Werner Berthold
Sauberkeit in der Wissenschaft, im persönlichen Auftreten und der politischen Haltung – diese Trias zeichnete den Leipziger Historiker Werner Berthold aus. Den ersten Nachweis dafür erbrachte er schon als Heranwachsender: Der 1923 in einer Leipziger Arbeiterfamilie Geborene nahm noch vor dem Krieg Kontakt zu einem antifaschistischen Widerstandskreis auf. Der Einberufung zur Wehrmacht konnte er sich nicht entziehen, doch die Gefangennahme durch die Amerikaner in Frankreich wurde zum Glücksfall: Im Gefangenenlager von Lyon wurde man auf den jungen Antifaschisten aufmerksam. Nach zweijähriger Lagerschulung kehrte Berthold mit exzellenten Französischkenntnissen und profunder Kenntnis der linken Geisteskultur nach Leipzig zurück. Der vor dem Krieg als Graphiker ausgebildete Werner Berthold nahm die Chance wahr, im Vorkurs das Abitur zu erwerben. Von 1950 bis 1954 studierte er vor allem Philosophie und Geschichte.
Als Student war er der SED beigetreten. Doch 1951 strich ihn die Partei aus ihren Reihen. Der Grund für die schäbige Behandlung lag in Bertholds Solidarität mit seinem Lehrer Walter Markov. Dieser weigerte sich, in Josip Broz Tito nach dessen Widerstand gegen Stalin einen „Faschisten“ zu sehen, und Berthold tat es ihm gleich. Doch so wie Markov letztlich seine Professur behielt, so konnte Berthold nach großem Einsatz von Ernst Bloch und Ernst Engelberg die akademische Laufbahn fortsetzen. Ernst Engelberg nahm ihn als seinen Assistenten am Institut für deutsche Geschichte an.
Dort schrieb Berthold, der inzwischen wieder der SED angehörte, 1960 seine Dissertation über die Geschichtsbilder von Friedrich Meinecke und Gerhard Ritter, die Granden der westdeutschen Nachkriegs-Geschichtsschreibung. Ein Zitat Ritters verwendend, erschien die Arbeit 1964 mit dem Titel „Großhungern und gehorchen“ als Buch. 1970 kam die Habilitationsschrift „Marxistisches Geschichtsbild, Volksfront und antifaschistisch-demokratische Revolution“ über die Vorgeschichte der DDR-Geschichtswissenschaft als Buch heraus. Damit hatte sich Berthold als Kenner der Historiographie-Geschichte ausgewiesen. 1969 berief ihn die Leipziger Universität zum außerordentlichen, vier Jahre darauf zum ordentlichen Professor für dieses Fachgebiet. Er publizierte unermüdlich, weit über die Emeritierung 1988 hinaus.
Generationen von Geschichtsstudenten profitierten von seinem riesigen Wissen. Von seiner geistigen Offenheit zeugt die Freundschaft zum amerikanischen Historiker-Ehepaar Georg und Wilma Iggers. Gegen alle Widerstände holte er beide regelmäßig nach Leipzig, wo sie – eine Ausnahme in der DDR – mit seinen Doktoranden und Studenten frei diskutierten. Werner Berthold wurde mir vom akademischen Lehrer zum treuen Freund. Unsere Zusammenarbeit erreichte 2011 ihren Höhepunkt im gemeinsamen Buch „Klios Jünger. 100 Historiker-Porträts von Homer bis Hobsbawm“. Angeregt hatte die Publikation Karlen Vesper, die uns drei Jahre lang im Neuen Deutschland die Gelegenheit gab, vorab einen Teil der Jünger vorzustellen. Bertholds einstiger Schüler Gerald Diesener, der nun der Akademischen Verlagsanstalt Leipzig vorstand, unterstützte engagiert die Idee, die Porträt-Sammlung in Buchform zu präsentieren.
Solange es die Kräfte zuließen, blieb Werner Berthold publizistisch aktiv, vor allem in der Leipziger Rosa-Luxemburg-Stiftung. Doch nicht nur dort wird sein Tod, der ihn am 8. April nach zuletzt schwerer Krankheit traf, als großer Verlust empfunden werden.
Mario Keßler (New York)
100 Jahre Leuna
Leuna – das klingt nach Chemie – und tatsächlich wurde vor einhundert Jahren, genau am 27. April 1917, in Leuna der erste Ammoniakreaktor angefahren. Ein knappes Jahr zuvor war der Grundstein für die Badische Anilin- und Sodafabrik, Ammoniakwerk Merseburg (das spätere Leuna-Werk) gelegt worden. Bereits 1913 hatte die BASF im Oppauer Werk in Ludwigshafen die synthetische Ammoniakproduktion für Düngemittel aufgenommen. Ziel und Intention der BASF war es, das zuvor zur Industriereife gelangte Haber-Bosch-Verfahren zur synthetischen Ammoniakherstellung aus heimischen Rohstoffen zu nutzen. Ein Jahr später, mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges, wurde nun Ammoniak nicht nur für die Landwirtschaft sondern auch in größeren Mengen für die Munitions- und Sprengstoffindustrie benötigt. Die alliierte Seeblockade gefährdete jedoch zunehmend die Versorgung der Industrie mit importiertem Chile-Salpeter. Zunächst war eine Erweiterung des Oppauer Werkes geplant. Da dieses jedoch in Reichweite von französischen Luftangriffen lag, suchte die BASF auf Drängen der Obersten Heeresleitung nach einem Standort im Innern des Deutschen Reiches.
Im Dezember 1915 begannen die Verhandlungen, die bereits einen Monat später zur Auftragserteilung führten. Auf einem Gelände zwischen Merseburg und Spergau sollte ein Ergänzungswerk zum Oppauer Werk errichtet werden. Für ihr Vorhaben erwarb die BASF rund sieben Quadratkilometer Land oder sie ließ nach Kriegsrecht enteignen. Im Gegensatz zum Oppauer Werk, das auf Steinkohlenbasis arbeitete, sollte die neue Anlage die mitteldeutschen Braunkohlenvorkommen nutzen. Die benachbarte Saale konnte das Wasser liefern und gleichzeitig die Abwässer aufnehmen. Die Verkehrsanbindung an der Eisenbahnstrecke Berlin-Frankfurt a. Main war ebenfalls optimal. Noch im Frühjahr 1916 erfolgte der offizielle Spatenstich für das Ammoniakwerk Merseburg, und dessen Errichtung wurde von Carl Bosch persönlich geleitet. Im November standen schon die ersten Gebäude, sodass mit der Installation der Maschinen und Aggregate begonnen werden konnte. Nach elf Monaten Bauzeit verließ bereits am 28. April 1917 der erste Kesselwagen mit wässriger Ammoniaklösung das Werk – bezeichnender Weise mit der martialischen Aufschrift „Franzosentod!“.
Im letzten Kriegsjahr produzierten Leuna und Oppau zusammen ungefähr 90.000 Tonnen Stickstoff, die fast ausschließlich in die Munitionsproduktion gingen. Gegen Ende des Krieges beschäftigte das Unternehmen in beiden Werksanlagen rund 22.000 Mitarbeiter, darunter viele Kriegsgefangene und Zivilisten aus besetzten Ländern. Das Leuna-Werk war aber nicht nur für eine temporäre Kriegsnutzung ausgelegt, sondern als eine langfristige Investition zur Munitionsproduktion. So kam es bereits im Dezember 1916 zu einem Vertrag über einen zweiten Bauabschnitt, um die Kapazität deutlich zu erhöhen. Mit dem Bau wurde zwar noch im April 1917 begonnen, die Anlage konnte aber während des Krieges nicht mehr in Betrieb genommen werden. Eine dritte Ausbaustufe war ebenfalls geplant, wobei sich die BASF verpflichtete, die Anlagen in Leuna bis 1940 in militärischer Bereitschaft zu halten.
Der Erste Weltkrieg gilt als der erste wirklich industrialisierte Krieg in großem Maßstab, als Wendepunkt hin zur Mobilisierung von Forschung für militärische Zwecke. Die Anfangsjahre – und nicht nur diese – der hundertjährigen Geschichte des Leuna-Werkes sind ein trauriges Kapitel dieser komplexen Zusammenarbeit von Industrie, Militär und Wissenschaft zu Kriegszwecken. Viele Wissenschaftler stellten sich aus patriotischer Überzeugung dem Militär zur Verfügung. Ihre Forschungsergebnisse beeinflussten den Verlauf des Krieges oder ermöglichten seine Fortsetzung. Die Kooperation mit Politik und Militär schlug sich dabei für die Unternehmen in hohen Gewinnen nieder. Ein Gesichtspunkt, der bei den meisten Firmenjubiläen in den Festtagsreden nicht zur Sprache kommt.
Manfred Orlick
Russland anders gesehen
Der Autor, Direktor des Carnegie Moscow Center, verdeutlicht seinen amerikanischen Lesern, dass Russland „zugleich stark und schwach; autoritär und gesetzesfrei; traditionell und wertfrei“ sei. Über Jahrhunderte war es „the east of the West“ und bot sich nach dem Kalten Krieg als Bestandteil eines größeren Europas an. Als solcher verschmäht, könnte es nun „the west of the East“ in einem größeren Eurasien unter chinesischer Dominanz werden.
In Kapitel 1 widerlegt Trenin in den USA verbreitete Bedrohungsbilder. Russland habe weder Ressourcen noch Willen, ein eurasisches Imperium wieder zu errichten, die EU- und NATO-Nachbarn zu erobern oder gar einen Krieg mit den USA zu führen. Sein Autoritarismus und sein staatszentriertes Wirtschaftsmodell könnten nicht als Vorbild dienen. Im 2. Kapitel beschreibt er die Herausforderung, die Russland tatsächlich für die USA und die EU darstellt. Ein Zusammenbruch Russlands wäre ein ultimatives Problem für die Europäer mit einer nie gesehenen Destabilisierung des europäischen Ostens. Folgerichtig beleuchtet Trenin im 3. Kapitel wie der Westen „Russland auf Linie“ bringen wollte. Wie mit einer Großmacht umgehen, die die westlich dominierte Ordnung ablehnt und diese Ansicht mit anderen und stärkeren nichtwestlichen Staaten teilt? Das Wichtigste sei, die Illusion aufzugeben, jemals dieses Russland in den Westen einzugliedern. Für die russische Politik sei das „Schlachtfeld“ auch nicht die Ukraine oder Syrien, sondern Russland selber, wo es um die Wiederbelebung der Wirtschaft gehe, ohne die es keine Entwicklung geben kann. Ein Scheitern wäre schlimmer als der Zusammenbruch der UdSSR vor 25 Jahren.
Ein stärkeres Russland wäre natürlich eine Herausforderung (nicht Bedrohung!) für den Westen, ein schwächeres und insbesondere ein zusammengebrochenes Russland jedoch eine weitaus größere. Trenin plädiert deshalb für Risikoabbau, neue Sicherheitsarrangements für Europa und ein größeres Eurasien sowie eine neue, nicht konfrontative Russlandpolitik des Westens. Laut Henry Kissinger schuf Trenin mit dieser „ausgewogenen und tiefsinnigen Analyse der russischen Politik nach dem Ende des Kalten Krieges […] ein willkommenes Gegenstück zu den eindimensionalen Ansichten, die in den westlichen Darstellungen überwiegen“. Eine deutsche Übersetzung wäre wünschenswert.
Siegfried Fischer
Dmitri Trenin: Should We Fear Russia? Polity Press, Cambridge UK and Malden USA 2016, 144 Seiten, 11,99 Euro.
Berliner Notizen – Kollwitz auf dem Verschiebebahnhof
Wenn unsere VIPs eine Idee in die Welt posaunen, finden sich immer Leute, die das als „längst überfällig“ bezeichnen und alles daran setzen, den peinlichsten Unsinn gülden zu lackieren. Potsdam kann ein Lied davon singen, wie die modernen Strapinkskis es geschafft haben, im Gleichschritt – der dort eine gewisse Tradition hat – mit einem sehr vermögenden Menschen das Gesicht der Stadt zu prägen. In Berlin tobt sich die Hybris solcher Leute gern in der Kultur aus. Die neueste Idee kam von einer Nobelpreisträgerin. Die Schriftstellerin Herta Müller, die 1987 aus Rumänien in die Bundesrepublik übersiedelte, erhielt im Jahre 2009 den Literaturnobelpreis. Literarisch war danach von ihr nichts Nennenswertes mehr zu vernehmen. Das ist in der Geschichte nicht selten, nach erfolgter Krönung ist häufig die Luft raus. Allerdings wurde Müller nach der Preisverleihung als Reisende in Sachen Kommunismusbekämpfung aktiver denn je. Vor allem hatte sie die Idee, Berlin müsse endlich ein Exil-Museum haben, was „zweifellos längst nötig“ sei, wie postwendend einige Zeitungen schrieben, nachdem der ehemalige Kulturstaatssekretär André Schmitz der Sache auf eine eher ungewollte Art in den letzten Tagen Schlagzeilen verschaffte. Nicht wegen des Museums und seines Konzeptes – beides gibt es nicht, das kann also nicht beurteilt werden -, sondern wegen des Standortes. Für diesen brachte der ehemalige Geschäftsführer des Auktionshauses Villa Grisebach in der Charlottenburger Fasanenstraße 25, ein gewisser Bernd Schultz, das Nachbarhaus der Villa Grisebach, die Fasanenstraße 24 ins Gespräch. Beide Häuser gehören laut Berliner Zeitung ihm, genauer gesagt der „Stiftung Bernd Schultz in Erinnerung an Hans Pels-Leusden“. Dumm nur: In der 24 befindet sich das Käthe-Kollwitz-Museum. Das ist ein im Mai 1986 eröffnetes privates Kunstmuseum, dessen Grundstock die Kollwitzsammlung Hans Pels-Leusdens ist. Pels-Leusden – er starb 1993 – hatte wenige Wochen zuvor in der 25 die Galerie Grisebach eröffnet. Im selben Jahr kam es dann zur Gründung des Auktionshauses. Aber auch für Käthe Kollwitz hatte Schultz eine Lösung: Die sollte nach Neukölln in die Karl-Marx-Straße. Irgendwie hätte das auch eine gewisse Logik. Die Kollwitz wirkte in der noblen Fasanenstraße immer wie ein Fremdkörper. Der nachfolgende Aufschrei war kurz, aber heftig. Vorsitzender des Kollwitz-Trägervereins ist Eberhard Diepgen (CDU/Ex-Regierender Bürgermeister). Der rief erzürnt die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (zugleich Landesvorsitzende der Berliner CDU) um „Klärung und Entscheidung“ an. Frau Grütters soll also über das Schicksal zweier Privatmuseen entscheiden – eines existenten und eines noch zu gründenden (für das noch mindestens 15 Millionen Euro fehlen). Heftig für das Herta-Müller-Exil-Museum agitierte auch Ex-Staatssekretär André Schmitz (SPD), der sich für eine entsprechende Stiftungsgründung und den Standort Fasanenstraße 24 einsetzte. Inzwischen ruderte er zurück und sprach von einer „spontanen Überschwangsidee“. Das kann leicht passieren. Nach seinem unfreiwilligen Abgang aus der Kulturpolitik implantierte der Mann sich in 42 Stiftungsräte, Freundeskreisvorstände und ähnliche Gremien. Da kann man schon mal den Überblick verlieren. Der Stiftungsrat des Exil-Museums (in dem er unter Garantie auftauchen wird) wäre Nummer 43. Das nennt man nachhaltige Vernetzung. Von ähnlicher Qualität ist auch die von Bernd Schultz. Selbst die Berliner Morgenpost nannte ihn einmal „Regierender Bürger von Berlin“. Das war nicht nur liebevoll gemeint… Wer da immer noch glaubt, die Politik dieser Stadt werde vom Senat bestimmt, möge weiter den Schlaf der Gerechten pflegen. Es sind die Strapinskis, die hier das Sagen haben. Berlin ist nicht anders als Potsdam, nur größer.
Der Schneider Wenzel Strapinski ist die Hauptfigur aus Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“. Die Leute aus Seldwyla halten ihn für einen polnischen Grafen und hofieren ihn entsprechend.
W. Brauer
Aus anderen Quellen
Vor zehn Jahren, so Didier Eribon, habe er „den spektakulären Rechtsrutsch, der in den achtziger und neunziger Jahren im politischen und intellektuellen Feld Frankreichs stattgefunden hatte“, beschrieben. „Technokraten, Wissenschaftler, Journalisten, Banker und Industrievertreter […] hatten das linke Denken gezielt demoliert. […] Konsequenz dieser Entwicklung war, dass die Linke ihren traditionellen Referenzrahmen aufgab und den der Rechten übernahm. Dieser Umschwung geschah vor allen Dingen innerhalb der Sozialistischen Partei […]. Die Regierungslinke ließ das einfache Volk vollständig fallen und führte eine Spaltung zwischen diesen sozialen Schichten und der Linken als solcher herbei. […] der Front National bekam immer größeren Zuspruch in den unteren Schichten.“
Didier Eribon: Ein neuer Geist von ’68, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (online), 18.04.2017. Zum Volltext hier klicken.
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„Ist der Aufstieg des Populismus in den Niederlanden […] tatsächlich gestoppt?“, fragt Ute Schürings rhetorisch, denn ihre Antwort lautet: „Eher ist das Gegenteil der Fall, wie das Wahlergebnis und die Wahlkampfdebatten zeigen.“ Die Niederlande hätten ein reines Verhältniswahlrecht, also ohne Sperrklausel: „Für ein Mandat reichen daher 0,67 Prozent der Stimmen. Die 150 Parlamentssitze verteilen sich auf nicht weniger als 13 Parteien. Diese zersplitterte politische Landschaft ist zugleich deutlich polarisiert. Die Hälfte der Bürger hat rechts gewählt: Christdemokraten, Rechtsliberale und Rechtspopulisten erreichten zusammen 48 Prozent. Das links-grüne Spektrum kam auf 32 Prozent, die D66 als Partei der Mitte auf 13 Prozent. Der eigentliche Erfolg der Rechtspopulisten besteht jedoch darin, dass sie weitgehend die Themen des Wahlkampfs bestimmten. Zum Beispiel die Frage nach der kulturellen Identität […].“
Ute Schürings: Die Freiheit der Niederlande. Vom Gründungsmythos der Nation zum Kampfbegriff der Nationalisten, Le Monde diplomatique (online), 06.04.2017. Zum Volltext hier klicken.
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„Vietnam verfügt weder über eigenes Kapital noch über Technologien“, vermerkt Martine Bulard, „sondern nur über Menschen – eine junge, dynamische Bevölkerung mit einer Alphabetisierungsquote von 98 Prozent. Die Hälfte der Vietnamesen ist unter dreißig, der arbeitsfähigen Altersgruppe gehören 53,8 Millionen Menschen an. Und so setzt die Regierung auf niedrige Arbeitskosten, weil das schon Singapur, Taiwan und China zum Erfolg geführt hat. Doch der Fall Vietnam ist anders, erklärt Erwin Schweisshelm von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Hanoi: ‚Diese Länder haben ihre Märkte geschützt und entsprechende Regelungen erlassen. Noch heute ist es nicht möglich, eine chinesische Firma zu 100 Prozent zu übernehmen, und manche Investitionen müssen mit Technologietransfers einhergehen. Vietnam dagegen ist für alles offen. Es gibt keinerlei Einschränkungen oder Empfehlungen für eine Niederlassung oder die Nutzung der Ressourcen des Landes.‘ Zudem werden Verstöße gegen das Arbeitsrecht offenbar kaum geahndet, was bereits zu zahlreichen Konflikten in großen Fabriken geführt hat.“
Martine Bulard: Onkel Hos Soldaten an der Wirtschaftsfront. Freihandel statt Sozialismus in Vietnam, Le Monde diplomatique (online), 06.04.2017. Zum Volltext hier klicken.
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„Die Erhöhung des russischen Militärbudgets“, so zitiert Der Postillion NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, „um -7 Prozent von 3,07 Billionen Rubel auf 2,84 Billionen Rubel (ca. 47 Milliarden US-Dollar) zeigt einmal mehr, warum wir die NATO brauchen. Dennoch müssen wir jetzt besonnen bleiben und dürfen uns keinesfalls auf ein Wettabrüsten mit Putin einlassen.“
Rüstungswahnsinn: Irrer Kriegstreiber Putin erhöht Militärausgaben um -7 Prozent!, Der Postillion (online), 22.03.2017. Zum Volltext hier klicken.
Schlagwörter: Bernd Schultz, Der Postillion, Didier Eribon, Dmitri Trenin, Frankreich, Front National, Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Leuna, Linke, Manfred Orlick, Mario Keßler, Munitionsproduktion, Niederlande, Putin, Russland, Rüstung, Siegfried Fischer, Vietnam, W. Brauer, Werner Berthold