Angela Merkel, bisweilen virtuos mit dem Florett – Den amtierenden US-Präsidenten dumm, peinlich und narzisstisch zu nennen, wäre nur eine plumpe Aufzählung von Tatsachen, die sowieso jeder kennt.
Trumps Auftritt beim Weltwirtschaftsforum in Davos als „Desaster“ und ihn selbst als Gegner zu bezeichnen, gegen den der Kampf aufgenommen werden müsse, wie es Grünen-Co-Chef Robert Habeck getan hat, fliegt einem hierzulande immer noch um die Ohren: „außenpolitische Einfältigkeit“ (Norbert Röttgen, CDU).
Sie hingegen gaben wieder mal ein Beispiel dafür, dass Sie auch die Kunst des Seitenhiebes – also jemandem ein paar hinter die Löffel zu geben, ohne ihn direkt zu nennen – aus dem Effeff beherrschen. Kaum hatte die amerikanische Nachrichtenagentur Bloomberg Deutschland zur innovativsten Nation der Welt erklärt, da äußerten Sie in Davos: „Wir sind nicht von der Sorte, dass wir den ganzen Tag darüber reden, was bei uns klasse läuft. Da gibt es andere. Das ist eine Frage der Kultur.“
Uns scheint, dass Sie die Spaßbremse, die zu sein Ihnen allenthalben unterstellt wird, bei Bedarf auch ganz gut abschalten können.
Saskia Hödl, Ressortleiterin Gesellschaft und Medien der taz – Werte Kollegin, wir lesen DIE ZEIT (immer über 120 Seiten) natürlich nie in Gänze. Schon aus Zeitgründen. Die Kolumne von Harald Martenstein allerdings lesen wir immer. Und immer mit Vergnügen!
Das dürfte langen, um bei Ihnen unten durch zu sein. Denn Sie haben ge-, Pardon!, verurteilt: „Solange Martensteins Kolumne im ZEITmagazin erscheint, wird sich niemals eine Feministin fragen müssen, ob ihre Arbeit denn nun getan ist. Jede Woche schafft er es, diese eine Seite mit noch kruderen Thesen zu füllen und in der sonst so progressiven und sauber gestalteten Zeitschrift einen ranzigen Fleck zu hinterlassen. Wie der Fleck auf dem Küchenboden, den man schon letzte Woche wegwischen wollte. Wie das bisschen Milchkotze, das das Kind einem aufs sonst makellose Outfit gespuckt hat.“
Martenstein nahm das auf die einzig mögliche Weise – nämlich als „Kompliment, dass ich der letzte Stachel im Fleisch des deutschen Feminismus bin“. Und im Übrigen als Motivationspanacea: „Immer […], wenn ich zu einem feministischen Thema schreibe, denke ich an Saskia und frage mich: Was würde ein ranziger Fleck Milchkotze zu diesem Thema sagen? Es hilft.“
Zugleich hat der von Ihnen Gescholtene implizit gelobt, nicht sobald aufzuhören: „Wenn es selbstverständlich wäre, nicht zu allem, was ihr (Sie, Kollegin Hödl, und Ihre Gesinnungsfreunde – die Redaktion) wollt, Ja sagen zu müssen, hätte ich schon längst aufgehört.“
Liebe Kollegin, wir danken Ihnen von Herzen dafür, dass Martenstein uns erhalten bleibt.
Peter-Michael Diestel, letzter DDR-Innenminister – „Ich bin überhaupt kein Politiker“, bekannten Sie kürzlich. „Ich bin ein Abenteurer, ein freundlicher Anarchist, der keine Bomben wirft. Als ich 1990 Innenminister wurde, kam ich mir vor wie Felix Krull. Ich dachte, gleich ruft Erich Mielke an: Übung beendet!“ Für einen bekennenden Hochstapler haben Sie aber ganz schön geerdete Ansichten: „Das Stasi-Problem ist eine Erfindung des Westens, um über uns zu herrschen. Stasi-Überprüfung der Ostdeutschen bis ins Jahr 2030, das ist das Denken des Faschismus!“ Der Kinderficker, der Mörder, der seine Strafe abgesessen habe, dürfe Bundestagsabgeordneter werden. „Bei Stasi wird gar nicht gefragt: Was hat der gemacht? […] Du warst dabei, du wirst ausgegrenzt.“ Das sei „rechtsphilosophisch unmöglich und unanständig, da dreht sich der Magen um“.
Dem haben wir nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht – deswegen AfD zu wählen, das ist aber auch zum Kotz…
Mely Kiyak, Scharfzüngige – Ihrer „Deutschstunde“ (ZEIT-Kolumne) entnahmen wir dieser Tage folgende Sottise: „Seit Kaiser Wilhelm II. abgedankt hat, müssen die Deutschen ihre royalen Sehnsüchte in Ersatzformaten wie Shopping Queen und Dildo King ausleben. Ansonsten bleiben ihnen noch die Boulevardblätter. Oh Gott, diese Blätter … Nichts ist ihnen zu nichtig, um nicht in einer seiten- und wochenlangen Nahaufnahme auseinandergenommen zu werden. Die Körper der Prinzessinnen, die Bäuche der Herzoginnen, die Füße der Fürstinnen, ihre Finger, ihre Taillenumfänge, Gesichtsausdrücke, Gesten, Bewegungen – das sind keine Fantasiekategorien, sondern Tagesgeschäft in Bunte, Bims und Bums. Wer sich wirklich dafür interessiert, wie pervers der Blick auf Frauen ist, sollte eines dieser Blätter zur Hand nehmen. Das Paralleluniversum ‚Klatschmagazin‘ als frauenfeindlich, erniedrigend und reaktionär zu beschreiben, ist geradezu vornehm, nobel und zurückhaltend ausgedrückt.“
Gut gebrüllt, Löwin!
Bliebe aus unserer Sicht nur noch zu ergänzen, dass zu allem Überfluss auch noch das Papier, auf dem die Klatschmagazine gedruckt werden, selbst für eine Verrichtung an einem Orte, zu dem auch der Kaiser zu Fuß gehen muss, völlig ungeeignet ist.
Prinz Harry, ehemalige Königliche Hoheit – Da hat die Omi aber ordentlich zurückgekeilt. Die säße zwar ohne einen handfesten Skandal selber gar nicht auf dem Thron, denn nur weil King und Onkel Edward vor Zeiten eine amerikanische Bürgerliche, noch dazu geschieden, ehelichen wollte und deswegen zum Rücktritt genötigt wurde, gelangte schließlich Lisbeths Papi George unter die Krone, was seiner Ältesten überhaupt erst die Anwartschaft bescherte. Doch sollten Sie ob dieser Historie auf Verständnis für Ihren Versuch gehofft haben, in die zweite Reihe der Royals zurückzutreten, um sich und Ihrer Angetrauten etwas mehr persönliche Bewegungsfreiheit zu gönnen, dann hätten Sie mit Zitronen gehandelt. Oma Lisbeth verfügte: Der Titel „Königliche Hoheit“ sei ebenso abzulegen wie Ihre Funktion im Militär, 2,4 Millionen Pfund (Steuergelder!) für die Renovierung Ihres Wohnsitzes nach Ihrer Hochzeit 2018 seien zurückzuberappen, weitere finanzielle Zuwendung – gestrichen.
Rausschmiss statt (Teil-)Rückzug könnte man sagen.
Es mag etwas wie Häme klingen, doch wir zitieren trotzdem Karl Kraus: „Das Wort ‚Familienbande‘ hat einen Beigeschmack von Wahrheit.“
Björn Höcke, AfD-Flügelschläger – Sie wünschen sich eine „feste Hand“, die mit „starkem Besen“ den „Saustall ausmistet“ und prognostizieren, dass „wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die. zu schwach oder nicht willens sind“. Sie blieben im Thüringer Landtag auch schon sitzen, als Ihre Abgeordnetenkollegen sich zur Ehrung der Holocaust-Opfer erhoben.
All dies und Ähnliches mehr macht Sie zu einem Vorbild an Offenheit und Transparenz!
Nun wird es allerdings langsam Zeit, dass Sie auch Ihre Gefolgschaft ordentlich auf Zack bringen und die Guten, die Treuen und Mutigen von den Halbgaren, Lauen, Feigen scheiden. Lassen Sie einfach wieder den bewährten Slogan ausgeben „Führer befiehl, wir folgen Dir!“ und schon wird sich die Spreu vom Weizen trennen …
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