23. Jahrgang | Nummer 23 | 9. November 2020

Antworten

Michael Moore, Wahrheitssucher – In Vorbereitung auf die US-Wahlen zeigte ZDFinfo Ihren Film „Fahrenheit 9/11“ von 2018. Hier konnte man noch einmal sehen, warum sich so viele Amerikaner 2016 von den Demokraten abgewendet haben. Am nachdrücklichsten vielleicht das Beispiel Ihrer Heimatstadt Flint. Der republikanische Gouverneur Rick Snyder hatte im Interesse eines Unternehmens statt des bisher sauberen Wassers aus dem Huron-See kontaminiertes Flusswasser ins Leitungsnetz einspeisen lassen, was zu stark erhöhten Bleiwerten der Anwohner führte. Alle Hoffnungen lagen auf Präsident Obama, der zwar kam und Geld versprach, aber die Gefahr verharmloste, indem er dieses Leitungswasser zu trinken vorgab. Die Bewohner von Flint haben das bei den Wahlen nicht vergessen.
Ihr Film bleibt hochaktuell auch für die Analyse der Wahlen 2020. Etwas mehr muss wohl geschehen, als Joe Biden und die Demokratische Partei bieten, um chancenlosen Amerikanern wieder Vertrauen in die Demokratie und Hoffnung zu geben.

Joe Biden, Mann der Eliten – Vielleicht haben Sie die Präsidentschaftswahlen gewinnen können. Vielleicht dauert es ja aber noch, bis Gerichte über einen Sieg bestimmen. Ihnen freundliche Medien und Umfrageinstitute hatten einen deutlichen Sieg prophezeit und staunen nun über das knappe Ergebnis. Dabei – Sie stehen immer mal wieder unter Korruptionsverdacht (wie auch Ihr Widersacher). Die Berliner Zeitung kommentiert, Ihre Korruptionsaffären reichten aus, um Sie als „Mann der globalen Konzerne und der Wall Street“ zu erkennen. „Sie sind diskreditiert.“
Dieser Analyse ist nichts hinzuzufügen.

Edward Snowden, Citizenfour – Noch immer wird Ihr Einsatz gegen die verfassungswidrige Überwachung der Bürger durch den Staat als Verrat gewertet, leben Sie in Russland, das Ihnen als einziges Land Zuflucht gewährte. Die Menschenrechtsschönredner in den europäischen Staaten hielten sich vornehm zurück, in den USA drohen lange Freiheitsstrafen. Nun erwarten Sie und Ihre Frau ein Baby und haben sich entschlossen, neben der US-Staatsbürgerschaft auch die russische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Ihr Kind wird automatisch russischer Staatsbürger – und Sie wollen kein Risiko eingehen. Wir wünschen Ihnen viel privates Glück – und dass irgendwann Ihr Mut zur Wahrheit belohnt wird.
Derzeit kann man die „Belohnung“ allerdings im Verfahren gegen Julian Assange beobachten.

Thomas Ostermeier, Ideengeber – Sie schlagen vor, die Theater jetzt im Herbst / Winter zu schließen und das im Sommer zu kompensieren. Starker Tobak für düstere Monate, aber das hätte den Vorteil, dass Ungewissheiten für Theaterproduktionen und die Öffnung von Theatern ganz generell beendet wären und man einen Plan hätte. Die Idee sollte doch Nachdenken über Alternativen in Coronazeiten befördern …

Sir Sean Connery, Leinwandlegende mit Lizenz zum Weltruhm – Ihr schottischer Patriotismus ging so weit, die Loslösung von Großbritannien offen zu befürworten. Das hat Sie allerdings nicht gehindert, sich von der Queen zum Ritter schlagen zu lassen. Ihr berühmtester Satz in Ihrer berühmtesten Filmrolle lautete: „Der Name ist Bond … James Bond.“ Dass Sie dafür zwar die Gunst eines weltweiten Publikums erhielten, nicht jedoch den Oscar, geht in Anbetracht des filmkünstlerisch eher anspruchslosen Charakters der 007-Streifen in Ordnung. Dass Sie ihn als bester Nebendarsteller in „Die Unbestechlichen“ (1987) dann doch erhielten – allerdings auch. Auch in „Der Name der Rose“ (1986) und zahlreichen weiteren Streifen werden Sie uns in guter Erinnerung bleiben.
Jetzt hat der ganz große Regisseur Sie, 90-jährig, zu sich beordert.
Wir stoßen auf Sie an. Mit einem Wodka Martini und natürlich „geschüttelt, nicht gerührt“!