13. Jahrgang | Nummer 13 | 5. Juli 2010

ANTWORTEN

Joachim Ringelnatz, begnadeter Dichter und Spötter (1883 – 1934) – Sie regten an: „Versuchungen bekämpft man am besten durch Geldmangel.“ Ihr Tipp scheint bei der Bundesregierung auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Deren aktuelles Sparpaket bittet ja praktisch nur die Armen zur Kasse. Die sind überproportional häufig fettleibig – im Unterschied zu den Reichen, die im statistischen Mittel eher schlank sind. Experten führen diese Diskrepanz nicht zuletzt darauf zurück, daß Cola erheblich kalorienreicher ist als Champagner. Sollte also das Sparpaket den Cola-Konsum des Prekariats nachhaltig senken, so läge das ganz auf Ihrer Linie und wäre zugleich ein schöner Kollateralerfolg in Sachen Volksgesundheit.

Christian Wulff, aufstrebend — Schülerunion mit 16, Junge Union mit 18, Bundesvorstand mit 19, Landesvorstand mit 25, Landes- und Fraktionsvorsitzender mit 35, Ministerpräsident mit 43 (im dritten Anlauf), Bundespräsident mit 51 (dito). Und keinen Tag außerhalb der Politik gearbeitet. Früher hätte man vielleicht Apparatschik gesagt.

Homosexuelle Mitglieder der Bundesversammlung — Es scheint ja kein größeres Problem gewesen zu sein, dass Christian Wulff im Kuratorium von ProChrist sitzt, dessen Leiter Ulrich Parzany praktizierte Homosexualität ablehnt und diese für eine heilbare Krankheit hält.

Samuel Johnson, englischer Essayist (1709 – 1784) – Sie meinten beobachtet zu haben: „Nichts konzentriert die Gedanken besser als die bevorstehende Hinrichtung.“ Wenn man allerdings sieht, mit welch’ sanguinischer Unbeirrbarkeit die gegenwärtige Bundesregierung seit ihrem Amtsantritt vor nicht einmal einem Jahr von einem Debakel zum nächsten eilt und sich dabei – eher zielgerichtet denn beiläufig – bereits so nahe ans politisches Schafott manövriert hat, daß sich ein bekanntes Hamburger Nachrichten-Magazin jüngst zu einer Titelgeschichte unter der Überschrift „Aufhören!“ genötigt sah, dann können einem schon Zweifel an Ihrer Beobachtung kommen.

Peter Trupp, CDU-Intelligenzbestie — Sie, im Bund mit einigen Spießgesellen, fordern einen IQ-Test für einwandernde Ausländer. Wir dagegen würden diese Tests lieber bei inländischen Politikern angewandt sehen und gern an dieser Stelle Ihre Ergebnisse veröffentlichen.

Angela Merkel, First Mutti — Ihnen gelang es, die G-20 Staaten auf den Schuldenabbau einzuschwören. Nur, wenn alle sparen, wer kauft dann unsere Exporte? Im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft drängt sich eine Formulierung geradezu auf: Eigentor!

Guido Westerwelle, irgendwas mit Politik — Sie Tausendsassa haben es doch tatsächlich geschafft, die Zustimmungswerte zu Ihrer Partei unter die Fünf-Prozent-Hürde zu drücken, liegen derzeit sogar unter vier Prozent. Wir möchten Sie an dieser Stelle bestärken, diesen Weg fortzusetzen, diese, aus unserer Sicht, überaus positive Entwicklung weiter voranzutreiben. Da geht noch was!

Matthias Krupa, „Journalist“ — In der Zeit echauffieren Sie sich über: „die Unverfrorenheit, mit der Gysi, Lafontaine & Co die demokratische Gesinnung des Kandidaten Gauck in Frage gestellt haben, eines Mannes, der die Freiheit nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt hat“. Offensichtlich entging Ihnen, daß Gauck, wie alle Transatlantiker, den Begriff Freiheit lediglich als Knüppel zur Zerschlagung demokratischer Werte benutzt. Spätestens seit Bush II., der ganz vernarrt in den Begriff war, weiß jeder, er steht ausschließlich als Umschreibung für „das Recht des Stärkeren“.