26. Jahrgang | Nummer 22 | 23. Oktober 2023

Bemerkungen

Nazis in Thüringen

 

In Bezug auf Faschismus und Nationalsozialismus kann der Freistaat Thüringen auf eine lange Tradition zurückblicken. Oft an erster Stelle marschierten seine Einwohner gegen Juden oder Kommunisten, wenn diese ausgemerzt werden mussten. Das zieht heute wieder verstärkt Neonazis ins Land. In Weimar schauen manche ehrfurchtsvoll vor dem Hotel „Elephant“ auf einen unscheinbaren Balkon, von dem aus Adolf Hitler laut und eindringlich zu den Thüringern über den Endsieg sprach. Außerdem haben mordende Faschisten in Thüringen Tradition. Noch unter dem Deckmantel der Weimarer Demokratie begannen sie mit Worten Andersdenkende niederzumachen, dann wurde alles offiziell, wovon noch das KZ Buchenwald zeugt. Für den historischen Nationalsozialismus war Thüringen ein gutes Pflaster.

Da gab es zum Beispiel das NSDAP-Mitglied Nr. 17357, einen Thüringer, der bereits seit dem 1. Januar 1923 Adolf Hitler nah sein wollte. Ernst Friedrich Christoph Saukel, geboren am 27. Oktober 1894, machte zunächst als Zeitungsherausgeber von sich reden. Er gründete in Ilmenau das NS-Lokalblatt Deutscher Aar, mußte dann aus finanziellen Gründen mit dem Weimarer Blatt Der Völkische fusionieren, um daraus das Parteiorgan der NSDAP Der Nationalsozialist hervorgehen zu lassen.

Bald „arbeitete“ ganz Thüringen für ihn, denn bereits 1924 wurde das Verbot der NSDAP aufgehoben und in Weimar 1926 der erste Reichsparteitag nach der Wiedergründung abgehalten. Kurz danach setzte Hitler Saukel als Gauleiter ein, der nun endlich Macht ausüben konnte. Nur wenige Jahre später ging es Schlag auf Schlag: 1932 fuhr die NSDAP in Thüringen einen Wahlsieg mit über 42 % Stimmen ein, der bis heute als „vorgezogene Machtübernahme“ beschrieben wird. So konnte Saukel als Regierungschef und Rechtsstadthalter, mit ökonomischem Einfluß und fest zu ihm haltender Gefolgschaft, sein Thüringen zu einem „Schutz- und Trutzgau im Herzen Deutschlands“ umgestalten. Natürlich war er Hitler kultisch erlegen.

Um das kleine, bisher unscheinbare, waldreiche Land im Reich nach oben zu bringen, berief er den Rasseforscher Karl Astel zum Rektor an die Universität Jena und band das willige Bildungsbürgertum an das Dritte Reich durch seine Kulturpolitik, in der er die Hochkultur der Klassikerstadt Weimar mit der Ideologie und dem Herrschaftsanspruch der Nationalsozialisten vereinigte. Er ließ Hitlers bevorzugtes Hotel „Elephant“ umbauen, „arisierte“ die Simson Werke in Suhl und errichtete das Großlager in Buchenwald, in dem bis zum Ende der Schreckensherrschaft mehr als 50.000 Menschen ums Leben kamen.

Ab 1942 organisierte der „Thüringische Diktator“ die Heimatfront, ließ die Rüstungsindustrie ausbauen und sprach gerne und viel über den „totalen Krieg“. Von Albert Speer, der mittlerweile vom Architekten des Größenwahns zum Hauptverantwortlichen für die deutsche Rüstungswirtschaft aufgestiegen war, bekam er ständig neue Forderungen nach mehr Zwangsarbeitern. Hier konnte Sauckel mit Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen immer wieder aushelfen.

Als schließlich nichts mehr zu retten war, hielt Sauckel in blinder Treue zum Führer und verlangte, Thüringen kompromisslos gegen die anrückenden Amerikaner zu verteidigen. Selbst floh er aber feige im April 1945 gen Süden, wurde gefasst und landete als einer der 22 Hauptkriegsverbrecher auf der Nürnberger Anklagebank. Das internationale Militärtribunal tat ein gutes Werk. Es verurteilte den „Sklavenhändler von Thüringen“ zum Tode.

Nun ist im nächsten Jahr wieder Wahl in Thüringen und die Neonazi-Partei AfD hat Chancen, über das Land und die Menschen zu bestimmen. So wird wohl der Nationalsozialismus in Thüringen, dann womöglich unter Führung Höckes, wieder ein Stück vorangekommen. Thüringer, laßt uns aufbegehren und den faschistischen Umtrieben die Stirn bieten. Thüringen darf nicht untergehen, kein Kreuz bei der AfD.

Thomas Behlert

 

Vorauseilende Unterwerfung

 

Nachdem am 9. Oktober 2023 an einem Gymnasium in Berlin-Neukölln ein 15-jähriger Schüler einen Lehrer tätlich angegriffen hatte, der einem anderen Schüler das Tragen der Palästina-Flagge untersagen wollte, reagierte die Schulleitung laut Medienberichten mit einer Krisensitzung. Immerhin. Der Lehrer dürfte Probleme bekommen. Er hat sich körperlich zur Wehr gesetzt. Das geht gar nicht! Von ähnlichen Vorgängen berichteten auch andere Pädagogen, die aber „ aus Angst vor Rassismusvorwürfen anonym bleiben“ wollten, wie der Tagesspiegel meldete. In schlichtes Deutsch übersetzt: Wer sich gegen antisemitische Hassausfälle und Mordaufrufe zur Wehr setzt, muss in Berlin damit rechnen, als Rassist verunglimpft zu werden. Diese Feigheit beim Verteidigen der Grundwerte unserer Demokratie ist kein Berliner Problem. Ebenfalls am 9. Oktober berichtete dpa, dass seitens des Bildungsministeriums von Sachsen-Anhalt die Lehrkräfte angehalten seien, „das Thema Krieg und insbesondere den Nahost-Konflikt zu thematisieren – mit aller gebotenen Sensibilität angesichts zahlreicher Schülerinnen und Schüler mit muslimischem Hintergrund“. Zu den Sensibilitäten der Schülerinnen und Schüler mit jüdischem Hintergrund sagte das Ministerium in diesem Zusammenhang nichts. Und darauf, was ein terroristischer Mordfeldzug zwangsläufig mit Glaubensdingen zu tun habe, sagte es auch nichts.

Solch Einknicken vor fast noch kindlichen Glaubenskriegern ist eine stillschweigende Kapitulation des Rechtsstaates vor einer Gesinnung, die außer körperlicher Gewalt keine andere Sprache zu sprechen scheint. Wenn Mitglieder der jüdischen Community in diesem Land von einem latenten Antisemitismus-Problem vieler Deutscher sprechen, dann ist genau so etwas ein Beleg dafür. Es ist kein Zufall, dass augenblicklich die Straßen im nächtlichen Neukölln fest in der Hand der Hamas zu sein scheinen.

G. Hayn

Ode an den Tisch des Chefs

von Eckhard Mieder

Dich will ich preisen, Tisch, dich,
Gewaltige Plattform, einen Saal füllend, in dem
Sich die Großen, oft Kurzen, der Welt treffen,
Angefletscht vom Chef und seinem gargantuaischen Hund;
Beide hocken Bein an Bein an deinem kurzen Eck
Wie die Vampire des Nachts, die mit lüsternen
Augen Ausschau halten nach dem Blutkörper Bürger.

 

Du, Tisch, hältst still und trägst den Marmor

Der Macht mit Fassung. Hände, die auf dir liegen,

Fäuste, die ungeduldig auf dich eintrommeln,

Finger, die nervös deinen glatten Corpus

Kratzen, sogleich eilen welche herbei, noch den

Geringsten Schmutz der Geringen wegzuwischen,

Dass du gereinigt und strahlend eingehst in die

Geschichte als Sauberes, Unvergängliches.

 

Dich, Tisch, wird es noch geben, wenn der
Chef gestorben ist, nach oder vor ihm sein
Hund, und der nächste Chef sich an
Deine Seite setzt oder dich ins Museum
Für patriotische Erziehung der Jungpioniere
Und Komsomolzen aller Länder bringen lässt,
Auf dass du, stolzes Geschöpf auf krummen Beinen,
Immerdar kündest von Macht, Willen etc.

 

Und kleine Schilder werden angebracht: Hier

Sabberte Mr. … vor Angst. Hier ließ Madame …

Krümel fallen und in das Polster des Stuhls einen

Fahren. Hier presste Herr Namhaftiger seine Knie zusammen

Und ballte unter deines Dachs Platte, Tisch, ohnmächtig

In Wut seine Fäuste. Und das größte Schild wird

Berichten vom Obersten Vampir, der seine Zähne

 

In dich schlug, nachts, wenn er allein war und
Im Habit des einsamen Genies um sich schlug, weil
Niemand ihn verstand; ihn verstand niemand,
Weil er sich nicht verständlich machen konnte. Nur
Sein Hund wird den Kopf auf die Knie des
Chefs legen und ihn anschauen, von unten nach
Oben, von gleich zu gleich. Allmächtiger Tisch!

 

Freitodbegleitung

 

Mit dem Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020 wurde festgestellt, dass jeder Mensch sowohl über sein Leben als auch über sein Ende selbst verfügen kann, inklusive Inanspruchnahme von Hilfe. Die Debatten um den ärztlich assistierten Suizid werden jedoch weitergeführt und auch die Gesetzgebung dazu ist nicht abgeschlossen. In den Diskussionen spielt die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (im weiteren DGHS) eine wichtige Rolle – teilweise gibt es jedoch in der Bevölkerung (und damit auch in den Debatten) falsche Vorstellungen und Erwartungen zu den Zielen und Angeboten dieser Organisation. Insofern leistet das vorliegende Buch einen wichtigen Beitrag nicht nur zur Aufklärung der BürgerInnen, sondern auch zur Seriösität der in den Diskussionen angeführten Fakten.

Im ersten Teil wird zunächst kurz die Geschichte der DGHS beschrieben, ebenso Auswirkungen des genannten Urteils des Bundesverfassungsgerichts. Dazu zählen u.a. Änderungen in den Berufsordnungen für Ärztinnen und Ärzte. Weiterhin müssten das Arzneimittelrecht / Betäubungsmittelgesetz geändert werden, sowie Regelungen getroffen werden, „die das Kriterium der Freiverantwortlichkeit und der Nachhaltigkeit, sein eigenes Leben zu beenden, sicherstellen und den Einfluss Dritter ausschließen“. Dann folgt eine Auseinandersetzung mit bestehenden, teilweise missverständlichen bzw. diskriminierenden Begrifflichkeiten, danach wird die Vermittlung und Durchführung einer Freitodbegleitung beschrieben. Ausführlich wird dabei auf den Umgang mit Menschen, die psychiatrischen Erkrankungen und Diagnosen (eines der heikelsten Themen in den Debatten) haben, eingegangen. Auch die anstehenden Kosten und deren Entstehung werden erläutert. Im zweiten Teil des Buches werden alle Fälle der Jahre 2020 (18 Fälle) und 2021 (120 Fälle) anonymisiert vorgestellt, insbesondere die Sichtweise der Betroffenen selbst. Ebenso verwiesen wird auf neun abgelehnte Fälle. Vier Statistiken am Ende des Buches geben einen guten Überblick.

Im Anhang werden nochmals die Arbeit der DGHS und deren Ziele dargestellt. Sie setzt sich in den nach wie vor andauernden Diskussionen um eine Gesetzgebung für den assistierten Suizid dafür ein, dass es keine Beratungspflicht geben darf (wenn diese nicht gewünscht ist), keine pauschalen Wartefristen und keine Verpflichtung, zwei psychiatrische Gutachten nachzuweisen.

Das vorliegende Buch ist eine exzellente Grundlage, um sich seriös an der gesellschaftlichen Debatte zum Thema beteiligen zu können.

Viola Schubert-Lehnhardt

Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben e.V. (Hrsg.): Weißbuch Freitodbegleitung 2020/2021, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2023, 150 Seiten, 29,00 Euro.

 

Die Wasserschlange

nach G. E. Lessing

 

Nachdem Zeus dem Begehren der Frösche entsprochen hatte und ihnen statt des Steinklotzes einen aktiveren Gott gewährte, nämlich die besagte Wasserschlange, zog eine neue Ordnung im Teich ein. Einige führende Frösche fanden den neuen Gott ganz passabel. Er schien die Sprache der Frösche zu sprechen und war aus Froschaugensicht ähnlich grün wie sie. Seiner leidigen Neigung Frösche zu verspeisen, suchten sie durch die Einrichtung von Raststationen auf den von der Wasserschlange bevorzugten Routen durch die Entengrütze des Teiches entgegenzukommen. An diesen Punkten hatten auf Beschluss der allabendlich quakenden Vollversammlung aller Frösche die oppositionellen Individuen Dienst zu tun. Da die zumeist aus froschigen Unterschichten stammten, hatten sie nicht die Leibesfülle der Oberschichtenfrösche und rochen auch anders. Die Wasserschlange verschmähte sie trotzdem nicht, verschlang aber dennoch immer mal wieder einen der führenden Frösche. Die fanden das ungerecht, gründeten gar ein Komitee für Gerechtigkeit, und schwammen zum König, sich zu beschweren.

„Ihr wollt Gerechtigkeit? Ich behandele euch doch alle gleich“, antwortete der König und richtete den Blick auf den Wortführer der Klagetruppe, einen etwas schmächtigeren philosophischen Frosch. Er hatte noch nicht gefrühstückt …

Alfred Askanius

 

Analoge Musik aus Finnland

 

„Credo“ ist das fünfte Album der finnischen Band Pekko Käppi & K:K:H:L betitelt. Es ist, dies zeigt schon das Foto auf der CD-Hülle, welches das schmucklose Musikstudio „The Sound of JJ“ zeigt, ein Bekenntnis zur analogen Musik. Denn während die Digitalisierung allerorten immer mehr um sich greift, erlaubt sich die Band den Luxus, ein Album in einem kurz vor der Schließung befindlichen Musikstudio im südwestfinnischen Tampere aufzunehmen, das noch vollständig analog ausgelegt war.

Bandleader Pekko Käppi zelebriert das Spielen mit der Jouhikko, der zwei- oder dreisaitigen Leier, die ein fester Bestandteil der finnischen Volksmusik ist. Das Album beinhaltet sowohl traditionelles Liedgut aus Nordeuropa wie auch Eigenkompositionen, speziell aus der Feder des Gitarristen und Keyboarders Tommi Laine. Musikalisch weist die Band durchaus deutliche Anklänge an den US-amerikanischen Südstaatenrock auf; Violine und finnische Leier sind die besonderen Farbtupfer. Wer sich mit den Texten der finnisch gesungenen Lieder beschäftigen will, bekommt ein Hilfsmittel mit dem Booklet; dort finden sich die Originaltexte und kunstvolle englische Übersetzungen. Pekko Käppi gilt in seinem Heimatland als einer der aufregendsten Folk-Musiker. Mit seiner Band K:H:H:L, was so viel wie „die Knochen des toten, verrückten Pferdes“ heißt, taucht Pekko Käppi kopfüber in das Seelenleben eines für mitteleuropäische Ohren doch leicht verschroben klingenden Volkes ein, das neben schrägem Humor auch tiefe Melancholie kennt.

Im Titellied „Credo“ heißt es in der englischen Übersetzung „Quietly everything slipped away / I heard no farewells / Only an empty room remaining / Nothing much more.“ Im Gegensatz zu den kernigen Blues- und Rockrhythmen der vorangehenden Lieder endet das Album mit einer eingängigen Pophymne „Viimeinen Laulu“ („The Last Song“): „If I can only sing of beauty / If I can still have hope for peace…“ Hoffnung für Frieden mag in diesen kriegsgeschwängerten Zeiten paradox oder irreal anmuten. Aber ist es nicht die Hoffnung, die uns durchs Leben trägt?

Thomas Rüger

Pekko Käppi & K:K:H:L: Credo, CD, Label Nordic Notes 2023, 16,00 Euro.

 

WeltTrends – Zeitschrift für internationale Politik (198)

 

Die Autoren der vorliegenden Ausgabe sehen die Welt auf unabsehbare Zeit im Wirtschaftskrieg. Im Thema wird eine „Fragmentierung der Weltwirtschaft in rivalisierende Blöcke“ konstatiert, eine „Versicherheitlichung der Mächterivalität“, kontraproduktiv zu den ökonomisch-sozialen und entwicklungspolitischen Notwendigkeiten (J. van Scherpenberg). Im Wesen gehe es bei den „Sanktionen als Instrumente des globalen Wirtschaftskrieges“ (J. Rieken) um die Aufrechterhaltung westlicher Dominanz. Die wirtschaftlichen und politischen Folgen der Wandlung der USA zur „Energiesupermacht“ mit globalem Einfluss (M. Daniljuk) und der Abbruch der direkten Energieimporte aus Russland bewirken einen Abstieg der Volkswirtschaften Deutschlands und Europas. Das geostrategische Umfeld der EU sei hochgradig instabil und von historischen Umbrüchen geprägt. WeltBlick und Forum befassen sich mit der Stabilisierung autoritärer Staaten in Zentralasien, der „Zeitenwende“ im Nahen Osten, Iran und Israel sowie der Machtübernahme des Militärs in Staaten der Sahelzone. Im Kommentar geht es um die aktuellen tektonischen Verschiebungen in der Weltpolitik, die auch schwerwiegende Folgen für Europa haben, eine wahrhaft „geoökonomische Neuvermessung“ (A. Rahr). Mit der Analyse „Krieg versus Ökologie“ (A. Forner) wird eine Artikelserie zur Problematik Krieg und Wirtschaft eröffnet.

Die Zeitschrift ist über das Internet erhältlich.

 

Aus anderen Quellen

 

Vor wenigen Monaten hat der auch hierzulande mindestens im Kreise einschlägiger Fachleute bekannte russische Sicherheitsexperte Sergei Karaganow den Kreml dazu aufgefordert, den Westen insgesamt durch den demonstrativen Einsatz von Atomwaffen zur Räson zu bringen sowie zugleich im Speziellen die USA und andere NATO-Staaten zur Einstellung ihrer militärischen Unterstützung für die Ukraine zu zwingen (siehe Blättchen 15/2023). Bei der diesjährigen Waldaj-Konferenz hat der russische Präsident Wladimir Putin mit Karaganow direkt darüber diskutiert und geäußert: „Ich kenne Ihren Standpunkt, ich habe einige Ihrer Dokumente, Ihre Artikel und Ihre Notizen gelesen. Und ich verstehe Ihre Gefühle. Lassen Sie mich daran erinnern, dass es in der Militärdoktrin Russlands zwei Gründe für einen möglichen Kernwaffeneinsatz vonseiten Russlands gibt.“ Der eine sei, dass Russland selbst mit Atomwaffen angegriffen werde, der zweite, wenn im Falle eines auch nur konventionellen Angriffs die Existenz des russischen Staates gefährdet sei. Putin weiter: „Müssen wir dies ändern? Warum sollten wir das tun? Alles kann geändert werden, ich sehe nur nicht die Notwendigkeit dafür.“

Plenarsitzung im Diskussionsklub „Waldaj“ (2023). Rede, Interview und Antworten des Präsidenten der RF (05.10.2023). Zum Volltext hier klicken.

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Befürworter immer neuer Waffenlieferungen an die Ukraine wie Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, geben sich überzeugt: „Putin ist zu ängstlich für die Atombombe.“ Dazu schreibt Alexander Neu: „[…] tatsächlich hat Russland seinen Drohungen hinsichtlich des Überschreitens Roter Linien bislang keine Taten folgen lassen.“ Doch warnten Experten, „wie der emeritierte Politikwissenschaftler August Pradetto von der Bundeswehr-Universität Hamburg und der Politikwissenschaftler Johannes Varwick, […] vor der Entgrenzung des Krieges angesichts immer weiterer Waffenlieferungen mit immer besseren Leistungsmerkmalen wie Reichweite und Zerstörungskraft“. Und: „Ob und wie lange Putin blufft, weiß nur er.“

Alexander Neu: Eskalieren, um zu de-eskalieren? – Wie in Russland über die Vermeidung eines 3. Weltkrieges diskutiert wird, nachdenkseiten.de, 04.10.2023. Zum Volltext hier klicken.

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„Die NATO“, wird auf der Website GERMAN-FOREIGN-POLICY.com vermerkt, „ist seit einiger Zeit bestrebt, ihre Bündnisstrukturen in die Asien-Pazifik-Region hinein auszudehnen. So intensiviert sie etwa die Kooperation mit Japan; zu Jahresbeginn hielt sich NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Tokio auf, um mit Ministerpräsident Fumio Kishida unter anderem eine Gemeinsame Erklärung dazu zu verabschieden. Darüber hinaus verstärkt sie ihre Zusammenarbeit mit Südkorea.“

NATO weltweit, german-foreign-policy.com, 12.12.2023. Zum Volltext hier klicken.

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„Dem BRICS-Gipfel“, so Martine Bulard, „hatten viele schon ein Scheitern prophezeit, bevor er überhaupt begonnen hatte. Zumindest rechnete man damit, dass die Verhandlungen durch die Unstimmigkeiten zwischen Indien und China gelähmt würden. Doch dann gab die Gruppe mit der Aufnahme von sechs neuen Mitglieder ein deutliches Lebenszeichen.“

Martine Bulard: BRICS wächst – aber wozu?, monde-diplomatique.de, 12.10.2023. Zum Volltext hier klicken.

Zusammengetragen von Wolfgang Schwarz.