Apartheid in Israel
Vor einigen Wochen ehrte Das Blättchen Rosa Parks anlässlich ihres 100. Geburtstages – jene farbige Frau, die am 1. Dezember 1955 in Montgomery, Alabama, USA, verhaftet worden war, weil sie sich geweigert hatte, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen. Dies löste seinerzeit einen gewaltigen Schub in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung gegen Rassendiskriminierung aus. Ist in nächster Zeit in Israel mit vergleichbaren Entwicklungen zu rechnen?
Seit Anfang März sind nämlich im von Israel völkerrechtswidrig besetzten Westjordanland separate Buslinien nur für Palästinenser im Einsatz. Für Juden gibt es andere Busse. „Per Bus in die Apartheid“ – so kommentierte Aeyal Gross diesen „Fortschritt“ in einem Leitartikel in Haaretz. Gross ist Absolvent der Harvard School of Law und unterrichtet seit 1996 Jura an der juristischen Fakultät der Universität Tel Aviv. „In Israel […]“, so schrieb Gross, „sind wir durch einen Zeittunnel zurück ins Jahr 1896: Palästinenser werden im Westjordanland aus öffentlichen Bussen vertrieben […]. So sollen Juden und Palästinenser auf dem Weg zur Arbeit voneinander getrennt werden.“
Mit 1896 spielte Gross auf eine Entscheidung des Obersten Gerichtes von Louisiana aus jenem Jahr an, der zufolge die Rassentrennung in den Zügen dieses US-Bundesstaates keine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes darstellte. Erst im Gefolge der von Rosa Parks ausgelösten Auseinandersetzungen wurde die Entscheidung von 1896 revidiert. Zur jetzigen weiteren Diskriminierungsmaßnahme der israelischen Regierung gegenüber den Palästinensern meint Gross: „[…]trotz der Unterschiede zwischen der Lage in den besetzten Gebieten und einer juristischen Definition von Apartheid, ist diese Busregelung doch ein weiteres Charakteristikum eines Regimes, das basiert auf der räumlichen und rechtlichen Trennung verschiedener Bevölkerungsgruppen. Israel wird so der Apartheid einen weiteren Schritt näher gebracht.“
Alfons Markuske
Nicht verpassen! Oder: Verdienter Oskar
So glücklich bin ich lange nicht aus dem Kino gekommen, und zu danken habe ich das „Searching for Sugarman“: eine noble Dokumentation über einen tollen Musiker und bewundernswerten Menschen! Und völlig zu Recht mit einem Oskar gekrönt!
Protagonist ist der amerikanische Musiker Sixto Rodriguez, der in den 70er Jahren zu großen Hoffnungen Anlass gab. Aber nach dem zweiten kommerziell erfolglosen Album wird er vom Musikbusiness fallen gelassen und kehrt wieder zurück in sein Leben als Bauarbeiter. Was er nicht weiß – die Lieder aus diesen beiden Alben werden für die kritischen Jugendlichen der weißen Mittelklasse im Südafrika der Apartheid zu einem Aufbruchssignal. Es werden rund 500.000 Platten verkauft! Spätestens, als in Kapstadt das Gerücht von seinem Freitod auf offener Bühne die Runde macht, wird Rodriguez zur Legende. Doch das ist kein spektakulär gemachter Film. Der Regie von Malik Bendjelloul genügt das Spektakuläre der Story, um ganz dahinter zurückzutreten. Sie vertraut der Einmaligkeit der Ereignisse, der Einmaligkeit ihres Protagonisten und tut gut daran. Das oft missbrauchte “Bigger than Life” – hier ist es am Platze und Bendjelloul hat sich ihm auf eine noble Weise untergeordnet. Eine unglaubliche Geschichte mit einem unglaublichen Ende – man verpasse sie nicht! Sollte jemand nach dieser Empfehlung enttäuscht aus dem Kino kommen, erstatte ich das Eintrittsgeld!
Julia Michelis
Grüne Nadeln, blaue Säcke
Es war nicht die Nachtigall und auch die Lerche nicht. Es war ein schöner schwarzer Vogel, und er saß genüsslich inmitten des Futters, das ich auf die Terrasse gestreut hatte. Der Schnee war ja so sachte auf dem Rückzug. Also ging ich, dermaßen frühlingsbeschwingt, in den Garten, um zu erkunden, wie weit der Schneerückzug in den übrigen Ecken gediehen sei. Zum Beispiel war diese Truhe wieder völlig schneefrei. Das war aber nicht wirklich gut, wenigstens nicht für mich. Denn was musste ich sehen? Der Schnee hatte den Deckel, alles Kunststoff, schräg auf die Truhe geschoben und, er hatte eine der Seitenwände eingedrückt. Und in dieser Truhe befinden sich die Auflagen für die Gartenmöbel. Und außerdem befinden sie sich nun in einem Zustand, der ihre Wiederverwendung als nicht geraten erscheinen lässt.
Dabei, der Plan war gut. Der Plan sah vor, diese Truhe während des letzten Herbstes in die kleine Laube im Garten zu verbringen. Aber irgendwie hat es nie geklappt, und dann war plötzlich der Winter da. Mit den fünf Säcken Laub, die dort stehen, verhält es sich ähnlich. Ich hatte, als die Blätter fielen, fleißig gesammelt, und wollte sie eigentlich in den Wertstoffhof fahren. Da kam der Winter, und die blauen Säcke waren unter all dem Weiß nicht mehr zu sehen. Ich werde sie demnächst ordnungsgemäß entsorgen. Zusammen mit dem Weihnachtsbaum, der liegt in der anderen Ecke. Und er nadelt fast nicht, der sieht noch beinahe ungebraucht aus. Vielleicht muss er ja nicht wirklich weg. Im Übrigen hatte ich gleich gesagt, dass dieser Garten zu groß ist. Als ich das zur Wohnungsbesichtigung murmelte, da rammte sie mir den Ellbogen in die Seite.
Henryk Goldberg
Musik
Wer nur von Musik etwas versteht, versteht auch davon nichts.
Hanns Eisler
Musik ist nur ein Geräusch, bis sie einen empfänglichen Geist berührt.
Paul Hindemith
Ohne Musik kann keine wissenschaftliche Disziplin Vollkommenheit erlangen.
Isidor von Sevilla
Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten.
Gustav Mahler
Die Komponisten sollten nur Musik schreiben, in der man wohnen kann.
Darius Milhaud
Musik ist der Blütenstaub der Menschlichkeit, ein Duft von sinnlichen Reizen und Verständnis für die Schönheit.
Aulis Sallinen
Die Meinung, ein Mann könne nicht immer die gleiche Frau lieben, ist so unsinnig wie die Behauptung, ein Geigenspieler brauche für dasselbe Musikstück mehrere Violinen.
Honoré de Balzac
Zusammengestellt von F.-B. Habel.
Wirsing
Kurz vor dem Ableben des venezolanischen Präsidenten berichtete eine Reporterin auf Euronews aus Caracas von Demonstrationen: „Die Opposition forderte einen Beweis, dass Hugo Chávez noch am Leben ist, ansonsten solle er zurücktreten.“ Das war nun wirklich zu viel verlangt!
Vom vor zweieinhalb Jahren ebenfalls zu früh verstorbenen deutschen Regisseur Christoph Schlingensief haben wir Filme und Stücke sehen können, die die Regeln des guten Geschmacks gezielt verletzten. „Eine Schweinerei!“, schimpfte manch braver Zuschauer. Ein bisschen übertrieben scheint aber eine Überschrift im Feuilleton der Berliner Zeitung zu sein: „Schlingensief-Sauspielerin Brigitte Kausch gestorben“. Sie war eine wirklich feine ältere Dame!
Glücklicherweise gibt es nicht nur von Toten zu berichten, sondern auch von Anreizen, gesund zu bleiben. Im Teletext von N24 wurde der Polizeichef von Hanoi zitiert, der Kollegen, die zu viel oder zu wenig gegessen haben, in den Innendienst versetzen will: „Wir halten Ausschau nach Polizisten, die zu klein sind oder Schmierbäuche haben.“ Wahrscheinlich haben Spitzbuben die Polizisten geschmiert, und die sind jetzt gebauchpinselt!
Fabian Ärmel
Dummheit frisst, …
Viel essen macht viel breiter
Und hilft zum Himmel nicht.
Es kracht die Himmelsleiter,
kommt so ein schwerer Wicht.
Das Trinken ist gescheiter.
Das schmeckt schon nach Idee.
Da braucht man keine Leiter,
das geht gleich in die Höh’.
Joseph von Eichendorf
(1788-1857)
Schlagwörter: Aeyal Gross, Alfons Markuske, Apartheid, F.-B. Habel, Fabian Ärmel, Henryk Goldberg, Israel, Joseph von Eichendorf, Julia Michelis, Musik, Sixto Rodriguez