24. Jahrgang | Nummer 6 | 15. März 2021

Bemerkungen

Zahnloser Fortschritt

Kaum war der Verdacht auf Vorteilnahme und Steuerhinterziehung („strittige“ Summe: 660.000 Euro) gegen den bisherigen CSU-Bundestagsabgeordneten und -Fraktionsvize Nüßlein im Zusammenhang mit der Vermittlung von Ankäufen von Coronaschutzmasken durch das Bundesgesundheitsministerium in der Welt, dem quasi auf dem Fuße ein vergleichbarer Vorwurf (doch nur wegen 250.000 Euro) an die Adresse des bis dato CDU-Bundestagsabgeordneten Löbel folgte, da kam Bewegung in einen Vorgang, den die Union seit Jahren konsequent blockiert hatte: Anfang März meldeten die Medien, dass Union und SPD sich im Grundsatz darauf verständigt hätten, dass es nun doch ein Lobbyregister im Deutschen Bundestag geben soll. Professionelle Interessenvertreter – bis zu 6000 sollen im Berliner Regierungsviertel unterwegs sein – von Industrie, Landwirtschaft, Ärzten und Apothekern, Profisport, Glücksspiel und womit man sonst noch ordentlich Knete machen kann, die bisher weitgehend hinter den Kulissen agieren konnten, um Abgeordnete, Ausschüsse sowie die Verwaltungsbürokratie in den Ministerien im Sinne ihrer zahlenden Auftraggeber zu beeinflussen, müssten sich demzufolge künftig in ein Register eintragen. Das soll beim Bundestag geführt werden und öffentlich einsehbar sein. Verstöße sollen mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro geahndet werden können.
Eine Panikreaktion der Union?
Wegen bevorstehender Wahlen demnächst hier und dort auf Landesebene sowie im Herbst im Bund?
Möglicherweise.
Doch auch dabei hat die Union ihre grundsätzliche Animosität dagegen, sich bezüglich ihrer traditionell guten Beziehungen zur Wirtschaft zu tief in die Karten schauen zu lassen, keineswegs aufgegeben: Den sogenannten exekutiven Fußabdruck in ein Gesetz über das Lobbyregister rechtsverbindlich aufzunehmen, wie die SPD, Transparency International, NABU und inzwischen selbst der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Verband der Chemischen Industrie (VCI) dies fordern, verweigert die Union nach wie vor.
Exekutiver Fußabdruck heißt: Bei jedem Gesetz müsste minutiös dokumentiert werden, woher die Texte stammen. Sollten also Lobbyisten daran direkt mitgewirkt haben, was Experten seit langem für gängige Alltagspraxis halten, dann läge das künftig offen zutage.
Nicht mit der Union. Die ließ ihren Parlamentarische Geschäftsführer im Bundestag stattdessen erklären: „Mit der Einigung (über das Lobbyregister – A.M.) machen wir einen riesigen Schritt hin zu mehr Transparenz. Dabei wird die Gesetzgebungsarbeit nicht mit unnötiger Bürokratie belastet.“
Man darf gespannt sein, ob die Wähler sich durch diesen Taschenspielertrick hinters Licht führen lassen …

P.S.: Allerdings will sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion nun auch einen Verhaltenskodex geben, der ihren Abgeordneten sagt, was an bezahlten Nebentätigkeiten geht und was nicht. Da soll, so monierte der Vorsitzende von Transparency International Deutschland, Hartmut Bäumer, dann drinstehen, „man darf nicht tätig werden in dem gleichen Bereich, in dem man politisch schwerpunktmäßig arbeitet“. Das wäre auch wirklich ein Witz. Und im Hinblick auf Löbel geradezu tragisch. Denn der hat auf Druck aus seiner Partei ja nicht nur sein Abgeordnetenmandat niedergelegt, sondern ist auch aus der CDU ausgetreten. Seine Schwerpunkte im Bundestag waren laut Wikipedia „die Außen-, Sicherheits- und Kulturpolitik“. Da wären ja ordentlich Provisionen für Coronaschutzmaskenankaufanbahnungen quasi völlig OK gewesen!

Alfons Markuske

Siegeszeichen

Die Kultorte niedergerungener Kulturen werden von den Siegern gerne mit den eigenen Kultbauten überbaut. Die Geburtskirche zu Bethlehem erhebt sich über einem einstmals heidnischen Kultort, an dem auch orgiastische Fruchtbarkeitskulte zelebriert wurden. Die Kathedrale von Mexico-Stadt wurde auf dem Gelände des Tempelbezirkes der Azteken errichtet. In Moskau baute man auf dem Grundstück der in die Luft gejagten Erlöserkirche ein Schwimmbad, um dem Gott des Sportes zu huldigen, nachdem man aufgrund des miserablen Baugrundes auf den dort geplanten Palast der Sowjets verzichten musste – nebenbei: diese Blöße hätte man sich in Berlin, Kostenfragen spielen hier keine Rolle, niemals gegeben. Inzwischen steht dort wieder ein Nachbau der Erlöserkirche. Das gegenwärtig berühmteste Beispiel dieser architektursemiotischen Machtspielchen steht in Istanbul. Nachdem die von Kaiser Justinian beauftragte Hagia Sophia 1453 in die Hände Mehmed des Eroberers fiel, wurde sie zur Moschee umfunktioniert. Kemal Atatürk verwandelte sie in das Siegeszeichen seiner Säkularisierungspolitik und machte ein Museum aus ihr. Der gegenwärtige türkische Präsident, er wähnt sich eher in der Tradition Süleymans des Prächtigen denn in der seines Amtsvorgängers Atatürk, widmete sie 2020 wieder zur Moschee um.
In Berlin geschieht solches derzeit eher hart an der Leitplanke zum Lächerlichen, dennoch mit konsequent durchexerziertem religiösen Fanatismus. Das Berliner Stadtzentrum dominierte bislang neben dem Fernsehturm der Dom am Lustgarten, Wilhelm II. protestantisches Siegesmal. Gekrönt wird der Bau von einem 15 Meter hohen Kuppelkreuz. In Sichtweite, auf der Kuppel des Berliner Betonschlosses, thront ebenfalls ein Kreuz, nur 12 Meter hoch. Der Bau ist von der Funktion her zwar kein Gotteshaus, sondern eher als eine Art Chimäre aus verschiedenen säkularen Zwecken zusammengekleistert. Kreuz und Kuppelspruch gehen aber auf den von religiösen Wahnvorstellungen umnebelten Friedrich Wilhelm IV. zurück. Der war Protestant.
An zwar prominenter Stelle in der Nähe der „Linden“, dennoch ein wenig im Schatten der Oper, steht die von Friedrich II. angeregte Hedwigskathedrale. Der König wollte ursprünglich einen Ort mit Altären für alle Religionen des Königreiches. Aber soweit geht selbst die preußische Toleranz nicht!
Inzwischen wird St. Hedwig zum wiederholten Male umgebaut. Zuletzt war das in den Jahren 1952 bis 1963 der Fall. Hans Schwippert erschuf aus den Bombenkriegstrümmern einen grandiosen – manche meinen sozialistisch-katholischen – de facto Kirchenneubau. Wie sein Vorgänger ist er von einer Kuppel bedeckt, die krönte wiederum seit 1958 ein vergoldetes Kreuz, eine Kupfertreibarbeit des Bildhauers Fritz Kühn. Das Kreuz hat aus Sicht des katholischen Klerus einen Nachteil: Es ist nicht sichtbar genug, weil nur lächerliche drei Meter hoch. Das geht gar nicht! Niedriger als Dom und Betonschloss „und daher aus der Ferne kaum zu sehen“. Seit einiger Zeit spielt nun das Erzbistum Berlin mit der Stadtöffentlichkeit ein mediales „Katz-und-Maus-Spiel“ (Nikolaus Bernau), inzwischen rückte man mit der Wahrheit heraus. Das Kreuz soll von der Kuppel verschwinden und stattdessen auf dem Giebel der Säulenvorhalle der Kathedrale errichtet werden. Damit ist es zwar auch nicht weiter sichtbar als die Kreuze der protestantischen Konkurrenz, aber es dominiert den Berliner Bebelplatz. Ein Siegeszeichen post festum sozusagen, eine klerikale Umwidmung des zutiefst weltlichen „Forum Fridericianum“, auf das Berlin bislang zu Recht stolz war. Eine Platzmarke wie die Strandpfähle der Kolonisatoren. Genehmigt hat diese Nummer der für den Denkmalschutz zuständige Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke). Gegen das Kreuz auf dem Betonbau lief er noch Sturm, vor der römischen Kirche bekam er weiche Knie.
So lächerlich die Nummer insgesamt erscheint, sie macht deutlich, wer in der Hauptstadt tatsächlich das Sagen hat. So ein bisschen Ankara ist das schon …

Wolfgang Brauer

Symbolische Umbenennung der Loewenfeldstraße

Der Lokalhistoriker Sahin Aydin hatte in den Jahren 2019 und 2020 Anträge auf Umbenennung der Loewenfeldstraße in Bottrop gestellt. Beide Anträge wurden einstimmig in der Bezirksvertretung abgelehnt.
Aus diesem Grund führte Sahin Aydin am 28. Februar 2021 eine symbolische Umbenennung der Loewenfeldstraße in Maria-Lippert-Straße durch. Wegen der Corona-Pandemie blieb es bei einer Einzelaktion.
Auch vielen AnwohnerInnen der Loewenfeldstraße ist nicht klar, wer Wilhelm Friedrich Julius Hans „Wilfried“ Höffer von Loewenfeld (25.9.1879 – 5.7.1946) war:
Mit der Selbstversenkung der Flotte verlor der adelige Berufsoffizier der Kaiserlichen Marine seinen Job. Von da an bekämpfte er die dafür vermeintlich Verantwortlichen: die Matrosen, die Arbeiterbewegung, die demokratische Republik. Von Loewenfeld wurde zum rechtsradikalen Freikorpsführer.
Seine Marinebrigade ging vom 3. April bis zum 18. Mai 1920 in Bottrop, Gladbeck, Dorsten und Kirchhellen gegen die Bergarbeiter vor, deren Generalstreik gerade die Republik gegen den rechtsradikalen Kapp-Putsch gerettet hatte. Von Loewenfeld war in Bottrop und Kirchhellen verantwortlich für die Ermordung von insgesamt 258 Menschen – meist Bergleute, die Kapp bekämpft hatten – sowie für eine Vergewaltigung im Polizeigefängnis im Bottroper Rathaus. Das Opfer hieß Maria Lippert.
Auf dem Friedhof Bottrop-Kirchhellen gibt es ein Ehrengrab für von Loewenfeld und für sein Freikorps. Am 5. Mai 1960 beschloss die Gemeinde  Kirchhellen, dem Mörder eine Straße zu widmen. In der Stadt Kiel hingegen wurde das Ehrengrab für von Loewenfeld und seine rechtsradikalen Freikorpsleute am 13.6.2019 durch Beschluss des Rates der Stadt Kiel aufgehoben.
Maria Lippert war am 16.3.1901 geboren und zog mit ihren Eltern nach Bottrop. Sie war 19 Jahre alt, als sie am 27.4.1920 von Angehörigen der Marinebrigade Loewenfeld verhaftet und in das Polizeigefängnis im Bottroper Rathaus gezerrt wurde. Die junge Frau fand im Rathaus keinen Schutz, sondern wurde dort von der Soldateska mehrfach vergewaltigt. Eigentlich hatten Freikorpsleute ihren Bruder gesucht, der gegen den Kapp-Putsch gekämpft hatte, aber nicht gefunden. Die Täter wurden zwar zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Ihnen wurde aber nach nur kurzer Haftzeit durch Sympathisanten die Flucht ermöglicht. Maria Lippert musste mehrfach operiert werden. Sie konnte keiner Arbeit mehr nachgehen, zog aus Bottrop weg und verstarb am 23. April 1927 in Ohligs.

Sahin Aydin

Medien-Mosaik

So hat man Berlin selten gesehen! Der Film „O Beautiful Night“, der 2019 auf der Berlinale vorgestellt wurde und im selben Jahr den Hauptpreis beim niederländischen Imagine-Festival gewann, erzählt eine phantastische, traumschwangere Geschichte von Liebe und Tod in einem mit Neonfarben beleuchteten nächtlichen Berlin, das ungefähr so leer ist, als sei der Film 2021 entstanden. Juri ist ein Hypochonder, der glaubt, ein Rabe wolle ihm das Herz aus der Brust picken. Auf der Suche nach ihm gerät er an einen mysteriösen Mann, von dem sich herausstellt, dass es der Tod ist. Sie unternehmen eine Tour, die sie in einen Nachtclub führt, wo sich Juri in die Sexarbeiterin Nina verliebt. Doch der Tod mahnt, dass jemand sterben muss. Offenbar ist es wieder mal die Liebe, die ihn besiegt.
Regisseur Xaver Böhm hat gemeinsam mit Kamerafrau Jieun Yi eine frappierende Bildsprache gefunden, die im Unheimlichen das Normale sucht und das Surreale findet. In den Hauptrollen überzeugen als Juri der Österreicher Noah Saavedra (mit chilenischen Vorfahren), als Tod der Slowene Marko Mandric und die in den USA geborene Deutsche Vanessa Loibl als Nina. Ein Film, der fasziniert, wenn man sich auf ihn einlässt.

O Beautiful Night, von Regisseur Xaver Böhm auf arte am 17.3., bereits jetzt in der arte-Mediathek.

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Gern befassen wir uns an dieser Stelle mit dem Mosaik, der aus der DDR stammenden Comic-Zeitschrift mit den Abrafaxen. Längst sind die drei weltreisenden Gnome nicht nur in der Bildergeschichte zu finden, haben sich das Gebiet der Bücher und seit einiger Zeit auch der Musik erobert. Schon 2017 brachte die Norddeutsche Philharmonie Rostock die „Abrafaxe Symphonie“ von Vincent Strehlow zur Uraufführung. Der musikbegeisterte junge Rostocker, seit 1995 faszinierter Mosaik-Leser, konnte schon 2005 mit 20 Jahren sein erstes Orchesterwerk in Halberstadt vorstellen, studierte aber doch Medizin in Leipzig, wo er heute als Arzt arbeitet. Die Musik betreibt er daneben ebenso erfolgreich. Eine Einspielung der „Abrafaxe Symphonie“ unter Maestro Volker Plangg liegt dem neuen Abrafaxe-Buch bei, das jedes Kind, das Musik liebt, lesen sollte. In mehreren Kapiteln werden Instrumente und Notensätze anschaulich vorgestellt. Dazu kann man, wenn man die kostenlose App MOSAIK Magic herunterlädt, die passenden Notenbeispiele zum Text anhören. Auch Rätselfragen fordern die Phantasie. Sicherlich ist ein Arzt wie Vincent Strehlow gerade in Zeiten der Pandemie unentbehrlich in seinem Beruf, aber als Musikkenner, Komponist und Autor kann er so manches junge Talent fordern und hervorzaubern!

Vincent Strehlow: So klingt Abenteuer – Die Abrafaxe und die Welt der Musik, 112 reich illustrierte Seiten, 24,95 Euro.

CD mit Abrafaxe Symphonie 9,95 Euro, im Package Buch, CD plus signierter Grafik 33,00 Euro.

bebe

Ein türkischer Schelm in Halle-Neustadt

Jeder Kulturkreis hat seine Possenreißer, die zugleich Volkshelden sind und wie alle echten Schelme nicht mit dem Schwert kämpfen, sondern mit einer spitzen Zunge oder mit der Waffe eines scharfen Verstandes. Sie sind ein Beschützer der Armen und ein gefürchteter Kritiker der Mächtigen und Reichen. Wie der deutsche Spaßvogel Till Eulenspiegel ist Hodscha Nasreddin der Anti-Held aller türkischsprechenden Völkerschaften von Südosteuropa bis nach Baschkirien.
Nach den vorhandenen Überlieferungen lebte Hodscha Nasreddin im 13. Jahrhundert in Anatolien, wo er als Gelehrter gewirkt hat. Er soll ein oder zwei Frauen, zwei Töchter und einen Sohn gehabt haben. Vielmehr ist nicht bekannt. Überlebt haben aber die ihm zugeschriebenen Anekdoten, die sich durch Humor und feinen Mutterwitz auszeichnen. Sie fanden weit über die Grenzen des türkischen Sprachraums hinaus auch Eingang in die Weltliteratur. Der türkische Schriftsteller Mehmet Tevfik (1844–1898) sammelte und bearbeitete die Anekdoten und gab sie 1884 heraus. Mehrfach wurden sie auch ins Deutsche übertragen.
Vor vierzig Jahren wurde in der ehemaligen Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt dem türkischen Schelm ein Denkmal gesetzt. Der hallesche Bildhauer Prof. Bernd Göbel schuf 1980/81 den Hodscha-Nasreddin-Brunnen. Es war eines seiner ersten bildhauerischen Werke in Halle. Der Brunnen für den orientalischen Eulenspiegel hatte seinen ersten Standort im damaligen Kinderdorf. Hier fristete er jedoch bald ein vergessenes Dasein und nach der Wende taten Zerstörungswut und Beschmierungen ein Übriges.
Zwanzig Jahre später wurde für den Hodscha-Nasreddin-Brunnen ein neuer, zentraler Platz gefunden – auf der Freifläche vor dem neuerrichteten Neustadt Centrum. Wie der Göbel-Brunnen auf dem Hallmarkt mit den Figuren zur halleschen Stadtgeschichte ist er ebenfalls zu einem beliebten Treffpunkt geworden. Das Brunnen-Areal ist in einer Erdmulde aufgestellt, so dass das ganze Ensemble wie ein antikes Theater wirkt. Auch können hier besser die technischen Möglichkeiten einer Brunnenanlage genutzt werden. Der Schelm Hodscha Nasreddin schaut von einer zentralen Säule auf den Brunnen und die vier Randfiguren herab, die die Obrigkeit (Staat, Religion und Polizei) sowie eine seiner Frauen darstellen.

Manfred Orlick

Freunde und Freundinnen (III)

Es gibt keine Liebe. Es gibt das Bedürfnis des Fleisches nach Verkehr und das Bedürfnis der Vernunft nach einer Freundin fürs Leben.
Leo Tolstoi

Eine gute alte Freundin von mir hat einmal das Gebot geprägt:
Du sollst nicht alles mit der Sexu-Elle messen –!
Kurt Tucholsky

Es gibt Freundschaften, die auf jahrelangem gegenseitigem Mißtrauen beruhen.
Oskar Emil Wantalowicz

Gleichheit ist die Seele der Freundschaft.
Aristoteles

Es gibt Krankheiten, die heilt nicht der Arzt, sondern der Freund.
Wolfgang Bader

Ich lehre euch den Freund und sein übervolles Herz. Aber man muß verstehen, ein Schwamm zu sein, wenn man von übervollem Herzen geliebt sein will.
Friedrich Nietzsche

Wer seine Freunde zum Lachen bringt, dem gehört das Paradies!
Der Koran

(gefunden von bebe)

WeltTrends aktuell

Welches sind die geschlechtsspezifischen Auswirkungen der Pandemie? Wie zeigen sie sich – vom Privaten bis hin zur nationalen und internationalen Politik? Damit beschäftigen sich die Autorinnen im Thema. Die Beiträge verdeutlichen, wie eine von feministischen Prinzipien geleitete Politik, etwa in Neuseeland, den Umgang mit der Pandemie positiv beeinflusste und wie sie zu einer besseren Post-COVID-19-Welt beitragen kann. Demgegenüber hat ein autoritäres Regime wie in der Türkei eine negative Wirkung und lässt Frauen aus den Medien verschwinden, wie Birgül Demirtaş und Gastherausgeberin Zuhal Yeşilyurt Gündüz nachweisen.
Wie steht es in den USA um das Erbe Donald Trumps, was kann Präsident Biden tun? Darum geht es im WeltBlick von Roland Benedikter und im Interview mit der feministischen Theoretikerin Cynthia Enloe. Eine Bilanz der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 ziehen Vladimir Handl und die Autoren der tschechischen Studiengruppe „Deutsche Außenpolitik“, während Ekrem Eddy Güzeldere auf die schwierigen Beziehungen EU-Türkei eingeht.
Die Illusionen und Realitäten der westlichen Politik des „Regime Change“ analysiert Walter Schilling, ehemaliger deutscher Militärattaché in Moskau. Sein Fazit: Es ist höchste Zeit, der Diplomatie eine neue Chance zu geben, die gewachsenen Realitäten anzuerkennen und einen „modus vivendi“ in den wichtigsten Streitfragen anzustreben.

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WeltTrends – Das außenpolitische Journal, Heft 173 (März) 2021 (Schwerpunktthema: „Feministische Politik in der Pandemie“), Potsdam / Poznan, 4,80 Euro plus Porto. Weitere Informationen im Internet.

Aus anderen Quellen

„In der Geschichte der Atombombe liebäugelten bislang genau einunddreißig Länder, von Schweden bis Brasilien, mit der nuklearen Aufrüstung“, heißt es in einem Bericht von The Economist; eine Übersetzung ist im Focus erschienen. „Siebzehn dieser Länder starteten ein konkretes Atomwaffenprogramm. Nur zehn gelang der Bau einer einsatzfähigen Bombe. Heute gelten insgesamt neun Staaten offiziell als Atommächte, genau wie noch vor einem Vierteljahrhundert. Doch der lange Kampf gegen die illegale Weiterverbreitung der tödlichsten Waffe der Welt über die Grenzen dieser Staaten hinaus könnte sich schon bald sehr viel härter gestalten.“

„Brandgefährlich: Der Welt steht ein Zeitalter der illegalen Kernwaffenverbreitung bevor“, focus.de, 05.02.2021. Zum Volltext hier klicken.

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In seinem ersten außenpolitischen Interview hat der neue CDU-Vorsitzende Armin Laschet zum Stichwort „kluge Außenpolitik“ geäußert: „Es geht auch immer um die Kunst, mit Ländern, die andere Gesellschaftssysteme haben – ob Russland, China, die Türkei oder die arabische Welt –, in Beziehung zu treten, Gemeinsamkeiten zu finden und Gegensätze abzubauen. Dabei muss man immer von den eigenen Werten geleitet sein und trotzdem die Realitäten in der Welt wahrnehmen.“ Und zum ihm verpassten Etikett „Russland-Versteher“ meint Laschet: „Der ganze Ausdruck ist seltsam.“ Und: „Es ist immer ein Tiefpunkt politischer Kultur, wenn man statt differenzierter Sachdebatten versucht, anderen klischeehaft Attribute anzuhängen.“

Andreas Rinke: „Ich bin Realpolitiker“, internationalepolitik.de, 08.02.2021. Zum Volltext hier klicken.

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Grünen-Co-Chef Robert Habeck hat sich an einem Vorwort zur Neuübersetzung von George Orwells Klassiker „1984“ versucht. Das sei ein notorisch missverstandenes und instrumentalisiertes Buch, so Frédéric Valin, doch schlimmer als Habeck in seinem Vorwort habe es vorher keiner getrieben: Habeck bediene „sich in der Orwell‘schen Nomenklatur, als wäre es ein beliebiger Ramschladen. Er nennt es ‚Ansichten über Wahrheit‘, und das ist in sich schon eine Frechheit, weil klar ist: […] Habecks Welt zentriert sich um Habeck.“

Frédéric Valin: Der Schaumschläger, neues-deutschland.de, 14.02.2021. Zum Volltext hier klicken.

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Die SPD sei „eine wunderbar alte Partei“, da ist Heribert Prantl schwerlich zu wiedersprechen. Auch weiter kann man ihm folgen: Man müsse „diesen rühmenden Vorspruch machen, bevor man darüber sinniert, ob die Partei gerade dabei ist, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln“. Insbesondere komme einem „Metapher vom Schaufeln des eigenen Grabes […] einem in den Sinn, wenn man beobachtet, wie unsouverän und befremdlich Debatten in dieser Partei geführt werden; wenn sie denn überhaupt einmal geführt werden – wie dies soeben im Hinblick auf die sogenannte linke Identitätspolitik geschah.“

Heribert Prantl: Prantls Blick – die politische Wochenvorschau, sueddeutsche.de, 07.03.2021. Zum Volltext hier klicken.

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„Geht es um Politikberatung, kommt der Wissenschaft naturgemäss eine besondere Rolle zu“, betonen Michael Esfeld und Philip Kovce. „Sie verspricht einen unverstellten und umfassenden Blick auf die Sache […] Die Wissenschaft […] lässt sich einzig von ihrem interesselosen Wohlgefallen an der Wahrheitssuche leiten. So sollte es jedenfalls sein. Eigentlich. Das Gegenteil demonstriert dieser Tage jedoch ein Grossteil der die Politik beratenden Wahrheitssucher. Seit dem Beginn der Pandemie mangelt es nicht an Empfehlungsschreiben, die […] mündige Bürger zu Mündeln des Staates degradieren und sich über fundamentale Grund- und Freiheitsrechte hinwegsetzen.“

Michael Esfeld / Philip Kovce: Corona, Lockdown, Vernunft und Politik: Was genau lehrt uns die Wissenschaft?, nzz.ch, 27.01.2021. Zum Volltext hier klicken.