26. Jahrgang | Nummer 26 | 18. Dezember 2023

Bemerkungen

Der erste Schnee

 

von Renate Hoffmann

Im Dezember über Nacht
fiel, es war wohl kurz nach acht,
etwas Weißes sanft und munter
von ganz oben auf uns runter.

Was denn das bloß wieder ist,
fragt sich Paul, der Polizist.
Und er eilet zum Rever,
manchmal wissen sie dort mehr.

Die Stadtbewohner sind verblüfft,
was sie da vom Himmel trifft.
Ach, das hatten sie noch nie,
eingesunken bis zum Knie.
Nasse Füße, kalte Waden –
selbst die Hunde nehmen Schaden,
wenn sie plötzlich voller Schrecken
in der weißen Decke stecken.

Leute, lasset das Gejimmer,
denn den Winter gab’s schon immer,
und er kam wie eh und je –
doch es fehlte nur der Schnee.
Nun ist er da!
Man sah
ihn glitzern, oh wie schön.
So mancher blieb vor Staunen steh‘n.

Also freut euch an der Pracht
und macht
`ne flotte Schneeballschlacht.

 

Vom Bahndamm-Eck zur Frelimo

 

„Und jetzt gehen wir zu Karl-Heinz Nilowsky. Er war ein schlechter Mensch, doch so schlecht kann ja kein Mensch gewesen sein, dass man ihn nicht gießt.“ Die das auf dem Weg zum Friedhof sagt, ist die rotblonde Carola, in die Reiner Nilowsky, der halbwüchsige Sohn des Verblichenen, mehr als verliebt ist. Doch Carola hat sich mit 13 geschworen, nicht älter zu werden. Da kommt eine Beziehung nicht in Frage. Und: hat Reiner seinen Vater wirklich umgebracht? Emissär zwischen den beiden wird Reiners etwas jüngerer und bester Freund Markus.

Schon vor zehn Jahren erschien der Roman „Nilowsky“ von Torsten Schulz, der eigentlich Filmszenarist ist. Aus seinen Romanen entstanden meist Hörspiele (zuletzt im Oktober im RBB „Öl und Bienen“), und „Boxhagener Platz“ wurde 2010 ein erfolgreicher Spielfilm. Auch zu „Nilowsky“ schrieb Schulz ein Filmszenarium. Obwohl es prämiert wurde, war es doch schwer, den Film zu finanzieren. Kurzerhand verwandelte Schulz den Stoff in die Vorlage für eine Graphic Novel. Mit dem Illustrator Niels Schröder, der u.a. an einer Graphic Novel über die Jazzlegende Coco Schumann beteiligt war, stieß Schulz auf einen Zeichner, der dem Stoff seinen eigenen Stil gab und der Vorlage doch entsprach.

Die Handlung ist in der DDR-Hauptstadt Berlin in den siebziger Jahren angesiedelt, wahrscheinlich, so kann man erraten, in Spindlersfeld in der Nähe von VEB Berlin-Chemie. Im Vorstadtmilieu befindet sich das Bahndamm-Eck, in dem Reiner Nilowsky häufig aushilft. Gefährliche Spiele auf dem Bahndamm sorgen für Spannung. Ebenso wie Friedhöfe sind Kneipen ein Lieblingsmotiv von Schulz.

Vertragsarbeiter aus Mozambique kombinieren ihren Einsatz für die Befreiungsfront FRELIMO mit allerhand Voodoo-Zauber. Schröder findet einen besonderen Look in gedämpften Farben und mit Anklängen an den Manga-Stil, also eine eigene Mischung, die ältere wie jüngere Leser ansprechen dürfte. Auch die heikle Frage, wie Schwarze gezeigt werden, löst der Zeichner treffend, indem sie bei ihm schneeweiß mit schwarzen Schattierungen erscheinen. In den Straßenszenen orientiert sich Schröder an Fotografien, die er leicht verändert. Der Blick aus der Stargarder Straße über die Hochbahn auf das Kino Colosseum ist wiederzuerkennen, wenn auch das Gebäude nicht als Kino identifiziert werden kann.

In der Rezension des Romans (Das Blättchen, 14/2013) fühlte sich Kollege bebe an Garcia Márquez’ Magischen Realismus erinnert. Diese Assoziation löst die Graphic Novel nicht ein. Der Grafiker zeigt einzelne Bildkader, auch ganz- oder doppelseitige Abbildungen, sprengt aber nie deren Rahmen.

Für Torsten Schulz ist die Umwandlung seines Szenariums zur durchgehend farbig illustrierten Graphic Novel ein Glücksfall. Leser sollten sich den Band schon deshalb nicht entgehen lassen, um später zu vergleichen, ob der noch zu drehende Film um „Nilowsky“ vielleicht doch ganz anders aussieht.

Frank Burkhard

Torsten Schulz, Niels Schröder: Nilowsky. BeBra Verlag, Berlin 2023, 160 Seiten, 22,00 Euro.

 

Zum Jahreswechsel der Sternchenwechsel

 

Corona ist wieder auf dem Vormarsch, doch freundlicherweise sind die Antigen-Selbsttests für den Hausgebrauch in Apotheken, Super- und Drogeriemärkten zum Schnäppchenpreis erhältlich. Die Betriebsanleitung, beidseitig eng bedruckt im DIN-Format A4 und klein gefältelt, winkt auf deutschem Markt dem Benutzer in gleich vier verschiedenen Sprachen entgegen: Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch. Nicht nur um der babylonischen Sprachverwirrung entgegenzuwirken, sondern aus Gründen der Platzersparnis wurde auf einige weitere Weltsprachen verzichtet: darunter Russisch (русский язык) , Chinesisch (漢語 汉语) und Arabisch (اَللُّغَةُ اَلْعَرَبِيَّة). Gewiss nicht aus politischen Gründen, sondern, weil diese komplizierten Schriftzeichen für die Corona-Test-Texter westlicher Industrienationen offensichtlich nicht zu bewältigen waren.

Aber es wurde größte Sorgfalt bei den bunten schematischen Miniaturen angewendet, die dem Analphabeten sicheres Geleit durch die einzelnen Schritte des Tests bieten sollen. An ihm werden jedoch nicht nur die des Lesens und Schreibens Unkundigen, die in der Bundesrepublik etwa 12 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung ausmachen, scheitern, sondern auch die Nicht-Analphabeten, die infolge schlechten Sehvermögens selbst mit Lesebrille diese Bildchen schwer zu deuten wissen, geschweige denn die schriftliche Anleitung. Grund allemal zur Annahme, dass diese Tests unweigerlich ins Leere laufen müssen, das heißt, im Prinzip nicht zuverlässig sind. Und warum? Die kostenlose Leselupe für den Einmal-Gebrauch war im Set nicht enthalten! Zu Risiken und Nebenwirkungen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Doch halt, eine neue Apokalypse tut sich hier auf. In Zukunft soll es nämlich heißen: Bitte fragen Sie Ihre Ärztinnen und Ärzte und Ihre Apothekerinnen und Apotheker. Um keine perfide Sprachakrobatik handelt es sich hier, sondern um eine Empfehlung höherer Wesen, die das Lauterbach’sche Gesundheitsministerium umflattern.

Besser haben es da die Leserinnen und Leser der Berliner Zeitung Tagesspiegel, die, befangen im Gender-Dilemma, ihre neue Schreibweise ankündigte. Kein Sternchen, kein leicht zu übersehender Doppelpunkt oder Schräg- bzw. Unterstrich mehr, sondern von nun an heißt es: liebe Freundinnen und Freunde des Tagesspiegels. Also weg mit Wirrnissen wie Leser:innen, Leser*innen, Leser/innen oder gar Leser_Innen. Und wie war es mit den Freunde/innen? Auweia.

Frauen an die Macht, wie es uns ja in der Merkel’schen Post-Ära Sahra Wagenknecht, Alice Weidel oder EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen anschaulich demonstrieren. Meine sehr verehrten Damen und Herren, Ladies and Gentlemen, liebe Leserschaft, ins Patriarchat dürfen wir nun keinesfalls wieder zurückfallen, zumindest nicht linguistisch.

Wie einfach hat es da der Engländer: My dear friends, my dear readers. Ask your doctors or pharmacists. Hier sei nur im Schriftverkehr die Groß- und Kleinschreibung zu beachten.

Die Leselupe gratis im deutschen Beipackzettel ist trotzdem überfällig, sie sollte doch im Haushalt der Ampelkoalition für 2024 berücksichtigt werden. Schließlich brauchen auch in die Jahre gekommene Politiker inzwischen Sehhilfen.

Angelika Leitzke

Am Sound festfressen, denn es ist Krautrock

 

Es begann mit den letzten Atemzügen des Jahres 1969, als die Hippiegemeinde in ein tiefes Loch voller Dope fiel, keiner der bunten Gesellen mehr weiter wusste, die Reste der psychedelischen Bands von den Bühnen purzelten und ihr musikalisches Dasein nicht mehr erkannten. Der Sound langweilte nur noch, erste Musiker der Bundesrepublik begannen ausbrechen. Sie ergötzten sich an den Klängen von Frank Zappas „Mothers of Invention“ und Ed Sanders „Fugs“, begannen sich für Stockhausen zu interessieren, schmiedeten eigene Instrumente und nahmen vor allem elektronische Neuheiten und auch Kindertröten in die Hand. Alles klang extrem rau, unbarmherzig, freakig und es entstand eine anarchistische Gemeinschaft. In den Wirrnissen von Elektronik, Folk und deutsche Rockmusik kamen Musiker, Kommunen und Projekte hinzu, die in kürzester Zeit zu den innovativsten Gruppen gehörten, Klassiker veröffentlichten und sich auch schon wieder verabschiedeten. Dazu gehörte Agitation Free, die von 1967 bis 1974 existierten, die Alben „Malesch“ (1972) und „2nd“ (1973) veröffentlichten und durch ihre improvisierte Instrumentalmusik, klassische Avantgarde, Vermischung von Jazz, Rock und Elementen der „Weltmusik“ zu Freaks des Krautrocks mutierten. Im Namen des Goetheinstituts tourten sie durch Ägypten, den Libanon, Zypern und Griechenland. Doch bald war Schluss, denn die Musiker kurbelten ihre Solokarrieren an. Unregelmäßig erschienen auf dem Musikmarkt immer wieder Live-Mitschnitte („Live ’74“, „Shibuya Nights“) von sporadischen Zusammenkünften und restaurierte Studioaufnahmen („Fragments“, „River Of Return“). Nach 50 Jahren ist die Band zurück und die vier Originalmitglieder Lutz „Lüül“ Graf-Ulrich (E-Gitarre, akustische Gitarre, Banjo), Michael Hoenig (Keybord, Synthesizer), Gustl Lütjens (gestorben 2017, E-Gitarre, Gesang) und Burghard Rausch (Schlagzeug, Perkussions.) nahmen gemeinsam mit Daniel Cordes (Bass) ein neues Album auf. Sieben längere Titel sind es geworden, bei denen sich die einzelnen Musiker austoben konnten, denn jeder sammelte in vergangenen musikalischen Jahren Erfahrungen, verwirklichte eigene Ideen und gab sich neuen Einflüssen hin. „Momentum“ ist ein klassisches Agitation Free-Album, bei dem die Aufnahmen mit der heutigen Technik aufgenommen wurden und so den 1970er Sound mit dem Zeitgeist mixte.

Die Fantasie ist endlich wieder durchgegangen: Man vernimmt aus den Sphären des feinen progressiven Rock Anspielungen auf organische Besessenheit, genießt einen Krautrocktrip, der jeden gefangen nimmt und auf Schwingungen der Glückseligkeit durch den Kosmos treibt. Experimentelle Szenen erklingen, bei denen Fans die klingenden Wurzeln erkennen und eine gewisse Lockerheit heraus hören. Ob sich der Hörer noch mit Trips & Flips den richtigen Schwung für den brennenden Groove verschaffen wird, ist allerdings fraglich. Wenn schließlich das Titelstück erklingt, wird sich der Hörer festfressen, denn der Gesangspart von Gustl Lütjes ist voller Emotionen. Er singt sich die Seele aus dem Hals und hinterläßt dadurch ein großartiges musikalisches Vermächtnis.

Mit diesem letzten (?) Projekt zauberte das Quintett unerwartet überraschende und magische Musik aus dem Sauerkrauttopf. Es ist ein Kunstwerk geworden, mit dem Agitation Free auf Tournee gehen sollte, mindestens die Herzberger warten bestimmt schon.

Thomas Behlert

Agitation Free: Momentum, MIG Music

 

Aus anderen Quellen

 

„Wenn Ablehnern von Maßnahmen israelischer Politiker reflexartig rassistische Motive unterstellt werden, wird rationale Verständigung verunmöglicht“, schreibt Daniela Dahn und fährt fort: „Im Vorwurf des Rassismus überlebt der Rassegedanke. Heute weiß jeder, was Antisemitismus ist, aber niemand, was Semitismus. Denn auch dieser Begriff ist fremdenfeindlich bis rassistisch aufgeladen. Es macht also wenig Sinn, ihn als Bezugspunkt für sein Anti zu nehmen.“

Daniela Dahn: Im Vorwurf des Rassismus überlebt der Rassegedanke, berliner-zeitung.de, 16.11.2023. Zum Volltext hier klicken.

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Der Künstler Gil Ofarim, berichtet Gerrit-Freya Klebe, „hatte behauptet, im Westin Hotel Leipzig antisemitisch diskriminiert worden zu sein. Ein Hotelmitarbeiter habe ihn im Oktober 2021 beim Einchecken aufgefordert, die Kette mit dem Davidstern abzunehmen. Eine Lüge, wie spätestens seit gestern alle wissen. Labudde, so scheint es, wusste es schon länger. 150 Seiten Gutachten hat er zu dem Fall geschrieben […].“

Gerrit-Freya Klebe: Mit diesen Methoden ist ein Forensiker Gil Ofarim auf die Schliche gekommen, stern.de, 29.11.2023. Zum Volltext hier klicken.

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Der kürzlich verstorbene Henry Kissinger war nach Auffassung des Pulitzerpreisträgers Seymour Hersh ein „manipulierender und verlogener nationaler Sicherheitsberater und Außenminister“. Und: „Die Nachrufe nach seinem Tod […] waren genauso schmeichelhaft wie die Berichterstattung über seine Lügen und Manipulationen, mit denen er während seiner Amtszeit zu Ruhm gelangte.

Seymour Hersh: Kissinger, me, and the lies oft he master, seymourhersh.substack.com, 06.12.2023. Zum Volltext hier klicken. Zu einer maschinellen Übersetzung hier klicken.

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Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag eine feministische Außenpolitik und eine feministische Strategie des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vereinbart und dafür Leitlinien erarbeitet. „Doch an welcher Stelle“, fragt Lydia Both, „wurden diese Leitlinien seit dem 7. Oktober angewandt? Sicher nicht, als die deutsche Zusammenarbeit in den palästinensischen Gebieten und mit der dortigen Zivilgesellschaft automatisch unter Terrorverdacht und damit auf den Prüfstand gestellt wurde. Wie feministisch war es, in einem zweiten (weitaus weniger hörbaren) Atemzug nachzuschieben, dass die Unterstützung von Frauen und Kindern prioritär sei und daher schnell überprüft werde?“

Lydia Both: Gefährlicher Vertrauensverlust, ipg-journal.de, 23.11.2023. Zum Volltext hier klicken.

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„Im Kalten Krieg“, so blickt Marco Seliger zurück, bevor er sich der Gegenwart zuwendet, „verfügte die Bundeswehr über knapp 500 000 Soldaten, der überwiegende Teil von ihnen wehrdienstleistende Mannschaftsdienstgrade. An ihrer Spitze standen etwa 200 Generale und Admirale. Heute hat die deutsche Armee eine Stärke von 181 000 Männern und Frauen, davon weniger als 50 000 Mannschaftssoldaten. Während der Umfang der Truppe erheblich sank, blieb die Zahl der Generale und Admirale im Vergleich zum Kalten Krieg nahezu gleich.“

Marco Seliger: Zwischen „Nasenfaktor“ und Parteipolitik: Wie wird man General in der deutschen Armee?, nzz.ch, 19.11.2023. Zum Volltext hier klicken.

Zusammengetragen von Wolfgang Schwarz

Letzte Meldung

 

Wie faz.net mitteilt, berichtet die Nachrichtenagentur KNA:

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich zum wiederholten Mal dagegen ausgesprochen, den Genderstern als reguläres Sprachzeichen in das amtliche Regelwerk aufzunehmen. Das Expertengremium verabschiedete am Freitagabend in Mainz mehrheitlich ein Papier zur geschlechtergerechten Schreibung. Darin heißt es: „Sonderzeichen innerhalb von Wörtern beeinträchtigen die Verständlichkeit, die Lesbarkeit, die Vorlesbarkeit und die automatische Übersetzbarkeit sowie die Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten.“

Wie das für die deutsche Rechtschreibung maßgebliche Gremium am Samstag mitteilte, bekräftigte es damit seine Erklärungen aus den Jahren 2021 und 2018. Damals hatte der Rat von der Verwendung von Sonderzeichen wie Genderstern, Unterstrich und Doppelpunkt zur Kennzeichnung aller Geschlechter abgeraten.

Mit Blick auf die Verwendung solcher Zeichen an Universitäten und Schulen mahnt der Rechtschreibrat jetzt: „Hochschulen und Lehrende haben zu beachten, dass sie für die Bildung und Ausbildung der Lehrkräfte an öffentlichen Schulen Verantwortung tragen, in denen Schülerinnen und Schülern die Rechtschreibung nach dem Amtlichen Regelwerk zu vermitteln ist.“ Ob Genderzeichen in Klassenarbeiten als Fehler zu bewerten seien, müsse allerdings die Schulpolitik entscheiden, nicht der Rechtschreibrat. […]

Der Rat beschloss am Freitag ein neues Amtliches Wörterverzeichnis, das aktuelle Tendenzen des Schreibwandels deutlich macht. Dies betrifft zum Beispiel Fremdwörter aus dem Englischen, deren Flexionsendung an das Deutsche angepasst wird. Bei englischen Verben wie „to time“, „to like“ und „to fake“ ist beides zulässig: die englische Flexionsendung („getimed“, „geliked“, „gefaked“) ebenso wie die deutsche („getimt“, „gelikt“, „gefakt“). Werden diese Partizipien aber flektiert oder gesteigert, ist nur die deutsche Endung zulässig, etwa in den Ausdrücken „eine gefakte Nachricht“ oder „Sie ist relaxter als er“.

Das Amtliche Regelwerk wurde im Kapitel Zeichensetzung gestrafft und einfacher formuliert. Dabei wurde auch eine Regeländerung vorgenommen: Eine Infinitivgruppe als Nebensatz, also ein erweiterter Infinitiv, wird verbindlich mit einem Komma abgetrennt (wie schon vor der Rechtschreibreform von 1996 – d. Red.).

jühau