27. Jahrgang | Nummer 26 | 16. Dezember 2024

Bemerkungen

„In treuster Liebe Deine Marie“

Birgit Jochens hatte ein wunderbares Angebot und ebensolche Gelegenheiten. Sie hat sie beherzt am Schopfe gepackt. Heraus kam ein Buch über die ungewöhnliche Liebe zwischen Wilhelm von Bode und Marie Rimpau. Der Urenkel Wilhelm von Bodes initiierte das Projekt und öffnete das private Bruns-Bode-Archiv der Familie. Das Private Archiv Rimpau wurde desgleichen zugänglich. Hinzu kamen weitere private und öffentliche Archive und der Nachlass Bode bei den Staatlichen Museen zu Berlin.

Bode, der spätere Generaldirektor der Berliner Museen, entstammte einem „gutbürgerlichen“ Milieu von Staatsdienern und Bildungsbürgern in Braunschweig. Marie Rimpau kam aus einer „großbürgerlichen“ Familie, innovative Landwirte auf großen Gütern im heutigen Sachsen-Anhalt. Beide Väter hatten jeweils eine Schwester des anderen zur Frau. Die Kinder kamen 1845 zur Welt.

Die Familien schätzten und besuchten sich. So blieb es nicht aus, dass auch Marie und Wilhelm sich einander zu schätzen lernten. Es „schien, als seien die beiden von Kindesbeinen an füreinander bestimmt gewesen“. Bis sie sich jedoch tatsächlich trauten, einander das Jawort zu geben, vergingen viele Jahre. 1882 endlich heirateten sie. Kurz nach der Entbindung der gemeinsamen Tochter Sophie Marie starb Marie Rimpau 1885 in Berlin.

Über viele Jahre lang lautete die Unterschrift hunderter von Briefen Maries an Wilhelm wie die Überschrift dieses Textes. Den Briefwechsel beider nimmt Birgit Jochens zur Grundlage ihres Buches und zeichnet vornehmlich anhand der Briefe die Liebesbeziehung nach. Dem Buch fehlt eine Genrebezeichnung. Ist es eine (Doppel-)Biographie, ein Briefroman, eine Biographie mit Briefen, eine Studie? Von allem etwas. Vor allem gibt das Buch einen exzellenten Einblick in das Alltagsleben bürgerlicher Großgrundbesitzer auf dem Lande. Aber auch in das der städtischen „guten bürgerlichen Gesellschaft“ der Gründerzeit. Schließlich erhält der Leser interessante Aufschlüsse in die Ankaufspolitik der großen Berliner Museumssammlungen, wenn er etwa Bode auf seinen Italienreisen begleitet.

Ungewöhnlich war die Liebe auch deshalb, weil es familiäre Widerstände gegen die Beziehung wegen der engen verwandtschaftlichen Bindungen gab. Während die katholische Kirche Ehen zwischen Vettern und Cousinen ersten Grades untersagte, erlaubte dies jedoch das bürgerliche Recht. Bereits in den ersten – kindlichen – Briefen klingt ein Ton an, der auf ein gemeinsames Leben im Alter schaut. Nicht nur als Bode in Berlin studierte und an seiner Dissertation zum Maler Frans Hals schriebt, wurde er von „Flimmermigräne“ heimgesucht. Es waren epileptische Anfälle. Auch hier blieb Marie fest an seiner Seite, zeigen die Briefe.

Der Briefwechsel ist äußerst umfangreich, einzelne Briefe können schon mal etliche Seiten umfassen. Die Briefe (oder nur Teile davon) wurden damals häufig im familiären Kreis vorgelesen. Sie waren wichtige Nachrichtenquellen von allgemeinem Interesse in Zeiten ohne WhatsApp und desgleichen.

Sozial- und kulturhistorisch interessierte Leser werden auf ihre Kosten kommen, nicht in erster Linie die kunsthistorisch interessierten.

PS: Die Rimpaus lebten zeitweise auf der Burg Schlanstedt, am Huy gelegen. Das ist heute der traditionelle Startpunkt des Huy-Burgen-Laufs, den der Verfasser wegen der ausgezeichneten Atmosphäre und der umgebenen Landschaft gleichwohl empfehlen kann.

Jürgen Hauschke

Birgit Jochens: Wilhelm von Bode und Marie Rimpau. Eine ungewöhnliche Liebe. Quintus, Berlin 2024, 248 Seiten, 25,00 Euro.

 

„Eine Minute vor 12!“ – Appell der 38

Mit Blick auf jüngste Einsätze von weitreichenden westlichen Raketen durch die Ukraine gegen Ziele im russischen Landesinneren heißt es in einem von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten sowie von 36 weiteren Prominenten unterzeichneten Appell, den die Zeitschrift Emma am 4. Dezember 2024 publizierte: „Wir befinden uns in der vielleicht gefährlichsten Phase dieses Krieges. Unsere oberste Pflicht sollte sein, eine Katastrophe für unser Land und alle Menschen in Europa zu vermeiden.“ Die Verfasser fordern weiter, dass sich die deutsche Politik „mit Nachdruck für eine Deeskalation und einen sofortigen Waffenstillstand mit anschließenden Friedensverhandlungen einsetzt“.

Wagenknecht und Schwarzer hatten im Februar 2023 ihr „Manifest für Frieden“ veröffentlicht. Damals schrieben sie: „Es ist zu befürchten, dass Putin spätestens bei einem Angriff auf die Krim zu einem maximalen Gegenschlag ausholt. Geraten wir dann unaufhaltsam auf eine Rutschbahn Richtung Weltkrieg und Atomkrieg?“ Jenes Papier hat auf der Plattform change.org bereits mehr als 910.000 Unterstützer. Bis zu den auf den 23. Februar 2025 vorgezogenen Bundestagswahlen könnte eine Million überschritten werden. Zur persönlichen Beteiligung hier klicken.

 

Bruno Kahl – Propagandist der Stunde

Einschlägige westlichen Statistiken, auch direkt von der NATO, weisen aus, dass die Mitgliedsstaaten des Paktes derzeit etwa zehnmal so viel Geld für ihre Streitkräfte ausgeben wie Russland (1,19 Billionen US-Dollar zu 127 Milliarden US-Dollar). Selbst ohne das Militärbudget der USA und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Kaufkraft bleibt das deutliche Übergewicht zugunsten der NATO bestehen (430 Milliarden US-Dollar zu 300 Milliarden US-Dollar).

Aber natürlich ist auch diese erkleckliche Unwucht zugunsten des Westens unter dem Strich nur ein weiteres Indiz für die zunehmende russische Bedrohung!

Wie das geht?

Bruno Kahl, der aus unser aller Steuergeldern nicht unterbezahlte amtierende Chef des BND, weiß und praktiziert es. Bei einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) am 27. November 2024 erklärte er – nicht in freier, also vielleicht irrtümlicher Rede, sondern vom Blatt: „Meine Damen und Herren, Russland bereitet sich auf einen Krieg mit dem Westen vor. Entsprechend investiert Moskau in seine Streitkräfte. Die militärischen Ausgaben [Russlands – S.] belaufen sich in diesem Jahr – am Bruttoinlandsprodukt gemessen – auf ein Vielfaches dessen, was die NATO-Staaten in ihre Verteidigung investieren.“

Fakt ist: Russland investiert derzeit, einer aktuellen Greenpeace-Studie zufolge, rund ein Drittel seines gesamten Staatshaushaltes in das Militär (etwa sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes) – eine Belastung, bei der, so die Autoren der Studie, fraglich erscheinen müsse, ob sie auf Dauer tragbar sei.

Doch zugleich eine Belastung, die – siehe oben – von den NATO-Militärausgaben uneinholbar weit entfernt ist. Wie damit ein Krieg gegen die konventionell heute schon (dazu ausführlich Blättchen 15/2022) und angesichts der russischen Verluste im Ukraine-Krieg zunehmend überlegene NATO vorbereitet werden soll, wollte das DGAP-Publikum dann offenbar schon gar nicht mehr wissen, denn dem Vernehmen nach lauschte man ergriffen und fragte im Übrigen nicht nach.

Sarcasticus

Werbekönig von Berlin

Sie lauert überall: die Werbung. Reklametafeln, Leuchtschriften, Zeitungsanzeigen oder Fernsehspots buhlen um unsere Aufmerksamkeit. Selbst Straßenbahnen oder Omnibusse sind zu fahrenden Litfaßsäulen geworden.

Apropos Litfaßsäulen. Ist vielleicht ein gewisser Ernst Theodor Amandus Litfaß an dem heutigen Dilemma schuld? Der Druckereibesitzer und Herausgeber von Zeitungen wie dem „Berliner Krakehler“ und der „Berliner Schnellpost“, der vor über zweihundert Jahren, genau am 11. Februar 1816, in Berlin zur Welt kam, avancierte im 19. Jahrhundert zum „Säulenheiligen“. Jahrhundertelang war Werbung die Sache von Marktschreiern, speziellen Warenkatalogen und Werbezeitschriften oder öffentlichen Aushängen. Häufig wurden die Zettel, Plakate oder Drucksachen einfach an die Häuserwände geklebt. Dieses wilde und illegale Plakatieren ärgerte viele Bürger, und das brachte besagten Herrn Litfaß auf die Idee: Warum nicht all diese Bekanntmachungen und die Werbung auf eigens dafür geschaffenen „Annoncier-Säulen“ zu vereinen? Na gut, die Idee war nicht ganz auf seinem Mist gewachsen – in einigen europäischen Großstädten gab es bereits diese „Anschlagsäulen“, und dort hatte sie der umtriebige Litfaß wohl bei seinen Reisen entdeckt.

Jedenfalls erhielt er im Dezember 1854 vom Polizeipräsidenten die Konzession zur „Errichtung einer Anzahl von Anschlagsäulen auf fiskalischem Straßenterrain zwecks unentgeltlicher Aufnahme der Plakate öffentlicher Behörden und gewerbsmäßiger Veröffentlichungen von Privatanzeigen“. Im April 1855 war es dann so weit, die erste zylinderförmige Litfaßsäule wurde an der sogenannten Ziegenbockswache in der Münzstraße (Berlin-Mitte) errichtet. Das war damals so ein aufsehenerregendes Ereignis, dass das neue „Stadtmöbel“ am 1. Juli feierlich und mit Tschingderassabum eingeweiht wurde, und zwar zu den Klängen der „Annoncier“-Polka des Komponisten Béla Kéler.

Die Sache wurde ein voller Erfolg und Ernst Litfaß durch das bis 1865 gültige Monopol zu einem reichen Mann. Vor 150 Jahren, am 27. Dezember 1874, verstarb der „Werbekönig von Berlin“ (übrigens während einer Kur in Wiesbaden), doch seine Erfindung lebte weiter. Bald standen seine Säulen in allen Städten des Deutschen Reiches. Sie dienten nicht nur der Werbung, sondern vor allem zur Veröffentlichung von Neuigkeiten, Heiratsannoncen, Vermisstenanzeigen, Spielplänen von Theatern und Varietés und dergleichen mehr. Besonders für die arme Bevölkerung waren sie ein Zeitungsersatz und in Kriegszeiten eine wichtige Informationsquelle.

Nicht unerheblich war: Die städtischen Behörden hatten nun die öffentliche Kommunikation unter Kontrolle – bis hin zur Zensur. Und so wurden sie später auch für die Verbreitung von politischen Ideen genutzt. Ob die Städte durch die Litfaßsäulen auch sauberer wurden, ist nicht belegt. Im Internet-Zeitalter haben sie ihre Funktion als Informationsmedium allerdings weitgehend verloren, trotzdem gab es vor zehn Jahren in Deutschland noch rund 67.000 Exemplare, allein in Berlin davon über 3150. 2019 schien jedoch ihr Ende zu kommen, denn die meisten historischen Säulen verschwanden aus dem Stadtbild, was zu einem Aufschrei der Berliner führte. Inzwischen kommt die gute alte Litfaßsäule zurück, natürlich in einer modernen Version, teilweise beherbergt sie Mobilfunktechnik oder Luftfilteranlagen. Tradition und Nostalgie lassen sich eben nicht so schnell aus der Welt schaffen.

Manfred Orlick

Film ab

Der Titel des Films verrät, dass es um die geheime Wahl eines neuen Papstes durch das sogenannten Kardinalskollegium der römisch-katholischen Amtskirche geht. Dem Gremium gehören alle lebenden Kardinäle der Welt an; wahl- und damit teilnahmeberechtigt bei einem Konklave sind jedoch nur jene, die am Todestag des verstorbenen Papstes das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Papstwahlen finden traditionell in der Sixtinischen Kapelle statt.

Kinogängern, die noch nichts darüber wissen, was für ein kleingeistiger Intrigantenstadel mit welch hohem Maß an Skrupellosigkeit und krimineller Energie der Vatikan – von seinen Adepten gern auch Heiliger Stuhl genannt – ist, dem kann Edward Bergers Hollywood-Debüt als quasi Einführungslektion nur wärmstens empfohlen werden. Anderen Kinogängern soll mit dieser Bemerkung aber keineswegs vom Besuch abgeraten werden, denn der Film ist mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci und John Lithgow als Kardinäle und Isabella Rossellini als leitender Nonne im Team der kirchlichen Bediensteten rund um das Konklave schauspielerisch hochkarätig besetzt und im Übrigen durchaus packend inszeniert.

Berger hatte sich die Latte auch ganz schön hochgelegt. In einem Interview bezeichnete er als „Referenzpunkt“ für das jetzige Werk „Alan Pakula mit seinen ‚New Hollywood Polit-Thrillern‘ aus den 70ern“. Das waren „Zeuge einer Verschwörung“ („The Parallax View“, 1974) und vor allem Pakulas Film über die Watergate-Affäre „Die Unbestechlichen“ („All the President’s Men“, 1976; vier Oscars, vier Nominierungen).

Die Einladung, „Konklave“ zu machen, war die hollywoodtypische Antwort darauf, dass Bergers vorhergehender Film – das Kriegsepos „Im Westen nichts Neues“ (siehe Blättchen 23/2022) – für neun Oscars nominiert worden war und vier gewonnen hatte.

Angesichts dessen, dass die jüngst im Vatikan zu Ende gegangene Weltsynode der katholischen Kirche sich wiederum nicht auf eine künftig wirklich deutlich wichtigere Rolle von Frauen im amtlichen Katholizismus verständigen konnte, hält Bergers Film am Ende auch noch eine hübsche Pointe bereit. Wer allerdings Robert Harris‘ gleichnamigen Roman von 2016 kennt, auf dem das Drehbuch beruht, der weiß leider schon, worauf das Ganze hinausläuft …

Clemens Fischer

„Konklave“, Regie: Edward Berger; derzeit in den Kinos.

 

Vom Niedergang einer menschlichen Unterart

Eine menschliche Unterart ist drauf und dran, sich mit Unarten die Sympathien der Mitmenschen zu verderben. Gemeint ist homo sapiens equus de viribus suis (oder so ähnlich), also jemand, der im Sattel sitzend aus eigener Kraft vorwärts kommt. Die lateinische Formulierung konnte nicht überprüft werden, weil der Lateinunterricht an der Schule in meinem Wohngebiet einem vom Schulamt herbeigerufenen Seiteneinsteiger obliegt, dessen Qualifikation darin besteht, etliche Fremdwörter zu kennen und oft aus einem Römer zu trinken.

Der Radfahrer, und er ist natürlich gemeint, erfreute sich noch vor ein, zwei Jahrzehnten allgemeiner Beliebtheit. Seine auf die Pedalen einwirkenden Füße hinterließen einen höchst geringen ökologischen Fußabdruck, ehe es diesen Fachbegriff überhaupt gab. Gelegentliche Abgase waren im Vergleich zu Motorrädern und Autos vernachlässigbar. Den Radfahrern galt das Mitgefühl der Massen, wenn wieder einmal ein Autofahrer seine Tür in das Schulterblatt oder die Lendengegend eines Radfahrers geöffnet hatte. Radfahrer lärmten nur, wenn sie alkoholisiert auf dem Heimweg oder auf einer Sternfahrt waren. Ansonsten waren sie still, flink und freundlich. In der DDR genoss das Radfahren auch dank der Internationalen Friedensfahrt höchste Popularität.

Heute ist alles anders, heute ist es schlimm. Gemeint ist nicht, dass viele Fahrräder jetzt motorisiert sind. Nein, maßlos unterstützt von einer praxisfremden Partei, deren an die Farbe von Lindenblättern erinnernde Name hier nicht genannt sein soll, sind Radfahrer als Individuen wie als Streitmacht gefährlich und rücksichtslos geworden. Auf Fußwegen, die sie aufgrund einer grenzdebilen Gesetzgebung benutzen dürfen, fahren sie millimeterdicht an die Fußgänger heran, unwillig oder zu schwächlich, die Fahrradklingel zu bedienen. Als Rotte und Lobby setzen sie die Verengung von Straßen durch das Anlegen immer neuer Radwege durch, die sie dann aber nicht benutzen, weil sie sich an die danebenliegenden Fußwege gewöhnt haben. Der Verkehrsfluss wird durch den Wegfall oder die Verengung von Fahrspuren behindert, und Pendler verlieren jeden Tag wertvolle Minuten. Die Radfahrer und ihre Fürsprecher erzwingen immer neue Verkehrsversuche, deren Sinnlosigkeit für den gesunden Menschenverstand von vornherein feststeht, für die aber Tausende Euro der knappen kommunalen Mittel ausgegeben werden.

Wer jetzt schnell eine Anti-Radfahrer-Partei gründet und sich mit ihr in den Wahlkampf stürzt, wird zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 zumindest solche Kleinstparteien wie FDP und Linke überholen.

Rainer Rönsch

Wiener Streifzüge

Der Einlauf von Franz Schandl beginnt mit der Frage „Kapitalismus forever?“

Sein erstes Fazit: „Eine radikale Alternative, die diesen Namen wirklich verdient, steht vor immensen Herausforderungen. Mit abgeschmackten Rezepten wie Demokratie und Gerechtigkeit, Lohnerhöhungen und Gleichstellungen ist dem Universum des Kapitals sowieso nicht beizukommen. Derlei Losungen sind völlig in der Immanenz befangen und landen über kurz oder lang in der Affirmation. Deutlich sieht man das an den Grünen. Einst zumindest ein vager Hoffnungsschimmer und ein kleineres Übel, entpuppen sie sich inzwischen als bellizistische Werteeiferer. Unsereins zweifelt freilich auch am Verzweifeln. Das Irre wird weitermachen und wir auch. Etwas Besseres fällt uns zur Zeit auch nicht ein.“

Im Heft aus Österreich findet der Leser unter anderen folgende Texte: Franz Schandl schreibt übers Kaufen – Hendrik Wallat weiß von Abgründen progressiver Sozialforschung – Peter Klein prokrastiniert – Lorenz Glatz ist gegen die Festung Europa – Hermann Engster erzählt von Gretel und Hänsel – Petra Ziegler sieht einen Anfang kurz vor dem Ende.

jühau

Streifzüge, Nr. 90, Herbst 2024, 10,00 Euro, Bestellung online.

 

Aus anderen Quellen

Im Editorial der aktuellen Ausgabe von Ausdruck mit „Schwerpunkt: Atomwaffen“ schreibt Ben Müller über die Organisation „Nihon Hidankyo“, der gerade der Friedensnobelpreis verliehen wurde: „Die japanische Gruppe gründete sich 1956 aus Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Heute ist Nihon Hidankyo in ganz Japan aktiv. Die Mitglieder informieren über die Folgen von Kernwaffenexplosionen und setzen sich für die internationale Ächtung und Beseitigung dieser Waffen ein, so dass niemand mehr das Leid, das davon ausgeht, erfahren muss. Außerdem unterstützen sie die ‚Hibakusha‘, wie die Überlebenden in Japan genannt werden, bei der Durchsetzung ihrer Rechte in Japan und im Ausland.

Ausdruck. Magazin der Informationsstelle Militarisierung e. V., Ausgabe 119, Dezember 2024, Schwerpunkt: Atomwaffen. Zum kostenfreien Download der Ausgabe hier klicken.

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Laut Medienberichten hat sich Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) „unbeeindruckt“ von Russlands geänderter Atomwaffendoktrin gezeigt: „Wir lassen uns nicht einschüchtern, egal, was immer wieder Neues herumposaunt wird.“ Dazu meint Tobias Riegel: „Es geht aber in dieser Frage um Leben und Tod – und nicht um Haltungsnoten. Es geht also nicht darum, den Eindruck zu erwecken, dass einen solche Drohungen nicht beunruhigen würden – wen solche Drohungen nicht beunruhigen, der ist an verantwortlicher Stelle völlig fehl am Platze.

Tobias Riegel: Ach, das bisschen Atomkriegsrisiko …, nachdenkseiten.de, 21.11.2024. Zum Volltext hier klicken.

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Zur Überschrift seines Beitrages (siehe unten) kam Harald Neuber durch einen Vortrag von Rear Admiral Thomas R. Buchanan, Direktor für Strategie und Politik beim US-Strategiekommando (Stratcom), in dem dieser im Hinblick auf einen nuklearen Schlagabtausch erklärt habe: Man wolle einen solchen Konflikt unter Bedingungen beenden, „die für die Vereinigten Staaten am besten annehmbar sind“. Das Ziel sei es, auch nach einem Atomkrieg über „ausreichende Fähigkeiten und Reservekapazitäten“ zu verfügen, um weiterhin als globale Führungsmacht agieren zu können. Gewinnen definiere sich dann nicht mehr über einen klaren Sieg, sondern darüber, die Führungsrolle zu behaupten.

Harald Neuber: Im Fall eines Atomkrieges – USA wollen auch danach Weltmacht bleiben, telepolis.de, 25.11.2024. Zum Volltext hier klicken.

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„Inmitten der viel zitierten Demokratiekrise und angesichts eines weltweiten rechtsextremen Siegeszugs“, so Dörte Wollrad, „kann es durchaus hilfreich sein, von den Wahlen der Anderen zu lernen. Angesichts der globalen Demokratiekrise und des Aufstiegs rechtsextremer Kräfte bietet ein Blick auf Uruguays politische Landschaft wertvolle Lektionen. In einer extrem polarisierten Region ist Uruguay seit langem ein demokratisches Vorbild – ein Land, in dem der Rechtsstaat funktioniert und politische Debatten geführt werden, ohne in Hass zu verfallen.“

Dörte Wollrad: Triumph der Einheit: Mitte-links-Bündnis gewinnt in Uruguay, ipg-journal.de, 26.11.2024. Zum Volltext hier klicken.

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Kit Klarenberg berichtet: „Am 15. November veröffentlichte The Times einen bemerkenswerten Bericht, in dem aufgedeckt wurde, dass auf höchster Ebene des Londoner Verteidigungsapparats ernsthafte ‚Fragen‘ zur Lebensfähigkeit der beiden Flaggschiff-Flugzeugträger Großbritanniens gestellt werden. Noch vor wenigen Monaten wären solche Perspektiven undenkbar gewesen. Doch die darauffolgende Berichterstattung scheint zu bestätigen, dass die Schiffe zum Abwracken bestimmt sind.“

Kit Klarenberg: Untergang eines Imperiums – Die Royal Navy ist Geschichte, uncutnews.ch, 29.11.2024. Zum Volltext hier klicken.

Zusammengetragen von Wolfgang Schwarz.

Letzte Meldung

Laut Tagesspiegel vom 12. Juni 1983 leben seinerzeit fast zwei Millionen Analphabeten in der BRD. Laut Tagesschau sind es derzeit 6,2 Millionen. Selbst wenn man in Rechnung stellt, dass die Westdeutschen unter sich 1983 nur 61,3 Millionen Nasen zählten, die Gesamtdeutschen heute hingegen 83,3 Millioneneine beachtliche Entwicklung! Von Fortschritt würde man in diesem Kontext aber wohl eher nicht sprechen …

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