22. Jahrgang | Nummer 23 | 11. November 2019

Antworten

GroKo, Hospizinsassin – „Das Wrack der großen Koalition, selbst in seinen Glanztagen kein seetüchtiges Schiff, ist plötzlich auseinandergeborsten. Es war kein mächtiger Windstoß, der das arme Ding in Stücke fegte, ein sozialdemokratischer Minister nur […] hat sich im Schlaf umgedreht, und alles war vorbei.“
Ob sich wohl in Kürze bewahrheitet, was Carl von Ossietzky bereits in der Weltbühne vom 1. April 1930 konstatiert hatte?

Holger und Silke Friedrich, ein „bisher eher unbekannte[s] Ehepaar“ (Der Tagesspiegel) – Sie haben die Berliner Zeitung gekauft. Die Übernahme habe „mit dem Osten zu tun. Auch mit einem gewissen Trotz“ („[…] dass wir den Palast der Republik abgeräumt haben, um uns eine Schlossattrappe hinzustellen, ist noch das geringste Problem.“); das Blatt selbst fänden Sie „anständig“.
Allerdings – vom Zeitungsmarkt und Zeitungsmachen haben Sie keine Ahnung.
Oder mit Ihren eigenen Worten: „Wir sind branchenfremd […].“
Doch das sehen Sie „als absolutes Potenzial, als Chance für den Verlag“.
Und Sie wollen „erfolgreich sein“ und „Geld verdienen“.
Ohne dass die Frage in dem betreffenden Interview auch nur aufgeworfen worden wäre, versicherten Sie überdies: „Nein, wir handeln nicht im Auftrag von russischen Oligarchen oder rechtskonservativen Geheimniskrämern […].“ Zur Verfügung stände Ihnen „ein komfortabler zweistelliger Millionenbetrag“.
Wow, da gab es wahrlich schon substanzlosere Melangen, die als Vorlage für formidable Verschwörungstheorien ausgereicht haben …

Robert Kagan, Falke, US-Sicherheitsexperte, einst Berater von Senator McCain – Wenn man hierzulande den USA attestiert, „ein bellizistisches Temperament [zu besitzen], das sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ungenierter denn je ausleben konnte“ (O-Ton Gabor Steingart, Ex-Herausgeber Handelsblatt), wird man nicht nur von eingefleischten Atlantikern schnell des Antiamerikanismus geziehen. Sie sind Insider und haben als solcher festgestellt: „Mächtige Staaten sehen die Welt mit anderen Augen als schwächere Staaten. Sie bewerten Risiken und Bedrohungen anders, sie definieren Sicherheit anders. Wenn du einen Hammer hast, sehen plötzlich alle Probleme wie Nägel aus.“
Wir danken für die Klarstellung. Damit können wir gut leben.
Allerdings – Feinde braucht man eigentlich nicht mehr, wenn man solche Freunde hat …

Angela Merkel – Zu DDR-Zeiten war Ihre Variante von „I had a dream“ zwar dorthin gerichtet, wo diese Worte gesprochen worden sind – allerdings Ihrerseits eher uckermärkisch-bodenständig: „Die Rocky Mountains sehen, mit dem Auto herumfahren und Bruce Springsteen hören – das war mein Traum.“
Da mag sich mancher allerdings fragen, warum Sie beim legendären Springsteen-Konzert in Weißensee am 19. Juli 1988 unter den 160.000 Besuchern nicht gesichtet wurden.
Wir fragen uns das nicht.
Denn schließlich haben Sie ja auch den Mauerfall in der Sauna verbaselt.

Matthias Döpfner, Springer-Chef – Da zum von Ihnen verantworteten Portfolio an vorderer Stelle auch die Bild-Zeitung gehört, trennen uns natürlicherweise schon deswegen Welten. Solche Trennung sollte aber – zumal in Zeiten von AfD-Aufschwung und anderer Gefährdungen der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie – nicht wie ein Brett vorm Kopf gehandhabt werden. Wir bemühen uns zumindest darum.
Sie sagten jetzt dem Spiegel: „Die junge Generation hat als zentrale Zukunftsfrage die Zerstörung unseres Planeten und die dramatische Klimaerwärmung erkannt, zu Recht. Aber ich glaube, dass wir aufpassen müssen, nicht im Zuge dieser Bewegung wieder eine neue Form von Toleranz-, Freiheits- und Demokratievergessenheit zu befördern. Es beunruhigt mich, wenn Aktivisten sagen, dieses Anliegen ist so wichtig, dass es mit den Mitteln der Demokratie nicht zu lösen ist, wir brauchen autoritäre Reformen für einen guten Zweck. Viel Schreckliches begann im Namen einer guten Absicht.“
Wacker gesprochen!
Wir werden jetzt einfach öfters mal in die Bild-Zeitung schauen, ob sich da Abglanz Ihrer Worte breit macht.

Elizabeth Teissier, Kaffeesatzunke, äh, Astrologin – Sie sagen der Bundeskanzlerin mit Blick auf 2020 ein annus horribils voraus: „Die Planeten haben sich 2020 gegen Angela Merkel (Sternzeichen Krebs mit Aszendent Schütze) verschworen“, menetekelten Sie und prophezeiten: „[…] wenn Pluto und Mars sie angreifen, wird es hart für sie!“
Wir wissen zwar nicht, woher der Firmamentzwerg Pluto ins Spiel kommt, aber Ihrem lapsus linguae kann abgeholfen werden – nicht Mars, Merz!

Barbara Schöneberger, Moderatorin – Sie halten zu Hause ihre eigenen Hühner und ließen die Menschheit unlängst wissen: „Die legen Eier und sind glücklich. Das kann ich jedem nur empfehlen.“
Wir wären auch gern glücklich und haben’s daher versucht. Doch das mit dem Eierlegen will und will einfach nicht klappen.