13. Jahrgang | Nummer 11 | 7. Juni 2010

ANTWORTEN

Horst Köhler, Bundespräsident a. D. – Auf dem Rückflug von einem Besuch bei Bundeswehreinheiten in Afghanistan hatten Sie Klartext gesprochen: Ein Land wie Deutschland müsse seine wirtschaftlichen Interessen im Zweifel auch durch militärische Einsätze wahren. Oder anders ausgedrückt: „Im Zweifel Blut für Öl!“ Ein solches Diktum konnte man zwar auch schon vorher ohne viel interpretatorische Finesse dem geltenden Weißbuch der Bundeswehr entnehmen, trotzdem fiel nahezu die gesamte politische Klasse des Landes – sekundiert von den einschlägigen Medien – über Sie her wie über einen Nestbeschmutzer. Da nutzte es auch nichts mehr, dass ein Sprecher Ihres Amtes nachschob, auf den Afghanistaneinsatz hätte sich Ihre Aussage gar nicht bezogen. Grünen-Bundestagsfraktionschef Jürgen Trittin witterte „Kanonenbootpolitik“ hinter Ihren Worten – jener Trittin, der Minister in der rot-grünen Bundesregierung war, die den Gebrauch von Kanonen durch die Bundeswehr durch die Beteiligung am NATO-Krieg gegen Serbien überhaupt erst wieder hoffähig gemacht hatte. Nun sind Sie also demissioniert, haben den Lafontaine gemacht, wie man Ihnen hinterherhöhnte. Chapeau – mit diesem Abgang kann man Sie, ohne Sie zu verklären, durchaus auch als Mann von Charakter in Erinnerung behalten.

Hannelore Kraft (I), Was-immer-in-Kürze-auch-immer-Darstellende — Von einem Teilnehmer an den Sondierungsgesprächen mit den Linken ist im Kontext mit dem Stichwort „Landeshaushalt“ Ihr Satz überliefert: „Jetzt ist die Wahl vorbei. Jetzt werden die Wahlprogramme einem Realitätscheck unterzogen.“ Bis zu Ihres Parteiveteranen Münteferings beleidigter Aussage, daß es unfair sei, wenn eine Partei an ihren Wahlaussagen gemessen würde, fehlt da nur ein ganz, ganz kleines Stück…

Hannelore Kraft (II), Sondiererin — bei dem, was man über Ihr Gespräch mit den Linken hören konnte, mußte man den Eindruck gewinnen, Sie wollten nicht Rüttgers Abwahl sichern, sondern die Rückkehr Honeckers in die nordrhein-westfälische Politik verhindern. Das darf als weitsichtig gelten, denn Untote und/oder Wiedergänger soll es ja wirklich geben – könn´se glauben.

Wolfgang Kubicki, graumelierter FDP-Eminenz — „Das Problem der FDP heißt Birgit Homburger“, so ist eine Ihrer zeitgenössischen Aussagen formuliert. Nun ist unübersehbar, daß die Führungsriege Ihrer Partei nicht eben mit Sympathieträgern gesegnet ist, aber kann es nicht doch sein, daß das eigentliche Problem der FDP die FDP ist?

Ruprecht Polenz, CDU-Führungsreservist — Ihres Parteifreundes Horst Köhlers offenherzige Auskunft über den Sinn militärischer Eingriffe Deutschlands zur Sicherung seiner makroökonomischen Rolle sei „keine besonders glückliche Formulierung, um es vorsichtig auszudrücken“, werden Sie zitiert. Das dürfte innerparteilich fast schon die verbale Höchststrafe für den Bundespräsidenten sein, danach kommt in der politischen Praxis gleich der „Rücktritt aus Gesundheitsgründen“.

Angela Merkel, leibhaftige Drohkulisse — „Höchste Alarmstufe an der Oder: Merkel besucht Hochwasserregion“ hat Spiegel-online Ihren Besuch an der Oder-Front betitelt. Finden Sie nicht auch, daß diese Formulierung in ihrer Doppeldeutigkeit eine rechte Gemeinheit ist?

Mario L., ehemals Berlin und nun Augsburg — Sie freuen sich darüber, daß Sie Fan des 1. FC Union Berlin sind, sonst hätten Sie das Blättchen gar nicht entdeckt. Wir freuen uns, in der Gegenrichtung sozusagen, über einen Eintrag im Union-Forum, der uns eine Menge Leser beschert hat. Leider kann ja nicht jeder so viel Glück mit seiner Fußballmannschaft haben (und das meinen wir durchaus auch im direkten Sinne).