Abrüstung
Im Vorwort des von der Rosa-Luxemburg-Stiftung herausgegebenen „Atlas der Abrüstung. Daten und Fakten gegen die Kriege von heute und morgen“ heißt es: „Siege für den Frieden waren stets hart erkämpft. Hieran erinnerte UN-Generalsekretär António Guterres auf der Genfer Abrüstungskonferenz im Februar 2024. Die Erfolge waren auch keine Wunder. Immer wurden sie erreicht, so Guterres weiter, weil die gegnerischen Staaten erkannten, dass der Schlüssel zur Abrüstung in der Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen liegt – und nicht im Wettbewerb zur gegenseitigen Zerstörung. Angesichts der gegenwärtigen internationalen Situation, der Krisen, Kriege und hohen Eskalationsrisiken lohnt es, hieran zu erinnern: Auf Dauer lässt sich Frieden nur durch eine Rückkehr zu einem System kollektiver Sicherheit gewährleisten, das auf den Prinzipien der friedlichen Koexistenz, der Vertrauensbildung, der Rüstungskontrolle und der Abrüstung mit dem Ziel der strukturellen Nichtangriffsfähigkeit beruht. Das mag zum gegenwärtigen Zeitpunkt unrealistisch erscheinen. Aber ohne eine solche Rückkehr zur Zusammenarbeit ist es auch aussichtslos, die globalen Menschheitsfragen wie den Klimawandel und die Klimaanpassung zu bewältigen.“
Der Atlas steht online zum Herunterladen zur Verfügung.
Es grünt so grün …
die Weiden blühn,
schon seit einem Weilchen
auch die zarten Veilchen.
Und hier und da mitunter
werden Schnecken munter.
Man sieht die ersten Mücken tanzen,
der Gärtner setzt Kohlrabipflanzen.
Und die jungen Regenwürmer,
diese wilden Kompoststürmer,
bohren Löcher in die Erde,
auf dass sie wieder locker werde,
um den reichen Blumensamen
endlich in sich aufzunahmen.
Der alte Zaun wird grün gestrichen
und der Natur weit angeglichen.
Wicken ranken schon empor.
Finken zwitschern laut im Chor.
Ameisen wolln sich umbenennen,
wenn sie durch den Garten rennen.
Statt A … , nun Bemeisen
möchten sie heißen.
Denn das weckt beim Publikum
den Blick fürs Individuum.
Über Müllerns Gartenlaube
schwebt das seltne Pfauenauge.
Herr Müller meint, es wär doch schön,
hieße der Monat „Immergrün“
und grünte durch bis nächstes Jahr.
Wäre das nicht wunderbar?
Da stimmen alle fröhlich ein:
„Bis nächstes Jahr, so soll es sein!“
Kraus’sche Boshaftigkeiten – Weiber sind Grenzfälle
Wo sie hintrat, wuchs kein Gras, außer jenes, in das sie die Männer beißen ließ.
Die einen verführen und lassen sitzen; die anderen heiraten und lassen liegen. Diese sind die Gewissenloseren.
Es kommt gewiß nicht bloß auf das Äußere einer Frau an. Auch die Dessous sind wichtig.
Er war so unvorsichtig, ihr vor jedem Schritt die Steine aus dem Weg zu räumen. Da holte er sich einen Fußtritt.
Welche Wollust, sich mit einer Frau in das Prokrustesbett seiner Weltanschauung zu legen!
Es ist nicht Sitte, eine Frau zu heiraten, die vorher ein Verhältnis gehabt hat. Aber es ist Sitte, mit einer Frau ein Verhältnis zu haben, die vorher geheiratet hat.
Moralische Verantwortung ist das, was dem Mann fehlt, wenn er es von der Frau verlangt.
Das ist der ehrliche Erfolg der Frauenemanzipation, daß man dem Weib, welches sich dem Handwerk eines Journalisten gewachsen zeigt, heutzutag nicht mehr die verdiente Geringschätzung vorenthalten darf.
Eine die mit Vitriol umgeht, ist auch imstande, zur Tinte zu greifen.
Die Frauen verlangen das aktive und das passive Wahlrecht. Daß sie das Recht haben sollen, jeden Mann zu wählen, und daß man ihnen keinen Vorwurf mehr mache, wenn sie sich von wem immer wählen lassen? Behüte der Himmel: Sie meinen es politisch! Aber auf so verzweifelte Gedanken sind sie von den Männern gebracht worden. Jetzt wird diesen nichts anderes übrig bleiben, als von der Regierung zu verlangen, daß ihnen endlich die Menstruation bewilligt werde.
In der Liebe kommt es nur darauf an, daß man nicht dümmer erscheint, als man gemacht wird.
Es gibt Frauen, die nicht schön sind, sondern nur so aussehen.
Die Orthographie des Originals wurde beibehalten, wird fortgesetzt.
Karl Kraus, ein „Meister des giftigen Spotts“ (Stefan Zweig), wurde vor 150 Jahren 1874 im nordböhmischen Gitschin (Jičin) als Sohn eines jüdischen Papierfabrikanten geboren. 1899 gründete er seine Zeitschrift Die Fackel. Er starb 1936 in Wien. Alle Aphorismen wurden entnommen aus dem Geschenkbuch für Liebhaber des bösen Humors:
Karl Kraus: Ich mische mich nicht gerne in meine Privatangelegenheiten. Ausgewählt von Christine M. Kaiser, Insel Verlag, Berlin 2024, insel taschenbuch 5060, 112 Seiten, 10,00 Euro.
Hühner und andere Witzfiguren
Wer in der Welt der Bücher unterwegs ist, wird vermutlich die sehr preiswerten Ausgaben aus dem Reclam Verlag kennen. Wenn Schüler Klassiker der Literatur lesen müssen, dann besorgen sie sich meist die Fassungen von Reclam. Die Farbe Gelb ist ein Erkennungszeichen vom Verlag, sie zeigt die einsprachigen Ausgaben wichtiger und preiswerter Literatur in deutscher Sprache an. Aber das Verlagsprogramm hat mehr als nur Romane, Stücke und Gedichte zu bieten. So werden in einer neuen Reihe die besten Karikaturisten und Grafiker vorgestellt. Im Moment sind Janosch mit „Wondrak für alle Lebenslagen“, „Ich liebe eine Tigerente“, Loriot mit „Die Jodelschule und andere dramatische Werke“ und e.o.plauens „Vater und Sohn“ zu bewundern. Nun sind zwei weitere Bände hinzugekommen: Charles M. Schulz mit seinem „Snoopy für alle Lebenslagen“ und Peter Gaymanns „Von Hühnern und Menschen“.
Schulz (1922-2000) beschäftigte sich bereits früh mit Comics und veröffentlichte 1950 den ersten Peanuts-Strip. Zuvor kämpfte er im 2. Weltkrieg als Soldat der 20. US-Panzerdivision und war an der Befreiung Dachaus beteiligt. Mit den Jahren entwickelten sich die Peanuts zu Popikonen und besonders in Snoopys Welt hob der Künstler die Grenze zwischen Realität und Phantasie auf. Charlie Brown ist der ewige Zweifler und Pechvogel, dessen Beziehung zu Snoopy durch eine komplexe, asymmetrische Dynamik geprägt ist.
Auch der deutsche Grafiker, Schriftsteller und Cartoonist Peter Gaymann (geboren 1950 in Freiburg) lässt in seinen Karikaturen Tieren den Vortritt. So sind in über 100 Büchern vor allem Hühner, Schweine und Katzen humoristisch unterwegs. Es sind immer feine Striche auf dem Papier zu erkennen, die oft farbig ausgemalt wurden. Hühner und Schweine bilden Paare, die verliebt durch die Welt spazieren und in der Welt der Menschen ihren „Mann“ stehen.
Oder die Menschen selbst führen Gespräche, zum Beispiel: „Ich verliebe mich jeden Frühling in den Chef“. – „Ist ja auch jedes Jahr ein anderer.“
Universal Bibliothek. Philipp Reclam jun. Verlag, Ditzingen, je Heft etwa 7,00 Euro.
Aus anderen Quellen
Petra Erler befasst sich im Detail mit der kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges verspielten Chance, diesen durch einen Friedensvertrag zwischen Moskau und Kiew friedlich beizulegen: „Tatsächlich setzten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine drei Tage nach Kriegsbeginn ein. Auch der Bundeskanzler sprach sich zunächst für einen schnellen verhandelten Frieden aus. […] Nur wer das alles nicht wahrhaben will oder nicht verstanden hat, wie der Hase lief, kommt auf die abstruse Idee, Verhandlungen als Schuldverschleierung anzusehen. Aber Emotionen und sich darauf gründende Propaganda sind nicht notwendigerweise logisch.“
Petra Erler: Vom Bord der Titanic 2.0 – Friedensverhandlungen oder ab an den Dnipro?, petraerler.substack.com, 28.04.2024. Zum Volltext hier klicken.
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Bezüglich Corona listet Bastian Barucker auf: „Vom Ethikrat, der sich sowohl für die Diskriminierung Ungeimpfter mittels 2G als auch für die allgemeine Impfpflicht aussprach, über den impfpflichtbefürwortenden Wirtschaftsminister Robert Habeck, den Komiker Christoph Sieber bis zum Mitglied der Partei Die Linke, Gregor Gysi, hört man aktuell den Wunsch nach einer Aufarbeitung der Corona-Zeit. Sogar der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der eine ‚nebenwirkunsgfreie‘ mRNA-Impfung bewarb, spricht von Aufarbeitung und Transparenz.“ Und erinnert daran: „Dank des fast vollständig maßnahmefreien und nur auf freiwilligen Empfehlungen basierenden schwedischen Weges können wir heute ziemlich sicher sagen, dass das Ausbleiben einer Überlastung der Intensivstation[en] in Deutschland nichts mit den verpflichtenden Maßnahmen zu tun hatte.“
Bastian Barucker: Corona-Aufarbeitung – Rehabilitiert die Maßnahmenkritiker!, berliner-zeitung.de, 24.04.2024. Zum Volltext hier klicken.
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Erst jetzt wurde bekannt, dass Stefan Jerzy Zweig, „das Kind von Buchenwald“, im Februar 2024 verstorben ist. Sonia Combe schreibt: „Er war weniger als vier Jahre alt, als er im Sommer 1944 im KZ ankam. Dort wurde er von politischen Gefangenen gerettet. Seine Geschichte wurde zum Thema des in der DDR veröffentlichten und in 37 Sprachen übersetzten Romans von Bruno Apitz, ‚Nackt unter Wölfen‘ (1958), und zur Grundlage des gleichnamigen Films von Frank Beyer (1963), in dem Armin Müller-Stahl die Hauptrolle spielte. Das jüdische Kind, das ein Symbol für den Humanismus der politischen Häftlinge, die im Lager Leitungsfunktionen innehatten, sein sollte, nahm einen zentralen Platz im musealen Arrangement der Gedenkstätte Buchenwald ein.“ Bis eine neue Zeit anbrach: „Kaum war die Mauer gefallen, wurde der antifaschistische Kampf, dessen Erbe die DDR für sich beanspruchte, umgeschrieben, wobei Stefan J. Zweig zu den ersten Opfern dieser Neuschreibung gehörte.“
Sonia Combe: Stefan Jerzy Zweig – Zwischen DDR-Idealisierung und BRD-Diffamierung, berliner-zeitung.de, 26.04.2024. Zum Volltext hier klicken.
Letzte Meldung
Nach Angaben des Stockholmer Internationalen Friedensforschungsinstitutes SIPRI sind die weltweiten Rüstungsausgaben im vergangenen Jahr um 200 Milliarden US-Dollar oder 6,8 Prozent gestiegen – auf einen Rekordwert von 2,443 Billionen Dollar.
Deutschland findet sich in der SIPRI-Rangliste der Staaten mit den größten Militärausgaben auf Platz sieben; es könnte in diesem Jahr wegen seiner massiven Aufrüstung auf Platz fünf vorrücken.
Einer, der am deutschen Weiteraufstieg mitarbeitet, ist offenbar Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der dieser Tage launig bemerkte, er sei nun auch „Rüstungsindustrieminister“.
Schlagwörter: Abrüstung, Aphorismen, Buchenwald, Corona, Gedicht, Jürgen Hauschke, Karl Kraus, Philipp Reclam jr. Verlag, Renate Hoffmann, Rüstungsausgaben, Stefan Jerzy Zweig, Thomas Belehrt, Ukraine-Krieg