkontinentalraketen sogar von unter zehn (1985) auf 80 Prozent (2017)[98]. Die verbesserte Treffsicherheit habe nukleare Träger-U-Boote „aus einem Instrument der Vergeltung gegen Bevölkerungszentren in wirkungsvolle Counterforce-Waffen verwandelt“[99].
Im Bereich luftgestützter US-Atomwaffen wird das Bombenmodell B61-12 in den nächsten Jahren die frei fallenden Vorgängermodelle der Typen B61-3 und B61-4 mit ungewisser Treffgenauigkeit und hoher Sprengkraft ersetzen. Das neue Modell ist ein Lenkwaffensystem mit reduzierter und variabler Sprengkraft: „Eine 0,3  Kilotonnen-Bombe zum Beispiel würde einen Zielkreisradius von 10 bis 15 Metern erfordern, um hoch effektiv gegen harte Ziele zu sein; dieses Level an Genauigkeit liegt wahrscheinlich im Rahmen des Möglichen der neuen gesteuerten B61-12.“[100]
US-Experten haben im Sandkasten bereits durchgespielt, welche Vorteile ein Einsatz der neuen Bombe etwa gegen die fünf entscheidenden nordkoreanische (gehärteten) Atomanlagen hätte: Während beim Einsatz von je zwei herkömmlichen strategischen W88-Sprengköpfen à 455 Kilotonnen pro Ziel infolge der Explosionen, vor allem aber durch den zu erwartenden radioaktiven Fallout mit zwei bis drei Millionen Toten in Nord- und Südkorea zu rechnen wäre, seien es beim Einsatz von insgesamt 20 B61-12-Bomben à 0,3 Kilotonnen gegen dieselben Ziele weniger als 100 Tote an den Zielorten.[101]
Damit droht erneut, was Emma Rothschild im Zusammenhang mit den US-amerikanischen INF-Systemen der 1980er Jahre (Pershing II, Cruise Missiles) die „Wiedergeburt der Brauchbarkeit von Kernwaffen“[102] nannte. Und Adam Mount, früherer Stanton nuclear security fellow beim Council on Foreign Relations, warnte: „Bomben mit solchen Fähigkeiten sind destabilisierend. Sie nähren den Irrglauben, dass sich ein Nuklearkrieg gewinnen lässt oder dass man Atombomben in einem konventionellen Krieg als taktische Waffen benutzen könnte.“[103] Eine offizielle russische Bewertung jüngsten Datums hatte einen vergleichbaren Tenor: „Nuklearsysteme mit solchen technischen Parametern (wie die B61-12-Bombe – W.S.) hören auf, ‚politische Waffen‘ zu sein, und werden zu ‚Waffen für das Schlachtfeld‘.“[104]
Die B61-12 soll bekanntermaßen auch in der Bundesrepublik stationiert werden.[105]
Parallel dazu erleben Vorstellungen über begrenzte, respektive begrenzbare atomare Kriegführung, die es in den USA seit der zweiten Hälfte der 1950er Jahre[106] immer wieder gegeben hat, in jüngster Zeit eine Renaissance. Erörtert wurden zum Beispiel folgende Szenarien:

  • Demonstration Nuclear Attack (gegen Iran)[107],
  • Selectic Nuclear Attack (gegen Nordkorea)[108],
  • Collapse of a Nuclear State (Pakistan, Nordkorea)[109].

6.

Kernwaffen würden im Falle ihres gehäuften Einsatzes gegen Landziele – vor allem Großstädte sowie Industrie- und Militäranlagen – riesige Mengen an Erd-, Staub-, Asche- und Rußpartikeln aufwirbeln, die sich durch die Zirkulationsprozesse in der Atmosphäre global verbreiten und einen signifikanten Teil des Sonnenlichtes absorbieren würde. Es käme zu einer länger anhaltenden, regional zwar unterschiedlichen, aber in jedem Fall großflächig katastrophalen Abkühlung an der Erdoberfläche mit weitreichenden, wenn nicht existenziellen Konsequenzen für höhere Lebensformen. Das Phänomen wurde nuklearer Winter getauft.

*

In der Konsequenz dieses Phänomens würde, wie Draper bemerkte, „der Angreifer für einen groß angelegten Erstschlag einen ebenso hohen Preis wie das Opfer bezahlen“[110] Entsprechende Studien aus den USA[111] und später auch aus der Sowjetunion[112] datieren auf die erste Hälfte der 1980er Jahre.
Um einen nuklearen Winter auszulösen, so ergaben die seinerzeitigen Untersuchungen, hätte beim Einsatz gegen Städte damals schon ein sehr geringer Prozentsatz der weltweit vorhandenen nuklearen Sprengkraft ausgereicht. Unter welchem Damoklesschwert die Menschheit damit lebte, wird dadurch offenbar, dass, wie der australische Experte Desmond Ball am International Institute for Strategic Studies (IISS) in London Anfang der 1980er Jahre nachwies, während des Kalten Krieges lange Zeit „sämtliche der 200 größten sowjetischen Städte und 80 Prozent aller 886 sowjetischen Städte mit einer Bevölkerung von mehr als 25.000 Menschen“[113] Bestandteil der nuklearen Zielplanung der USA waren.[114] Die sowjetische Zielplanung dürfte in jenen Zeiten wenig treffgenauer, zur Ausschaltung gehärteter unterirdischer Punktziele noch ungeeigneter ballistischer Trägersysteme ähnlich strukturiert gewesen sein. Noch in den 1980er Jahren war daher die „Vision von hundert oder sogar tausend Hiroshimas“[115] für den Fall eines nuklearen Konflikts zwischen den USA und der UdSSR nicht von der Hand zu weisen.
Heute gehen Experten zwar davon aus, dass Kernwaffen zwischen den Supermächten im Falle des Falles vorwiegend gegen militärische Ziele eingesetzt würden. Aber zumindest in den USA kursieren – unter dem Rubrum Minimalabschreckung – nach wie vor auch andere Szenarien:

  • Im Jahre 2009 plädierten Experten der Federation of American Scientists für ein „Infrastruktur-Zielset“, bestehend aus „zwölf großen industriellen Zielen in Russland: drei Ölraffineriezielen; drei Eisen- und Stahlwerken; zwei Aluminiumhütten; einer Nickelhütte und drei Wärmekraftwerken“[116].
  • In einer im Jahre 2013 publizierten Studie, an der der frühere US-Verteidigungsminister James Schlesinger federführend beteiligt war, ist die Frage nuklearer Zielplanung gegen Stadtgebiete erneut aufgeworfen worden.[117]

Worauf die Sprengköpfe der anderen Atommächte zielen, ist weitgehend unbekannt. Zumindest bei denen, deren Trägersysteme nach wie vor über keine hohe Treffsicherheit verfügen (China, Indien, Pakistan, Nordkorea), muss jedoch weiterhin von Flächenzielen mit maximalem Schadenspotenzial ausgegangen werden. Das sind in erster Linie städtische Ballungszentren.
Die Ergebnisse der früheren Studien zum nuklearen Winter sind übrigens vor wenigen Jahren durch erneute Untersuchungen mittels modernerer Klimamodelle und leistungsfähigerer Computer nicht nur bestätigt, sondern präzisiert worden. Dazu O. W. Toon, einer der bereits vor fast 40 Jahren maßgeblich beteiligten Wissenschaftler: „Wir stellten […] fest, dass die prognostizierten Auswirkungen eines nuklearen Konflikts noch weitaus länger spürbar wären als ursprünglich gedacht – nämlich mindestens zehn Jahre lang.“[118]
Toon und ein weiterer Mitstreiter der früheren Untersuchungen, R. Turco, nahmen dies zum Anlass, die Auswirkungen eines regionalen Atomkriegs auf die globale Umwelt abzuschätzen. Als Testfall diente eine angenommene Auseinandersetzung zwischen Indien und Pakistan. Das Fazit der Analyse lautete: „Schon die Folgen eines potenziellen Konflikts […], bei dem 100 Atombomben über Städten und Industriegebieten zum Einsatz kämen […], wären für die ganze Welt fatal. Die Explosionen und ihre Folgewirkungen würden so viel Rauch in die Atmosphäre befördern, dass global die Landwirtschaft lahmgelegt wäre. Selbst in Ländern fern des Konfliktgebiets würde dies unzählige Menschenleben fordern.“[119] Bis zu eine Milliarde Menschen, deren Nahrungsmittelversorgung bereits heute unzureichend ist, wären vom Hungertod bedroht.
Hinzu kommt: Die biologischen Langzeitfolgen[120] eines gehäuften Kernwaffeneinsatzes für das organische Leben auf der Erde wären nicht weniger katastrophal als die klimatischen.

7.

Kernwaffen können auch gegen deutlich schwächere nukleare Gegner nicht eingesetzt werden, weil selbst im Falle von nichtadäquaten, nur vereinzelten Gegenschlägen Charakter und Umfang der direkten und kollateralen Wirkungen dieser Waffen zu rational nicht kalkulierbaren Schäden auf dem eigenen Territorium und/oder auf dem von Verbündeten führen würden.

*

Im Falle eines US-Militärschlages gegen Nordkorea etwa würde die Reaktion Pjöngjangs mindestens Seoul und Südkorea insgesamt sowie Japan existenziell in Mitleidenschaft ziehen. Und sollte eine nordkoreanische Rakete vom Typ Hwansong-15 mit einem 200-Kilotonnen-Wasserstoff-Sprengkopf Manhattan treffen, wäre mit bis zu über eine Million sofortigen Toten zu rechnen.[121]

8.

Kernwaffen sind selbst in militärischen Konflikten mit nichtatomaren Gegnern nutzlos.

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Man mag zwar darüber spekulieren, warum die USA keinen Gebrauch von ihren atomaren Mitteln gemacht haben, als sich in der Anfangsphase des Korea-Krieges eine Niederlage des Südens und damit auch der involvierten Vereinigten Staaten abzeichnete. Die Gefahr einer atomaren Konfrontation mit der Sowjetunion bestand seinerzeit nicht, die USA waren noch unverwundbar. Aber als der US-Oberbefehlshaber in Korea, Douglas McArthur, wiederholt den Einsatz von Atomwaffen forderte, wurde er abgelöst.[122] Es kann vermutet werden, dass dies unter anderem damit zusammenhing, dass das US-Militär die alle bisherigen Maßstäbe weit übertreffenden unmittelbaren Wirkungen von Atomwaffen und auch die (langanhaltenden) radiologischen Folgen in Hiroshima und Nagasaki eingehend untersucht hatte.
Später zeigte sich, dass in sogenannten asymmetrischen Kriegen gegen militärtechnisch deutlich unterlegene Gegner selbst der Status einer nuklearen Supermacht keine Handhabe bietet, Niederlagen zu verhindern: Die Kriege in Indochina (USA) und in Afghanistan (UdSSR) während des Kalten Krieges wurden verloren. Auch spätere Kriegsabenteuer – nochmals in Afghanistan (USA und Partner), im Irak (USA und Koalition der Willigen) sowie gegen Libyen (Frankreich, Großbritannien, USA) – waren, respektive sind nicht zu gewinnen.

9.

Kernwaffen bieten im Verhältnis zu anderen Nuklearmächten nicht zuletzt bei politischen Konflikten ebenfalls keine instrumentierbaren Vorteile.

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Drohungen mit nuklearer Komponente sind unglaubwürdig, wenn deren Ausführung unakzeptable Schäden im eignen Bereich oder gar die Vernichtung durch atomare Vergeltung zur Folge hätte.
Atomwaffeneigner mit unzureichend ausgeprägter Rationalität können natürlich trotzdem zu solchen Drohungen greifen, wie das Beispiel Nordkorea immer wieder gezeigt hat und zeigt sowie seit neuestem auch das der USA.[123]
Dass es zu irrationalen Handlungen kommen kann und dadurch die Gefahr besteht, dass eine entsprechende Situation außer Kontrolle gerät, ist ebenfalls eines der grundsätzlichen Risiken, die mit der Existenz von Kernwaffen einhergehen.
In diesem Kontext kommt im Falle der USA seit dem Amtsantritt von Donald Trump dem Sachverhalt erhöhte Bedeutung zu, dass die amerikanische nukleare Befehlskette im Kalten Krieg sukzessive soweit verkürzt wurde, dass die unmittelbare Verfügungsgewalt über die US-Kernwaffen praktisch allein beim Präsidenten liegt. Er „braucht weder die Einwilligung der militärischen Berater noch des Kongresses, um den Einsatz nuklearer Waffen anzuordnen. Entsprechend kann weder das Militär noch der Kongress seine Befehle außer Kraft setzen,“ wie der Wissenschaftliche Dienst des US-Kongresses im Dezember 2016 festgestellt hat.[124] Auch einer Zustimmung des Kabinetts oder des Militärapparates bedarf es nicht. Und selbst die in den USA beim Umgang mit nuklearen Waffen grundsätzlich geltende Zwei-Mann-Regel findet beim Oberbefehlshaber keine Anwendung.[125] Ob zumindest für den Fall eines nuklearen Erstschlages zuvor ein Votum des US-Kongresses eingeholt werden müsste, wie mancher in dessen Reihen meint[126], oder ob Spitzenmilitärs gegebenenfalls den Befehl verweigern würden[127] – die Situation erscheint in Anbetracht der Persönlichkeitsstruktur des derzeitigen Präsidenten jedenfalls alles in allem prekär[128], und dies umso mehr als ein Command and Control of Nuclear Forces betiteltes offizielles US-Gutachten, das nach der Wahl Trumps erstellt worden ist, folgende wenig beruhigende Feststellung von Ex-CIA-Chef Michael Hayden enthält: „Das System ist angelegt auf Geschwindigkeit und Entschlossenheit. Es ist nicht darauf angelegt, die Entscheidung zu debattieren.“[129]
Die seit 1976 (!) ersten Anhörungen zu den nuklearstrategischen Befugnissen des US-Präsidenten im Senat haben im vergangenen Jahr ebenfalls ein ernüchterndes Ergebnis erbracht, wie The Washington Post berichtete: „Keine nationale Entscheidung ist so folgenreich, irreversibel und schicksalhaft wie die Entscheidung, Nuklearwaffen einzusetzen. In den Vereinigten Staaten hat der Präsident, und nur der Präsident, die Autorität, die Entfesselung von Atomwaffen anzuordnen. Diese Autorität wird weder durch die Verfassung verliehen, noch durch irgendein spezifisches Recht. Sie resultiert aus einer Reihe von Entscheidungen in der Ära des Kalten Krieges, die von der Exekutive und dem US-Militär insgeheim getroffen wurden.“[130]
Wenn daher inzwischen US-Senatoren äußern, die atomaren Befugnisse des Präsidenten beschränken zu wollen[131], dann wäre das ein Schritt in die richtige Richtung. Auch Bernard Brodie hatte sich in seinem letzten Essay mit dieser Frage befasst und auf „gesetzliche Beschränkungen für die Macht der Exekutive“ verwiesen: „Wie auch immer sie (diese Beschränkungen – W.S.) das nationale Interesse in irgendeiner spezifischen Situation berühren mögen, die Vorstellung, dass solche Beschränkungen bestehen sollten, ist absolut elementar für die Demokratie im Gegensatz zur Diktatur.“[132] Ob eine entsprechende Initiative angesichts der derzeitigen Verhältnisse im US-Kongress allerdings Aussicht auf Erfolg hätte, erscheint höchst fraglich.

10.

Kernwaffen bewirken durch ihre bloße Existenz permanent „die Gefahr, dass diese Waffen – durch Unachtsamkeit oder üble Entscheidung – eines Tages eingesetzt werden“[133], sowie die Gefahr von Unfällen mit atomar bestückten Trägersystemen[134] und des Verlustes von Kernsprengköpfen.

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Es sollen etwa 50 Sprengköpfe[135] verschiedener Kaliber durch Flugzeug- oder Schiffsunglücke verloren gegangen und damit jeglichem weiteren menschlichen Zugriff entzogen sein.
Entsprechende Unfälle und Beinahekatastrophen waren in ihren Verläufen durchaus unterschiedlich, aber menschliches oder technisches Versagen oder eine Kombination von beidem war in der Regel ursächlich beteiligt.
In diesem Kontext ist von grundsätzlicher Bedeutung, was der amerikanische Organisationstheoretiker und Soziologe Charles Perrow in Studien zur inhärenten Störanfälligkeit komplexer technischer Hochrisikosysteme herausgefunden und in seiner Monographie Normal Accidents. Living with High-Risik Technologies Mitte der 1980er Jahre publiziert hat. Im Vorwort zur deutschen Ausgabe fasste Klaus Traube, ehemals Spitzenmanager in der Kernenergie-Industrie, Perrows Untersuchungsergebnisse folgendermaßen zusammen: „Technische Systeme sind etwa so perfekt wie die aus Menschen zusammengesetzten Organisationen, die sie entwerfen, fabrizieren oder betreiben.“[136] Perrow habe festgestellt, „daß katastrophales Versagen komplexer Systeme zumeist nicht die Folge des Versagens von lediglich einer Komponente ist (wie dies etwa bei der Challanger-Katastrophe der Fall war); häufiger ist es gekennzeichnet durch ein kaum vorhersehbares Zusammentreffen des Versagens mehrerer Systemteile, das teilweise dem Verhalten der Operateure zuzuschreiben ist. Perrow zeigt […], daß dieses objektiv ‚falsche‘ Verhalten, auch wenn es ex post als ungewöhnlich nachlässig und inkompetent erscheint, bei näherer Analyse oft auf die prinzipiellen Grenzen kognitiver Fähigkeiten zurückgeführt werden kann.“[137]
Zu den gravierenden Sicherheitsproblemen auch des heutigen US-Nukleararsenals liegen im Übrigen detaillierte Untersuchungen vor.[138] Dass dies für die Kernwaffensysteme anderer Atommächte nicht der Fall ist, sollte nicht zu voreiligen, falschen Schlüssen verführen.
Zu hoffen ist derzeit, dass wenigstens die Planungen des Pentagons, „seine Floppy-Systeme (also IT-Hardware aus den 1970er Jahren – W.S.), die momentan interkontinentale ballistische Raketen (ICBMs), Nuklearbomber und Luftbetankungsflugzeuge aufeinander abstimmen, bis Ende 2017 zu ersetzen“[139], termingemäß realisiert worden sind …

11.

Kernwaffen könnten in die Hände von Terroristen fallen.

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Besonders hoch ist dieses Risiko seit längerem im Falle Pakistans.[140] Vor einigen Jahren gab es in einem renommierten US-Magazin eine detailliert recherchierte Untersuchung dazu, dass US-Dienste wegen dieser Gefahr an Operationen arbeiteten, um Pakistans gesamtes nukleares Arsenal gegebenenfalls handstreichartig unter US-Kontrolle zu bringen und dass Islamabad darauf mit teils bizarren Gegenmaßnahmen reagiert hätte; so würden etwa Kernsprengköpfe oder zumindest Komponenten davon auf den Straßen des Landes permanent in Bewegung gehalten – in Zivilfahrzeugen ohne Begleitschutz.[141]

12.

Kernwaffen und die an sie geknüpfte Vorstellung, durch (direkte oder mittelbare) Verfügungsgewalt über sie außen- und sicherheitspolitische Ziele verwirklichen sowie weltpolitisch in die oberste Liga aufsteigen zu können, haben immer wieder zu nuklearer Proliferation geführt (Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich, China, später Israel, Indien, Pakistan, Nordkorea) sowie atomare Ambitionen bei weiteren Staaten (frühe BRD, Südafrika, Brasilien, Irak, Libyen, Iran) befördert und Antiproliferationsbemühungen ins Leere laufen lassen.

*

Wo Proliferation bisher stattgefunden hat, waren die Atommächte nicht in der Lage, sie zu verhindern. (Inwieweit sie dieses Ziel wirklich verfolgten, steht auf einem anderen Blatt und darf zumindest im Falle von Israel, Indien und Pakistan für jeweils relevante, teils untereinander verfeindete Mitspieler in der nuklearen Liga bezweifelt werden.)
Wo atomare Ambitionen aufgegeben wurden (Südafrika, Brasilien, Libyen, Iran) oder aufgegeben werden mussten (Irak), haben die Kernwaffen anderer Staaten zu den entsprechenden Prozessen und Entwicklungen in keinem Fall beigetragen.
Die Proliferationsgefahr besteht fort (unter anderem Saudi-Arabien[142], Türkei[143]), und bisherige Lehren aus den Fällen Indien (stieg mit Hilfe der USA und dann der Nuclear Suppliers Group vom atomaren Paria zur quasi legalen Kernwaffenmacht auf[144]), Libyen (Gadaffi gab seine nuklearen Ambitionen auf Forderung des Westens auf, und was hatte er am Ende davon …) und Nordkorea (wird von den USA auf der Achse des Bösen verortet, wurde aber schon auf seinem derzeitigen niedrigen nuklearen Level bis dato nicht angegriffen) befördern diese Proliferationsgefahr zusätzlich.
Die besteht aber vor allem auch deswegen fort, weil die frühen Nuklearmächte (USA, UdSSR, Frankreich, Großbritannien, China) zu keinem Zeitpunkt seit Abschluss des Nichtverbreitungsvertrages (NPT) bereit waren, ihrer Verpflichtung zu atomarer Abrüstung aus Artikel VI NPT konsequent nachzukommen – und schon gar nicht mit dem Ziel einer atomwaffenfreien Welt.
Experten halten eine internationale Staatengemeinschaft mit noch weiteren Atommächten für „brandgefährlich“[145], wobei brandgefährlicher vielleicht die angemessenere Wortwahl wäre.

13.

Kernwaffen tragen Fetisch-Charakter.

*

Allerdings nicht nur für ihre Besitzer, sondern offenbar bis vor kurzem auch für den Rest der Welt. Wie anders wäre es zu erklären, dass die globale Staatengemeinschaft sich erst jetzt, knapp 50 Jahre nach Abschluss des NPT und immerhin 27 Jahre nach dem Endes der Systemkonfrontation, mit einer UN-Mehrheit von 122 Stimmen dazu aufgerafft hat, Atomwaffen durch ein internationales Abkommen zu ächten[146], und dass sie Mittelmächten wie Frankreich und Großbritannien allein aufgrund ihres Status als Atommächte in internationalen Angelegenheiten immer noch eine Sonderrolle zubilligt. Die ist am manifestesten in deren ständiger Mitgliedschaft im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, Veto-Recht inklusive.
Diesem Fetisch-Charakter entspricht, dass die seit Mitte der 1940er Jahre im Gefolge der anhaltenden Debatten um das Pro und Contra von Kernwaffen und ihrer Instrumentalisierung in den strategischen Zirkeln des Westens vorgelegten Publikationen den Umfang der Bibel längst übertreffen und eine besondere Nukleartheologie – diesen Begriff prägte Michael MccGwire[147] – ohne jede empirische Untersetzung hervorgebracht haben, auf die Lukas 20,29 zutrifft: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Das räumt auch ein zeitgenössischer amerikanischer Strategietheoretiker implizit ein, wenn er konstatiert: „[…] es gibt keine auf Beweisen beruhende Basis für das Denken über den Atomkrieg. Wie in vielen nuklearen Fragen ist es (dieses Denken – W.S.) theologischer Natur.“[148]
Es muss davon ausgegangen werden, dass die neun derzeitigen Nuklearmächte auch künftig prinzipiell nicht bereit sein werden, einen vollständigen Verzicht auf ihre Atomwaffenarsenale auch nur ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Die USA, Frankreich und Großbritannien haben zur Begründung ihrer Ablehnung des neuen Kernwaffenverbotsvertrages erklärt: „Ein Beitritt zum Verbotsvertrag ist unvereinbar mit der Politik der nuklearen Abschreckung, die entscheidend dafür gewesen ist, den Frieden in Europa und Nordasien über 70 Jahre zu erhalten.“[149] Dies kommt einer grundsätzlichen Absage an global zero gleich. Russland hatte bereits im Vorfeld des Vertragsabschlusses seine ebenfalls grundsätzlich ablehnende Haltung deutlich gemacht.[150]
Auch von der mittelbaren Kernwaffenmacht Deutschland ist vor der Hand kein Verzicht auf die sogenannte nukleare Teilhabe[151] zu erwarten. Und zwar nicht nur wegen der ablehnenden Haltung der Bundeskanzlerin[152]. Die SPD-Führung trägt diese Teilhabe ebenfalls ohne Abstriche mit. Folgerichtig hat daher auch Deutschland unter der Ägide der SPD-Außenminister Steinmeier und Gabriel die Verhandlungen zum jetzigen UN-Verbotsvertrag und dessen Abschluss boykottiert.

14.

Kernwaffen, so ein Mantra von Abschreckungsbefürwortern, hätten im Kalten Krieg den heißen verhindert, vulgo den Frieden erhalten.

*

Die nukleare Abschreckung, so Theo Sommer, in dessen westlicher Weltsicht es natürlich nur eine Seite gab, die abgeschreckt werden musste, „funktionierte, weil die Russen wussten, dass Amerika selbst nach einem sowjetischen Erstschlag noch genug intakte Kernwaffen übrig hätte, um die 200 größten Städte der Sowjetunion zu zerstören“[153].
Solche und ähnliche Behauptungen, egal von welcher Seite sie aufgestellt werden, sind Glaubensbekenntnisse, die voraussetzen, dass zwischen 1949 und 1990 politische Absichten bestanden haben, einen allgemeinen Angriffskrieg zu führen. Die USA und die NATO haben dergleichen Unterstellungen aber stets ebenso strikt von sich gewiesen wie die Sowjetunion und der Warschauer Vertrag.
Die wiederkehrenden Wellen russophober nuklearer Paranoia in den USA während des Kalten Krieges – nach dem Brechen des US-Atomwaffenmonopols durch die Sowjetunion (1949) und nach dem Sputnikschock (1957), der der amerikanischen Öffentlichkeit zur Erkenntnis der eigenen atomaren Verwundbarkeit verhalf[154] –, dass Moskau plane, die USA anzugreifen und zu vernichten, bewegten sich stets auf höchst dünnem Eis. Als etwa 1977 Richard Pipes, er galt zu seiner Zeit als einer der besten amerikanischen Russlandkenner, seine Fundamental„entlarvung“ Warum die Sowjetunion denkt, sie könne einen Nuklearkrieg durchfechten und gewinnen[155] publizierte, hielt Brodie ihm entgegen, „[…] , dass es einige sowjetische Generale gibt, die so denken, aber kein einziger politischer Führer wird erwähnt.“[156] Es gäbe andererseits „auch reichlich US-Generäle, die denken, die USA könnten einen Nuklearkrieg führen und gewinnen“[157]. Vor allem aber hätten Pipes und seine Mitstreiter an der Frage versagt, welches Interesse die Sowjetunion daran haben könnte, einen atomaren Konflikt mit den USA vom Zaun zu brechen.[158]
Anfang der 1980er Jahre gelangte der britische Experte David Holloway in seiner Untersuchung The Soviet Union and the Arms Race zu dem Fazit: „Es gibt kaum Anzeichen dafür anzunehmen, dass [die Sowjets] meinen, Sieg in einem globalen Nuklearkrieg würde irgendetwas anderes sein denn katastrophal.“[159]
Und auch das noch im Jahr des Amtsantrittes von Gorbatschow bemühte russophobe Menetekel, „Stalins Erben“ könnten in „der Zukunft […] neue Wege entdecken, die Gefahr nuklearer Zerstörung in das ideale Instrument totalitärer Expansion zu verwandeln“[160], erwies sich als bloße Propagandaschimäre.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind aus den Archiven, soweit sie geöffnet wurden, bisher keine Gegenbeweise – auch kein Beleg für sowjetische Erstschlagsplanungen – erbracht worden.[161]
Immerhin hatten sich die Staats- und Parteichefs der östlichen Militärorganisation kurz vor dem Kollaps ihres Systems noch bis zu der kollektiven Erkenntnis vorgearbeitet, dass „Waffen von unerhörter Zerstörungskraft ein neues Denken, ein neues Herangehen an die Fragen von Krieg und Frieden, an die Abrüstung  […] erfordern. […] In einem Kernwaffenkrieg gäbe es keine Sieger.“[162] Soweit wollte die NATO nie gehen.

15.

Kernwaffen, diese generelle Schlussfolgerung ist ebenso gerechtfertigt wie überfällig, sind die bis dato mit Abstand unsinnigste militärische Manifestation des menschlichen Erfindungsgeistes. Sie zeugen zugleich von einer verbreiteten Unfähigkeit der Gattung Homo sapiens, selbst potenziell suizidale Konsequenzen dieses Erfindungsgeistes in handlungsleitender Weise zur Kenntnis zu nehmen und systematisch einzugrenzen oder besser noch durch Abrüstung abzuschaffen.

*

Dass diese Unfähigkeit keinen grundsätzlichen Charakter trägt, wie die internationalen Lösungen zu den anderen Gattungen von Massenvernichtungsmitteln (B- und C-Waffen) zeigen, gibt angesichts der bisher geübten Praxis der Atomwaffenstaaten aber leider keine Veranlassung zu Optimismus.

***

Nachbemerkung: Dass die atomare Apokalypse bisher nicht stattgefunden hat, bietet keine Garantie dafür, dass sie ein für alle Mal ausgeschlossen ist. Sicher hat in den Momenten besonders zugespitzter Konfrontation während des Kalten Krieges, in denen das nukleare Inferno dann doch nicht stattfand, immer auch das rationale Agieren involvierter Verantwortungsträger auf beiden Seiten dazu beigetragen, das Schlimmste zu verhindern. Allerdings sollte man in diesem Zusammenhang das Resümee nicht aus dem Auge verlieren, das einer der zu seiner Zeit entscheidenden Akteure in der strategischen Befehlskette der USA, der ehemalige Verteidigungsminister Robert McNamara, später zum Ausgang der Kuba-Krise zog: „Wir standen so nah am nuklearen Abgrund. Wir haben den Atomkrieg nicht durch kluges Management verhindert, wir hatten Glück.“[163]
Das scheint als Erkenntnis in Washington und Moskau allerdings inzwischen nicht mehr präsent zu sein, denn: „Die derzeitigen russischen und amerikanischen Führer haben niemals die Feststellung getroffen, dass ‚Nuklearkrieg nicht gewonnen werden kann und niemals geführt werden darf‘, wie das ihre Vorgänger in den frühen 1970er und späten 1980er Jahren getan haben. Noch haben die gegenwärtigen Führer der anderen sieben nuklear bewaffneten Staaten diese Philosophie bekräftigt.“[164]
Leider sind die hier thematisierten Fragen für die breite Öffentlichkeit in NATO-Europa sowie in den USA und Kanada seit Ende des Kalten Krieges von keinerlei politikrelevantem Interesse mehr, und nichts spricht dafür, dass dies in Russland und China anders wäre. Von den jüngeren Atommächten ganz zu schweigen. „Die Gefahr von Atomwaffen“, stellte der österreichische Botschafter Alexander Kmentt zutreffend fest, „ist in unseren Breiten weitgehend aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden.“[165] Vergessen die Lektionen, die der Kalte Krieg im Hinblick auf nukleares Brinkmanship[166] vermittelt hatte. Insofern ist die Öffentlichkeit wieder beherrscht davon, was Keeny und Panofsky vor über 35 Jahren als „allgemeine Psychose des Nichtwahrhabenwollens“[167] diagnostizierten.
Angesichts dieser Sachlage ist es hohe Zeit, nicht länger bei Statements wie jenem des späten Helmut Schmidts („Ich habe kein Verständnis dafür, dass die Angst vor Atomwaffen inzwischen auf null gesunken ist.“[168]) zu verharren, sondern die Auseinandersetzung mit diesen ultimativen Vernichtungsmitteln, der mit ihnen verbundenen Doktrin der nuklearen Abschreckung sowie deren ihren möglichen Folgen mit Verve neu zu eröffnen. Derzeit sieht es nämlich eher danach aus, als sollte sich die Erwartung der eingangs zitierten Autoren bewahrheiten, dass aktuelle und mögliche künftige Entwicklungen „nicht zwangsläufig zu einer umfassenden öffentlichen Debatte führen“[169] müssten. In diesem Falle bliebe dann alles beim Alten …

* – Das vorliegende Papier entstand aufgrund von Anregungen im Rahmen einer sicherheitspolitischen Debatte in der Studiengruppe Entmilitarisierung der Sicherheit (SES).


[1] – Zit. nach McG. Bundy: A Matter of Survival, The New York Review of Books, March 17, 1983 – https://www.nybooks.com/articles/1983/03/17/a-matter-of-survival/; aufgerufen am 25.10.2017.

[2] – Radio Address to the Nation on Nuclear Weapons, April 17, 1982 – http://www.presidency.ucsb.edu/ws/index.php?pid=42414; aufgerufen am 16.11.2017.
Andererseits wurde gerade während der Anfangszeit der Reagan-Administration besonders intensiv an einer Strategie zur nuklearen Kriegführung gearbeitet. (Siehe dazu ausführlicher in These 3, aber auch R. Scheer: Und brennend stürzen Vögel vom Himmel. Reagan und der „begrenzte“ Atomkrieg, München 1983.) Der US-Publizist Theodor Draper bescheinigte der Reagan-Administration deswegen „Doppelzüngigkeit, die zur Routine in der Propaganda geworden ist, um das neue Programm zu verkaufen“. (Th. H. Draper: How Not to Think About Nuclear War, The New York Review of Books, July 15, 1982 – https://www.nybooks.com/articles/1982/07/15/how-not-to-think-about-nuclear-war/; aufgerufen am 24.11.2017).

[3] – Zit. nach Faz.Net, 03.08.2016 – http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/donald-trump-zieht-angeblich-den-gebrauch-von-atomwaffen-in-betracht-14371030.html; aufgerufen am 11.10.2017.

[4] – McG. Bundy: A Matter of Survival, a.a.O.; Friedman und Holloway sind die Autoren zweier Monographien, die Bundy in diesem Beitrag rezensierte:

  • – L. Freedman: The Evolution of Nuclear Strategy, Basingstoke, New York 1981. (Die 3. Ausgabe erschien 2003.)
  • – D. Holloway: The Soviet Union and the Arms Race, New Haven 1984 (2. Auflage).

[5] – J. Schuster: Die Rückkehr der Raketen, Die Welt, 14.11.2017, S. 3. – Der Autor bezog sich dabei auf eine von den USA behauptete russische Verletzung des INF-Vertrages durch die Stationierung einer landgestützten Cruise Missile (Code: 9M729 / SSC 8) mit einer Reichweite von mehr als 500 Kilometern. (Die Beweislage dafür ist allerdings bisher nicht eindeutig. Dazu sowie zum INF-Vertrag siehe ausführlicher: „Haben Sie Lust auf einen Atomkrieg aus Versehen?“ Im Gespräch mit – Otfried Nassauer, Das Blättchen, 14/2017 – http://das-blaettchen.de/2017/06/%e2%80%9ehaben-sie-lust-auf-einen-atomkrieg-aus-versehen%e2%80%9cim-gespraech-mit-%e2%80%93-otfried-nassauer-40565.html; aufgerufen am 20.11.2017.) Von russischer Seite ist dazu kürzlich offiziell zu Protokoll gegeben worden: „Wie auch immer, die Amerikaner haben noch zu begründen, was sie glauben macht, dass die Reichweite der Rakete 500 Kilometer überschreitet.“ Stattdessen würden sie mit Behauptungen operieren – „aus dem einfachen Grunde, dass entsprechendes Faktenmaterial nicht existiert, weil die technischen Parameter der 9M729-Rakete vollständig mit dem (INF – W.S.) Vertrag übereinstimmen“. (Director of the Foreign Ministry Department for Non-Proliferation and Arms Control Mikhail Ulyanov’s interview with the Interfax news agency, December 19, 2017 – http://www.mid.ru/ru/foreign_policy/news/-/asset_publisher/cKNonkJE02Bw/content/id/2998923?p_p_id=101_INSTANCE_cKNonkJE02Bw&_101_INSTANCE_cKNonkJE02Bw_
languageId=en_GB
; aufgerufen am 04.01.2018.

[6] – Die „alten“ – 234 amerikanische Pershing II-Raketen und 443 landgestützte Cruise Missiles, die ab 1983 auf der Grundlage des sogenannten NATO-Doppelbeschlusses von 1979 in fünf westeuropäischen Ländern stationiert und die, wie auch ihre sowjetischen Pendants (149 SS-4, 238 SS-12, 650 SS-20), durch den INF-Vertrag von 1987 abgerüstet worden waren – konnten den europäischen Teil der UdSSR erreichen, und im Falle der Pershing II mit extrem kurzer Vorwarnzeit. Aus Sicht ihrer westeuropäischen Befürworter stellten diese Waffen damit eine zusätzliche Versicherung dafür dar, dass die USA im Fall ihres Einsatzes gegen den Warschauer Pakt auch ihr strategisches Arsenal zur Anwendung bringen würden, weil die Vergeltung seitens der UdSSR sicher nicht nur die Stationierungsländer, sondern auch das Herkunftsland träfe.
Im Rahmen von nuklearem Abschreckungsdenken (siehe ausführlicher These drei) mag man dies formal für schlüssig halten können. Es blieb aber letztlich eine Glaubensfrage, denn ein Blick auf die Interessenlage Washingtons legte – damals wie heute – einen anderen Schluss nahe – nämlich „dass es, käme es zum Krieg, unwahrscheinlich wäre, dass die USA ihre eigene Vernichtung riskierten“. (Lord Zuckerman: Nuclear Fantasies, The New York Review of Books, Jun 14, 1984 – https://www.nybooks.com/articles/1984/06/14/nuclear-fantasies/; aufgerufen am 15.11.2017.) Ex-US-Sicherheitsberater und -Außenminister Henry Kissinger richtete daher 1979 an die Adresse der Westeuropäer die Aufforderung, sie sollten die USA nicht länger „bitten, strategische Versprechungen zu vervielfachen, die wir möglicherweise nicht ernst meinen können, oder, wenn wir sie ernst meinen, nicht auszuführen wünschen sollten, weil wir, wenn wir sie ausführten, die Zerstörung der Zivilisation riskieren“. (Zit. nach M. Jobert, International Herald Tribune, 22.10.1979.)
Was die Bewertung der damaligen US-Mittelstreckenwaffen anbetraf, so war im Übrigen auch aus westlicher Sicht eine ganz andere Einschätzung möglich, selbst wenn man nicht der Friedensbewegung angehörte. So fragte 1984 der frühere wissenschaftliche Chefberater für Verteidigungsfragen der britischen Regierung, Lord Solly Zuckerman: „Warum ist Parität bei taktischen Nuklearwaffen […] nötig, wenn die NATO nicht plant, in der Lage zu sein, einen Atomkrieg zu führen, ohne die strategischen Streitkräfte der Supermächte einzubeziehen?“ (Lord Zuckerman: Nuclear Fantasies, a.a.O.)

[7] – Vgl. O. Nassauer: Altes Problem, aktuelle Gefahr, die tageszeitung, 13.11.2017 – https://www.taz.de/!5459238/; aufgerufen am 24.11.2017.

[8] – J. Schuster: Die Rückkehr der Raketen, a.a.O.

[9] – Ein zweites hatte der frühere stellvertretende US-Verteidigungsminister Iklé Mitte der 1990er Jahre ausgemacht – siehe F. Ch. Iklé: The Second Coming of the Nuclear Age, Foreign Affairs, January/February 1996 – https://www.foreignaffairs.com/articles/1996-01-01/second-coming-nuclear-age; aufgerufen am 14.11.2017.

[10] – H. Rühle / M. Rühle: Konturen eines dritten nuklearen Zeitalters, Konrad-Adenauer-Stiftung, Analysen & Argumente, 276/2017, S. 2 – http://www.kas.de/wf/doc/kas_50116-544-1-30.pdf?170925101600; aufgerufen am 15.11.2017.

[11] – Ebenda, S. 5.

[12] – Siehe ebenda, S. 5 ff.

[13] – Beigegeben sind diesem Grundsatz folgende mahnende Worte: „Konkret bedeutet dies, die nukleare Abschreckung gegen ihre Kritiker zu verteidigen, die in den vergangenen Jahren immer wieder aufs Neue versuchten, das Konzept zu desavouieren.“ Und: „[…] das Repertoire an analytischen Kunstgriffen der Abschreckungskritiker ist breit gefächert.“ (Ebenda, S. 5.) Chapeau! Das vorliegende Papier sollte in jedem Falle als Konvolut derartiger „Kunstgriffe“ und also als Bestätigung dafür verstanden werden, wie berechtigt die Warnung der Rühles ist.

[14] – Ebenda, S. 7. Gemeint ist der 2017 im Rahmen der Vereinten Nationen abgeschlossene Vertrag zum Verbot von Atomwaffen; gemeint ist der 2017 im Rahmen der Vereinten Nationen abgeschlossene Vertrag zum Verbot von Atomwaffen; siehe Atomwaffen endlich verboten, icanw.de, 07.07.2017 – https://www.icanw.de/neuigkeiten/atomwaffen-endlich-verboten/; aufgerufen am 06.01.2017.

[15] – Siehe die Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz 200 –  http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Sicherheitskonferenz/2007-putin-dt.html http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Sicherheitskonferenz/2007-putin-dt.html; aufgerufen am 16.11.2017.

[16] – Siehe ausführlicher W. Schwarz: Dank Trump: Deutschland doch noch Atommacht?, Das Blättchen, 2/2017 – http://das-blaettchen.de/2017/01/dank-trump-deutschland-doch-noch-atommacht-38624.html; aufgerufen am 15.11.2017.

[17] – Gemeint sind auf Kernfusion und/oder Kernspaltung basierende atomare Kampfmittel. Für andere technologische Möglichkeiten, radioaktive Substanzen militärisch einzusetzen, etwa radiologische Waffen (Stichwort: dirty bomb – siehe ausführlich z.B. P. S. Falk: The Dirty Bomb Threat. Too Dangerous to Do Nothing, Foreign Affairs, April 4, 2017 – https://www.foreignaffairs.com/articles/2017-04-04/dirty-bomb-threat; aufgerufen am 21.11.2017.), gelten die hier vorgelegten Thesen nur bedingt.

[18] – Siehe dazu ausführlich die im Auftrag der Atomenergiekommission der USA erstellte Studie S. Glasstone (Hrsg.): Die Wirkungen der Kernwaffen, Köln 1964. Oder für die (alte) Bundesrepublik:

  • Ph. Sonntag: Mathematische Analyse der Wirkungen von Kernwaffenexplosionen in der BRD, in: C. F. v. Weizsäcker (Hrsg.): Kriegsfolgen und Kriegsverhütung, München 1971 (3., um ein Register erweiterte Auflage), S. 75 ff.
  • U.-P. Reich: Die wirtschaftlichen Schäden eines atomaren Krieges in der Bundesrepublik Deutschland und ihre Folgen, in: ebenda, S. 199 ff.

[19] – Siehe im Detail z. B. S. M. Keeny, Jr. / W. K. H. Panofsky: Nuclear Weapons in the 1980s: MAD vs. NUTS, Foreign Affairs, Winter 1981/2 – https://www.foreignaffairs.com/articles/1981-12-01/nuclear-weapons-1980s-mad-vs-nuts; aufgerufen am 12.11.2017. Das Fazit dieser Experten lautete, dass „die Schlussfolgerung unausweichlich [ist], dass effektiver Schutz der Bevölkerung oder der Industrie […] mit gegenwärtiger ABM (anti-ballistic missile)-Verteidigungstechnologie unerreichbar ist, weil auch die durchkonstruiertesten Systeme von der anderen Seite zu weit geringeren Kosten penetriert werden könnten“. An dieser Gegebenheit hat sich bis heute nichts geändert.

[20] – Heutige IT-Infrastrukturen könnten insbesondere durch hochenergetische elektromagnetische Impulse, die zu den unvermeidlichen Begleiterscheinungen atomarer Explosionen gehören oder auch durch solche zielgerichtet hervorgerufen werden können, flächendeckend und nachhaltig geschädigt werden – durch Zerstörung maßgeblicher Hardwarekomponenten. Siehe ausführlicher G. Muthesius: EMP – oder: Das Schwert des Damokles in Zeiten der Digitalisierung, Das Blättchen, 3/2016 – http://das-blaettchen.de/2016/01/emp-oder-das-schwert-des-damokles-in-zeiten-der-digitalisierung-35088.html; aufgerufen am 10.10.2017, und F. Rötzer: Warnung vor einem nordkoreanischen EMP-Angriff auf die USA, Telepolis, 14.10.2017 – https://www.heise.de/tp/features/Warnung-vor-einem-nordkoreanischen-EMP-Angriff-auf-die-USA-3861907.html; aufgerufen am 14.10.2017.

[21] – C. v. Clausewitz: Vom Kriege – http://gutenberg.spiegel.de/buch/vom-kriege-4072/127; aufgerufen am 13.10.2017.

[22] – Von Brodie stammte das erste analytische Papier überhaupt zu den politischen und militärischen Implikationen von Kernwaffen, erschienen im Herbst 1946 unter dem Titel „The Atomic Bomb and American Security“; vgl. B. Brodie: The Development of Nuclear Strategy, International Security, No. 4, Spring 1978, S. 65. Bis zu seinem Tode im Jahre 1978 folgten zahlreiche weitere grundlegende Publikationen.

[23] – B. Brodie: War in the atomic age, in: ders. et al.: The Absolute Weapon. Atomic Power and World Order. Yale Institute of International Studies. Preliminary Draft for Restricted Distribution only. Not for quotation, New Haven 1946, S. 19.
Dazu vermerkte Zuckerman: „Es ist bekannt, dass einer von Brodies alten Chicagoer Mentoren, Jacob Viner, ihn überzeugte, dass die enorme Zerstörungskraft der ‚Bombe‘ sie zur ‚absoluten Waffe‘ in dem Sinne machte, dass ihre Existenz ein Abschreckungsmittel gegen künftigen Krieg war.“ (Lord Zuckerman: Strategy or Romance?, The New York Review of Books, Jul 18, 1985 – https://www.nybooks.com/articles/1985/07/18/strategy-or-romance/; aufgerufen am 08.11.2017.)

[24] – Zit. nach Th. H. Draper: Dear Mr. Weinberger. An Open Reply to an Open Letter, The New York Review of Books, November 4, 1982 – http://www.nybooks.com/articles/1982/11/04/dear-mr-weinberger-an-open-reply-to-an-open-letter/; aufgerufen am 27.11.2017.

[25] – Kissinger: „Wenn ich gehe, dann ohne Skandal“, Der Spiegel, 17.06.1974 – http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41696578.html; aufgerufen am 18.12.2017.

[26] – G. P. Shultz / W. J. Perry / H. A. Kissinger / S. Nunn: A World Free of Nuclear Weapons, The Wallstreet Journal, Jan. 4, 2007 – https://www.wsj.com/articles/SB116787515251566636; aufgerufen am 18.12.2017.

[27] – McG. Bundy: A Matter of Survival, a.a.O.

[28] – B. Brodie: Implications for military policy, in: ders. et al.: The Absolute Weapon, a.a.O., S. 62. Erstaunen mag auf den ersten Blick, dass Brodie zu dieser Schlussfolgerung gelangte, als die USA noch über das uneingeschränkte Kernwaffenmonopol verfügten. Allerdings hatte auf einer Atomic Energy Control Conference an der University of Chicago im September 1945, nur einen Monat nach den US-Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki, der bereits erwähnte Jacob Viner (siehe Endnote 23), ein Ökonomieprofessor an dieser Universität, die Auffassung vorgetragen, „dass das Monopol nicht von Dauer sein könnte und, mehr noch, ein Zustand der Parität […] zwangsläufig zustande kommen müsste“. (So wiedergegeben von T. H. Draper: Nuclear Temptations, The New York Review of Books, 19.01.1984 – http://www.nybooks.com/articles/1984/01/19/nuclear-temptations/; aufgerufen am 25.10.2017.) Brodie war einer der Teilnehmer an dieser Konferenz – vgl. ebenda – und war im Übrigen seinerseits der Meinung, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis andere Großmächte nachzögen; er rechnete mit „einer Spanne von fünf bis zehn Jahren“. (Siehe B. Brodie: War in the atomic age, a.a.O., S. 33.)

[29] – Iklé resümierte über 40 Jahre später: „Die Geschichte bietet nicht viel Gewissheit hinsichtlich der Wirksamkeit von Abschreckung. […] Dokumente aus Moskauer Archiven zeigen […], dass Amerikas nukleare Überlegenheit Stalin nicht abschreckte fortzufahren, Nordkorea substanziell zu unterstützen, lange nachdem US-Streitkräfte im Korea-Krieg voll engagiert waren.“ (F. Ch. Iklé: The Second Coming oft he Nuclear Age, a.a.O.) Also unter Bedingungen, als praktisch nur die USA über die Möglichkeit verfügten, die UdSSR nuklear anzugreifen – mit Langstreckenbombern von vorgeschobenen Stützpunkten aus.

[30] – Die „Idee der Abschreckung als solche“, so bemerkte Brodie, „war gewiss nichts Neues, sondern so alt wie die Anwendung physischer Gewalt […] “ (B. Brodie: The Development of Nuclear Strategy, a.a.O., S. 66.) Das Basistheorem jeglicher militärischen Abschreckung wurde bereits im klassischen Altertum formuliert – si vis pacem para bellum –, aber, wie Karl Kaiser zutreffend feststellte: „Erst mit Kernwaffen unter Bedingungen gegenseitiger Verwundbarkeit ist Abschreckung im modernen Sinne entstanden.“ (K. Kaiser: Kernwaffen als Faktor der internationalen Politik, Europa-Archiv, 9/1985, S. 253.) Zum ersten Mal verwendet wurde der Begriff Abschreckung im Kontext mit Atomwaffen auf der erwähnten Atomic Energy Control Conference (siehe Endnote 28), und zwar wiederum von Jacob Viner: „Vergeltung zu gleichen Bedingungen ist unvermeidlich, und in diesem Sinne ist die Atombombe ein Abschreckungsmittel gegen Krieg […].“ (Zit. in T. H. Draper: Nuclear Temptations, a.a.O.)

[31] – Ein dem westlichen Abschreckungsdenken und allem, was es über die Jahrzehnte an Debatten, Konzepten und Strategien hervorgebracht hat, irgendwie adäquates sowjetisches oder später russisches Pendant hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben. Siehe dazu z.B.:

  • R. Legvold: Strategic ‚doctrine‘ and SALT: Soviet and American views, Survival, 1/1979, S. 8.
  • A. Arbatov: Understanding the US-Russia Nuclear Schism, ebenda, 2/2017, S. 33 f.

Im Gegenteil – wie fundamental fremd die vorherrschende westliche nuklearstrategische Denkungsart der politischen und militärischen Führung in Moskau war, belegt vielleicht kein Sachverhalt besser als der folgende: In der Endphase des Kalten Krieges, 1985, stellte Moskau ein Perimeter genanntes System in Dienst, das darauf angelegt war, „eine automatische sowjetische Antwort auf einen amerikanischen Erstschlag zu garantieren“. (N. Thompson: Inside the apocalyptic Soviet doomsday machine, Wired, 21.09.2009 – https://www.wired.com/2009/09/mf-deadhand/?currentPage=1; aufgerufen am 21.11.2017. Siehe auch: Māris Goldmanis: The Soviet Nuclear Defense System: The Myth of the Dead Hand, NumbersStations, 24.01.2015 – http://www.numbers-stations.com/articles/the-soviet-nuclear-defense-system-the-myth-of-the-dead-hand/; aufgerufen am 22.11.2017.) Und zwar ausdrücklich auch für den Fall, dass die politische und militärische Führung der UdSSR sowie deren Kommunikationssysteme mehr oder weniger komplett ausgeschaltet wären. Ein solches System – der anderen Seite zur Kenntnis gegeben – hätte das Abschreckungsmittel par exellence gegen jegliche Phantasien darstellen müssen, die UdSSR mit einem Überraschungsangriff vernichten zu können, ohne eine adäquate Vergeltung fürchten zu müssen. Das auch als „tote Hand“ bezeichnete System (siehe N. Thompson: Inside the apocalyptic Soviet doomsday machine, a.a.O.) blieb jedoch – „ein streng gehütetes Geheimnis“ (ebenda) und konnte damit praktisch keinerlei Abschreckungseffekt erzeugen. Mit anderen Worten: Moskau fehlte offensichtlich jeder strategietheoretische, respektive konzeptionelle Zugang dazu, dass „eine ‚geheime Waffe‘ als Teil von Abschreckung […], absurd“ ist, wie der Physiker und Wissenschafts-Essayist Jeremy Bernstein sehr viel später formulieren sollte. (Siehe Debating Nuclear Deterrence. A Symposium, The New York Review of Books, May 12, 2010 – https://www.nybooks.com/daily/2010/05/12/debating-nuclear-deterrence-symposium/; aufgerufen am 12.11.2017.)

[32] – Der Begriff Anatomie in diesem Zusammenhang geht auf Brodie zurück; siehe dessen Kapitel The Anatomy of Deterrence, in: ders.: Strategy in the Missile Age, Princeton 1959, S. 264 ff.

[33] – T. H. Draper: Nuclear Temptations, a.a.O.

[34] – Diese Kontroverse entzündete sich an einem offenen Brief Weinbergers, den dieser an 30 US- und 40 ausländische Publikationen gerichtet hatte, um kritische Kommentierungen der damaligen Kriegführungsaspekte der US-Nuklearstrategie – darunter die bereits erwähnten von R. Scheer (Los Angeles Times, 15.08.1981) sowie von Draper selbst (How Not to Think About Nuclear War) – pauschal zurückzuweisen. Draper replizierte. Et cetera:

[35] – Th. H. Draper: How Not to Think About Nuclear War, a.a.O .

[36] – R. S. McNamara: The Military Role of NucIear Weapons: Perceptions and Misperceptions, Foreign Affairs, Fall 1983, S. 79. McNamara leitete seine Schlussfolgerung aus folgender Annahme ab: „Jeglicher Gebrauch von Nuklearwaffen durch die Vereinigten Staaten oder die Sowjetunion führt wahrscheinlich zu unkontrollierter Eskalation mit unakzeptablen Schäden für beide Seiten.“ (Ebenda.)

[37] – So A. Bernstein und J. Theis Whitacker in R. Peierls et al.: ‚How Not to Think About Nuclear War‘: An Exchange, The New York Rreview of Books, September 23, 1982 – https://www.nybooks.com/articles/1982/09/23/how-not-to-think-about-nuclear-war-an-exchange/; aufgerufen am 24.11.2017.

[38] – Zu Zeiten McNamaras als US-Verteidigungsminister galt als „Kriterium ‚gesicherter Vernichtung‘“, dass die strategischen US-Streitkräfte „in der Lage sein sollten, 50 Prozent der sowjetischen Industrie und 20 bis 25 Prozent der sowjetischen Bevölkerung zu zerstören. Das Verteidigungsministerium schätzte, dass dieses Zerstörungsniveau 200 bis 400 Explosionen von der Stärke jeweils einer Megatonne erfordern würde.“ (Harold Feiveson, Ed.: The Nuclear Turning Point: A Blueprint for Deep Cuts and De-alerting of Nuclear Weapons, Washington D.C. 1999 – http://faculty.publicpolicy.umd.edu/sites/default/files/fetter/files/1999-Brook-c4.pdf; aufgerufen am 15.12.2017.

[39] – Keeny und Panofsky haben diese Zusammenhänge während des Kalten Krieges am Beispiel eines möglichen Ersteinsatzes taktischer US-Kernwaffen im Falle eines massiven konventionellen Angriffs der Sowjetunion in Zentraleuropa diskutiert und befunden, dass „es extrem unwahrscheinlich ist, dass irgendein tatsächlicher Einsatz solcher Waffen begrenzt bliebe“. Das bestärkte sie in ihrem „fundamentalen Punkt, dass die einzig sinnvolle ‚Feuerschneise‘ in der modernen Kriegführung, sei sie strategisch oder taktisch, zwischen nuklearen und konventionellen Waffen besteht, nicht zwischen selbsterklärten Kategorien atomarer Waffen“. (S. M. Keeny, Jr. / W. K. H. Panofsky: Nuclear Weapons in the 1980s: MAD vs. NUTS, a.a.O.)

[40] – 1985 resümierte Iklé, dass wegen der konventionellen Überlegenheit der Sowjetunion „immer Einigkeit in der Allianz [bestand], dass Kernwaffen eine entscheidende Rolle sowohl hinsichtlich der Abschreckung eines konventionellen Angriffs als auch dahingehend spielen müssen, mit einem solchen Angriff fertig zu werden, sollte die Abschreckung versagen“. Vorgesehen war, „Kernwaffen auf dem Schlachtfeld zu benutzen, nicht um zu vergelten, sondern um einfallende Divisionen abzuwehren“. (F. Ch. Iklé: Nuclear Strategy: Can There Be a Happy Ending?, Foreign Affairs, Spring 1985 – https://www.foreignaffairs.com/articles/russian-federation/1985-03-01/nuclear-strategy-can-there-be-happy-ending; aufgerufen am 15.11.2017.
Für den Implementierungsfall setzte diese Strategie daher klar auf nuklearen Ersteinsatz – und zwar auf Forderung westeuropäischer NATO-Staaten: „[…] sie waren diejenigen, die ursprünglich auf Ersteinsatz drängten […]“ (Th. H. Draper: How Not to Think About Nuclear War, a.a.O.). Folgerichtig schloss Zuckerman: „[…] NATO-Streitkräfte würden den nuklearen Schlagabtausch auslösen.“ (Lord Zuckerman: Nuclear Sense and Nonsense, The New York Review of Books, Dec 16, 1982 – https://www.nybooks.com/articles/1982/12/16/nuclear-sense-and-nonsense/; aufgerufen am 07.11.2017.)
Über die letztlichen Konsequenzen gab sich Robert McNamara schon in seiner Zeit als US-Verteidigungsminister keiner Illusion hin: Diese Strategie „würde im wahrscheinlichsten Fall in ‚massiver Vergeltung‘ enden“. (Lord Zuckerman: Nuclear Fantasies, a.a.O.)

[41] – Siehe W. Kubiczek: Russland – eine unberechenbare atomare Supermacht?, Das Blättchen, Sonderausgabe, 15.05.2017 – http://das-blaettchen.de/2017/05/russland-%e2%80%93-eine-unberechenbare-atomare-supermacht-40035.html; aufgerufen am 11.10.2017.

[42] – Zur Atommacht Pakistan siehe ausführlich W. Schwarz: „… hinten, weit, in der Türkei“: Pakistan – die etwas andere Atommacht, Das Blättchen, Sonderausgabe, 05.11.2012 – http://das-blaettchen.de/2012/11/hinten-weit-in-der-tuerkei-pakistan-die-etwas-andere-atommacht-17609.html; aufgerufen am 11.10.2017.

[43] – C. Wagner: Die Außen- und Atompolitik Pakistans, INAMO (Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten e.V.), 56/2008 – http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Pakistan/atompolitik.html; aufgerufen am 11.10.2017.

[44] – Siehe dazu z.B. auch Debating Nuclear Deterrence. A Symposium, a.a.O.; im Rahmen dieser Debatte warnte der pakistanische Physiker Pervez Hoodbhoy vor dem Trugschluss: „[…] wenn vier südasiatische Nuklearkrisen (1987, 1990, 1999, 2002) eher mit einem Wimmern endeten denn mit einem Knall, dann wird das auch für die fünfte gelten.“ Und Jeremy Bernstein, der diese Debatte angestoßen hatte, rief in Erinnerung, dass „Inder und Pakistani bereit waren, auf die nukleare Ebene zu eskalieren, als Colin Powell (2002 Außenminister der USA – W.S.) ihnen (im Jahre 2002 – W.S.) erklärte, was ein Atomkrieg bedeuten würde. Eine der Gefahren besteht darin, dass Länder, die mit Kernwaffen herumspielen, das heutzutage nicht begreifen.“ (Ebenda.)

[45] – Siehe dazu auch G. Muthesius: Stichwort Atomkrieg, begrenzter, Das Blättchen, 9/2016 – http://das-blaettchen.de/2016/04/stichwort-atomkrieg-begrenzter-35863.html; aufgerufen am 11.10.2017.

[46] – Hier zit. nach der deutschen Ausgabe L. Wieseltier: Frieden durch Abschreckung, München 1984, S. 93. 1986 setzte sich Wieseltier mit der damaligen SDI-Initiative des US-Präsidenten Ronald Reagan, einem der Versuche der USA, einen Kernwaffenkrieg überlebbar und gewinnbar zu machen, auseinander und machte seine Einschätzung zum Titel seines am 12.05.1986 im US-Magazin The New Republic erschienenen Beitrages: „Madder Than MAD“.

[47] – Nach über dreißig Jahren Beschäftigung mit diesen Fragen schrieb Brodie in seinem letzten Essay: „Das Hauptkriegsziel vom Beginn eines strategischen nuklearen Schlagabtausches an sollte eindeutig darin bestehen, ihn so rasch als möglich und mit dem geringst möglichen Schaden – auf beiden Seiten – zu beenden.“ (B. Brodie, The Development of Nuclear Strategy, a.a.O., S. 79.)

[48] – Auf welche allein technischen Schwierigkeiten die einvernehmliche Beendigung eines Atomkrieges mit der anderen Seite wegen höchstwahrscheinlich weitreichender Zerstörungen im Bereich der dafür unabdingbaren nationalen und (so vorhanden) bilateralen Kommunikationssysteme stieße, kann ausführlich nachgelesen werden bei P. Bracken: The Command and Control of Nuclear Forces, New Haven 1985.
Eine zeitgenössische Besprechung fasste ein weiteres von Brackens zentralen Untersuchungsergebnissen folgendermaßen zusammen: „Die strategischen Nuklearstreitkräfte der Vereinigten Staaten […] sind durch ‚Systeme von unfassbarer Komplexität‘ unter der Kontrolle von ‚fantastisch komplexen nuklearen Kommandoorganisationen‘ mit einander verbunden, für die es technisch schwierig, wenn nicht unmöglich wäre, einen Nuklearkrieg zu begrenzen […].“ (Thomas Powers: How Nuclear War Could Start, The New York Review of Books, January 17, 1985 – https://www.nybooks.com/articles/1985/01/17/how-nuclear-war-could-start/; aufgerufen am 24.11.2017.)

[49] – Th. H. Draper: How Not to Think About Nuclear War, a.a.O.

[50] – K. Kaiser, a.a.O., S. 254.

[51] – Allerdings setzten und setzen dergleichen strategische Kopfgeburten voraus, dass sich ihre Verfasser nicht zu intensiv in die Probleme vertiefen, die die praktische Umsetzung eines so komplexen Unterfangens wie eines nuklearen Erstschlages unweigerlich mit sich brächte. Als Anfang der 1980er Jahre in der strategic community der USA die Frage der Verwundbarkeit der seinerzeit 1000 verbunkerten ICBMs vom Typ Minuteman (mit je einem Sprengkopf) gegenüber einem sowjetischen Überraschungsangriff diskutiert wurde – dass dies mit einiger Sicherheit vor allem deswegen geschah, um eine Begründung für die Einführung einer neuen ICBM-Generation mit der Bezeichnung MX (mit je zehn Sprengköpfen) zu liefern, soll hier dahingestellt sein, – entlarvte A. G. B. Metcalf, der damalige militärische Herausgeber der Zeitschrift Strategic Review des United States Strategic Institute, diese Debatte allein schon deswegen als Schimäre, weil ein sowjetischer Erstschlag gegen die US-Silos „1.000 Sprengköpfe (bisweilen besagt die Annahme 2.000 Sprengköpfe, zwei für jedes anvisierte Silo)“ erfordert hätte – „abgefeuert von Starteinrichtungen, die nie zuvor benutzt worden sind, über polare Flugbahnen, die nie zuvor getestet worden sind […], in nie zuvor gestarteten Stückzahlen und innerhalb eines Zeitrahmens, für den kein Fitzelchen statistischer Informationen über die operative Betriebssicherheit existiert“ (so wiedergegeben von Draper in C. W. Weinberger / Th. H. Draper: On Nuclear War, a.a.O.). Metcalfs Einschätzung prognostizierte letztlich, dass auch nach einem sowjetischen Angriff noch genügend Minuteman-Raketen zur vernichtenden Vergeltung zur Verfügung ständen – von den anderen, nicht in vergleichbarer Weise auszuschaltenden Komponenten der nuklearstrategischen Triade der USA (U-Boote, Bomber) ganz abgesehen.

[52] – S. M. Keeny, Jr. / W. K. H. Panofsky: Nuclear Weapons in the 1980s: MAD vs. NUTS, a.a.O.

[53] – Ebenda.

[54] – E. Rothschild: The Delusions of Deterrence, The New York Rreview of Books, April 14, 1983 – https://www.nybooks.com/articles/1983/04/14/the-delusions-of-deterrence/; aufgerufen am 24.11.2017.

[55] – Siehe S. M. Keeny, Jr. / W. K. H. Panofsky, a.a.O.

[56] – Siehe im Einzelnen das Kapitel „Counterforce“ in F. Kaplan: The Wizards of Armageddon, Stanford 1983, S. 201 ff.

[57] – Siehe dazu ausführlich L. Wieseltier: When Deterrence Fails, Foreign Affairs, Spring 1985 – https://www.foreignaffairs.com/articles/russian-federation/1985-03-01/when-deterrence-fails; aufgerufen am 25.10.2017. Wieseltier stufte diese Strategie als „eine Art Zwischending zwischen gegenseitig gesicherter Vernichtung und vollständiger Konventionalisierung des Nuklearkriegs“ (ebenda) ein.
Siehe des Weiteren W. Burr: How to Fight a Nuclear War. Revealed: Jimmy Carter’s strategy for Armageddon, Foreign Policy, 14.09.2012 – http://foreignpolicy.com/2012/09/14/how-to-fight-a-nuclear-war/; aufgerufen am 25.10.2017 und H. Brown: A Countervailing View, Foreign Policy, 24.09.2012 – http://foreignpolicy.com/2012/09/24/a-countervailing-view/; aufgerufen am 25.10.2017.

[58] – Th. Powers: How Nuclear War Could Start, a.a.O.

[59] – Siehe W. Burr: Jimmy Carter’s Controversial Nuclear Targeting Directive PD-59 Declassified, The National Security Archive, September 14, 2012 – https://nsarchive2.gwu.edu/nukevault/ebb390/; aufgerufen am 06.12.2017.

[60] – W. Burr: How to Fight a Nuclear War. Revealed: Jimmy Carter’s strategy for Armageddon, a.a.O.

[61] – Ebenda. Burr vertrat diese Auffassung zu einem Zeitpunkt, als Barack Obama, der 2009 seine Vision einer atomwaffenfreien Weltverkündet hatte, bereits fast vier Jahre Präsident war.

[62] – C. S. Gray / K. Payne: Victory is possible, Foreign Policy, 39/1980, S. 14.

[63] – Ebenda, S. 15.

[64] – Ebenda, S. 20.

[65] – Ebenda, S. 21.

[66] – Ebenda.

[67] – Vgl. Th. H. Draper: Dear Mr. Weinberger. An Open Reply to an Open Letter, a.a.O.

[68] – Vgl. ebenda.

[69] – R. Halloran: Pentagon draws up first strategy for fighting a long nuclear war, The New York Times, 30.05.1982 – http://www.nytimes.com/1982/05/30/world/pentagon-draws-up-first-strategy-for-fighting-a-long-nuclear-war.html?pagewanted=all; aufgerufen am 27.11.2017. Siehe auch R. Halloran: Weinberger confirms new stategy on atom (sic! – W.S.) war, The New York Times, June 4, 1982 – http://www.nytimes.com/1982/06/04/world/weinberger-confirms-new-strategy-on-atom-war.html; aufgerufen am 13.12.2017.

[70] – Damit korrespondierte, dass das US-Kommandosystem für die strategischen Kernwaffen Mitte der 1980er Jahre „unzulänglich für die Weiterleitung von Vergeltungsbefehlen“ war, „aber stromlinienförmig dafür ausgelegt, Erstschlagskommandos zu übermitteln“. (D. Ford: The Button: The Pentagon’s Strategic Command and Control System, New York 1985 – zit. nach Lord Zuckerman: The Prospects of Nuclear War, The New York Rreview of Books, August 15, 1985 – http://www.nybooks.com/articles/1985/08/15/the-prospects-of-nuclear-war/; aufgerufen am 23.11.2017.

[71] – Th. H. Draper: How Not to Think About Nuclear War, a.a.O.

[72] – Th. H. Draper: Dear Mr. Weinberger. An Open Reply to an Open Letter, a.a.O.
Aberwitzigerweise erfolgte in den USA dabei zugleich bis mindestens Ende der 1970er Jahre die Zuführung immer weiterer Atomwaffensysteme in die Streitkräfte quasi im Selbstlauf. So erklärte ein ehemaliger Vize-Direktor des US Joint Strategic Planning Staff auf einem Pugwash-Symposium in Toronto 1978: Neue Kernsprengköpfe „werden nicht aufgrund militärischer Anforderungen produziert; sie werden ausgeliefert und dann müssen ihnen Ziele zugewiesen werden, ob nun ein Erfordernis für zusätzliche Zerstörungskapazität besteht oder nicht“. (Zit. nach Th. H. Draper: How Not to Think About Nuclear War, a.a.O.) Das entsprach im Übrigen genau den Erfahrungen, die auch Zuckerman gemacht hatte: „Während der etwa zwanzig Jahre, in denen ich beruflich in diese Fragen involviert war, kamen die Waffen zuerst und Begründungen sowie Strategien folgten nach.“ (Lord Zuckerman: Nuclear Fantasies, a.a.O.) Wer sich im Rückblick die Frage stellt, wie es bis 1966 zu einem Aufwuchs der US-Kernwaffenbestände auf ein völlig absurdes Maximum von über 32.000 Sprengköpfen (Angabe nach H. M. Kristensen / R. S. Norris / I. Oelrich: From Counterforce to Minimal Deterrence: A New Nuclear Policy on the Path Toward Eliminating Nuclear Weapons, New York 2009, S. 7 – https://fas.org/pubs/_docs/occasionalpaper7.pdf; aufgerufen am 15.12.2017) kommen konnte, der dürfte damit auf den entscheidenden Teil der Antwort gestoßen sein. Die Sowjetunion häufte bekanntlich ebenso umfangreiche Arsenale an …

[73] – Mitte der 1980er Jahre hatte etwa MccGwire geschrieben: „Für eine gesicherte glaubwürdige Antwort war es nur erforderlich, zu launch on warning oder under attack in der Lage zu sein.“ (M. MccGwire: Deterrence: the problem – not the solution, a.a.O., S. 57.)
Heute ist allerdings bekannt, dass beide Seiten seinerzeit andere Weg gewählt hatten:

  • Moskau setzte auf eine Art Weltuntergangsmaschine namens Perimeter – siehe Endnote 31.
  • Washington hatte, wie P. Bracken in seiner erwähnten Studie The Command and Control of Nuclear Forces nachwies, für den Fall einer Ausschaltung der politischen und militärischen Spitze der Kommandostruktur die Kernwaffeneinsatzbefugnis ans untere Ende der atomaren Befehlskette vorabdelegiert, so dass die einzelnen Bomberpiloten sowie Raketenstart-Crews und U-Boot-Kommandanten freie Hand gehabt hätten (vgl. T. Powers: How Nuclear War Could Start, a.a.O.). „Der Nachteil dieses Herangehens“, so Powers, „besteht darin, dass es die Beendigung eines Nuklearkrieges extrem erschweren würde.“ (Ebenda.)

[74] – Einer der gefährlichsten Momente im Kalten Krieg wäre unter solchen Bedingungen mit einiger Wahrscheinlichkeit anders verlaufen: Als am 26. September 1983 ein sowjetisches Frühwarnsystem den Start amerikanischer Raketen anzeigte, verzögerte der diensthabende Oberst Stanislaw Petrow die Einleitung des Gegenschlages um jene entscheidenden 15 Minuten, deren es bedurfte, um ein technisches Versagen im eigenen System festzustellen. (Siehe ausführlich B. Bidder: Der Mann, der den dritten Weltkrieg verhinderte, Spiegel Online, 21.04.2010 – http://www.spiegel.de/einestages/vergessener-held-a-948852.html; aufgerufen am 10.10.2017.) Ein automatisierter Gegenschlag wäre demgegenüber gerade darauf angelegt, solche Verzögerungen auszuschließen – und das umso mehr, mit je kürzerer Vorwarnzeit zu rechnen wäre.

[75] – McG. Bundy: A Matter of Survival, a.a.O.

[76] – Ebenda. Auf eines der grundlegenden Probleme in diesem Zusammenhang machte Brodie 1963 aufmerksam, als er schrieb, dass „Gewalt zwischen großen Opponenten von Natur aus schwer zu kontrollieren ist und nicht unilateral kontrolliert werden kann“. (Zit. nach F. Kaplan: The Wizards of Armaggedon, a.a.O., S. 340.) Und eine bilaterale Kontrolle durch beide Kontrahenten mit dem Ziel, einen ausgebrochenen Nuklearkrieg schnellstmöglich zu beenden, könnte schon daran scheitern, dass nach ersten atomaren Explosionen infolge der kollateralen EMPs bei einem oder gar beiden Gegnern keine hinreichend funktionsfähige Kommando-, Kontroll-, Kommunikations und Aufklärungsinfrastruktur mehr existiert. Daher Zuckermans Schlussfolgerung: „Egal, was für eine Kernwaffe abgefeuert ist, von wo sie abgefeuert ist und auf wen sie zielt – wir sind alle, Ost wie auch West, Geiseln dessen, was als nächstes passiert.“ (Lord Zuckerman: Nuclear Fantasies, a.a.O.)

[77] – McG. Bundy: A Matter of Survival, a.a.O.

[78] – Siehe dazu u.a. G. Neuneck: SDI und der amerikanische Traum von der Raketenabwehr – ein Mythos blockiert die nukleare Abrüstung, Das Blättchen 14/2013 – http://das-blaettchen.de/2013/07/sdi-und-der-amerikanische-traum-von-der-raketenabwehr-ein-mythos-blockiert-die-nukleare-abruestung-25727.html; aufgerufen am 01.12.2017.

[79] – Siehe ausführlicher W. Schwarz: „Wofür Raketenabwehr da ist“, Das Blättchen 7/2015 – http://das-blaettchen.de/2014/03/wofuer-raketenabwehr-da-ist-28570.html; aufgerufen am 01.12.2017.

[80] – K. A. Lieber / D. G. Press: The End of MAD? The Nuclear Dimension of U.S. Primacy, International Security, No. 4/ 2006, S. 7 – https://www.mitpressjournals.org/doi/pdfplus/10.1162/isec.2006.30.4.7; aufgerufen am 21.12.2017.

[81] – Ebenda, S. 8.

[82] – Ebenda.

[83] – Siehe dazu W. Schwarz: Russland und Europa: Wie weiter?, Das Blättchen 6/2016 – http://das-blaettchen.de/2016/03/russland-und-europa-wie-weiter-35509.html; aufgerufen am 06.12.2017.

[84] – M. MccGwire: Deterrence: the problem – not the solution, International Affairs, 1/1985-1986, S. 55.

[85] – Ebenda, S. 69.

[86] – H. W. Ganser: Deutschlands nukleare Verantwortung, IPG. Internationale Politik und Gesellschaft, 13.10.2017 – http://www.ipg-journal.de/rubriken/aussen-und-sicherheitspolitik/artikel/deutschlands-nukleare-verantwortung-2355/; aufgerufen am 24.11.2017.

[87] – Ebenda.

[88] – Ch. Hacke: Wolkenstürmer, SZ.de, 14.11.2017 – http://www.sueddeutsche.de/politik/aussenansicht-wolkenstuermer-1.3749185; aufgerufen am 24.11.2017.

[89] – Siehe Lord Zuckerman: Strategy or Romance?, a.a.O.

[90] – Damals spielte keineswegs nur Bundeskanzler Konrad Adenauer taktische Atomwaffen herunter (O-Ton: „[…] nichts weiter als die Weiterentwicklung der Artillerie […]“; zit. nach F. Walter: Aufstand der Atomforscher, Spiegel Online, 06.08.2007 – http://www.spiegel.de/einestages/adenauers-atompolitik-a-948879.html; aufgerufen am 28.12.2017.) Vor allem aber wurden entsprechende Waffensysteme entwickelt und disloziert – wie in den 1950er Jahren das US-System Davy Crockett, das von einem einzelnen Infanteristen transportiert und mittels eines Dreibeins nach Art eines rückstoßfreien Geschützes abgefeuert werden konnte. Die Reichweite lag zwischen zwei und vier Kilometern, die Sprengkraft betrug wahlweise zehn oder 20 Kilotonnen. (Zum Vergleich: Die Sprengkraft der Hiroshima-Bombe betrug 13 Kilotonnen.) Etwa 400 Stück wurden hergestellt. Ab Anfang der 1960er Jahre wurde das System auch bei den US-Streitkräften in der Bundesrepublik disloziert; siehe Bundeswehr. Bedingt abwehrbereit, Der Spiegel, 41/1962 – http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25673830.html; aufgerufen am 24.10.2017.

[91] – Siehe dazu B. M. Becker: Was wurde aus der Neutronenbombe?, Spiegel Online, 17.01.2016 – http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/atomwaffen-im-kalten-krieg-was-wurde-aus-der-neutronenbombe-a-1070009.html, aufgerufen am 28.12.2017.

[92] – Vgl. D. Eckert: Noch verbietet dem Pentagon eine Kongressentscheidung die Entwicklung von Mini-Nukes, Telepolis, 31.03.2002 –  https://www.heise.de/tp/features/Noch-verbietet-dem-Pentagon-eine-Kongressentscheidung-die-Entwicklung-von-Mini-Nukes-3424615.html; aufgerufen am 11.10.2017.

[93] – Siehe z. B.:

[94] – Lord Zuckerman: Nuclear Fantasies, a.a.O.

[95] – C. W. Weinberger / Th. H. Draper: On Nuclear War, a.a.O.

[96] – K.A. Lieber / D.G. Press: The New Era of Counterforce. Technological Change and the Future of Nuclear Deterrence, International Security, No. 4 (Spring 2017), S. 9 ff.

[97] – Siehe ebenda, S. 21.

[98] – Siehe ebenda, S. 20.

[99] – Ebenda, S. 22.

[100] – Ebenda, S. 30. f.

[101] – Siehe K.A. Lieber / D.G. Press: The New Era of Counterforce, a.a.O., S. 31.

[102] – Emma Rothschild: The Delusions of Deterrence, a.a.O.

[103] – Zit. nach P. Bethge: Mehr Wumms, Der Spiegel, 27/2017, S. 112 f.

[104] – Director of the Foreign Ministry Department for Non-Proliferation and Arms Control Mikhail Ulyanov’s interview with the Interfax news agency, December 19, 2017, a.a.O.

[105] – Siehe dazu ausführlicher W. Schwarz: Taktische Kernwaffen – ein Nachtrag, Das Blättchen, 17/2011 – http://das-blaettchen.de/2011/08/taktische-kernwaffen-ein-nachtrag-7380.html; aufgerufen am 13.10.2017 und Sarcasticus: Atomwaffen in Deutschland, Das Blättchen, 23/2017 – http://das-blaettchen.de/2017/11/atomwaffen-in-deutschland-41967.html; aufgerufen am 14.11.2017.

[106] – Siehe A. L. Ross: The Origins of Limited Nuclear War Theory, in: J. A. Larsen / K. M. Kartchner: On Limited Nuclear War In The 21st Century, Stanford 2014, S. 21 ff.

[107] – Siehe T. G. Mahnken: Future Scenarios of Limited Nuclear Conflict, in: J. A. Larsen / K. M. Kartchner, a.a.O., S. 131 ff.

[108] – Siehe ebenda, S. 135 ff.

[109] – Siehe ebenda, S. 141 f.

[110] – Th. H. Draper: How Not to Think About Nuclear War, a.a.O.

[111] – Siehe vor allem:

Oder die deutsche Buchausgabe der amerikanischen Untersuchungsergebnisse – P. R. Ehrlich / C. Sagan: Die nukleare Nacht, Köln 1985.

[112] – Siehe z. B. J. Velikhov (Ed.): The night after … Climatic and biological consequences of nuclear war, Moscow 1985.

[113] – D. Ball: Targeting for Strategie Deterrence, Adelphi Papers Nr. 185, London 1983, S. 33.

[114] – Damit muss zu einer Behauptung, wie sie Albert Wohlstetter – jahrzehntlang einer der führenden US-Theoretiker nuklearer Kriegführung – just in jenem Jahr aufstellte, als Ball seine Untersuchungsergebnisse publizierte, kein weiteres Wort verloren werden, dass nämlich „die Drohung, Unschuldige zu bombardieren, […] nicht Teil der Natur der Dinge“ sei; solch eine Drohung sei von Anbeginn an und zu keinem Zeitpunkt „ein Essential der Abschreckung“ gewesen. (A. Wohlstetter: Bishops, Statesmen, and Other Strategists on the Bombing of Innocents, Commentary, June 1, 1983 – https://www.commentarymagazine.com/articles/bishops-statesmen-and-other-strategists-on-the-bombing-of-innocents/; aufgerufen am 19.12.2017.)

[115] – Lord Zuckerman: The Prospects of Nuclear War, a.a.O.; die Unvergleichbarkeit zu erwartender Folgen nuklearer Kriegführung mit allen bisherigen Kriegsfolgen ließ Zuckerman zugleich empfehlen: „Der Word ‚Krieg‘ kann und sollte in Verbindung mit dem Begriff ‚nuklear‘ nicht verwendet werden.“ (Ebenda.)

[116] – H. M. Kristensen / R. S. Norris / I. Oelrich, a.a.O., S. 34.

[117] – Siehe K.B. Payne / J. Schlesinger: Minimum Deterrence: Examining the Evidence, Abingdon 2013, S. 17 ff. – http://www.nipp.org/wp-content/uploads/2014/12/Final-Distro.pdf; aufgerufen am 07.01.2018.

[118] – A. Robock / O. B. Toon: Lokaler Krieg, globales Leid, Spektrum der Wissenschaft, November 2010, S. 90.

[119] – Ebenda.

[120] – Siehe im Detail P. R. Ehrlich et al.: Long-Term Biological Consequences of Nuclear War, Science, 4630/1983 – http://science.sciencemag.org/content/222/4630/1293; aufgerufen am 11.10.2017.

[121] – Angaben nach J. Lewis: This is how nuclear war with North Korea would unfold, The Washington Post, December 8, 2017 – https://www.washingtonpost.com/outlook/this-is-how-nuclear-war-with-north-korea-would-unfold/2017/12/08/4e298a28-db07-11e7-a841-2066faf731ef_story.html?utm_term=.9e254735538d; aufgerufen am 23.12.2017.

[122] – Eine sehr ausführliche Dokumentation und Analyse dieser Vorgänge findet sich bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Entlassung_von_General_MacArthur_durch_Präsident_Truman; aufgerufen am 11.10.2017

[123] – Ein Szenario, wie sich ein Atomkrieg zwischen den USA und Nordkorea entwickeln und welche Folgen er zeitigen könnte, wenn Trump in einer zugespitzten Krisensituation mit Blick auf den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un, den er in einem früheren Tweed als little rocket man verspottet hatte, twitterte „LITTLE ROCKET MAN WON’T BE AROUND NO MUCH LONGER!“ („Little rocket man wird nicht mehr lange da sein!“), hat kürzlich The Washington Post publiziert – auf der Basis von „öffentlichen Erklärungen, Geheimdienstberichten und Explosionsgebietskarten“; siehe J. Lewis: This is how nuclear war with North Korea would unfold, a.a.O.

[124] – K. Doemens: Präsident Seltsam und die Bombe, Berliner Zeitung, 28./29.10.2017, S. 3.

[125] – Siehe ebenda.

[126] – Siehe ebenda.

[127] – Siehe dazu z. B. auch K. Doemens: John Hyten: Trumps widerspenstiger Waffen-Wächter, Berliner Zeitung (online), 19.11.2017 – https://www.berliner-zeitung.de/politik/atomwaffen-trumps-widerspenstiger-waffen-waechter-28874374; aufgerufen am 21.11.2017.

[128] – Der zweifache Pulitzer-Preisträger Steve Coll merkte in einer Rezension von Neil Sheehans 2009 erschienenen Monographie A Fiery Peace in a Cold War: Bernard Schriever and the Ultimate Weapon an: „Im Hinblick auf nukleare Arsenale besteht die rationale Herangehensweise offenkundig darin, die Waffen und die mit ihnen verbundenen Technologien so zu managen, dass ihr vorsätzlicher oder unbeabsichtigter Gebrauch verhindert wird.“ (St. Coll: The Cabinet of Dr. Strangelove, The New York Review of Books, Feb 25, 2010 – https://www.nybooks.com/articles/2010/02/25/the-cabinet-of-dr-strangelove/; aufgerufen am 15.11.2017.) Sheehan beschreibe die damit verbundenen Gefahren: „Eines dieser Probleme ist das gelegentliche Auftauchen von irrationalen oder sogar Borderline-Persönlichkeiten in der Kontrollkette von Kernwaffen […].“ (Ebenda.) Ein Beispiel dafür sei Curtis LeMay, Oberbefehlshaber der strategischen Atomstreitkräfte der USA in den 1950er Jahren, gewesen, ein arroganter Mann, „dessen Verhalten gegenüber seinen Vorgesetzten an Insubordination grenzte“ und der „einen Erstschlag auslösen würde. Ob er nachfragte, um sicherzustellen, dass der Präsident mit ihm übereinstimmte, sagte LeMay nicht.“ (Ebenda.) Daher auch in der Überschrift von Colls Rezension die Anspielung auf Stanley Kubricks Film von 1964, Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb („Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“), für den LeMay die Blaupause für den militärischen Oberbefehlshaber abgab. Der Film endete bekanntlich mit der atomaren Apokalypse.

[129] – Zit. nach Handelsblatt, Morning Briefing, 11.10.2017 – http://morningbriefing.handelsblatt.com/trump-und-die-bombe/; aufgerufen am 11.10.2017.

[130] – A. Wellerstein / A. Cohen: If Trump wants to use nuclear weapons, whether it’s ‚legal‘ won’t matter, The Washington Post, November 22, 2017 – https://www.washingtonpost.com/news/posteverything/wp/2017/11/22/if-trump-wants-to-use-nuclear-weapons-whether-its-legal-wont-matter/?tid=a_inl&utm_term=.b8d1d278c7f6; aufgerufen am 26.12.2017.

[131] – Siehe Spiegel Online, 15.11.2017 – http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-atomarer-erstschlag-senatoren-wollen-us-praesidenten-entmachten-a-1178141.html; aufgerufen am 19.12.2017.

[132] – B. Brodie: The Development of Nuclear Strategy, a.a.O., S. 80.

[133] – Lord Zuckerman: Strategy or Romance?, a.a.O.

[134] – Siehe z. B. U. Schmitt: Menschheit entging bereits 1200 Atombomben-GAUs, Welt.N24, 24.10.2013 – https://www.welt.de/geschichte/article121167769/Menschheit-entging-bereits-1200-Atombomben-GAUs.html; aufgerufen am 10.10.2017. Dazu auch List of military nuclear accidentshttps://en.wikipedia.org/wiki/List_of_military_nuclear_accidents; aufgerufen am 21.11.2017.
Michael MccGwire vertrat die Auffassung, dass die „ständige Anhäufung von Kernwaffen […] Krieg durch Unfall, Fehlkalkulationen […] wahrscheinlicher“ macht. (M. MccGwire: Deterrence: the problem – not the solution, a.a.O., S. 61.)

[135] – Zahlenangabe nach Broken Arrow Nuclear Weapon Accidents – http://www.aerospaceweb.org/question/weapons/q0268.shtml; aufgerufen am 15.11.2017. Siehe dazu auch J. Althaus: „Broken Arrow“. Die USA vermissen 17 Atombomben. Mindestens, Welt.N24, 08.11.2016 – https://www.welt.de/geschichte/article159338705/Die-USA-vermissen-17-Atombomben-Mindestens.html; aufgerufen am 10.10.2017.

[136] – Ch. Perrow: Normale Katastrophen. Die unvermeidlichen Risiken der Großtechnik, Frankfurt/M. 1987, S. XI.

[137] – Ebenda, S. XII.

[138] – Siehe ausführlich:

  • S. D. Sagan: The Limits of Safety, Princeton 1995;
  • E. Schlosser: Command and Control, London 2014.

Einen knappen Überblick gibt P. Podvig: No such thing as a safe nuclear arsenal, Bulletin of the Atomic Scientists, 12 January 2014 – https://thebulletin.org/no-such-thing-safe-nuclear-arsenal; aufgerufen am 23.12.2017. Podvig bezieht sich dabei auf die erwähnten Studien von Charles Perrow

[139] – J. Griffiths: The U.S. is still using floppy disks to run its nuclear program, CNN, May 26, 2016 – http://edition.cnn.com/2016/05/26/us/pentagon-floppy-disks-nuclear/index.html; aufgerufen am 27.12.2017.

[140] – Siehe ausführlich W. Schwarz: „… hinten, weit, in der Türkei“, a.a.O.

[141] – Siehe ausführlich J. Goldberg / M. Ambinder: The Ally From Hell, The Atlantic, December 2011 – https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2011/12/the-ally-from-hell/8730/?single_page=true; aufgerufen am 11.10.2017.

[142] – Siehe z.B. O. Thränert: Die nuklearen Ambitionen Saudiarabiens, Neue Zürcher Zeitung, 06.01.2016 – http://www.nzz.ch/international/naher-osten-und-nordafrika/die-nuklearen-ambitionen-saudiarabiens-ld.4007; aufgerufen am 05.01.2017.

[143] – Zu Ankaras nuklearen Ambitionen siehe H. Rühle: Auf dem Weg zur Bombe, Welt am Sonntag, 21.09.2014, S. 7.

[144] – Siehe dazu ausführlich W. Schwarz: Über den Rubikon, Das Blättchen, 22/2008 – http://das-blaettchen.de/2008/10/ueber-den-rubikon-13719.html; aufgerufen am 26.10.2017.

[145] – Siehe G. P. Schmitz: „Eine Welt mit 25 Nuklearstaaten wäre brandgefährlich“, Spiegel Online, 13.04.2010 – http://www.spiegel.de/politik/ausland/aufruestungsorgie-eine-welt-mit-25-nuklearstaaten-waere-brandgefaehrlich-a-688038.html; aufgerufen am 10.10.2017.

[146] – Siehe P. Mühlbauer: UN: 122 Staaten verabschieden Atomwaffenverbotsvertrag, a.a.O.

[147] – Siehe M. MccGwire: Deterrence: the problem – not the solution, a.a.O., S. 65.

[148] – C. Murdock: Project Atom: A Competitive Strategies Approach to Defining U.S. Nuclear Strategy and Posture for 2025–2050, in: CSIS: Project Atom, a.a.O., S. 15.

[149] – Joint Press Statement from the Permanent Representatives to the United Nations of the United States, United Kingdom, and France Following the Adoption of a Treaty Banning Nuclear Weapons – https://usun.state.gov/remarks/7892; aufgerufen am 12.10.2017.

[150] – Siehe ausführlicher Sarcasticus: Atomwaffen: Abrüstung und Abschreckung, Das Blättchen, 23/2016 – http://das-blaettchen.de/2016/11/atomwaffen-abruestung-und-abschreckung-37818.html; aufgerufen am 24.12.2017.

[151] – Siehe ausführlicher W. Schwarz: Nukleare Nagelprobe (I), Das Blättchen, 2/2010 – http://das-blaettchen.de/2010/01/nukleare-nagelprobe-i-610.html; aufgerufen am 12.10.2017.

[152] – Als der FDP-Chef und nachmalige Außenminister Guido Westerwelle im Koalitionsvertrag 2009 die Zielstellung durchgesetzt hatte, dass die restlichen 10 bis 20 US-Atombomben vom Fliegerhorst Büchel der Bundesluftwaffe in der Eifel abgezogen werden sollten (siehe „Wachstum. Bildung. Zusammenhalt. Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP – http://www.csu.de/common/_migrated/csucontent/091026_koalitionsvertrag.pdf; aufgerufen am 01.12.2017), ließ die Bundeskanzlerin kurz darauf durch ihren außen- und sicherheitspolitischen Berater Christoph Heusgen gegenüber Vertretern der US-Regierung zum Ausdruck bringen, dass sie diese Festlegung nicht umzusetzen gedenke (siehe z. B. C. von Salzen: Atomwaffen in Deutschland. Relikte aus dem Kalten Krieg, Tagesspiegel (online), 10.11.2015 – http://www.tagesspiegel.de/themen/agenda/atomwaffen-in-deutschland-relikte-aus-dem-kalten-krieg/12563242.html; aufgerufen am 12.10.2017.)

[153] – T. Sommer: Der atomare Schrecken wird noch gebraucht, Zeit Online, 10.10.2017 – http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-10/friedensnobelpreis-ican-atomwaffen-nordkorea-usa-5vor8/komplettansicht; aufgerufen am 12.10.2017.

[154] – Brodie: „[…] der erste schrille Weckruf, dass wir ein beträchtliches Verwundbarkeitsproblem hatten, erfolgte […] mit der Veröffentlichung von Albert Wohlstetters gut bekanntem Artikel ‚The Delicate Balance of Terror‘ Anfang 1959.“ (B. Brodie: The Development of Nuclear Strategy, a.a.O., S. 67 f.)
Wobei Wohlstetters Blick nicht auf Interkontinentalraketen gerichtet war. Er hatte vielmehr bereits seit 1952 intern vor Angriffen sowjetischer Fernbomber – „aufgetankt über Kanada“ (A. Wohlstetter: The Delicate Balance of Terror, Foreign Affairs, January 1959 – https://www.foreignaffairs.com/articles/1959-01-01/delicate-balance-terror; aufgerufen am 10.11.2017) – gewarnt sowie Schutzbunker für die strategischen US-Bomber gefordert. Weil die Air Force ihn jedoch fortgesetzt ignorierte, machte er seine Auffassungen schließlich publik.

[155] – Siehe R. Pipes: Why the Soviet Union Thinks It Could Fight and Win a Nuclear War, Commentary, No. 1, July 1977, S. 21 ff.

[156] – B. Brodie: The Development of Nuclear Strategy, a.a.O., S. 72.

[157] – Ebenda.

[158] – Siehe ebenda, S. 73.

[159] – Zustimmend zitiert von McG. Bundy: A Matter of Survival, a.a.O.

[160] – F. Ch. Iklé: Nuclear Strategy: Can There Be a Happy Ending?, a.a.O.

[161] – Dass während des Kalten Krieges auf östlicher Seite Manöverlagen durchgespielt wurden, bei denen auch Kernwaffeneinsätze gegen Ziele im zentraleuropäischen Front- und frontnahen Bereich der NATO simuliert wurden, ist dahingehend gedeutet worden, dass auf sowjetischer Seite Präventivkriegsabsichten bestanden hätten. (Siehe H. Rühle / M. Rühle: Warschauer Pakt plante nuklearen Überfall auf Westeuropa, Neue Zürcher Zeitung, 13.09.2008 – https://www.nzz.ch/der_warschaupakt_plante_den_nuklearen_
ueberfall_auf_westeuropa-1.830358
; aufgerufen am 12.10.2017.) Diese Interpretation setzt aber einerseits regional begrenzte militärische Planspiele nicht ins Verhältnis zur Gesamtkonstellation zwischen den Blöcken und ignoriert andererseits, dass das Primat der Politik gegenüber dem Militär im Osten nicht weniger strikt gehandhabt wurde als im Westen. Darüber hinaus gehören zum Bild der Zeit aber auch NATO-Manöverlagen mit massivem NATO-Kernwaffeneinsatz „irgendwo zwischen sowjetischer und innerdeutscher Grenze“ (W. Sonne: Leben mit der Bombe. Atomwaffen in Deutschland, Wiesbaden 2017, S. 153.)

[162] – Kommuniqué der Tagung des Politischen Beratenden Ausschusses der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages, Neues Deutschland, 30./31.05.1987 – http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/ddr-presse/ergebnisanzeige/?purl=SNP2532889X-19870530-0-1-5-0&highlight=Politischen%20Beratenden%7C
Warschauer%20Vertrages%7CPolitischen%7CBeratenden%7CWarschau%7C1987
; aufgerufen am 12.10.2017. (Aufruf der Quelle nach kostenfreier Anmeldung auf http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/ddr-presse/ möglich.)

[163] – Am Rande des Atomkriegs – Kampf um Kuba und Berlin. ZDF-Dokumentation, ab Minute 42:14 – https://www.youtube.com/watch?v=wVkSSaT4uUM; Aufruf und Download am 11.10.2017.

[164] – A. Arbatov, Understanding the US-Russia Nuclear Schism, a.a.O., S. 51.

[165] – A. Kmentt: Der pragmatische Realismus des Wahnsinns. Sicherheit durch nukleare Abschreckung war und ist eine Schimäre, IPG. Internationale Politik und Gesellschaft, 23.03.2015 – http://www.ipg-journal.de/schwerpunkt-des-monats/neue-high-tech-kriege/artikel/detail/der-pragmatische-realismus-des-wahnsinns-851/; aufgerufen am 19.10.2017.

[166] – Siehe dazu G. Muthesius: Brinkmanship & andere Nickligkeiten, Das Blättchen, 25/2014 – http://das-blaettchen.de/2014/12/brinkmanship-andere-nickligkeiten-30921.html; aufgerufen am 26.10.2017.

[167] – S. M. Keeny, Jr. / W. K. H. Panofsky: Nuclear Weapons in the 1980s: MAD vs. NUTS, a.a.O.

[168] – G. di Lorenzo: Verstehen Sie das, Herr Schmidt?, Zeit Online, 04.03.2010 – http://www.zeit.de/2010/10/Fragen-an-Helmut-Schmidt/komplettansicht; aufgerufen am 12.10.2017.

[169] – H. Rühle / M. Rühle: Konturen eines dritten nuklearen Zeitalters, a.a.O., S. 5.