Elon Musk, reichster Mann der Welt und Strippenzieher an der Seite von Donald Trump – In Ihrem Werbe-Spot für die AfD in der Welt am Sonntag erläuterten Sie der deutschen Öffentlichkeit: „Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler? Ich bitte Sie.“
Auch von deutscher Geschichte, Wertester, haben Sie also offenbar entschieden weniger Ahnung als vom Geschäftemachen mit E-Autos und Weltraumraketen. Denn selbst im faschistischen Deutschland nach 1933 gab es durchaus Einzelfälle, in denen jüdische Mitbürger nicht dem allgemeinen antisemitischen Terror anheimfielen, sondern als sogenannte Ehrenarier unter der Protektion höchster Nazi-Bonzen standen. Hermann Göring wird in diesem Kontext gar der Ausspruch nachgesagt: „Wer Jude ist, bestimme ich.“
Ihr Sri Lanka-Argument wurde in der Kulturpresseschau von Deutschlandfunk Kultur am 4. Januar 2025 so kommentiert: „Da konnte man beim Lesen vermuten, die Abnehmspritze, auf die Musk schwört, könnte auch Verblödung als Nebenwirkung haben. Anstatt für gesunde Ernährung und mehr Bewegung zu kämpfen, spreche sich Musk für eine verbilligte massenhafte Abgabe von Abnehmspritzen aus […].“
So hängt wieder einmal alles mit allem zusammen, was die Dinge, wie offenbar auch in Ihrer Causa, aber leider allenfalls verschlimmbessert.
Unbekannte Krankenschwester aus Unterfranken – Die Tinte unter dem Fairness-Abkommen, das CDU/CSU, FDP, Grüne, Linkspartei und SPD im Hinblick auf den angelaufenen Bundestagswahlkampf abgeschlossen haben, war noch nicht ganz trocken, da betitelte Dr. Paula Piechotta, Humanmedizinerin und Bundestagsabgeordnete der Grünen, den Kanzler in einem Podcast als „Arschloch“.
Im Frühjahr 2024 hatte Friedrich Merz persönlich einen Strafantrag wegen Beleidigung gegen Sie gestellt, weil sie seine Fraktion in den sozialen Medien als „Arschlöcher“ bezeichnet hatte. Das Verfahren wurde im August gegen eine Geldauflage von 1000 Euro eingestellt.
Piechotta hat für ihre Wortwahl nur eine Rüge bekommen.
Das ist doch wieder ein schönes zeitgenössisches Beispiel dafür, dass ein manchen Quellen zufolge bereits in der klassischen römischen Antike gepflegter Usus immer noch aktuell ist: Quod licet jovi non licet bovi.
Vor allem aber an Sie der freundschaftliche Ratschlag: Bevor Sie mit weiteren drastischen Tatsachenbehauptungen in die Öffentlichkeit gehen – lassen Sie sich am 23. Februar – allein aus Kostengründen – in den Bundestag wählen!
Wolfgang Kubicki (FDP), Vize-Präsident des Bundestages – Zum Attentäter auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt und dem in diesem Falle einmal mehr offenkundigen Staatsversagen in punkto innere Sicherheit äußerten Sie gegenüber dem stern: „Schärfere Gesetze hätten hier nicht geholfen. Der Mann war schon länger auffällig. Er hat sogar Terroranschläge angedroht. Die Behörden haben das komplett falsch eingeschätzt und in einigen Fällen sogar ignoriert. Wenn ich sehe, dass die Polizei mich zum Teil proaktiv anschreibt, ob ich irgendeine Beleidigung zur Anzeige bringen will, wir aber in solchen Fällen fatale Lücken haben, sind wir in der Dysfunktionalität gelandet. Denn die Prioritätensetzung ist völlig irre. Ein Staat, der ‚Majestätsbeleidigung‘ härter verfolgt als potenzielle Gefährder, der verliert das Vertrauen der Menschen.“
Da sind wir ganz bei Ihnen.
An anderer Stelle sind wir das nicht. So sind Sie in dem Interview ebenfalls gefragt worden, was Sie am 24. Februar, dem Tag nach der Bundestagswahl, machen würden: „Da schlafe ich den Rausch aus von unseren Siegesfeierlichkeiten.“
Also nichts gegen einen ordentlichen Rausch nach der Zurkenntnisnahme des Wahlergebnisses. Unserethalben allerdings doch bitte aus eher gegenteiligem Grunde …
Jan Fleischhauer, regelmäßiger Verfasser einer „Der schwarze Kanal“ betitelten Kolumne im Focus – Unter der imperativen Headline „Fürchtet Euch!“ haben Sie Ihrem Publikum in der Focus-Ausgabe vom 13. Dezember 2024 die russische Bedrohung knallhart vor Augen geführt: „1500 Kampfpanzer. Das ist die Menge, die in Russland jetzt jedes Jahr vom Band rollt. Zum Vergleich: Die fünf größten europäischen NATO-Staaten haben gerade einmal die Hälfte davon im Bestand, 300 stehen in Deutschland.“
Darf man fragen, woher Sie diese detaillierte Kenntnis haben? Also die über die Russenpanzer? Eine Quelle, geschweige denn eine belastbare, geben Sie nämlich nicht an. Aber womöglich haben Sie einfach den Tagesspiegel (23.07.2024) gelesen, die Süddeutsche Zeitung (10.10.2024) oder die BILD (05.12.2024), die schon vor Ihnen mit entsprechenden Inhalten aufgewartet hatten. Leider jeweils mit vergleichbarer Quellenlage.
Andererseits – natürlich beobachten die einschlägigen Dienste ganz genau, was Putin mit seiner Kriegswirtschaft so treibt, und bisweilen sollen brisante Erkenntnisse ja schon bis zu den Medien gelangt sein. Da gilt aber dann verständlicherweise Quellenschutz. Im Übrigen kann man sich auf diese Dienste bekanntlich verlassen. Die hatten ja schon am 21. Februar 2022 klar davor gewarnt, dass Putin am nächsten Tag die Ukraine überfallen würde, wie sie auch jüngst vom plötzlichen Zusammenbruch des Assad-Regimes in Syrien wieder einmal gar nicht überrascht werden konnten …
Doch zurück zum Ausgangspunkt. Wundert es Sie eigentlich nicht, dass diese russischen Panzermassen nicht an den Fronten in der Ukraine auftauchen, um den brüchigen Verteidigungslinien Kiews endgültig den Garaus zu machen? Oder sollte der Herr im Kreml tatsächlich so perfide sein, die Tanks schon für den Überfall auf NATO-Gebiet in fünf oder sechs Jahren zu bunkern, von dessen Möglichkeit auch in Ihrer eingangs erwähnten Kolumne die Rede ist?
Wie dem auch sei: Bitte bleiben Sie unbedingt am Ball! Und machen Sie dem früheren Star des Schwarzen Kanals, Karl Eduard von Schnitzler („Sudel-Ede“), weiterhin alle Ehre.
Fabian Scheidler, freischaffender Autor und Träger des Otto-Brenner-Medienpreises für kritischen Journalismus – Sie resümieren: „Die Sphäre der deutschen Politik zu betreten, bedeutet, sich in ein intellektuelles Notstandsgebiet zu begeben. Da soll Frieden geschaffen werden, indem man uns immer näher an einen dritten Weltkrieg heranführt. Da soll die Wirtschaft angekurbelt werden, indem man bei den sozial Schwächsten kürzt, die ja bekanntlich ihr ganzes Einkommen in den Wirtschaftskreislauf zurückführen, während die Reichen ihr Geld tendenziell in Steueroasen parken. Da soll der ökologische Zusammenbruch aufgehalten werden, indem man drei Tonnen schwere Elektro-SUVs fördert, die einen ökologischen Fußabdruck wie kleine Panzer haben.“ Und so weiter und so fort …
In jüngeren Jahren stoßseufzten wir in vergleichbaren Lagen: „Herr lass‘ Hirn regnen!“ Geholfen hat das aber leider auch nicht.
Ricarda Lang, geschasste Vorsitzende der Grünen – Sie haben jüngst per Talkshow die Devise ausgegeben, dass die Menschen wie Erwachsene zu behandeln seien.
Schön und gut! Aber warum hat Ihre Partei dann ausgerechnet den Märchenonkel Robert Habeck (O-Ton Volksstimme) zum Kanzlerkandidaten gekürt?
Martin Verges, ein Achtung gebietender Don Quichote unserer Tage – Sie wollen, dass die Udetzeile, eine kurze Sackgasse mit neun Hausnummern in Berlin-Tempelhof umbenannt wird, und haben sich deshalb bereits vor Jahren an Franziska Giffey (SPD), damals noch Berlins Regierende Bürgermeisterin, gewandt. Später dann an den jetzigen, Kai Wegener (CDU). Auch an Jörn Oltmann (Grüne), den Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, sowie jene 15 Abgeordneten des Kulturausschusses der dortigen BVV (CDU, SPD, Grünen, AfD), die am 5. Oktober 2023 einen Antrag auf Umbenennung abgelehnt hatten. Man speiste Sie unter anderem mit dem Bescheid „nicht zuständig“ sowie mit dem Hinweis ab, Udet wäre ein Sport- und Kunstflieger gewesen.
Tatsächlich war Ernst Udet – die „Vorlage“ für Carl Zuckmayers Drama „Des Teufels General“ – als sogenannter Generalluftzeugmeister des Dritten Reiches Hauptverantwortlicher für die gesamte Luftrüstung der faschistischen deutschen Wehrmacht. Die im Zuge ihrer Angriffsführung im Zweiten Weltkrieg Terrorangriffe gegen die Zivilbevölkerung zahlreicher Staaten und Flächenbombardements gegen Städte wie Warschau, Rotterdam, London, Coventry, Liverpool, Belgrad, Minsk, Kiew, Leningrad und Moskau flog, um nur die bekanntesten zu nennen. Udet gehörte, kurz gesagt, zu Hitlers wichtigsten Schergen und war ein ziemlich lupenreiner Nazi-Kriegsverbrecher. Den sein Suizid im Jahre 1941 keineswegs exkulpiert hat.
Die Udetzeile wurde nach wie vor nicht umbenannt.
„Mittlerweile“, so schreiben Sie, „bleibt mir nur noch der Sarkasmus, dass die Udetzeile doch ganz hervorragend zu diesem Berlin passt. Berlin ist die ‚Stadt der Täter‘ – und das offenbar auch heute noch. Vielleicht wird hier bald eine Straße nach Hitler benannt. Und dann steht auf dem Schildchen darüber: ‚Adolf Hitler, deutscher Kunstmaler, 1889 bis 1945, bekannt für seine zeitgeschichtlich bedeutsamen Miniatur-Ansichten vom Wien der Jahrhundertwende‘. Ende Sarkasmus.“
Aber keineswegs – Ende des Skandals!
Michael Giss, Kapitän zur See und Kommandeur des Landeskommandos Baden-Württemberg – Kürzlich hat NATO-Generalsekretär Mark Rutte bei einer Veranstaltung der PR-Stelle der NATO (NATO Public Diplomacy Division) mit Blick auf Russland die Devise ausgegeben: „Es ist Zeit, zu einer Kriegsmentalität umzuschwenken.“ Bei dieser Gelegenheit hat Rutte zugleich anwesende und zugeschaltete Mitarbeiter der EU-Kommission sowie des Europaparlaments, Experten aus europäischen ThinkTanks sowie Journalisten aufgefordert: „Verbreitet die Botschaft! Helft mir, die eine Milliarde Menschen zu erreichen!“ (Die NATO-Staaten haben zusammengenommen eine Bevölkerung von fast einer Milliarde.)
Sie, werter Käpt’n, haben den Schuss augenscheinlich sofort vernommen. Anfang Januar erklärten Sie in der Schwäbischen Zeitung aus Ravensburg: „Wir müssen am Mindset der Bevölkerung arbeiten.“ Und dann legten Sie los: Man erlebe aktuell „eine Angriffsphase des Gegners“ – Russlands –, „die schon läuft“; „jeden Tag“ fänden in Deutschland Cyberattacken, „Sabotage-Akte“ und Ähnliches statt. „Kundschafter“ des Gegners reisten „mit offenen Augen“ durch die Bundesrepublik, spähten den „Bauzustand einer Autobahnbrücke“ oder auch „irgendwelcher Kraftwerke, irgendwelcher Schleusen“ aus, um herauszufinden, „wo wir […] vielleicht verletzbar und verwundbar sind“. Informationen würden dann schließlich an die Auftraggeber „gemeldet, damit sich der Gegner auf die nächste Angriffswelle vorbereiten kann“. Jeder Bürger sollte auch ganz persönlich Vorsorge treffen: „Wenn man sich mal zehn Liter Wasser und ein paar Nudelbüchsen in den Keller legt, kann das nie schaden.“
Wow!
Und wenn es demnächst soweit ist und die erste russische Atombombe in Deutschland einschlägt – Ältere werden sich vielleicht noch an diese Handreichung aus der Frühzeit des ersten Kalten Krieges erinnern: Dann schnell hinter die nächste Bordsteinkante hechten und den Kopf mit der Aktentasche bedecken!
So überlebt man. Und schon gar mit zehn Litern Wasser und ein paar Nudelbüchsen im Keller …
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