14. Jahrgang | Nummer 1 | 10. Januar 2011

Vom Glanz und Elend der Demokratie

Habe Mut, dich deines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen!
Immanuel Kant
Pholosoph (1724-1804)

Denken ohne Geländer’, das ist es in der Tat, was ich zu tun versuche.
Hannah Arendt
Philosophin (1906-1975)

Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, dass wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.
George Bernard Shaw
Schriftsteller und Dramatiker (1856-1950)

Ich bin beispielsweise der Meinung, dass es als demokratisch anzusehen ist, wenn die Herrschenden durch das Los bestimmt werden, während Wahlen als oligarchisch betrachtet werden müssen.
Aritoteles
Philosoph (384-322 v . Chr.)

Es ist gut, dass das demokratische Bein unserer Demokratie, die Volkssouveränität mit ihrer Mehrheitsregel, sehr stark ist. Es ist schlecht, dass ihr liberales Bein, zu dem die Grundrechte, das Gleichheitsgebot, das Diskriminierungsverbot, die Gewaltenteilung, die religiöse Neutralität gehören, viel schwächer ist. Eine moderne Demokratie steht auf zwei gleich starken Beinen. Dabei hat das liberale Bein das Recht, sich notfalls dem demokratischen Bein entgegenzustellen. In einem demokratisch-liberalen Gemeinwesen darf auch der Volkssouverän nicht alles.
Josef Lang
Schweizer Historiker

Wir haben nicht die Pflicht, eine unmenschliche soziale Ordnung zu konservieren, sondern wir müssen im Gegenteil alle darauf hinarbeiten, daß eine humanere Ordnung an ihre Stelle tritt, die die wahre Hierarchie der Werte aufbaut, das Geld in den Dienst der Produktion stellt, die Produktion in den Dienste des Menschen und den Menschen selbst in den Dienst eines Ideals, das dem Leben einen Sinn gibt.
Jean Le Cour Grandmaison
konservativer französischer Deputierter (1883-1974)

Die Finanzwirtschaft muss lernen, dass der Steuerzahler nicht immer allein die Zeche zahlt. Wer das zulässt, zerstört die Demokratie.
Wolfgang Schäuble
Bundesfinanzminister

Radikal zu sein gilt hierzulande immer noch als Wert an sich und die Bereitschaft zum Kompromiss als Verrat.
Peter Schneider
Schriftsteller

Mit Blick auf die von mir erlebte poststalinistische DDR und die finanzstalinistische BRD scheint mir: Die Summe der Repressionen ist immer gleich.
Daniela Dahn
Publizistin

Diktaturen sind Einbahnstraßen. In Demokratien herrscht Gegenverkehr.
Alberto Moravia
Schriftsteller (1907-1990)

In der Demokratie macht die Mehrheit mit der Minderheit das, was in der Diktatur die Minderheit mit der Mehrheit macht.
Anonym

Wir können die Demokratie nicht so organisieren wie im letzten Jahrhundert. Die Zeit der Basta-Politik ist endgültig vorbei.
Heiner Geißler (CDU)

Die Demokratie muss gelegentlich in Blut gebadet werden, damit sie fortbestehen kann.
Augusto Pinochet
Chelenischer Putschpräsident (1915-2006)

Demokratie ist eine Einrichtung, die es den Menschen gestattet, frei zu entscheiden, wer an allem schuld sein soll.
Anonym

Wie verhält sich eine Demokratie, wenn die Mehrheit der Wähler auf ganz demokratische Weise ihren Willen erklärt, die Demokratie abzuschaffen? Muß sie sich demokratisch abschaffen lassen? Oder muß –darf – sie sich undemokratisch verteidigen? Aber schafft sie sich dadurch nicht selbst ab?
Sebastian Haffner
Publizist (1907-1999)

Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen.
Winston Churchill
Premierminister (1874-1965)

Demokratie: eine Regierungsform, die freie Diskussion voraussetzt, doch ist dies nur erreichbar, wenn die Leute aufhören zu quatschen.
Clement Attlee
Premierminister (1883-1967)

Aber wirkliche Demokratie gibt es im Kapitalismus so wenig wie in der DDR.
Sahra Wagenknecht (Die Linke)

Das Leben spielt sich eindeutig unter unserem Niveau ab.
Missfits
Kabarettistinnen

Wahlen allein machen noch keine Demokratie.
Barack Obama

Der Staat muss untergehen, früh oder spät, wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.
Friedrich Schiller
Dichter (1759-1805)

Mit der Politik des kleineren Übels sind 6000 Jahre lang die großen Übel gemacht worden.
Lore Lorenz
Kabarettistin (1920-1994)

Man kann niemals eine Revolution machen, um damit eine Demokratie zu gründen. Man muss eine Demokratie haben, um eine Revolution herbeiführen zu können.
Gilbert Keith Chesterton,
Schriftsteller (1874-1936)

Demokratie beruht auf drei Prinzipien: auf der Freiheit des Gewissens, auf der Freiheit der Rede und auf der Klugheit, keine der beiden in Anspruch zu nehmen.
Mark Twain,
Schriftsteller (1835-1910)

Die Erfahrungen, die die Weimarer Republik mit dem Volksbegehren gemacht hat, sind ein Zeichen dafür, dass diese Einrichtung in der großräumigen Demokratie fast nur eine Chance für Demagogen darstellt.
Theodor Heuss
Bundespräsident (1884-1963

Die Demokratie ist so viel wert wie diejenigen, die in ihrem Namen sprechen.
Jean-Baptiste Nicolas Robert Schuman
französischer Politiker
(1886-1963)

Wenn Wikileaks so weitermacht, wird die Internetplattform nicht nur den Regierenden das Regieren erschweren, sondern auch uns das Regiertwerden. Wir Bürger werden immer weniger uns darauf hinausreden können, wir hätten nichts gewusst. Wir werden genau wissen, und wir werden darum auch viel stärker einbezogen werden in das, was getan werden muss. Das Leben wird unbequemer werden. Wir werden uns öfter engagieren müssen. Es gilt wieder: Mehr Demokratie wagen!
Arno Widman
Journalist

Das Schneckentempo ist das normale Tempo jeder Demokratie.
Helmut Schmidt
Ex-Bundeskanzler

Eine echte Demokratie hat es nie gegeben und wird es sie auch niemals geben, denn es verstößt gegen die natürliche Ordnung, daß die Mehrheit regiert und die Minderheit regiert wird. Es ist nicht denkbar, dass das Volk unaufhörlich versammelt bleibe, um sich den Regierungsgeschäften zu widmen, und es ist leicht ersichtlich, dass es hierzu keine Ausschlüsse einsetzen kann, ohne die Form der Verwaltung zu ändern.
Jean-Jacques Rousseau
Philosoph (1712-1778)

Ich rede von der Demokratie als etwas Kommendem. Das, was schon jetzt so heißt, unterscheidet sich von den älteren Regierungsformen allein dadurch, dass es mit neuen Pferden fährt: Die Straßen sind noch die alten und die Räder sind auch noch die alten.
Friedrich Nietzsche
Philosoph (1844-1900)

Wir wollen mehr Demokratie wagen.
Willy Brandt
Bundeskanzler (1913-1992)

Die Demokratie, das ist heutzutage der Kommunismus. Eine andre Demokratie kann nur noch in den Köpfen theoretischer Visionäre existieren, die sich nicht um die wirklichen Ereignisse kümmern, bei denen nicht die Menschen und die Umstände die Prinzipien, sondern die Prinzipien sich selbst entwickeln. Die Demokratie ist proletarisches Prinzip, Prinzip der Massen geworden.
Friedrich Engels (1820-1895)

Die privaten Mächte der Wirtschaft wollen freie Bahn für ihre Eroberung großer Vermögen. Keine Gesetzgebung soll ihnen im Wege stehen. Sie wollen die Gesetze machen, in ihrem Interesse, und sie bedienen sich dazu eines selbstgeschaffenen Werkzeugs, der Demokratie, der bezahlten Partei.
Oswald Spengler
Philosoph (1880-1936)

Zusammengestellt von Heinz Jakubowski