21. Jahrgang | Nummer 23 | 5. November 2018

Bemerkungen

Preisrätsel

Nimmt man die Rhetorik von Pegida-Rednern wie Bachmann oder gar eines Höcke oder auch eines Vogelschiss-Gauland zur Kenntnis, dann wird man das Gefühl nicht los, dass sie sich an einem Meister rechtester Manipulation geschult haben: „Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau zu richten nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt … Handelt es sich aber […] darum, ein ganzes Volk in ihren Wirkungsbereich zu ziehen, so kann die Vorsicht bei der Vermeidung zu hoher geistiger Voraussetzungen gar nicht groß genug sein … Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist eine nur sehr beschränkte, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergeßlichkeit groß.“
Kleiner Tipp: Goebbels ist nicht der Autor dieser Sentenz …

HWK

Die schärfsten Kritiker der Elche…

Am 18. Oktober debattierte das Berliner Abgeordnetenhaus zum x-ten Male über eine Verkehrswende in der Stadt. Wer sich tagtäglich durch die Mitte hindurch bewegen muss weiß was gemeint ist. Der weiß aber auch, dass man nach jeder politischen Debatte dieser Frage wieder ein paar Minuten länger für den täglichen Weg einplanen muss. An den markigen Worten vom Rednerpult liegt es nicht. „Wir müssen die Autos zurückdrängen“, forderte Harald Wolf (LINKE). Er ist bekennender Radfahrer. Allerdings sollte man nicht davon ausgehen, dass Udo Wolf, Bruder des Redners, auf den Dienstwagen verzichtet. Er ist Co-Vorsitzender der Linksfraktion. Die einzigen, die in diesem Parlament konsequent auf Dienstwagen verzichteten, waren die PIRATEN. Die sind aber seit September 2016 Geschichte. Ihre lautstärksten Vertreter kamen irgendwie bei Dreckschleudern nutzenden anderen Parteien unter. Hübsch auch der FDP-Vertreter: Er warf die „soziale Frage“ auf. Fahrverbote gingen voll zulasten der „kleinen Leute“! Eine Reduzierung des Flugverkehrs über Berlin sicher auch. Deswegen will die FDP Tegel offenhalten. Flugzeuge fliegen schließlich nicht mit Diesel. CDU-Fraktionsanführer Dregger – nein, nicht der verblichene Rechtsaußen der CDU aus Fulda, es handelt sich um dessen Sprössling Burkhard – ist weniger klassenbewusst und verteidigt „die Privaten“. Und spätestens seit Winfried Kretschmann Ministerpräsident im Mercedes-Benz-Ländle ist, haben auch die Grünen ihre Probleme mit mehreren Seelen, die ach in ihrer Brust schlummern und jeweils gegen die andere aufbegehren, wenn die sich zu fundamental aus dem Fenster hängt. Zwar stellen sie die Verkehrssenatorin Regine Günther, aber prophylaktisch verwiesen sie schon mal auf die Verantwortung „der Industrie“ (so ihr verkehrspolitischer Sprecher) oder „des Bundes“ (so die Senatorin).
Ein Schlüssel läge durchaus bei der Berliner Landesregierung: Eine nachhaltige Stärkung des eigenen Verkehrsunternehmens und dessen durchgreifende Umstellung auf ein fahrgastfreundlicheres System. Aber das ging an den zitierten Diskutanten vorbei. Die BVG untersteht dem Finanzsenator, der ist von der SPD – und die wähnt sich (wie immer) „auf dem richtigen Weg“. Ob sie auch mal ankommt? Den heftigsten Streit zwischen den Fraktionen von links bis rechts gibt es übrigens immer zu Beginn einer Wahlperiode: Da geht es um die Neuverteilung der Abgeordnetenparkplätze. Die reichen nie aus. Man kann es den Volksvertretern schließlich nicht zumuten, statt der eigenen Verbrennungsmotoren die Elektromobilitätsangebote von S- oder U-Bahn zu nutzen. Das wäre eine fürwahr jakobinische Gleichmacherei!

WB

Untergangsorakel

Der ebenso erfolgreiche wie umstrittene französische Schriftsteller Michel Houellebecq (zuletzt 2015 bei uns: „Unterwerfung“) hat vor wenigen Tagen die Menschheit wissen lassen: „[…] zu meiner eigenen Überraschung war ich nicht einverstanden mit dem Titel des vorletzten Buches von Eric Zemmour, ,Le suicide français’. Denn in der jüngsten Vergangenheit Frankreichs besteht etwas, das nicht einem Selbstmord, sondern viel eher einem Mord gleichkommt. Und der Schuldige an diesem Mord ist nicht schwer auszumachen: Es ist die Europäische Union. Was ihre Komplizen in Frankreich betrifft, so sind diese zahlreich. Die westliche Welt in ihrer Gesamtheit bringt sich um, so viel ist sicher, und übrigens werden meine Bücher in der ganzen westlichen Welt auf genau diese Weise verstanden. Aber innerhalb der westlichen Welt hat Europa sich für eine besondere Form des Selbstmords entschieden, welche beinhaltet, die Nationen, die es ausmachen, zu ermorden.“ Passenderweise äußerte er dies anlässlich der Entgegennahme des ersten Oswald-Spengler-Preises in Brüssel, wohin er frisch vermählt angereist war.
In seiner Dankesrede hatte er dabei zunächst kokettiert: „Man könnte fragen, ob ich den Spengler-Preis überhaupt verdiene. Die erste Antwort, die sich einstellt, ist eher: ‘Nein.’“ Um sich dann postwendend doch Preiswürdigkeit zu bescheinigen: „Wenn jemand in hundert Jahren schreibt: ,Über den Westen gegen Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts, über den Niedergang, den er in dieser Zeit erlebte, hat Houellebecq ein wertvolles Zeugnis abgelegt’, ist dies ein Kompliment, das ich im Voraus annehme.“
Ob Spengler nur zu bescheiden war, um Vergleichbares schon über sich zu äußern, ist im Dunkel der Geschichte nicht mehr auszumachen. Was allerdings den Gehalt von dessen Prognose vom „Untergang des Abendlandes“ anbetrifft, so liegt der offen zutage. Vielleicht aber reicht es ja bei Houellebecq – wie bei jenem – dereinst auch wenigstens zur Namenspatronage für einen passenden Preis.

Thaddäus Faber

Kita-Krise: Ende endlich in Sicht? Ja! 2063

„Das Institut der deutschen Wirtschaft (lW) in Köln hat errechnet, dass 273.000 Kitaplätze für Kinder unter drei Jahren fehlen. […] Die aktuelle Betreuungslücke entspricht 11,6 Prozent aller Kinder in diesem Alter. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein nur geringfügiger Rückgang: 2017 fehlten noch 279.000 Plätze, das entsprach einer Lücke von 12,1 Prozent. Damit konnte die Betreuungslücke nur um 6000 Plätze verringert werden. Ginge der Ausbau in genau diesem Tempo weiter, würde erst in 45 Jahren jedes Kleinkind einen Kitaplatz bekommen.“

Welt am Sonntag,
21.10.2018, S. 1.

Bei Charlotte – Geschichten aus dem alten Berlin

Gewisse Erwartungen hatten wir schon, als wir sechs Freunde uns aus einer sommerlichen Laune heraus zu einem Besuch bei „Charlotte von Mahlsdorf“ am 7. Oktober entschieden. Die eine oder andere Geschichte über das Gründerzeitmuseum hatten wir gehört, ebenso Legenden über die Sammlerin und ehemalige Bewohnerin des Gutshauses. Die Erwartungen wurden auch genährt, weil wir in unserem einstigen Studienkollegen und Vorstandsmitglied des Fördervereins Gutshaus Mahlsdorf e.V., Klaus Tessmann, einen profunden Kenner wussten und hofften, ihn zu einer Führung unserer kleinen Gruppe zu gewinnen.
So sollte es kommen. Nur unserer kleinen Gruppe schloss sich eine wesentlich größere an. Das Interesse an diesem Haus mit seinen einzigartigen Sammlungen war an diesem Sonntag jedenfalls enorm. Und die Besucher wurden belohnt. Geschichte und Geschichten aus dem alten Berlin wurden in jedem der vollständig eingerichteten Wohnräume lebendig – auch dank der humorvollen, sachkundigen Erzählweise des Museumsführers. Der setzte sich dann auch ans Pianola und ließ spielen. In anderen Zimmern wurde das Grammophon mit Schellackplatten vorgeführt oder Spieldosen zum Klingen gebracht. Musikautomaten waren ein spezielles Sammelgebiet der Charlotte von Mahlsdorf, die 1928 als Lothar Berfelde in Berlin-Mahlsdorf geboren wurde. „Der sich als Mädchen fühlende Knabe fand Geborgenheit beim Großonkel Josef Brauner“, erfuhren wir in dessen Wohn- und Arbeitsraum. „Was ihn hier umgab, wurde zur Liebe seines Lebens – die Wohnkultur der Gründerzeit.“ Eine bemerkenswerte Sammelleidenschaft begann. Zu den Kostbarkeiten gehört auch die Lokaleinrichtung der „Mulackritze“, der letzten Zillekneipe aus dem Berliner Scheunenviertel im Keller des Hauses.
Dass die Ergebnisse auch weiterhin öffentlich zugänglich sind, hat mit der Lebensgeschichte der Charlotte von Mahlsdorf zu tun. Sie erwarb 1958 das ehemalige Gutshaus, bewahrte es vor dem Abriss und eröffnete es 1960 als Museum. 1997 gründete sich der rührige Förderverein Gutshaus Mahlsdorf e.V., der seitdem das Museum führt. Wer ausgefallene Örtlichkeiten für besondere Veranstaltungen „mit Berliner Milljöh“ sucht, der findet sie hier. Der Gartensaal mit Freitreppe zum Park, Spiegeln und Deckenleuchter wird bei Trauungen zum Festsaal.
Der Gang durch die Räume dauerte an diesem Sonntag länger als die angekündigten 75 Minuten. Das merkten wir aber erst viel später. Auch dass unsere gewissen Erwartungen weit mehr als erfüllt wurden. Ein kurzweiliger, vergnüglicher, anregender und in keinem Fall verstaubter Museumsbesuch. Sehr zu empfehlen.

Ariane Mann

Das Gründerzeitmuseum im Gutshaus Mahlsdorf, Hultschiner Damm 333, ist Mittwoch und Sonntag 10–18 Uhr geöffnet. Außerhalb der Öffnungszeit sind Führungen nach Vereinbarung möglich.

Jurassic Park und die DDR

In der Box des Deutschen Theaters Berlin fand am 21. Oktober eine Premiere statt. Jutta Wachowiak erzählt Jurassic Park. Seltsame Wahl dachte ich, aber Jutta Wachowiak zu sehen lohnt immer. Ich wurde überrascht.
Jutta Wachowiak erzählte von dem Park, in dem Dinosaurier gezüchtet wurden. Man konnte ihn nicht verlassen und auch nicht unkontrolliert betreten. Den Park gibt es nicht mehr, aber sie wollte ihn nicht verlassen und blieb zunächst als Putzfrau einfach da. Sie fand ein Dinobaby und zog es Zuhause auf. Der Dino tritt dann im Zoo auf – und verletzt sie…
Jutta Wachowiak, Putzfrau und Dino, wechselt die Erzählebene und erzählt von der Flucht ihrer Mutter mit der kleinen Jutta und ihrer Schwester, der Rückkehr ins zerbombte Berlin, der Entschlossenheit der Mutter, ein neues Leben aufzubauen. Eine neue Erzählebene ist das Leben in der DDR, ihre Entwicklung als Schauspielerin. Ihr Glaube an das Neue, das gelebte und erfüllte Leben? Und dann die Öffnung der Fenster des „Parks“, zu der sie mit ihren Mitteln mit der Vorbereitung der Großkundgebung am 4. November beigetragen hatte. Sie stellt fest, dass sich die neue Freiheit nicht genießen lässt. Konsum kann den Sinn nicht ersetzen. Sie erzählt ihre Geschichte als Beispiel für einen Neuanfang und für die Ignoranz gegenüber dem Traum von Gerechtigkeit, dem Können, Wissen und den Erfahrungen. Sie ist ein verletzter Dino und den Park, der trotz allem Heimat und Teil des Lebens war, gibt es nicht mehr.
Eine geniale Idee, Jurassic Park und das Thema DDR so zu verknüpfen (Text und Musik Eberhard Petschinka, Regie Rafael Sanchez), dem Gewinn der „Freiheit“ vom Park die Verluste und Verletzungen entgegenzustellen. Und – natürlich lohnte es sehr, Jutta Wachowiak wieder auf der Bühne zu sehen.

mvh

Die nächsten Vorstellungen in der DT-Box: 9. und 22. November sowie 11. und 23. Dezember 2018.

November

Die letzten Blätter fallen
von allen
Bäumen.
Die träumen
das Beste
vom nahenden Feste.

Von Lichtern
und Sternen,
den fernen.
Vom klirrenden
Frost.

Zum Trost
auch vom Mai.
Dann sind sie dabei.
Mit Blüten
und Düften
und mildwarmen Lüften.

So freut sich im Traum
ein jeglicher Baum.

Renate Hoffmann

Musikalisches Erwachen

Von ihrem Namen her würde man eine irische Musikerin erwarten: Caoilfhionn ist eine gälische Wortkombination und bedeutet die schlanke Blonde. Tatsächliche ist Caoilfhionn Rose in der englischen Industriemetropole Manchester beheimatet, welche ja auch für ihre große musikalische Tradition bekannt ist.
Caoilfhionn Rose wuchs umgeben von Musik im Elternhaus auf. Ihr Vater liebte den Jazz, die Mutter tendierte zur Folkmusik. Doch erst in ihren späteren Teenagerjahren wurde sie vollends von der Muse gepackt: „Ich habe mich immer schon für Musik interessiert, aber so richtig eingetaucht bin ich in die ganze Sache erst nach einer längeren Krankheitsphase, als ich 17 Jahre alt war. Die Musik half mir, mein eigenes Ich wieder zu spüren. Ich lauschte meinem iPod und alles fühlte sich neu und aufregend an, zugleich vage vertraut und nostalgisch.“ Ein Jahr später, noch während ihrer Genesungszeit, begann sie Lieder am Klavier zu komponieren und in Manchester aufzutreten.
„Awaken“ ist Caoilfhionn Roses Debütalbum. Entstanden ist ein variantenreiches Mosaik aus Folk, elektronischer Musik sowie psychedelischen Momenten. Es ist ein filigranes Werk, das dem Hörer keinen orchestralen Soundbrei-Orgien zumutet. „Das Album“, so der Impetus der Musikerin, „ist eine wahrhaftige und sehr persönliche Erzählung voller Erinnerungen und Selbstgespräche. Ich hoffe, andere Menschen finden sich in Musik und Lyrik wieder oder können sie zumindest nachvollziehen.“
„Awaken“ – das Erwachen – ist ein nicht selten anzutreffendes musikalisches Motiv. Der Titelsong fasst ihr Credo gut zusammen: Ein positiver Song darüber, nach außen und vorwärts zu schauen sowie um sich herum. Das Lied markiert einen Anfang, wie ein Erwachen. Ein Startpunkt für sehr viel mehr Musik. Eine musikalische Zusammenarbeit der besonderen Art offenbart sich im Song „Wild Anemons“, in dem ihre eigene Großmutter mitwirkt. Alles andere als großmütterlich und hausbacken ist die Musik von Caoilfhionn Rose. Ihr Mut zu experimentellen Klängen verliert sich nicht in erratischen Klangeskapaden. Moderne Popmusik muss sich jedoch auch nicht mit (selbst-)gefälligen und sattsam bekannte Melodienbögen begnügen.

Thomas Rüger

Caoilfhionn Rose: Awaken, Gondwana Records 2018, circa 16,00 Euro.

Blätter aktuell

Unter Donald Trump geraten die demokratischen Institutionen der USA massiv unter Druck. Dennoch halten die Republikaner an dem Präsidenten fest. Darin zeigt sich eine von mehreren beunruhigenden Parallelen zur Zwischenkriegszeit in Europa, so der Historiker Christopher R. Browning. Allerdings besteht zugleich ein wesentlicher Unterschied zwischen damals und heute: Politiker wie Trump stehen nicht für die offene Diktatur, sondern vielmehr für eine schleichende Aushöhlung der Demokratie.
Weltweit befindet sich die liberale Demokratie in einer Existenzkrise, illiberale Kräfte sind auf dem Vormarsch. Die Demokratie muss daher wieder verteidigt werden. Die Debatten der Weimarer Republik bieten hier wichtige Lehren, argumentiert der Politikwissenschaftler Jens Hacke. Sie schärfen nicht zuletzt das Bewusstsein für die Notwendigkeit demokratischer Institutionen und Lebensformen.
Nach dem Ende des Kalten Krieges hofften viele auf Abrüstung und Frieden. Doch davon ist wenig geblieben: Die internationale Gemeinschaft rüstet dieser Tage wieder massiv auf, darunter auch die Bundesrepublik, kritisiert der Grünen-Politiker Jürgen Trittin. Nur mit einer wertebasierten Realpolitik, die auf multilaterale Institutionen setzt, kann hier eine Kehrtwende gelingen, können internationale Konflikte beigelegt und kann ein Ausweg aus der gefährlichen Rüstungsspirale gefunden werden.
Dazu weitere Beiträge – unter anderem: „Der dressierte Mensch. Die Tyrannei des Überwachungskapitalismus“, „Smart City oder: Die Stadt der Konzerne?“ und „Wider die Wohnungsnot: Besteuert den Boden!“

am

Blätter für deutsche und internationale Politik, Berlin, November 2018, Einzelpreis: 9,50 Euro, Jahresabonnement: 79,80 Euro (Schüler & Studenten: 62,40 Euro). Weitere Informationen im Internet.

WeltTrends aktuell

„Großer Sprung nach vorn“, so nannte Mao Zedong 1958 eine groß angelegte Kampagne, die die Volksrepublik China zu einem modernen Industrieland machen sollte. Das scheiterte; 1961 wurde die Kampagne abgebrochen Nach Maos Tod setzten sich allmählich pragmatische Kräfte an der Spitze der Kommunistischen Partei Chinas durch. Unter Führung von Deng Xiaoping stellten sie vor 40 Jahren, auf der 3. Tagung des XI. Zentralkomitees, die Weichen neu. Heute erbringt China 15 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung; eine halbe Milliarde Menschen wurde von Hunger und lebensbedrohender materieller Not befreit. Im Thema analysieren chinesische und deutsche Autoren historische, politische und ökonomische Aspekte dieser Entwicklung.
Der WeltBlick beschäftigt sich mit der neuen gegen Teheran gerichteten global-regionalen Achse USA-Israel-Saudi-Arabien und den möglichen Folgen der Amtsübernahme des neuen mexikanischen Präsidenten Obrador.
Als Antwort auf die existenzielle Krise der EU plädiert Wolfram Wallraf im Essay für eine Verfassung der „Vereinigten Staaten von Europa“ als ein dem Gemeinwohl verpflichtetes Projekt.
Im Kommentar fordert Hans Misselwitz einen Neuanfang in Sachen europäischer Sicherheit und erinnert zugleich an Egon Bahrs Fähigkeit, die Realitäten in der Politik anzuerkennen, ohne die eigene Überzeugung aufzugeben

am

WeltTrends – Das außenpolitische Journal, Heft 145 (November) 2018 (Schwerpunktthema: „Der Große Sprung“), Potsdam / Poznan, 4,80 Euro plus Porto. Weitere Informationen im Internet.

Aus anderen Quellen

Zur von Trump verkündeten Absicht der USA, den 1987 mit der Sowjetunion abgeschlossenen INF-Vertrag über das Verbot landgestützter nuklearer Mittelstreckenwaffen (Reichweite 500 bis 5500 Kilometer) zu verlassen, erklärt der Berliner Experte Otfried Nassauer: Der Vertrag „in seiner Wirkung führte dazu, dass nicht nur destabilisierende Atomwaffen abgezogen wurden […], sondern auch dazu, dass es ein funktionierendes, von beiden Seiten bejahtes Überprüfungs-Konzept mit gegenseitigen Vor-Ort-Besuchen gab. Eine damals (im Kalten Krieg – Anm. d. Red.) lange nur schwer denkbare Variante. Damit führte der Vertrag zu einer Trendwende. Dass nämlich in Europa die Sicherheitspolitik seither denuklearisiert worden ist.“ Davon profitiere die europäische Sicherheitsarchitektur bis heute. „Statt tausenden von Atomwaffen stehen sich mittlerweile nur noch wenige Hundert gegenüber.“
Alexander Boons: Ausstieg der USA aus INF-Vertrag: „Von langer Hand geplant?“ – Experte, de.sputniknews.com, 22.10.2018. Zum Volltext hier klicken.

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„Der Harvard-Politologe Graham Allison“, schreibt Theo Sommer, „hat vor drei Jahren aus dem Peloponnesischen Krieg des griechischen Historikers Thukydides die auch nach 2.400 Jahren höchst aktuellen Betrachtungen über die kriegsträchtige Dynamik einer Situation ausgegraben, in der eine aufsteigende Macht die Herrschaft der bisherigen Vormacht bedroht. Der Kernsatz: ,Es waren der Aufstieg Athens und die Befürchtungen, die er in Sparta auslöste, die den Krieg unausweichlich machten.‘ Besorgt fragte Allison: „Könnten der Aufstieg Chinas und die Befürchtungen, die er in Amerika weckt, denselben unheilvollen Effekt haben?“
Theo Sommer: Auf dem Kriegspfad. Die USA haben China den Kalten Krieg erklärt […], zeit.de, 09.10.2018. Zum Volltext hier klicken.

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„Wo würdet Ihr am liebsten leben?“, fragt Ulrich Woelk: „In einem Land mit einer Krebsmortalität von fünf oder 15 oder 30 Prozent?“ Das ist doch völlig klar – im letzteren natürlich! Na ja, das wäre dann in Nigeria oder im Tschad? Dass es einfach ist, mit Worten zu manipulieren, ja Lügen zu verbreiten, das ist allgemein bekannt. Zahlen wird demgegenüber landläufig immer noch ein „Autoritätsbonus“ konzediert. Das ist ein gefährlicher Irrglaube.
Ulrich Woelk: „Zahlen lügen nicht“ – ein gefährlicher Irrglaube, deutschlandfunkkultur.de, 14.09.2018. Zum Volltext hier klicken.

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„Es könnte jetzt ganz einfach sein“, meint Karin Ceballos Betancur: „Wer ein Produkt konsumiert, an dem mehr Blut klebt als an allen H&M-T-Shirts und iPhones zusammen, könnte schlicht aufhören, dieses Produkt zu kaufen. Fertig. Hey, hey, Konsumentenpower. Ich kenne Menschen, die sagen, sie seien Vegetarier geworden, nachdem sie im Fernsehen eine Doku über Massentierhaltung gesehen haben. Wir interessieren uns brennend für die Umstände, unter denen unsere Lebensmittel hergestellt und Nutztiere gehalten werden. Nur bei Drogen sind den meisten Menschen diese Umstände dermaßen egal, als hätten sie gerade welche eingeworfen.“
Karin Ceballos Betancur: Gebt das Koks frei! Kokain macht Kriminelle reich und tötet Unschuldige. Um das zu ändern, gibt es nur einen Weg: Legalisierung, zeit.de, 15.08.2018. Zum Volltext hier klicken.