28. Jahrgang | Nummer 6 | 24. März 2025

Antworten

Annalena Baerbock, „Auslaufmodell“ – als solches bezeichnete Sie im Tagesspiegel der frühere Vorsitzende der Münchener Sicherheitskonferenz und Topdiplomat Christoph Heusgen. Andere spitze Zungen meinten, Sie seien die dümmste Außenministerin der Welt. Wie dem auch sei, das Auswärtige Amt (!) will Sie jetzt auf den Stuhl des Präsidenten der UNO-Vollversammlung setzen. Warum wohl der eigene bisherige Vorschlag durch dieses Haus gecancelt wurde, …? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die renommierte Diplomatin Helga Schmid, „die beste und international erfahrenste deutsche Diplomatin“. war bereits im vergangenen Jahr nominiert worden. Sie war unter anderem Generalsekretärin der OSZE. Heusgen nennt Ihre Nominierung eine „Unverschämtheit“ und bewertet sie als „Aktion Abendbrot“.

Sich quasi selbst in dieser Art für ein lukratives Amt vorzuschlagen und zu nominieren, dazu gehört schon eine unglaubliche Chuzpe. Geht so feministische Außenpolitik oder erleben wir wieder einmal „Baerböcke“?

Nach dieser 360 Grad Karrierewende – auf eine erneute Führungsposition in der Bundestagsfraktion der Grünen hatten Sie verzichtet, um sich mehr der Familie zu widmen – benötigt Deutschland noch eine Anschlussverwendung für den Kinderbuchautor, der Literaturnobelpreis 2025 soll ja noch nicht final vergeben sein.

 

Mario Czaja, CDU-Abweichler gegen Kriegskredite, Ex-Generalsekretär – 2021 eroberten Sie überraschenderweise bei der Bundestagswahl für die CDU im östlichen Berlin, in Marzahn-Hellersdorf, das Direktmandat gegen die bis dahin starke Linke. Jetzt scheiterten Sie knapp an einem blassen, unbekannten AfD-Kandidaten, die Berliner CDU – Ihre Parteifreunde? – hatte Sie nicht aufgestellt. Im Wahlkampf plakatierten Sie gegen die Lieferung von Taurus-Raketen und ohne Nennung des Kürzels CDU. Auf der letzten Sitzung des abgewählten Bundestages bei der „historischen“ Abstimmung stimmten Sie als einziger CDU-Abgeordneter gegen die beschlossenen Milliardenschulden für noch mehr Rüstung. Unser tief empfundener Respekt für Ihre konsequente Haltung.

 

Raffaela Petrini – Regierende im Vatikan – „Präsidentin des Governatorats des Staates der Vatikanstadt“ ist seit dem 1. März 2025 Ihr offizieller Titel. Sie sind eine 1969 in Rom geborene italienische Ordensschwester, eine in Politikwissenschaften promovierte Franziskanerin. Papst Franziskus ernannte Sie für einen Posten, den bisher immer ein Kardinal erhielt. Er befördert so seinen Plan, die Rolle der Frau in der Kirche zu stärken.

Der kleine Kirchenstaat mit knapp 900 Bewohnern und rund 2000 Mitarbeitern ist eine absolute Monarchie – die letzte Europas –, sämtliche Macht liegt beim Papst. Sie leiten jetzt das höchste Verwaltungsorgan des kleinsten, aber nicht unbedeutendsten Staats der Welt.

Vielfach wurde geschrieben, jetzt sei eine Zeitenwende im Vatikan eingeleitet, weil erstmals eine Frau regiere. Das sei ein absolutes Novum. Ulrich Nersinger (Vatikanexperte und Buchautor) sieht das anders: „Das könnte man glauben. Stimmt aber nicht. Wenn wir mal mehr als 500 Jahre in die Geschichte zurückgehen, werden wir sehen, dass es zur Zeit von Papst Alexander VI., dem Borgia-Papst, so etwas schon einmal gab. Wenn der Papst für längere Zeit die Stadt verlassen hat, hat er die Regierungsgeschäfte des Kirchenstaates seiner Tochter Lucrezia anvertraut.“

Dann sind Sie also „nur“ die Zweite nach Lucrezia Borgia. Trotzdem, Sie sind ein Novum für unsere Zeit, unseren Glückwunsch.

 

Udo Norden, Historiker und Politologe – Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas arbeitet gerade daran, dass die Gemeinschaft 2025 weitere 20 bis 40 Milliarden Euro an Militärhilfe für die Ukraine lockermacht. Sie sind da gegenteiliger Ansicht: „Die jetzige europäische Politik, die auf immer mehr Waffenlieferungen basiert, ist eine Strategie der Kriegsverlängerung ohne jede Aussicht auf einen Sieg. Diese Politik ist perspektivlos und untergräbt die Stabilität Europas. Denn eine einseitige Politik des Wettrüstens muss den Sozialstaat und damit die Grundlage der europäischen Gesellschaften zerrütten.“

Erinnern Sie die EU-Entscheider mit ihrer starrsinnigen Realitätsverweigerung nicht auch mehr und mehr an die SED-Politbürogerontokraten in der späten DDR? Mit ihrem: „Jetzt erst recht. Weiter so!“

Womit das endete ist ja bekannt.

 

Jens Spahn (CDU), Ex-Bundesgesundheitsminister – Durch besonders flotte Sprüche haben Sie uns ja schon des Öfteren wissen lassen, dass Sie intellektuell nicht die hellste Kerze am Baum sind. Gerade erst wieder in der FAZ: „Was nützt die Schuldenbremse, wenn der Russe vor der Tür steht?“

Angst vorm Russen haben Sie aber hoffentlich nicht wirklich?! Sie werden doch in Kürze immerhin schon 45 Jahre alt. Sollte sich der Russe mit dem Vormarschtempo, mit dem er in der Ukraine seit drei Jahren Dörfer erobert, tatsächlich je in Richtung Zentraleuropa wenden, dann stände er bei Ihnen vor der Tür (des Pflegeheims?) vielleicht in 50 Jahren, und mit etwas Glück, in diesem Falle Demenz, bekämen Sie nicht mal das noch mit …

 

Messemännchen, prominentester Mitarbeiter der Leipziger Messe – Sie waren neben dem Minol-Pirol und dem Tele-Lotto-Otto die bekannteste Werbefigur der DDR. Jetzt werden Sie zur Frühjahrsmesse 60 Jahre alt. Gern gesehen wurden Sie als ein personifizierter Globus. Freundlich lächelnd und mit einer Pfeife im Mund, tragen Sie im blauen Anzug mit Fliege – ganz Handlungsreisender – ein Köfferchen sowie einen Hut mit Doppel-M, dem Logo der Leipziger Messe. Mustermesse seit 1895. Als Maskottchen haben Sie sich über die Jahrzehnte kaum verändert, seit einigen Jahren verzichten Sie größtenteils auf die Pfeife, die Sie in jüngeren Jahren gern rauchten. Da geht es den Menschen wie den Leuten.

Anders als Ihre Werbekollegen haben Sie bis heute überlebt. Die Schwächephase nach der deutschen Vereinigung haben Sie dann doch überstanden, man hatte irreführend falsche Ideologitis diagnostiziert. Ihrem älteren Bruder, dem Sandmännchen, geht es ungebrochen gut. Gratulation an Sie und den 2006 verstorbenen gemeinsamen Vater Gerhard Behrendt.

 

Friedrich Erich Dobberahn, Religionswissenschaftler – Sie baten uns, Ihrem Beitrag „Die Wiederkehr der theologischen Ursünde“ in Heft 5/2025 des Blättchens einen Hinweis auf Ihr umfangreiches Werk anzufügen, in dem Sie detailreich den theologischen Alltag in Deutschland während des Ersten Weltkriegs beschreiben. Das Buch mit dem Titel „Deutsche Theologie im Dienste der Kriegspropaganda. Umdeutung von Bibel, Gesangbuch und Liturgie 1914–1918“ ist in zweiter Auflage 2023 bei Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen erschienen. Auf den Seiten 1161 bis 1179 gehen Sie auf ähnliche Vorgänge in der heutigen Zeit ein, darunter auf Putins Krieg gegen die Ukraine und seine Rechtfertigung durch Patriarch Kyrill I. Der Hinweis sei hiermit nachgeholt.