23. Jahrgang | Nummer 2 | 20. Januar 2020

Bemerkungen

Munch – mit Knausgårds Blick

Karl Ove Knausgård ist jener norwegische Literat, der der Welt – manche Feuilletonisten und Kritiker meinen gar, der Weltliteratur – einen sechsbändigen Zyklus mit insgesamt 4600 Seiten zugemutet hat, der praktisch ausschließlich um des Autors Alltagsleben und dessen Selbstbespiegelung kreist. In der Art von „Big Brother“. Und das ganze hat der Autor dann auch noch mit dem beziehungsreichen Titel „Min Kamp“ versehen.

Wem dies hinreichend Grund gäbe, um eine von Knausgård kuratierte Munch-Ausstellung in Düsseldorf einen weiten Bogen zu schlagen, der kann völlig beruhigt werden. Nicht nur hat sich der Literat bei der Betextung der Exposition vorbildlich zurückgehalten, er hat bei der Auswahl der in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Werke Munchs – überwiegend aus dem Depot des Munch-Museums in Oslo – auch ein ausnehmend glückliches Händchen bewiesen.

In vier thematischen Räumen – „Licht und Landschaft“, „Der Wald“, „Chaos und Kraft“ sowie „Die Anderen“ – werden knapp 140 Werke gezeigt. Überwiegend Gemälde, daneben Lithographien, Holzschnitte, Radierungen und eine Bronze-Miniatur.

Wem, wie dem Autor dieser Zeilen, bisher entgangen war, welch hervorragender Porträtist Munch auch war, der wird insbesondere im vierten Raum aus dem Staunen und der Atemlosigkeit gar nicht mehr herauskommen.

Den sehr berührenden Abschluss der Ausstellung bilden zwei Selbstporträts Munchs – einmal als erst 25- und dann als gereifter 60-Jähriger, wobei das erstere von wahrscheinlich 1888 zugleich dazu anregt, es in Beziehung mit einem seiner frühesten Werke zu setzen, „Das kranke Kind“ von 1885/86, in dem er die TBC-Erkrankung und den Tod seiner älteren Schwester Sophie verarbeitete.

„Edvard Munch – gesehen von Karl Ove Knausgård“, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K20 Grabbeplatz, Düsseldorf; noch bis 01.03.2020. Weitere Informationen im Internet.

Hans-Peter Götz

Musikalische Assoziationen zu vier Pinguinarten

Es gibt Bücher, bei denen man nach den ersten fünf Zeilen durchaus schon entscheiden kann, ob sich ein Weiterlesen lohnt … und es gibt musikalische Veröffentlichungen, bei denen dies auch nach den ersten fünf Takten möglich ist.

So ein Fall ist „Handfuls of Night“ von Penguin Cafe.

Die CD startet mit dem atmosphärisch dichten Klavierstück „Winter Sun“; der eher minimalistische Melodiensatz übt einen magnetischen Sog aus.

Auch die nachfolgenden acht Instrumentalstücke, eingespielt mit darmbesaiteten Violinen, Bratsche, Cello, Bass, Percussion, Klavier und Flügel, Synthesizer, Harmonium und weiteren Musikinstrumenten, würden sich bestens als Soundtrack für einen melancholischen Film eignen … wahlweise auch für das persönliche Gedankenkino in der entsprechenden Stimmungslage.

Dabei ist der entscheidende Impuls für diese CD von einer Reise inspiriert, die Arthur Jeffes, der Kopf von Penguin Cafe, in die Antarktis unternahm.

Und – nomen est omen, wenn man den Bandnamen beachtet – die Arbeit an dem neuen Album von Penguin Cafe begann mit einem Greenpeace Projekt: Der Auftrag lautete, zu den vier Pinguinarten, die in der Antarktis heimisch sind, je ein Stück zu schreiben.

„Jede Art“, so Jeffes, „hat andere Eigenschaften und Wesenszüge. Ich setzte meine Arbeit fort, indem ich sie vermenschlichte und mir eine Welt ausmalte, in der diese Pinguine ihre eigenen Geschichten und Abenteuer erleben, und diese klanglich untermalten.“

Penguin Cafe wurde 2009 von Jeffes übrigens gegründet, nachdem er eine Gruppe von talentierten Musikern zusammengebracht hatte, um das Werk seines 1997 verstorbenen Vaters zu neuem Leben zu erwecken. Simon Jeffes hatte das renommierte Penguin Cafe Orchestra geleitet.

Mit „Handful of Nights“ haben Arthur Jeffes und seine Mitmusiker eine Reihe von musikalischen Panoramaaufnahmen geschaffen, die intellektuellen Anspruch mit emotionalem Tiefgang vereinen.

Mit Hilfe des informativen Booklets kann man sogar sein Wissen über die vier Pinguinarten vertiefen …

Penguin Cafe: Handfuls of Night, Label: Erased Tapes, Oktober 2019, ab 13,30 Euro.

Thomas Rüger

„Erde an Sandmann!

… Bitte kommen!“ Und er kommt. In seinem schicken Raumschiff, sicher gelotst von den Kindern in der Kontrollstation, die völlig vergessen haben, dass alles nur ein Spiel ist und sie am Joystick in einem nachgebauten Kontrollzentrum eines ebenfalls nachgebauten Puppenstudios sitzen. Wenige Meter weiter dürfen sie forschen und sich mit Fragen auseinandersetzen, an denen auch abgebrühte Erwachsene scheitern: „Wovon träumen Kaninchen in der Schwerelosigkeit?“

Nach so viel Wissenschaft und Technik taucht man dann ein in die wundersame Geschichtenwelt des nunmehr 60-jährigen Sandmännchens und darf mit der von Gerhard Behrendt entwickelten Figur auf eine Zeitreise vom 22. November 1959 – dem Tag der Erstausstrahlung des „Sandmännchen-Abendgrußes“ des DDR-Fernsehens – bis fast zum heutigen Tag gehen. „Zeitreise“ ist wörtlich zu nehmen. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich in den kurzen Filmen aus dem Berliner Sandmann-Studio am Mahlsdorfer Hultschiner Damm Welt widerspiegelt – die kleine Welt des DDR-Sozialismus, aber auch die großen Welt vom Nordpol bis hin zum Äquator und in das ferne Japan. Ich hatte schon fast vergessen, wie weltläufig das „Sandmännchen“ einmal war.

Natürlich fehlen auch Reminiszenzen an die Landung mit dem Kutter an der einsamen Leuchtturminsel – hoppla, das sieht doch verdächtig nach Nordsee aus – und die unübertroffenen Märchen-Begegnungen nicht. Und der kleine Häwelmann und die skurrilen Wesen von fremden Planeten und und und …

Wer will, gewinnt erstaunliche Hintergrundinformationen. Es ist schon spannend zu erfahren, wie aus einer der grusligsten Figuren der deutschen Romantik einer der nachhaltigsten Sympathieträger der deutschen Fernsehgeschichte wurde. Man kann sich aber auch einfach nur verzaubern lassen: Egal, ob mit den Kindern, den Enkeln oder auch allein. Ich habe in der Ausstellung Erwachsene gesehen, die waren plötzlich wieder fünf, sechs Jahre alt …

Den Ausstellungsmachern allesamt: Chapeau!

Mit dem Sandmann auf Zeitreise. Filmmuseum Potsdam, Marstall, Breite Straße 1 A, 14467 Potsdam, Dienstag bis Sonntag 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr; bis 30.12.2020.

Wolfgang Brauer

Film ab

Wer sich ein Bild – im Wortsinne – vom allgegenwärtigen Grauen auf den Schlachtfeldern der Westfront des Ersten Weltkrieges im dritten Jahr des Gemetzels machen will, von einer tausendfach durch Artillerie und Maschinengewehre zerfurchten und zernarbten Landschaft mit ekligen menschlichen und tierischen Überresten in unterschiedlichen Fäulnis- und Verwesungszuständen, dem seien die einschlägigen Gemälde und insbesondere auch Grafiken von Otto Dix empfohlen.

Eindrucksvolleres ist auch Sam Mendes mit seinem Streifen „1917“ nicht gelungen, zumal im Kino – den laufenden Bildern geschuldet – ein reflektierendes Verweilen des Betrachters bei einzelnen Motiven nicht möglich ist. Da wirkt dann auch der in einem Stacheldrahtverhau hängende menschliche Kadaver, eine bei Dix wiederholt zu findende und jeweils sehr schockierend wirkende „Einstellung“, bei Mendes doch nur noch wie ein weiteres Stück Staffage, über das die Kamera bei ihrer Fahrt hinweggleitet.

Mendes wollte, wie er in einem Interview erklärte, „keinen Film über den Ersten Weltkrieg drehen, sondern einen kleinen Einblick geben, wie es für einen Menschen ist, Krieg zu erleben“.

Da man bei Mendes also nichts darüber erfährt, warum dieser Krieg geführt worden ist, oder auch nur darüber, warum er mit so archaischer Brutalität geführt wurde, bleiben eigentlich nur – Ekel und blankes Grauen als Kino-Entertainment.

Da spielt es dann auch keine große Rolle mehr, dass der Film von Unwahrscheinlichkeiten nur so strotzt. Von denen sind eine üble Kopfverletzung des Protagonisten, die quasi durch bloßes Handauflegen einer mitfühlenden Französin wieder verschwindet, und ein papierner Briefumschlag mit einer Nachricht auf ebensolchem Material, die in einer Uniformtasche wiederum des Protagonisten diversen äußeren Gewalteinwirkungen und vor allem einem längeren „Bad“ in aufgewühltem Gewässer ausgesetzt werden, am Ende aber völlig unversehrt wieder auftauchen, nur die lässlichsten.

Dass es für diesen Streifen zwei Golden Globes („Bester Film“, „Beste Regie“) und zehn Oscar-Nominierungen gab, erscheint fast so rätselhaft wie weiland die Verleihung des Friedensnobelpreises an Barack Obama. Aber wenigstens hatte Mendes zum Zeitpunkt der Preisverleihung bereits geliefert.

„1917“; Regie, Drehbuch (Mit-Autor), Produktion: Sam Mendes. Derzeit in den Kinos.

Clemens Fischer

Die goldenen 20er

Kaum war das neue Jahr angebrochen, wurde in so manchem Feuilleton orakelt, Die Goldenen Zwanziger könnten nunmehr eine Neuauflage erfahren.

Dazu kann jetzt, kurz nach Mitte Januar, die Feststellung getroffen werden, dass zumindest der Auftakt schon mal verheißungsvoller war als vor 100 Jahren. Da lautete die Bilanz am 13. Januar 1920 nämlich – 42 Tote und 105 Verletzte. Nach einer von USPD und KPD anberaumten Demonstration mit etwa 100.000 Teilnehmern vor dem Reichstag in Berlin. Wikipedia meint: „mit Sicherheit […] die blutigste Demonstration in der deutschen Geschichte“.

Nicht gesagt ist damit am 20. Januar 2020, allerdings, dass die jetzigen Zwanziger nicht noch desaströser enden werden als die damaligen.

Doch hoffen darf man natürlich, dass es vielleicht wenigstens nicht schlimmer kommt, als der Lyriker Jacob von Hoddis, der 1942 im deutschen Vernichtungslager Sobibor ums Leben kam, schon 1911 menetekelt hatte:

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei,
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

hh

Streifzüge um Europa …

„Die Frage, ob wir mehr oder weniger EU brauchen, ist so diesseitig wie wir nie sein können. Sie zeugt geradezu von schlichter Einfallslosigkeit. Es ist ein Kennzeichen unserer Gesellschaft, stets falsche Entscheidungsfragen zu stellen, um die Herrschaft der falschen Verhältnisse eindrucksvoll zu bestätigen. Das Relevante wird permanent zum Opfer der Erscheinungen, vor allem der kultur-industriell gefertigten und medial vermittelten. Da regiert die verordnete Einfalt und wer Zweifel anmeldet, ist schnell als Illiberaler, Populist, ja als Extremist, überführt. Wir sind dazu befreit, wovon wir befreit wurden.

Europa ist ein Fetisch. Wir benötigen jedoch anderes und verweigern uns diesem Diskurs, der keiner ist.“

Franz Schandl, Wien

Informationen und Artikel zum Thema Europa in Nr. 77/2019 der Streifzüge.MagazinierteTransformationslust im Internet.

WeltTrends aktuell

Die Ausgaben für Rüstung steigen, global und auch hierzulande. Wie aber soll eine Armee in unserem System funktionieren? Wie ist sie zusammengesetzt? Aus Wehrpflichtigen oder aus Söldnern, wie die unsrige? Und angesichts der Spezifik dieses sozialen Verbandes – das Monopol der institutionalisierten Gewalt – muss gefragt werden, wie die zivile Gesellschaft „die Wächter“ kontrolliert. Im Thema geht es um diese Fragen. Sie werden in Beiträgen von Gregor Schirmer, Ulf von Krause und Norman Paech am Beispiel der Bundeswehr als „Parlamentsheer“ diskutiert. Dies wird durch Blicke auf Frankreich, Kolumbien und Südkorea ergänzt. Drei Beispiele, die zeigen: Die konkreten Situationen sind sehr verschieden, jedoch steht überall die gleiche Herausforderung: die institutionellen Kontrollen und das Primat der Politik über das Militär zu sichern.

Im WeltBlick geht es um die deutsche Kolonialgeschichte in Afrika und um die kleine Insel Diego Garcia im Indik, die eine außerordentliche geostrategische Bedeutung hat.

Mit Beiträgen von Wolfram Wallraf und Karl-Martin Hentschel wird die Debatte zur Europäischen Union fortgesetzt.

In der Historie wird an den US-Präsidenten Woodrow Wilson erinnert, der vor 100 Jahren vom globalen Süden geradezu als „Messias“ gefeiert wurde, dann aber jämmerlich enttäuschte.

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WeltTrends – Das außenpolitische Journal, Heft 159 (Januar) 2020 (Schwerpunktthema: „Unter Kontrolle? Militär & Politik“), Potsdam / Poznan, 4,80 Euro plus Porto. Weitere Informationen im Internet.

Aus anderen Quellen

Russland-Experte Alexander Rahr kommentiert die innenpolitischen Veränderungen, die der russische Präsident – für Beobachter nicht gänzlich überraschend – vor einigen Tagen verkündet hat und deren Umsetzung unverzüglich in Angriff genommen wurde. Putin sichere „mit dem Systemumbau seinen politischen Einfluss auch nach der Präsidentschaft. Zwei Institutionen, die bislang in der russischen Politik eine minderwertige Rolle gespielt haben – der Nationale Sicherheitsrat und der Staatsrat – werden konstitutionell aufgewertet. Möglicherweise werden sie zu einem einzelnen starken Exekutivorgan vereint. Putin kann nach Ende seiner Präsidentschaft Vorsitzender dieser „Parallelregierung“ werden und dann weiterhin – neben dem künftigen Präsidenten – die außen- und sicherheitspolitischen Angelegenheiten des Landes bestimmen.“

Alexander Rahr: Putins Coup, russlandkontrovers.com, 15.01.2019. Zum Volltext hier klicken.

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Mit Blick auf den gesellschaftspolitischen Umgang mit solch ubiquitären Technologiekonzerne wie Amazon, Google, Facebook und andere meint der IT-Experte Evgeny Morozov: „Ein wirklich linkes Projekt würde die immense Macht der Konzerne ins Visier nehmen, und eine Option wäre die Zerschlagung. Wenn man das tut, muss man aber eine größere politische Agenda verfolgen. Was käme also nach der Zerschlagung? Da kommt von der Linken keine Antwort, weil sie die Frage nicht stellt. Und die Frage stellt sie nicht, weil sie keine zusammenhängende klare Vision von einem digitalen sozialdemokratischen oder sozialistischen Staat hat.“ Einen Ansatzpunkt sieht Morozov in der „Entkommerzialisierung sozialer Beziehungen. In meinen Augen lag genau darin der Zweck des Sozialstaats. Er diente der Entkommerzialisierung von Bildung, Gesundheitsversorgung und anderen Dienstleistungen […].“

Claudia Detsch: „Wo bleibt die linke Vision für das digitale Zeitalter?“ (Interview mit Evgeny Morozov), ipg-journal.de, 07.01.2020. Zum Volltext hier klicken.

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„Europa steht am Scheidewege“, hieß es vor 90 Jahren in der Frankfurter Zeitung: „Es kann entweder zurücksinken in nur auf sich selbst bedachten nationalen Egoismus mit der unausbleiblichen Gefolgschaft von Armut und einem neuen Weltkrieg oder es kann voranschreiten auf dem Wege zur Einheit, zum Wohlergehen und zum Frieden. Es muß sich aber entscheiden, welchen Weg es gehen will; es kann nicht stehenbleiben.“

Wie kann es ein friedliches Europa geben?, Frankfurter Zeitung, 25.12.1929. Zum Volltext hier klicken.

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Einschlägige Medien und Politik tragen seit Jahr und Tag eine Aussage wie eine Monstranz vor sich her, die da lautet: 97 Prozent der Klimaforscher seien sich einig, dass der Klimawandel vom Menschen gemacht ist. Dazu schreibt Thomas Röper: „Die Zahl der 97-prozentigen Einigkeit kommt aus einer Metastudie aus dem Jahr 2013 […]. In dieser Metastudie hat ein gewisser John Cook knapp 12.000 Forschungsarbeiten zu den Themen Klima und Umwelt darauf untersucht, ob sie dem Menschen die Schuld am Klimawandel geben, oder nicht. Und als Ergebnis hat Cook präsentiert, dass sich 97 Prozent der Studien und Arbeiten einig wären, dass der Mensch an allem Schuld ist.“ Und, so Röper weiter: „Das war gelogen. […] Es sind ganze 0,54 Prozent der Arbeiten der Meinung, dass der Mensch auch nur zu mindestens 50 Prozent am Klimawandel schuld ist.“

Thomas Röper: Menschengemachter Klimawandel: Wie einig ist sich die Wissenschaft wirklich?, anti-spiegel.ru, 02.02.2020. Zum Volltext hier klicken.

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Im Untertitel von Herbert Wulfs jüngstem Beitrag heißt es: „Das nukleare Wettrüsten bedroht die Menschheit. Wo bleibt die globale Protestbewegung, die lautstark die Abrüstung der G20 einfordert?“ Der Autor führt unter anderem aus: „Möglicherweise ist der Mangel an öffentlichkeitswirksamen Protesten gegen die derzeitige Aufrüstung ein Grund für das Fehlen von Abrüstungs- und Rüstungskontrollforen. Die Ursachen und Gefahren gewaltsamer Konflikte, die schädlichen Nebenwirkungen von Rüstungsexporten und die vorhandene Gefahr eines Nuklearkrieges sind in zahlreichen Studien erforscht und belegt. Dennoch ist die Rüstungskontrolldynamik aus den 1990er Jahren dahin. Es fehlt den wissenschaftlichen Analysen zu den Kriegsgefahren, den politischen und ökonomischen Warnungen vor weiterer Aufrüstung schlicht die öffentlichkeitswirksame Unterstützung der Friedensbewegung.“

Herbert Wulf: Die Umkehr der Lemminge, ipg-journal.de, 30.12.2019. Zum Volltext hier klicken.

Letzte Meldung

„Sollte die gelebte nationale Verantwortungswahrnehmung gegenüber dem Klimawandel direkt proportional zur Größe der Delegationen sein, die ein Staat zu den Weltklimakonferenzen entsendet, dann sollte sich Deutschland schleunigst ein Beispiel an der Elfenbeinküste nehmen: Die schickte nämlich im Dezember nach Madrid 348 Emissäre.

Deutschland nur 102.

Schäm’ dich, Berlin!

Doch im Ernst: So ein Klimagipfel verursacht CO2-Emmissionen im Umfang von etwa 50.000 Tonnen. Insgesamt werden weltweit jährlich 40 Milliarden Tonnen in den Äther geblasen. Es würden also schon 800.000 Klimagipfel, die abgesagt werden, das Klimaproblem lösen. Dann könnte alles andere so bleiben, wie es ist!“

Auszug aus dem Leserbrief
eines VWL-Studenten, 11. Semester

Nachsatz der Redaktion: Offensichtlich ist auch das mittelmäßige Ranking der BRD in den PISA-Erhebungen noch von A bis Z geschönt.