28. Jahrgang | Nummer 4 | 24. Februar 2025

Bemerkungen

B61-12 vollständig im Einsatz

Das Blättchen hat in den zurückliegenden Jahren wiederholt darüber berichtet, dass die USA veraltete atomare Gravitationsbomben der Typen B61-3, -4 und -7 – von denen bis zu 20 auch auf dem Fliegerhorst Büchel der Bundesluftwaffe in der Eifel eingelagert waren, um im Kriegsfall mittels bundesdeutscher Kampfbomber (derzeit noch vom Typ Tornado, demnächst F-35) eingesetzt zu werden – durch das neue lenkwaffenartige Modell B61-12 ersetzen wollten. (Siehe unter anderem Blättchen 23/2017.) Dessen skalierbare Sprengkraft wird in einschlägigen Publikationen mit 0,3 bis 50 Kilotonnen angegeben.

Im Mai 2024 informierte das Bulletin of the American Scientists die Öffentlichkeit: „Ursprünglich sollten in den Vereinigten Staaten etwa 480 B61-12-Bomben hergestellt werden, doch im Jahr 2023 wurde bekannt gegeben, dass stattdessen eine kleine Anzahl von ihnen als B61-13 produziert werden soll, […] mit einer viel größeren Sprengkraft. […] Die B61-13 wird den Sprengkopf der B61-7 verwenden, aber die Sicherheits- und Steuerungsmerkmale der B61-12 und deren Leitwerk für eine verbesserte Genauigkeit nutzen.“ Die B61-13 werde eine maximale Sprengkraft von 360 Kilotonnen haben.

Der B61-12-Modernisierungsprozess, einschließlich des Austausches der Systeme auch in Büchel, ist, wie kürzlich bekannt wurde, inzwischen abgeschlossen. Denn Mitte Januar 2025 hat die Leiterin der US National Nuclear Security Administration, Jill Hruby, in einem Vortrag am Hudson Institute, Washington DC, erklärt: „Die neuen B61-12-Schwerkraftbomben sind vollständig im Einsatz […].“

Sarcasticus

Ist‘s Wahnsinn auch, so hat es doch Methode …

Käme es je zu einem atomaren Schlagabtausch zwischen den USA und Russland oder China kommen, der wohl das Ende der menschlichen Zivilisation, wie wir sie heute kennen, einläuten würde, soll zumindest der dann amtierende US-Präsident das Heft des Handelns bis zum Schluss fest in der Hand behalten.

Verbunkerte Schutzräume sind aus militärischer Sicht letztlich auch nur feste Ziele und daher leicht zu treffen. Besser man bleibt mobil. Daher haben sich die USA schon vor Jahrzehnten eine Anzahl von Großraumflugzeugen auf der Basis des Modells Boeing 474 „Jumbojet“ in Spezialausführung zugelegt, die dank Luftbetankungsvorrichtungen theoretisch tagelang nicht landen müssten und für diesen Zeitraum dem atomaren Inferno am Boden womöglich entgehen könnten. Praktisch ist aber von „nur“ 15.000 Flugkilometern am Stück die Rede, denn infolge des Ölverbrauchs der Triebwerke ist nach 70 Flugstunden nonstop Schluss.

Das US-Militär meint: „Im Falle […] der Zerstörung von Bodenkommando- und Kontrollzentren bietet das Flugzeug ein äußerst überlebensfähiges Kommando-, Kontroll- und Kommunikationszentrum, um die US-Streitkräfte zu dirigieren, Notfallkriegsbefehle auszuführen und Maßnahmen ziviler Behörden zu koordinieren.“ Dafür beherbergen die Maschinen eine Kommandozentrale, einen Konferenzbereich, einen weiteren Besprechungsraum, Arbeits- und Schlafbereiche sowie eine Lounge. Ein Schutz gegen Angriffe in der Luft sowie eine Abschirmung gegen radioaktiven Niederschlag sind ebenfalls vorhanden. Bis zu 112 Personen können an Bord untergebracht werden.

Beste Voraussetzungen also für den Oberbefehlshaber, sämtliche noch einsatzfähigen und erreichbaren atomaren Waffensysteme auf den oder die Gegner abzufeuern.

Und danach? Wenn man doch mal wieder landen muss? Dazu liegt keine Äußerung des US-Militärs vor …

Umgangssprachlich werden die Maschinen als Doomsday-Jets (Weltuntergangsflieger) bezeichnet. Da die bis dato letzte Modernisierung der aktuellen Flottille im Jahre 2005 abgeschlossen wurde, hat das Pentagon die Umrüstung von fünf Nachfolgern in Auftrag gegeben. Für einen Festpreis von exakt 13.080.890.647 Dollar. Da Boeing allerdings die Baureihe 747 2022 mangels neuer Aufträge eingestellt hat, erwarb man fünf Maschinen jüngster Generation von der Gesellschaft Korean Airlines, die die Vögel ihrerseits bereits zur Ausmusterung vorgesehen hatte. Der Schnäppchen-Preis lag bei 675 Millionen US-Dollar. Die jetzige Umrüstungsserie soll bis 2036 abgeschlossen werden.

gm

Abschuss eines sowjetischen „Tarnkappenbombers“

Dieser Roman ist der Auftakt zu einer weiteren Krimireihe von Michel Kobr – bekannt als Mitautor der Kluftinger-Krimis. Scheinbar beschaulich geht es auch hier auf der Urlaubsinsel Bornholm zu, der Eindruck täuscht jedoch: Das Sujet ist ein Mord und Hintergrund sind Ereignisse während des kalten Krieges. Sowohl die Dänen als auch die Angehörigen der damaligen sowjetischen Streitkräfte verschweigen den Abschuss einer MIG 21 über dänischen und damit NATO-Gewässern, um nicht den Dritten Weltkrieg auszulösen.

Allerdings wäre dem Autor hier fachliche Beratung zu wünschen gewesen: Das sowjetische langjährige Standard-Flugzeug MIG 21 war ein Jagdflugzeug und kein, wie im Hörbuch für den Plot umgedeutet, „Tarnkappenbomber“. Da die Besprecherin das Buch zusammen mit einem Offizier der Luftstreitkräfte der DDR gehört hat, wurde sie einer ausführlichen Lektion teilhaftig …

Die Überlegungen der dänischen Beteiligten für ihr Schweigen werden lang und breit erläutert, diejenigen der Sowjets leider nicht. Es könnte daher sein, dass der Autor damit getreu der Botschaft im Gedicht von Jewgeni Jewtuschenko „Denkst Du, die Russen wollen Krieg?“ auf eine friedliebende Politik der damaligen Sowjetunion (und des heutigen Russlands?) abheben will. Dies wäre jedoch angesichts des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan im Dezember 1979 und schon gar des heutigen Ukraine-Krieges höchst unangemessen. Insofern wäre eine genauere Darstellung der Motive angebracht gewesen. Abschüsse gegnerischer Flugzeuge hat es von beiden Seiten gegeben, nicht alles ist bekannt und aufgearbeitet. Insofern sollten keine Mythen unterstützt werden – auch nicht in einem ansonsten spannendem Krimi.

Viola Schubert-Lehnhardt

Michael Kobr: Sonne über Gudhjem. Ein Bornholmkrimi. Gelesen von Axel Milber, der Hörverlag 2024, Laufzeit 11 h 46 min, 23,95 Euro.

Längst vergessen?!

Fundstücke aus DDR-Jahrgängen der Weltbühne, die dank einer Spende aus Leserhand nunmehr im Blättchen-Archiv stehen.

Die Redaktion

Joseph Polowsky

Diesen Namen sollten wir uns merken, den Namen eines Mannes, dem seine „Begegnung an der Elbe“ im April 1945 zur Schicksalswende wurde: der damals 29jährige Amerikaner Joseph Polowsky. 38 Jahre später erinnerte er sich in der „Chicago Tribüne“: „An der Elbe hatten wir, Amerikaner und Russen, uns geschworen, einander nie zu vergessen. Wir versprachen, unser Leben der Stärkung der Freundschaft zwischen unseren Völkern zu widmen, um einen neuen Weltkrieg nicht zuzulassen.“

Sein ganzes Leben hatte im Zeichen dieses Schwurs gestanden. Fast vier Jahrzehnte war er in seiner Heimat für Frieden und Zusammenarbeit mit der Sowjetunion eingetreten, hatte sich öffentlich für die Einstellung des Wettrüstens, für eine allgemeine Abrüstung eingesetzt. Und als es nach einer schweren Operation feststand, daß ein Krebsleiden voraussichtlich bald seinem Leben ein Ende setzen werde, bestimmte er in seinem Testament (er schickte es gleichzeitig nach Washington und Moskau), daß er am Ort der historischen Begegnung von 1945 beigesetzt werden solle.

„Was werden 1984 und die folgenden Jahre den Menschen bringen?“, schrieb er in seinem Vermächtnis. „Unsere beiden Staaten müssen gegenseitiges Verständnis erreichen. Dazu, so hoffe ich, kann meine Beisetzung an der Elbe einen kleinen Beitrag leisten. Sie soll symbolisch daran erinnern, daß, zwischen unseren Ländern Bindungen geblieben sind, daß im Frühjahr 1945 etwas Historisches vollbracht wurde und daß es notwendig ist, schon morgen gute Beziehungen wiederherzustellen.“

Die Regierung seines eigenen Landes reagierte negativ: sowohl vom Weißen Haus als auch vom Pentagon, an die er sich wegen einer finanziellen Hilfe zur Überführung gewandt hatte, trafen Absagen, ein. Aber sowohl in der Sowjetunion als auch in der Deutschen Demokratischen Republik wurde sein Letzter Wille mit Verständnis aufgenommen, und am 26. November 1983 ist Joseph Polowsky unten Teilnahme sowjetischer und amerikanischer Kriegsveteranen, die zu Ehren ihres Kameraden von Osten und Westen herbeigekommen waren, seinem Wunsche entsprechend in Torgau feierlich beigesetzt worden. In Anwesenheit des Sohnes, der am Grabe des Vaters sich zu dessen Idealen bekannte.

Siegfried Behrsing
Weltbühne, 1/1984

 Die Schreibweise des Originals wurde beibehalten.

 

Leider ist es der Redaktion nicht gelungen, den Autor ausfindig oder Inhaber der Rechte an den Wb-Publikationen von Siegfried Behrsing ausfindig zu machen. Wir bitten daher darum, sich gegebenenfalls mit uns in Verbindung zu setzen.

 

Fälle

Johann Diederich Gries (1775 – 1842?)

Er stand am mächt‘gen Rheinfall,

Da kam ihm gleich ein Einfall:

O wäre doch der Rheinfall

Kein Wasser-, sondern Weinfall!

Dann erst, dann wär‘ er mein Fall!

Gefunden von Blättchen-Autor F.-B. Habel.

Peinlich

Zwei Auto-Generationen zurück konnte derjenige, der etwas davon verstand, Kleinreparaturen an seinem vierrädrigen Gefährt selbst erledigen. SIE hatte keine Ahnung, was sich unter der Motorhaube tat. Unrunde Geräusche wurden ignoriert. Hauptsache es war genug Benzin im Tank. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis ihr Auto eines dunklen Adventnachmittags stotternd am Straßenrand stehenblieb. Sie stieg aus, öffnete die Motorhaube und schaute hinein, wohl wissend, dass das völlig zwecklos war …

Also Plan B: Verzweifelt gucken.

Vielleicht kommt ein helfender Motorkundiger vorbei.

Mittlerweile nieselte und nebelte es, sodass ihre bedürftige Situation auch dem letzten Vorbeifahrenden auffallen musste. Das Erhoffte geschah. Als Schuldirektorin war sie im Viertel ziemlich bekannt und – mittlerweile im Dauerregen – war ein Schülervater, über ihr Malheur scherzend, bereit, zu helfen.

Der Erfolg ging mit verdreckten Händen einher. Sie holte aus dem Kofferraum einen Lappen für den freundlichen Retter. Um die Wischfläche zu vergrößern faltete dieser das Teil auseinander. Was er nunmehr völlig verdutzt in den Händen hielt, war ein offensichtlich noch nie gesehenes Wäschestück, das einer genaueren Untersuchung bedurfte: angeraut und schweinchenrosa. Es war die Unterbuxe ihrer sorbischen Großmutter, die beim letzten Besuch der Enkelin ein paar Putzlappen in den Kofferraum gelegt hatte.

Das würde die Runde machen!

Mit knallrotem Gesicht verfluchte sie die Oma wegen ihres Zwanges zur Mehrfachnutzung. Der Blick des Retters wanderte von der Unterhose zur attraktiven Frau Direktorin und wieder zurück. Sie sah förmlich, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten. Dann schwenkte er das Wäschestück ein paar Mal hin und her und meinte lachend: PRAKTISCH!

ch

Wir spielen bis zur Rockerrente …

Das Hannoveraner Label MIG veröffentlicht regelmäßig CD‘s und DVD‘s mit Live-Aufnahmen aus der Rockpalast-Reihe.

Die Konzertaufnahme vom 16. Mai 1996, „Tatort“ war die Waldbühne in Berlin, geizt mit der Spielzeit, denn das Konzert der Puhdys dauerte nur knapp 35 Minuten. Nein, hier wurden keine Lieder rausgeschnitten oder wegzensiert. Das Konzert war tatsächlich achtteilig, denn insgesamt acht Bands aus dem Osten und Westen Deutschlands traten hintereinander auf. Und da bei Waldbühnen-Konzerten um 23:00 Uhr Schluss gemacht werden musste, hatten die Musikgruppen jeweils nur eine gute halbe Stunde Zeit, um sich und ihre Lieder zu präsentieren.

Es lässt sich trefflich drüber streiten, wie staatsnah oder -fern die Puhdys sich zu DDR-Zeiten positionierten. Fakt ist jedenfalls, dass sie in Ost und West kommerziell sehr erfolgreich waren.

Immerhin bestanden die Puhdys weit über vierzig Jahre, bis sie 2016 endgültig in die selbst besungene „Rockerrente“ gingen.

Und mit diesem Lied verabschiedeten sich die Puhdys auch nach einer halben Stunde. Vorher spielen sie querbeet durch ihr musikalisches Œuevre – von „Wenn ein Mensch lebt“ (der Songtext stammt von Ulrich Plenzdorf und wurde nicht zuletzt durch den „Paul und Paula“-Film populär) über „Was bleibt“ bis „Alt wie ein Baum“.

Nach anfänglichen Tonschwierigkeiten, die dankenswerterweise nicht wegretuschiert wurden, drehten sie voll auf … bis zum für die Fans viel zu frühen Konzertschluss. Eine Zugabe war ihnen und dem Publikum auf Grund der zeitlichen Vorgaben ja nicht gestattet.

Vielleicht haben sie im Song „Was bleibt“ die Quintessenz ihres musikalischen Schaffens und ihrer künstlerischen Philosophie knapp zusammengefasst: „Mauern werden aufgebaut, Mauern stürzen ein, / Doch sie können manchen auch erschlagen. / Wenn das Eis zu tau‘n beginnt / Bricht man auch schneller ein. / Doch die ersten Schritte muss man wagen. / Was bleibt, was uns bleibt, / Sind Freunde im Leben […].“

Thomas Rüger

Puhdys: „Live at Rockpalast 1996“ (CD/DVD), Label: MIG, 2024, ab 15,99 Euro.

John Maynard

von Theodor Fontane

„Wer ist John Maynard?“
„John Maynard war unser Steuermann,
Aus hielt er, bis er das Ufer gewann,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron’,
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.“

 

Die „Schwalbe“ fliegt über den Eriesee,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
Von Detroit fliegt sie nach Buffalo –
Die Herzen aber sind frei und froh,
Und die Passagiere mit Kindern und Fraun
Im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
Und plaudernd an John Maynard heran
Tritt alles: „Wie weit noch, Steuermann?“
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund’:
„Noch dreißig Minuten … Halbe Stund’.“

 

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei –
Da klingt’s aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
„Feuer!“ war es, was da klang,
Ein Qualm aus Kajüt’ und Luke drang,
Ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo. –

 

Und die Passagiere, buntgemengt,
Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
Am Steuer aber lagert sich’s dicht,
Und ein Jammern wird laut: „Wo sind wir? wo?“
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. –

 

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
Der Kapitän nach dem Steuer späht,
Er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
Aber durchs Sprachrohr fragt er an:
„Noch da, John Maynard?“
„Ja, Herr. Ich bin.“
„Auf den Strand! In die Brandung!“
„Ich halte drauf hin.“
Und das Schiffsvolk jubelt: „Halt aus! Hallo!“
Und noch zehn Minuten bis Buffalo. –

 

„Noch da, John Maynard?“ Und Antwort schallt’s
Mit ersterbender Stimme: „Ja, Herr, ich halt’s!“
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
Jagt er die „Schwalbe“ mitten hinein.
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo!

 

Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!

 

Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell’n
Himmelan aus Kirchen und Kapell’n,
Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
Ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
Und kein Aug’ im Zuge, das tränenleer.

 

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
Mit Blumen schließen sie das Grab,
Und mit goldner Schrift in den Marmorstein
Schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:

 

„Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
Hielt er das Steuer fest in der Hand,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron’,
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.“

 

Besonders schön rezitiert hat diese Ballade Otto Sander.

Auf den Punkt gebracht

Ich habe keine besonders originelle Meinung zum Krieg:

Ich bin dagegen, weil so viele Unschuldige sterben.

Salman Rushdie

 

Heute ähnelt die Berichterstattung

der großen Medien über die Bundeswehr

dem Propagandajournalismus autoritärer Regime.

Ulrich Sander,

Ossietzky 3/2025

 

Das Beste, was man erreichen kann,

ist in aller Regel die Aufrechterhaltung eines prekären Gleichgewichts,

das ausweglose Situationen,

in denen unerträgliche Entscheidungen zu treffen wären,

vielleicht gar nicht erst entstehen lässt.“

Isaiah Berlin

 

Das Problem dieser Welt ist,

dass die intelligenten Menschen so voller Selbstzweifel

und die Dummen so voller Selbstvertrauen sind.“

Charles Bukowski

 

Wenn du durch die Hölle gehst,

bleib in Bewegung.

Winston Churchill

 

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen,

durch die sie entstanden sind.

Albert Einstein

 

Das, worum mir manchmal so bange ist, ist die Wirkung meiner Arbeit.

Hat sie eine? (Ich meine nicht den Erfolg; er läßt mich kalt.)

Aber mir erscheint es manchmal als so entsetzlich wirkungslos:

da schreibt man und arbeitet man

– und was ereignet sich nun realiter in der Verwaltung? […]

Gehen die Sadisten? Werden die Bürokraten entlassen […]?

Das bedrückt mich mitunter.“

Kurt Tucholsky

 

Verzweiflung darf vernünftiger Weise

in den Wissenschaften nie Platz greifen,

da trotz der Erfolglosigkeit früherer Versuche

immer Raum für die Hoffnung bleibt, dass die Anstrengung,

das gute Glück und der gesteigerte Scharfblick der folgenden Generationen

zu Entdeckungen gelangen werde, die der Vorzeit unerreichbar waren.

David Hume

 

Ich habe keine Angst vor dem Tod.

Aber ich möchte nicht dabei sein, wenn es passiert.

Woody Allen

 cf

Aus anderen Quellen

„Bemerkenswerterweise haben sich die Grünen“, so Fabian Scheidler, „die 1980 als Antikriegspartei gegründet wurden, als besonders eifrige Verfechter von Aufrüstung und Bellizismus hervorgetan, die der längst schon kriegsbereiten SPD noch Zögerlichkeit vorwerfen. Nachdem die Grünen im Bundestagswahlkampf 2021 mit großen Plakaten dafür geworben hatten, keine Waffen in Kriegsgebiete zu liefern, befand die Außenministerin Annalena Baerbock kaum ein Jahr später in perfektem orwellschem Neusprech, dass „Waffenlieferungen helfen, Menschenleben zu retten“. Passend dazu änderte die Partei auch ihre Parteifarbe von einem pflanzlich-freundlichen Hellgrün zu einem militärischen Olivgrün. Joschka Fischer fordert sogar eine europäische Atombombe […].“

Fabian Scheidler: Die Grünen und der neue deutsche Militarismus, berliner-zeitung.de, 15.02.2025. Zum Volltext hier klicken.

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„Friedensforschung in Deutschland auf Leitungsebene der staatlich-finanzierten und beeinflussten Institute ist offiziell zum Annex offizieller Regierungspolitik, zur untertänigen Auftragsforschung geworden“, beginnt Johannes Klotz und fährt fort: „Schröder (Hamburg), Deitelhoff (Frankfurt) und andere Leiterinnen und Forscher sind Mainstream: Nicht Frieden, wie Grundgesetz und NATO-Vertrag der Regierung vorschreiben, sind Ausgangspunkt ihres Denkens und Handelns, stattdessen rechtfertigen ‚Erzählungen‘ immer weitere Waffenlieferungen und die Fortsetzung der Kriege. Nicht Diplomatie und ein Konzept, wie man Frieden und Sicherheit wiederlangt, sind Gegenstand, und schon gar nicht die Frage, ob deutsche Regierungen selbst in der Vergangenheit Fehlentscheidungen getroffen haben.“

Johannes Klotz: Entspannung und Frieden, Ossietzky, 1/2025. Zum Volltext hier klicken.

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Am 23. November 1936 gab das Nobelpreiskomitee in Oslo seine Entscheidung bekannt, den Friedennobelpreis für 1935 rückwirkend Carl von Ossietzky, dem früheren Herausgeber und Chefredakteur der Weltbühne, zuzuerkennen.

Ossietzky war noch in der Nacht des Reichstagsbrandes vom 27. auf den 28. Februar 1933 verhaftet worden und befand sich seither an wechselnden Orten in KZ-Haft. Durch die dortigen katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen sowie durch physische Drangsalierungen seitens des Lagerpersonals verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zunehmend und letztlich irreparabel. Freunde und ehemalige Mitarbeiter Ossietzkys hatten daher seit 1934 versucht, seine Nominierung für den Friedensnobelpreis zu erreichen, um sein Leben zu schützen. Dabei handelten sie sich, wie Kate McQueen in ihrer ausführlichen historischen Darstellung vermerkt, zunächst „höfliche Absagen“ des Preiskomitees ein und erfuhren überdies, „dass nur eine Handvoll Personen Kandidaten nominieren durften: ehemalige Friedenspreisträger, Mitglieder des Nobel-Komitees, Mitglieder internationaler Regierungsgremien, des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag oder führender Friedensorganisationen sowie Professoren für Recht, Geschichte oder Philosophie“.

Kate McQueen: The Good Traitor, magazine.atavist.com, November 2024. Zum Volltext hier klicken. Zu einer maschinellen Übersetzung hier klicken.

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„Der Israel-Palästina-Konflikt, eine der erbittertsten und langlebigsten geopolitischen

Auseinandersetzungen, dient seit Jahrzehnten als Symbol für gescheiterte Friedenspolitik und die Krise des internationalen Rechts“, schreibt Holger Elias. „Eine von acTVism Munich organisierte Diskussion brachte drei herausragende Denker – Noam Chomsky, Norman Finkelstein und Victor Kattan – zusammen, die den Konflikt aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten. Ihre Beiträge, analytisch scharf und moralisch unbestechlich, werfen ein grelles Licht auf die tiefen Widersprüche einer Weltordnung, die Gerechtigkeit predigt, aber Ungleichheit duldet.“

Holger Elias: Naher Osten – Konflikt ohne Lösung?, Ossietzky, 1/2025. Zum Volltext hier klicken.

 

Zusammengetragen von Wolfgang Schwarz.

Letzte Meldung

Die Kosten für die nach 20 Jahren ebenso restlos wie blamabel gescheiterte Verteidigung unserer Freiheit „auch am Hindukusch“ (Peter Struck, SPD, damaliger Bundesverteidigungsminister) sind immer noch nicht abschließend offengelegt. Bisher waren bereits 17,3 Milliarden Euro aufsummiert worden. Dieser Tage entnahm der stern einem zweiseitigen, vertraulichen Regierungspapier („Verschlusssache“): Es waren rund 18,3 Milliarden Euro.

Das Ende der Fahnenstange ist diese Angabe aber längst noch nicht, denn das Magazin wusste zugleich zu berichten, dass „in den 18,3 Milliarden noch immer nicht die Kosten für deutsche Hilfsprojekte mit IWF, Weltbank und UN enthalten“ sind. Und noch etwas liege im Tresor: „die Kontoübersicht des BND zu Afghanistan. Diese Kosten seien ‚aus Gründen des Staatswohls‘ geheimhaltungsbedürftig“.

Es besteht also noch Luft nach oben.

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