Panzer & Flüchtlinge
Laut den Erbsenzählern des Londoner IISS (International Institute for Strategic Studies) verfügen Russlands Streitkräfte über 2.600 Kampfpanzer in aktiven Verbänden und weitere 17.500 in Depots. Diese Zahlen haben seit Ausbruch der Krise zwischen der NATO und Russland natürlich ein ganz anderes Gewicht als in den Jahren zuvor, in denen man in westlichen Medien noch gern über den zum Teil beklagenswerten Zustand der russischen Streitkräfte hämte.
Aber nicht nur das – also die Bewaffnung der Russen – ist den Damen und Herren im Bendlerblock, deren Fischelanz, wie der Sachse sagt, derart sprichwörtlich ist, dass sie dem Affen des Blättchens schon häufig Zucker gegeben hat, aufgefallen, sondern auch, dass das Abschreckungspendant der Bundeswehr sich nur noch auf wenig beeindruckende 225 aktive Leopard 2 (laut Großgeräteliste von 2011) summiert.
Da muss schnell Abhilfe her: 84 zum Export oder zur Verschrottung an die Industrie bereits zurückgeführte Panzer sollen reaktiviert werden. Der Rückkaufpreis wurde in den Medien auf moderate 22 Millionen Euro taxiert. Denn gekostet haben diese (inzwischen veralteten) „mächtigsten Kampfpanzer der Welt“, wie sie nicht nur die Augsburger Allgemeine mal apostrophierte, bei der Erstbeschaffung um die drei Millionen Euro. Also pro Stück. Aber in ihrem jetzigen Aggregatzustand taugen sie nicht gegen die Russen. Sie müssen und sollen ab 2017 modernisiert werden. Und jetzt kommt’s: Das soll 669 Millionen Euro kosten. Selbst wenn in dieser Summe, die Der Spiegel gerade nannte, der Rückkaufpreis inbegriffen sein sollte, ist das weit mehr als doppelt so viel wie bei der Erstbeschaffung. Und mit einer Einsatzbereitschaft dieser Fahrzeuge ist wann zu rechnen? Das ist unklar, aber vor 2017 jedenfalls nicht.
Ob uns die Russen bis dahin (oder überhaupt je wieder) überrollen werden, ist trotz ihrer Panzermassen (Massen allerdings nur vergleichsweise, etwa im Verhältnis zur Bundeswehr; zur Erinnerung: in der größten Panzerschlacht aller Zeiten, 1943 am Kursker Bogen, sollen bis zu 10.000 Tanks im Einsatz gewesen sein) eine eher zu verneinende Frage. Die derzeitigen Flüchtlingsmassen hingegen scheinen dazu eher das Potenzial zu haben, denn ein (wenn auch der wahrscheinlich kleinere) Teil ist bereits hier. Wie wäre es also, die 689 Millionen statt für die (militärisch völlig sinnfreie) Lachnummer mit den 84 Leopard für Flüchtlingsintegration auszugeben? Vielleicht für Wohnungsbau. Der Beitrag von Stephan Wohanka in dieser Ausgabe jedenfalls lässt diese Überlegung mehr als angeraten erscheinen.
Alfons Markuske
BILD den Hellmuth!
Hellmuth Karasek ist tot. Er war der letzte Fastgroßkritiker, der wagen durfte, Marcel Reich-Ranicki in Geschmacksfragen zu widersprechen. In den Medien wurde er gefeiert – als kompetenter Meinungsträger, als Genussmensch, als Witzeerzähler.
Warum, fragte ich mich, war er dir nie ganz geheuer? Er war doch ein famoser Typ! Ich wäre nicht drauf gekommen, wenn mir BILD nicht geholfen hätte. Die noch vor Karaseks Tod entstandene und millionenfach gratis verbreitete BILD-Ausgabe zum 25. Einheitsjubiläum hatte Karasek für das Angebot: „25 Bücher auf Deutsch, die jeder gelesen haben sollte“ verpflichtet. Ich gebe zu, das Blatt nicht gleich weggeworfen, sondern durchblättert zu haben.
Abgesehen davon, dass man auch Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“, Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ oder Zolas „Germinal“ gelesen und als Deutscher auch auf Deutsch gelesen haben sollte, zeugt Karaseks Auswahl deutschsprachiger Literatur zum Jubiläum des Zusammenwachsens zweier gegensätzlicher deutscher Staaten von schöner Ignoranz. Immerhin empfiehlt er Tucholsky – mit „Schloß Gripsholm“ eines seiner unpolitischen Bücher.
Unter den 25 von Karasek am Lebensende empfohlenen Titeln stammen bei großzügiger Auslegung immerhin vier von Autoren aus Deutschlands Osten. Vertreten sind Theodor Fontane (zweimal) sowie Hans Fallada und Uwe Tellkamp je einmal (letzterer natürlich mit seiner DDR-Abrechnung „Der Turm“).
Interessant, dass der ehemalige Napola-Schüler Karasek, der in der DDR sein Abitur ablegen konnte und danach sein Wissen sofort in den Westen mitnahm, den österreichischen NSDAP-Anhänger Heimito von Doderer empfiehlt. Dagegen ist ihm kein DDR-Autor, hieße er/sie auch Wolf, Heym, Fühmann, Morgner oder gar Kant, Seghers sowie Strittmatter eine Empfehlung wert. Nachgrübelnd stieß ich darauf, dass Karasek in den 1990er Jahren in einer für ihn lukrativen Buch-Edition „Mein Kino“ propagierte. Da war natürlich auch kein Film aus dem deutschen oder europäischen Osten dabei. Ich glaube kaum, dass Karasek Filme wie Beyers „Jakob der Lügner“ oder Formans „Schwarzer Peter“ missbilligte – er nahm sie einfach nicht zur Kenntnis.
Ich bedanke mich bei BILD dafür, dass ich daran erinnert wurde, was für ein selbstgefälliger Ignorant Karasek gewesen ist. Vielleicht folgen ihm ausgewogenere Meinungsträger und -macher. Tucholsky-Preisträger Volker Weidermann zum Beispiel lässt hoffen.
Frank Burkhard
Jacques Offenbach leicht trashig
Am 2. Oktober premierte in der Komischen Oper Berlin „Hoffmanns Erzählungen“ – in der Regie des Intendanten Barrie Kosky höchstderoselbst. Das machte es nicht besser. Gleich am Anfang im zweiten Akt der Gipfel der Albernheiten: Die großartige Nicole Chevalier (Sopran) zappelte sich in einer Art Kommode mit Kurbel durch die „Olympia“-Arie. Als der liebestolle Hoffmann ihr in den Schritt griff, durfte sie aufjuchzen und mit den Augen kullern. Lustig …
Offenbar hatte auch das Orchester mit dieser Offenbach-Verklappse einige Probleme. Die Streicher schrammten sich einigermaßen unglücklich bis in den dritten („Antonia“-)Akt. Dann fanden sie den richtigen Ton. Die Inszenierung selbst hatte hier einige sehr starke Szenen, die wiederum der Chevalier und Karolina Gumos als Geist der Mutter der Antonia zu danken waren. Frau Gumos gab ansonsten die Muse des Titelhelden. Mit ihrem glänzenden Mezzosopran kam Kosky diesmal genauso wenig zurecht wie mit ihrer sehr mehrbödig angelegten Partie.
Nach dem dritten Akt stürzte das Ganze wieder ab, um so zu schließen, wie es weder bei Jacques Offenbach noch bei seinen Librettisten zu finden ist. Weshalb die „Elixiere des Teufels“ da noch mit verwurstet werden mussten, ist ein Rätsel. Vielleicht liegt die Lösung im Vorspiel? Hoffmann selbst kann man jedenfalls nicht mit hunderten leer gesoffener Schnapsflaschen erklären. Ich halte das für unverschämt. Er kann sich nicht mehr wehren.
Einigermaßen pubertär ist auch der Umgang mit dem ausgezeichneten Chor. Wenn der in Frauenkostüme gestopft wird, sollte eine tragende dramaturgische Idee dahinterstecken. So bleibt es albern.
Schade, die Komische Oper verhökert einen Diamanten als Bijouterie.
WB
Nächste Vorstellungen am 11.11., 18.10., 27.11., 25.12.
Ein gewaltiger Bücherumzug
Wer in diesen Wochen über den elektronischen OPAC-Katalog einen Buchtitel der halleschen Universitätsbibliothek ausleihen möchte, wird häufig mit der Meldung „Umzug zum Steintorcampus“ konfrontiert, was bedeutet, dass der Titel momentan nicht zur Verfügung steht. Grund dafür ist, dass seit Mitte Juli sieben ehemalige Zweigbibliotheken (unter anderem Germanistik, Anglistik, Philosophie und Sozialwissenschaften) in das neue Bibliotheksgebäude im neu errichteten Steintorcampus, dem neuen Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Zentrum der Martin-Luther-Universität, umziehen. Bisher waren sie über das ganze Stadtgebiet verstreut, meist mit engen und völlig ungeeigneten Raumverhältnissen. Nun finden sie in einer Zentralbibliothek ihr künftiges Domizil.
Nach einem Probebetrieb ist der Bibliotheksbau, ein futuristischer und fast 18 Meter hoher Bücher-Kubus mit gelber Ziegelfassade, am 5. Oktober eröffnet worden. Bis dahin hatten die Möbelpacker, Umzugshelfer sowie Einräumer das Sagen – und das in den zurückliegenden Monaten bei hochsommerlicher Hitze. Über tausend Kubikmeter Bücher, verteilt auf Tausende Umzugskartons, mussten innerhalb der Semesterferien umziehen. Eine logistische Herausforderung der Extraklasse, denn es ging nicht nur um den reinen Transport, sondern letztlich um den Stellplatz jedes einzelnen von immerhin zwischen 760.000 900.000 Buchtiteln (die Zahlenangaben differieren) aus den ehemaligen Zweigbibliotheken. Dafür stehen jetzt 24 Regal-Kilometer zur Verfügung.
Da ist zwar noch Platz für einige Jahre, aber irgendwann wird die Aufnahmekapazität wieder an ihre Grenzen stoßen. Schließlich werden auch im digitalen Zeitalter immer noch Bücher und Zeitschriften gedruckt – und das nicht zu knapp. Daher bemängeln Kritiker bereits jetzt, dass der Bibliotheksneubau zu klein konzipiert sei. So war der 20 Millionen Euro teure Bau 2010 aus Kostengründen um eine Etage reduziert worden.
In dem Bücher-Kubus gibt es zwar keinen zentralen Lesesaal wie in der nur wenige Minuten entfernten Universitäts-Hauptbibliothek, dafür aber über 150 moderne Arbeitsplätze. Mit dem Umzug der Bücher bekommen auch 15 Bibliotheksmitarbeiter einen neuen Arbeitsplatz. Und so treffen am Steintorcampus jeden Tag nicht nur Lastwagen mit Bücherkisten ein, sondern auch Büromöbel und Computer.
Mit Beginn des Wintersemesters 2015/16 muss die neue Bibliothek ihre Feuertaufe bestehen. Damit ist die Einrichtung aber noch längst nicht abgeschlossen. Denn jedes Buch erhält bei seiner ersten Ausleihe am neuen Standort auch eine neue Signatur nach der Regensburger Verbundklassifikation. Also heißt es praktisch für Studenten und Uni-Angehörige, möglichst viel auszuleihen, damit der Bibliotheksbestand bald den neuen Standards entspricht.
Manfred Orlick
G‘schamigkeit reloaded
Um die vorletzte Jahrhundertwende herum wurde öffentliche Nacktheit von deren Pionieren vor allem als Befreiungsversuch der eigenen Persönlichkeit verstanden. Es wurde allerdings auch ohne diesen gesellschafspolitischen Kontext rasch verbreiteter Usus, sich vor allem beim Baden unbekleidet zu bewegen. Der Vorteil streifenfreier Bräunung wie der Wegfall umständlichen Kleidungswechselns zwischen Wasser- und Luftbad war für viele Menschen überzeugend, auch wenn die Mehrheit beim Baden immer konservativ, vulgo bekleidet blieb und bis heute bleibt.
Die seenreiche Badelandschaft in Berlins naher Umgebung kann auf bekleidungslose Tradition also nun bereits seit ziemlich langer Zeit zurückblicken; offizielle wie traditionelle FKK-Strände sind alles andere als rar. Interessant für jemanden, der den diesjährigen zum Baden besonders einladenden Sommer genießen konnte, ist bei alledem ein Eindruck, der ebenso merkwürdig ist, wie er sich als offenkundige Tendenz festigt: Dort, wo über viele DDR- und Nachwendejahre zwar nicht ausgewiesen aber eben traditionell nackt gebadet wurde, teilt sich das Lager der solcherart Erholungssuchenden nun wieder sichtbar in die Fraktionen FKK und Textil. Und besonders augenfällig: Die Textilisten sind zu mindestens 80 Prozent junge Leute. Seltsam! Oder Selbstschutzreflex einer Generation, die in einer mit Nacktheit im öffentlichen Raum sowie nahezu sämtlichen Medien überfluteten Gesellschaft aufgewachsen ist und für die Pornos längst das sind, was verklemmte Liebesfilme für frühere Generationen waren?
hwk
Ein musikalisches Rezept gegen Arsonphobie
Die Sommerhitze ist vorbei. Wer sich musikalisch etwas Wärme zurückholen will, dem sei „Wildfire“, das zweite Werk der britischen Folk-Band Keston Cobblers Club, empfohlen.
Wie der Albumtitel vermuten lässt, lodern die Flammen in unerwartete Richtungen, finden ihren Ursprung aber in der Wärme eines harmonischen Bandgefüges, das zusammen singt, spielt und melodisches Liedgut kreiert.
Geschrieben vom Geschwisterpaar Matthew und Julia Lowe, wurde „Wildfire“ teils in einem Landhaus in der englischen Grafschaft Devonshire, teils im Wohnzimmer des Elternhauses der beiden Geschwister in Kent aufgenommen und größtenteils selbst produziert.
Mühelos bewegt sich „Wildfire“ zwischen Licht und Schatten und überzeugt durch den gekonnten Spagat zwischen Ernsthaftigkeit (wie beim dramatischen Eröffnungssong „Laws“ oder beim dunkel-düsteren „Sober“) und Unterhaltung (etwa bei dem sommerlichen „Win again“ oder beim Seemannslied „St. Tropez“).
Die Singleauskopplung „Won‘t look back“ will mit ihrem hymnenhaften Chorus dazu aufrufen, den Kopf nicht hängen zu lassen. Hervorzuheben ist auch das Titellied, das von Julias Angst vor Feuer (der Fachmensch spricht hier von Arsonphobie) handelt. Und nicht zuletzt wird das Rezept definiert, nach dem diese Lieder „gebacken“ wurden: „That‘s strong vocal harmonies, powerful drums and hooky melodies.“ Das Ganze dann natürlich gut umrühren …
Die Musik von Keston Cobblers Club ist kein angestaubter Folkrock der 70er Jahre, es handelt sich vielmehr um dynamische Songs, die ohne falsches Pathos oder aufgesetzte Fröhlichkeit bestechen.
Thomas Rüger
Keston Cobblers Club: Wildfire, Glitterhouse Records 2015, 16,00 Euro.
WeltTrends aktuell
Zwei eng verbundene Probleme bestimmen in diesen Tagen die Schlagzeilen: die nach Europa flutende Flüchtlingswelle und das Wüten des „Islamischen Staates“ im Nahen Osten. Der extremistische Islamismus des IS und der Politische Islam sind das Thema der aktuellen Ausgabe von WeltTrends. Am Beispiel der Muslimbrüder beschreiben die Journalistin Karin Leukefeld sowie die Nahostexperten Julius Dihstelhoff und Rachid Ouaissa, wie die Regionalmächte Saudi-Arabien, Katar, Türkei und Iran unter dem Deckmantel des Politischen Islam um die Vorherrschaft im Nahen und Mittleren Osten ringen. Werner Ruf weist nach, dass der IS weder zufällig noch ungewollt entstanden ist und welche Rolle die USA dabei spielen, während Clemens Petersen die Chancen des IS diskutiert, sich auch im islamisch geprägten Zentralasien auszubreiten.
Im Weltblick werden die Fremdenfeindlichkeit in Südafrika sowie die zunehmende Kooperation zwischen Iran und Russland untersucht.
Im Kommentar fordert die abrüstungspolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, Agnieszka Brugger, den Abzug der in Deutschland gelagerten US-Atomsprengköpfe. Angesichts der in den USA längst angelaufenen Modernisierung der entsprechenden Systeme und der Absicht, sie auch in Deutschland auszutauschen. Ist das von besonderer Aktualität.
Neu bei WeltTrends: der Bücherherbst; vorgestellt werden zwölf Bücher zu wichtigen außenpolitischen Themen.
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WeltTrends – Das außenpolitische Journal, Heft 108 (Oktober) 2015 (Schwerpunktthema: „Politischer Islam“), Potsdam / Poznan, 4,80 Euro plus Porto. Weitere Informationen im Internet.
Blätter aktuell
Die Flüchtlingsfrage stellt die EU vor eine Zerreißprobe: Der nationale Egoismus triumphiert, rechte Kräfte erstarken. In dieser gefährlichen Situation darf die Linke nicht populistisch werden, warnt Albrecht von Lucke. Denn indem sie die Fiktion eines guten Volks im Kampf gegen korrupte Eliten beschwört, spielt sie zugleich den Nationalisten in die Hände. Eine aufgeklärte Linke muss stattdessen Europa verteidigen.
Im Kampf um neue Märkte sind die USA und die EU gemeinhin Konkurrenten. Beim geplanten Freihandelsabkommen TTIP kooperieren sie jedoch miteinander auf Kosten der Schwellenländer und der hierzulande geltenden Verbraucherrechte, schreibt die Journalistin Petra Pinzler. Statt den Investorenschutz zu stärken, sollten Brüssel und Washington gemeinsam verbindliche Umwelt- und Sozialstandards schaffen. Nur dann ist eine gerechtere Welthandelspolitik möglich.
Der ehemalige US-Präsident George W. Bush rief einst den ‚Krieg gegen den Terror‘ aus und schuf damit einen überaus mächtigen Sicherheitsapparat, kritisiert der Journalist und Pulitzer-Preisträger James Risen. Bushs Nachfolger, Barack Obama, hat diesen fatalen Trend nicht gestoppt. Vielmehr weitete er den Kampf gegen den Terror sogar noch aus – mit der Folge, dass dieser längst zu einem Kampf gegen die Demokratie geworden ist.
Dazu weitere Beiträge – unter anderem: „Sozialismus reloaded – und revidiert, „‚Wir schaffen das!‘: Integration als Großaufgabe“ und „‚Wir sind das Pack‘: Von Hoyerswerda nach Heidenau“.
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Blätter für deutsche und internationale Politik, Berlin, Oktober 2015, Einzelpreis: 9,50 Euro, Jahresabonnement: 79,80 Euro (Schüler & Studenten: 62,40 Euro). Weitere Informationen im Internet.
Wirsing
So gern hätten die deutschen Bundesländer gezeigt, was sie draufhaben, und hätten in völliger Eigenverantwortung das aktuelle Flüchtlingsproblem gelöst. Aber der Bund greift ein! Wie Moderatorin Andrea Horn in „MDR um 11“ bekanntgab, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: „Die Bundesländer wehren sich dagegen, die Kosten nicht allein stemmen zu müssen.“ Damit müsste A. M. doch eigentlich ganz gut leben können …
Fabian Ärmel
Aus anderen Quellen
Zu den lobenswerten Eigenheiten der Zeitung junge Welt – und zwar durchaus im Gegensatz zu sogenannten Qualitäts- und Mainstreammedien – zählt es, ihren Lesern immer mal wieder die Chance zur eigenen Meinungsbildung auch dadurch einzuräumen, dass russische Dokumente, selbst ausführliche, in deutscher Übersetzung und vollständigem Wortlaut präsentiert werden. So auch im Falle der Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin vor der UNO am 28. September. Putin führte unter anderem aus: „Wir alle sollten die Erfahrungen der Vergangenheit in Erinnerung behalten. Wir in Russland erinnern uns zum Beispiel an die Geschichte der Sowjetunion. Der Export sozialer Experimente, Versuche, aus den eigenen ideologischen Voraussetzungen heraus Veränderungen in dem einen oder anderen Land anzustoßen, haben oft zu tragischen Folgen geführt, nicht zum Fortschritt, sondern zum Verfall. Aber wie es scheint, lernt niemand aus fremden Fehlern, und der Export sogenannter ‚demokratischer‘ Revolutionen geht weiter.“ Mit ähnlichen Resultaten wie bereits früher – nämlich „dass anstelle von Reformen die Institutionen der Staatsmacht und manchmal schlicht die Grundlagen des täglichen Lebens unverblümt zerstört worden sind. Statt des Triumphs von Demokratie und Fortschritt haben wir Gewalt, Elend und soziale Katastrophen erhalten, und die Menschenrechte, allen voran das Recht auf Leben, gelten überhaupt nichts mehr.“
„Für weltweite Antiterrorkoalition“. Die Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin vom 28. September 2015 vor der UNO, junge Welt, 30.09.2015. Zum Volltext hier klicken.
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Zur fehlenden Streitkultur in Deutschland und zum vorherrschenden Meinungseinheitsbrei in den Ton angebenden Print- und elektronischen Medien meint der Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin, Jörg Baberowski: „Es gibt keine Instanz, die den Wortgebrauch festlegt, aber es gibt eine Atmosphäre, in der jene, die das wollen, anderen vorschreiben können, wie sie zu reden haben. Und zwar jene, die die Hoheit über die Kommunikation im politischen Raum haben. Sie können in Deutschland nur noch in einer verordneten Sprache sprechen, wenn Sie sich nicht selbst vom Gespräch ausschließen wollen. Ohne die Freiheit der Sprache aber kann manches überhaupt nicht mehr diskutiert werden, weil nur noch zählt, wer spricht und wie gesprochen wird, aber nicht mehr gelten soll, was jemand sagt.“ Darüber hinaus plädiert Barberowski dafür, „Einwanderung nicht über das Asylverfahren zu steuern“, denn: „Wenn die Notlage von Menschen der einzige Grund soll sein, der zur Einwanderung berechtigt, dann müsste Deutschland jeden aufnehmen, der sein Land verlässt und zu uns will.“
„Natürlich kann auch ein Analphabet einen Asylgrund haben“ (Interview mit Jörg Baberowski), FAZ.NET, 20.09.2015. Zum Volltext hier klicken.
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Immer mehr westliche, auch deutsche Politiker wollen“, so stellt Jürgen Todenhöfer fest, „die Kämpfer des IS mit Bomben besiegen. Dümmer geht’s nimmer. Im irakischen Mossul haben sich weniger als 10.000 IS-Terroristen unter 1,5 Millionen Einwohner gemischt. Um sie auszuschalten, müsste man also – drastisch formuliert – „ganz Mossul platt machen“. Das würde das Leben ungezählter friedlicher Zivilisten kosten und zudem neuen Terrorismus züchten […] Tausendmal wichtiger wäre es, dass der Westen mithilft, im Irak und in Syrien eine Aussöhnung der bitter verfeindeten Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Und dass er Saudi-Arabien sowie die Golfstaaten zwingt, ihre Unterstützung des Terrorismus mit Geld und Waffen zu beenden.“
Jürgen Todenhöfer: Verhandeln mit Baschar al-Assad – wie der IS zu besiegen wäre, Berliner Zeitung online, 24.09.2015. Zum Volltext hier klicken.
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