20. Jahrgang | Nummer 17 | 14. August 2017

Antworten

Jürgen Holtz, Theatergeschichte Lebender – Selbst wenn Sie nur diese eine Rolle gespielt hätten, den Zirkusdirektor Caribaldi in Thomas Bernhards „Die Macht der Gewohnheit“, Sie wären damit einer von den ganz großen Mimen. Mit 82 Jahren standen Sie damit auf der Bühne des Berliner Ensembles und zelebrierten großartige Kunst. Sie spielten bei Benno Besson, Heiner Müller, Thomas Langhoff, Adolf Dresen, Einar Schleef und B.K. Tragelehn, Claus Peymann und Robert Wilson in bis heute unvergessenen Rollen. Sie verweigerten sich immer wieder dem „Psychologismus“ so manch moderner Aufführungen, Sie griffen nach dem „Leben“. Ihr Motzki, der in den 1990ern im TV dauer-nörgelnde Rentner aus Westberlin, hat Sie weit über das Theaterpublikum hinaus bekannt gemacht und die Deutschen über sich und ihre Ressentiments lachen lassen.
Nun sind Sie am 10. August 85 Jahre alt geworden – wir gratulieren mit tiefer Verbeugung und hoffen für uns, Sie machen einfach weiter mit dem Theater. „Morgen Augsburg“ ist für Sie ja kein vergeblicher Schlachtruf. Aber „Morgen Berlin“ würden wir ganz egoistisch noch besser finden …

Dustin Hoffmann, kleiner (167 Zentimeter messend) ganz Großer – Beim Schreiben dieser Zeilen läuft über Spotify im Hintergrund „Mrs. Robinson“ von Simon and Garfunkel und erinnert an den ersten Streifen, der Sie international quasi von Null auf beachtliche Höhe katapultierte: „Die Reifeprüfung“ (1967). Zwar hatten Sie da der hinreißenden Anne Bancroft noch nicht wirklich etwas entgegenzusetzen, aber diesen grünen Jungen, den Sie damals womöglich nicht einmal spielen mussten, gaben Sie so überzeugend, dass es bereits dafür eine Oscar-Nominierung gab.
Bis 1998 sollten sechs weitere folgen – und auch zwei Gewinne: für „Kramer gegen Kramer“ (1980) und „Rain Man“ (1989).
Eine Ihrer beeindruckendsten Masken brachten Sie in dem Anti-Western „Little Big Man“ (1970) auf die Leinwand, in dem Sie sich als junger Mann spielen und zugleich im Alter von 121 Jahren und als einziger weißer Überlebender der Schlacht am Little Big Horn (1876) Ihre Lebensgeschichte erzählen.
Ein weiterer Höhepunkt Ihrer enormen Wandlungsfähigkeit: die Travestie-Komödie „Tootsie“ (1982).
In der gebotenen Kürze dieser Rubrik kann Vollständigkeit weder erwartet noch versucht werden. Aber an herausragenden Rollen genannt werden müssen zumindest noch diese:
„Papillon“ (1973) – Sie als Häftling Louis Dega in einer französischen Strafkolonie in Südamerika, der am Ende das Leben unter diesen Bedingungen einem weiteren Versuch, die Freiheit durch Flucht zu gewinnen, der das Leben kosten kann, vorzieht.
„All the President’s Men“ (1976), in dem Sie Carl Bernstein darstellten, einen der beiden Washington Post-Reporter, die die Watergate-Affäre ins Rollen brachten, die mit dem Rücktritt des 37. Präsidenten der USA, dem einzigen je erfolgten, endete. (Kongenial an Ihrer Seite Robert Redford als Bob Woodward.)
Und „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und Ich“ (2004), in dem Sie (neben Barbara Streisand als Ihrer Gattin) den Vater des Bräutigams verkörperten, der den künftigen Schwiegervater seines Sohnes (Robert de Niro als kommissköpfiger Ex-CIA-Agent) vor dem Toilettenbecken über den Umweltschutzbeitrag moderner amerikanischer Mittelständler beim Betätigen der Klospülung ins Bild setzte – mit diesem unvergesslichen Zweizeiler: „Braun darf gehen, / Gelb bleibt stehen.“
Am 8. August begingen Sie Ihren 80. Geburtstag. Unser nachträglicher Glückwunsch kommt aus reinstem und vollstem Cineasten-Herzen! Und im Übrigen halten auch wir es mit Ihrem Credo: „Nur Menschen, die einen Job machen, gehen in Rente.“

Jean-Claude Juncker, Präsident der EU-Kommission – Auch Zeitgenossen, denen man üblicherweise wenig abgewinnen kann, äußern sich bisweilen in einer Weise, dass man ihnen nur zustimmen kann, respektive muss. Von Ihnen ist so ein Satz überliefert: Wer an der EU zweifle, der solle Soldatenfriedhöfe besuchen.
Gerade in der gegenwärtigen Zeit, in der EU-Skeptizismus allenthalben im Aufwind ist, eine beherzigenswerte Mahnung. Gerade auch in diesen Tagen. Denn am 31. Juli jährte sich zum 100. Male der Beginn der dritten Flandernschlacht im ersten Weltkrieg, der die pittoreske mittelalterliche Tuchmacherstadt Ypern dem Boden gleichmachen und eine halbe Million Soldaten das Leben kosten sollte. Briten, Australier, Neuseeländer, Südafrikaner, Kanadier, Iren, Belgier, Franzosen und Deutsche. Damit war die Lektion in Westeuropa zwar noch keineswegs gelernt, dazu bedurfte es erst noch eines weiteren, größeren Gemetzels. Aber dann unternahmen Frankreich, Belgien sowie die Niederlande den ersten Schritt und luden die Weltkriegsgegner Deutschland und Italien ebenfalls dazu ein. Es entstand 1951 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion), eine Keimzelle und Vorläuferin der EWG und der EU. Aus Feinden wurden Partner. Wer dieses Ergebnis aufs Spiel zu setzen bereit ist, dem sollte eine Reise nach Flandern verordnet werden. Oder in die Normandie oder nach Teupitz-Halbe oder nach …

Söhnke Neitzel, Wehrmachtsverharmloser – Ihre Berufsbezeichnung gibt ein nicht unbekanntes Hamburger Nachrichtenmagazin mit Militärhistoriker an, was in Ihrem Falle ein Widerspruch in sich zu sein scheint, denn Sie äußerten: „Man kann auch in einem totalen Krieg für ein verbrecherisches Regime vorbildlich handeln – im Sinne des Widerstands wie Tresckow, aber auch als […] erfolgreicher Soldat wie Lent.“
Generalmajor Henning von Tresckow war neben von Stauffenberg die zentrale Figur unter den militärischen Widerständlern gegen Hitler vom 20. Juli 1944.
Lent hingegen, mit Ihren Worten, „erzielte 110 Abschüsse, er war einer der erfolgreichsten deutschen Nachtjäger“. Im Auftrag Hitlers, wie zu ergänzen wäre.
Nach Lent ist eine Kaserne in Rotenburg an der Wümme benannt. Die soll nun, so das Nachrichtenmagazin, „umbenannt werden, weil Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen findet, dass ein Wehrmachtheld nicht mehr sinnstiftend für die heutige Bundeswehr sein könne“. (Nur in Klammern: Die Verteidigungsministerin liegt keineswegs immer falsch!) Und was werfen Sie ihr deswegen vor? „Historischen Exorzismus.“
Schon ihrer gänzlich unterschiedlichen Meriten wegen erscheint Ihr Vergleich, der von Tresckow und Lent auf eine Stufe stellt, ziemlich abwegig. Aber was für einen Knoten muss man eigentlich im Hirn haben, um jemandem, der offenbar reihenweise Menschen umgebracht hat – wie viele alliierte Besatzungsmitglieder Lents 110 Abschüsse überlebten, ist unbekannt –, die, wie von Tresckow, angetreten waren, ein „System“, so Ihre Worte, „über dessen Charakter wir uns alle einig sind“, zu beseitigen, vorbildliches Handeln zu attestieren? Allerdings sind Sie konsequent bis in die martialische Begründung: Bundeswehrangehörige brauchten Vorbilder wie Lent, denn – auch sie „sollen kämpfen und töten können, und zwar weil die Bundesrepublik das von ihnen verlangt“.

René Röspel, stellvertretender forschungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion – Es gibt offensichtlich immer noch ähnlich ausladende Titulaturen wie seinerzeit „Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des …“ Apropos – wenn Sie auch nur ein Gran von dessen Machtfülle hätten, wäre uns nicht bange, dass ein von Ihnen zu recht benannter Skandal seinem Ende entgegensähe: „Während der Verteidigungsetat 2017 um 2700 Millionen Euro erhöht wird, wird nicht einmal ein Promille für mehr Friedensforschung gewährt. Wenn noch der Hauptblockierer in den Unionsreihen einen hochdotierten Aufsichtsratsposten bei Rheinmetall bekommt, bleibt mir die Spucke weg!“
Uns auch – allerdings nicht zuletzt, weil in der zweitgrößten Regierungspartei, die ja neben Ministern den Vizekanzler stellt, nicht mal so viel Power steckt, dem Unionsheini die Suppe zu versalzen.
Und im Übrigen: Warum in Ihrem Gastkommentar in der Frankfurter Rundschau nicht Ross und Reiter direkt benannt? Nicht jeder hat bei der Presselektüre ein Smartphone zur Hand, um zu checken, dass es sich um Franz Josef Jung handelt, jetzt stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, früher mal Verteidigungs- und anschließend für vier Wochen anderweitiger Minister, bevor ihn ein Fehlverhalten im Vor-Amt aus dem nachfolgenden kegelte, in das ihn dem Vernehmen nach der CDU-Grande Roland Koch gebracht hatte – als Dank dafür, dass Jung ihm im CDU-Spendenskandal den Allerwertesten gerettet hatte, indem er das Bauernopfer gab.
Bei Rheinmetall ist übrigens nachzulesen, dass „Aufsichtsratsmitglieder neben dem Ersatz ihrer Auslagen und dem Sitzungsgeld eine feste, nach Ablauf des Geschäftsjahres zahlbare Vergütung von 60.000 EUR“ erhalten. Jung wurde erst am 7. Mai dieses Jahres berufen, hat aber nun erfreuliche Aussichten – denn: „Für den Aufsichtsratsvorsitzenden und seinen Stellvertreter sind jeweils die doppelten Bezüge vorgesehen.“

John Sturges, erhielt nie einen Oscar, ist trotzdem unvergessen – Im Sommer 1963 war der Schreiber dieser Zeilen elf Jahre alt, und es gab kurzzeitig Schlangen und Gedränge vor den Kinos seiner Heimatstadt Halle an der Saale sowie begeistertes Geraune über einen Western, der es auf DDR-Leinwände geschafft hatte. (War das der erste seit Fred Zinnemanns „Zwölf Uhr mittags“ von 1952?) Und erst der Titel! „Die glorreichen Sieben“. (Unvergessen der milchgesichtige Horst Buchholz auf dem Cover des Filmprogramms vom Progress Vertrieb!) Doch noch bevor der Elfjährige die Frage, wie er die Altershürde – P14, P16? – an der Kinokasse hätte umgehen können, hätte beantworten können, war der Streifen von der ideologisch dann doch wachsamen Obrigkeit auch schon wieder abgesetzt. Erst sehr viele Jahre später via TV wurde ich dank erstmals seiner ansichtig und seither – und zwar schon von dem Moment ziemlich Anfang des Filmes an, als Britt (James Coburn) mit dem Wurfmesser schneller ist als irgend so ein dahergelaufener Outlaw mit seinem Colt – ist ihm ein Platz in meinem persönlichen Ranking der 25 best ever nicht zu nehmen. Auch wenn ich noch später erfuhr, dass es sich „nur“ um das Remake eines weit beeindruckenderen Vorgängers gehandelt hatte, von Kurosawas „Sieben Samurai“ (1954).
Zwei weitere Western unter Ihrer Regie sind ebenfalls nach wie vor sehr ansehenswert:
„Zwei rechnen ab“ (1957), und zwar: Wyatt Earp (Burt Lancaster) und Dr. John „Doc“ Holliday (Kirk Douglas) in Tombstone mit der Clanton-Ringo-Bande im berühmten Fight am O.K. Corral,
sowie
„Der letzte Zug von Gun Hill“ (1957), in dem die Freundschaft zwischen US-Marshall Matt Morgan (Kirk Douglas) und seinem alten Freund, dem reichen Rancher Craig Belden (Anthony Quinn) zerbricht, weil dessen missratener Sohn des Marshalls indianische Frau vergewaltigt und getötet hat und dafür zur Verantwortung gezogen werden soll.
Sie konnten aber auch ganz anders. Ihre Verfilmung (1958) der Nobelpreis-Novelle Hemingways, „Der alte Mann und das Meer“, mit Spencer Tracy als Fischer Santiago fiel bei einem Teil der Kritiker damals wegen einiger drehtechnischer Unzulänglichkeiten durch. Aber den Ton dieses melodramatischen Hoheliedes, das auf der optischen Ebene das übermenschliche Ringen Santiagos mit einem riesigen Marlin zeigt, seinen Pyrrhussieg und sein schlussendliches Scheitern und das auf der Metaebene als Parabel auf das lebenslange Ringen des Schriftstellers mit sich selbst interpretiert wurde, hatten Sie durchaus getroffen. Und aller miesepetrigen Kritik zum Trotz wurde der Streifen in der Rubrik „Beste Kamera“ für den Oscar nominiert, dito für „Bester Hauptdarsteller“ und gewann den Avard für die „Beste Musik“.
Am 18. August wird sich Ihr Todestag zum 25. Mal jähren. Wir werden den Stetson ziehen und unser Haupt neigen.

Jean Ziegler, nimmermüder Brandmarker des Elends in der Dritten Welt und Vorkämpfer für dessen Beseitigung – „Allein im Jahr 2016“, so summierten Sie dieser Tage, „sind 54 Millionen Menschen verhungert oder an Aids und Epidemien gestorben. Sie sind nicht über das Kindesalter hinausgekommen oder in Kriegen getötet worden. 54 Millionen Menschen. In einem Jahr. Der Zweite Weltkrieg forderte 57 Millionen Tote in sechs Jahren.“ Sie fanden dafür ein klares Wort: „Unser heutiges System ist Kannibalismus. Es ist unmenschlich – und doch von Menschen gemacht.“ Und bleiben dennoch Optimist: „Also können wir Menschen es auch wieder ändern.“ Obwohl die gesamte Geschichte des XX. Jahrhunderts und die Jahrzehnte seit dem Ende der Systemkonfrontation uns keinerlei Veranlassung zu dieser Erwartung zu geben scheinen, sind wir an Ihrer Seite. Denn: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“ Dieser Spruch mag nicht von Luther stammen, doch als letzter Damm gegen abgrundtiefe lähmende Verzweiflung hängen wir ihm trotzdem an!

Michael Wolfsohn, emeritierter Buwe-Uni-München-Prof – Die obligate Rede zur traditionellen Vereidigung von Bu(ndes)we(hr)-Soldaten am 17. Juni im Berliner Bendlerblock haben in diesem Jahr Sie gehalten und den jungen Menschen durchaus Bedenkenswertes mit auf den Weg gegeben. Etwa: „Der Geist der Bundeswehr […] versucht […] mit dem Bild vom ‚Bürger in Uniform‘ zu verbinden, was schwer zu verbinden ist: Befehle und Bürgerrechte. Befehle zu empfangen, sie auszuführen, trotzdem mit- oder gegenzudenken und, wo nötig, zu widersprechen“. Und: „Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee. Letztlich bestimmt daher der Bundestag über Ihr Wohl und Wehe. Hin und wieder werden Sie sich über die jeweilige Koalition oder Opposition oder auch über beide ärgern, vielleicht sogar über einzelne Minister oder Ministerinnen. Wie alle Bürger können Sie das ändern, Beteiligen Sie sich an Wahlen und bürgerschaftlichen Belangen.“
Bei Ihrem Verweis darauf allerdings, dass die Nazis „andere Völker millionenfach ermordet“ haben, beschränkten Sie sich auf die Nennung der „sechs Millionen Juden“. Wäre gerade bei solchem Anlass die Nennung der zweitgrößten Gruppe vorsätzlich Ermordeter, der über drei Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen, nicht ebenfalls geboten gewesen – verbunden mit dem Hinweis auf die aktive Rolle der Wehrmacht dabei sowie auf deren Beteiligung an anderen Kriegsverbrechen wie der Blockade von Leningrad mit etwa 1,1 Millionen Opfern?

Maria Furtwängler, im „Tatort“ beileibe kein Grund zum Zappen – Dem SPIEGEL gaben Sie unlängst folgendes Aperçu zu Protokoll: „Der Kitt dieser Gesellschaft ist die Angst der Frauen, nicht zu gefallen.“ Um anschließend freimütig zu gestehen: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich sei frei davon.“ Wir wollten, wir hätten Ihre Sorgen!
Auch eine Familienschmonzette gaben Sie zum besten: Sie seien „voriges Jahr von der Bundesregierung zu einem intimen Mittagessen mit einem hochrangigen ausländischen Staatsgast eingeladen“ gewesen. Und weiter: „Ich habe meinen Mann gefragt: ‚Sag mal, Hubert, bist du auch da?‘ Und er: ‚Ach, du bist eingeladen? Dann hab ich sicherlich auch eine Einladung. Die liegt bestimmt im Büro.‘ – ‚Ja‘, sagte ich, ‚frag doch mal nach.‘
SPIEGEL: Und? Lag da eine?
Furtwängler: Nein, aber wir waren uns einig, dass, wenn Hubert im Kanzleramt anrufen würde, man ihn sicher auf die Gästeliste setzen würde. Und bei dieser Gewissheit haben wir es belassen.“
Diese Bescheidenheit ehrt den Hubert natürlich. Trotzdem hätten wir gern gewusst, ob der Hubert sich an dem Tage selbst versorgen musste (Dosenravioli?) oder ob Sie ihm was zum Aufwärmen vorgekocht haben.
Leider hat DER SPIEGEL, dieses seit 70 Jahren in wirklich bewegenden Fragen bisweilen enttäuschend uninvestigative Magazin, auch in diesem Fall nicht nachgehakt. Aber vielleicht informieren Sie ja unsere Leser direkt. Unser Forum steht offen …

Lukas Podolski, Ex-Nationalmannschaftskicker, gesegnet mit Merkmalen wie „Ehrlichkeit“ (Eigenwerbung) und „Bodenständigkeit“ (dito) – Dass ewige Frohnaturen wenig in der Birne haben, ist ein weit verbreitetes Vorurteil, das sich gottseidank keineswegs immer bestätigt. In Ihrem Falle jedoch bedurfte es nur eines Wechsels von Arsenal London zu Galatasaray Istanbul (im Juli 2015 vollzogen), um letzte Gewissheit zu erlangen. Kollege Michael Martens hat jetzt via Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Details enthüllt.
Zunächst fand er auf Ihrer Homepage an Eigenwerbung noch dieses: „Lukas Podolski ist nicht dafür bekannt, die Dinge besonders blumig zu umschreiben. Dafür meint er, was er sagt, und steht zu seinem Wort.“ Und: „Podolski mag es locker […] und wirbt nur für Produkte, die zu ihm passen.“
Danach verkniff sich Martens diesen Hinweis nicht: „Dem, was Menschen über sich selbst sagen, ist zur Hälfte nicht zu trauen, und die andere Hälfte ist gelogen.“
Um wenig später auf die Gretchen-Frage zu kommen: „Und was macht Podolski?“
Offenkundig Befremdliches: „Werbung. Für die Türkei. Erdogans Türkei. Der Mann (Podolski – die Redaktion), der sich nach eigenem Bekunden ‚nicht wirklich‘ für die politischen Entwicklungen der Türkei interessiert, tritt in einem Fernsehspot auf […]. Der Clip ist simpel. Podolski sagt: ‚Ich habe hier meine eigene Glücksgeschichte geschrieben.‘ […] Dazu werden Jubelparolen eingeblendet, die belegen sollen, wie toll die Türkei ist: ‚Eine junge und dynamische Bevölkerung von 80 Millionen. Ein Außenhandel von 400 Milliarden. 35 Millionen glückliche Touristen. Der Investitionspartner der größten Unternehmen der Welt. Die Türkei, das Paradies der Möglichkeiten.‘ Am Ende sagt Podolski ‚Komm in die Türkei‘ […].“
Das wirft Fragen auf: „Wir hätten […] gern erfahren, auf wessen Initiative der Spot entstanden ist, wer ihn finanzierte und was Podolski dazu bewogen hat, für ein Land zu werben, in dem nun schon seit geraumer Zeit grundlegende Menschenrechte zehntausendfach verletzt und unzählige Existenzen systematisch vernichtet werden.“
Ihr Manager aber war in dieser Angelegenheit leider nicht zu sprechen.
Martens fuhr daher fort: „Nun kann man fragen: Na und? […] Darf er nicht werben, für wen oder was er will? Wir leben schließlich in einer freien Marktwirtschaft. Muss ein Sportstar Vorbild sein? Die Antwort lautet: I wo! Jeder hat das Recht, sich öffentlich genauso dämlich zu verhalten, wie er womöglich ist. Das nennt sich Freiheit. Und für ewige Frohnaturen gibt es zur Not auch noch die Narrenfreiheit.“
Und setzte zum Schluss noch eins drauf: „PS: Lukas Podolski ist auch Namensgeber einer Stiftung, die Gutes tut. Dass zehn Prozent aller Mittel der Lukas-Podolski-Stiftung künftig der Unterstützung von Häftlingen in der Türkei zugutekommen sollen, ist jedoch ein Gerücht. Aber vielleicht ja auch eine Anregung.“
Der letzte Satz ist natürlich rabenschwarze Sottise, denn Ihr Management hatte er zuvor ja auch befundet – als eines, dem „jegliches Bewusstsein dafür fehlt, auf welche Weise das Geld ins Haus kommt. Werbung für einen autoritären Staat? Immer her damit.“

Meng Meng (Träumchen) und Jiao Qing (Schätzchen), Leasing-Pandas im Berliner Zoo – Dass die Berliner alleweil so nersch nach Ihnen sind, dass sie Schlange stehen wie weiland der gemeine Ossi vor Weihnachten, wenn es Südfrüchte gab, dürfte Ihnen allem Pandas eigenen Phlegmatismus zum Trotz nicht entgangen sein. Falls Sie sich aber noch nicht gefragt haben sollten, warum das so ist, dann hat die Süddeutsche Zeitung (SZ) darauf die Antwort gefunden: Pandas mümmelten täglich viele Kilogramm Bambus und könnten es nur einmal im Jahr miteinander treiben. Dann zitiert die SZ einen Biologen mit der Einlassung, dass Ihre Gattung „mit Vorliebe mit dem Rücken gestützt am Hang“ säße, „um beim Dösen nicht ins Tal zu rutschen“. Um anschließend zu schlussfolgern: „Es geht also um die Faszination des Ähnlichen. Ein Lebewesen, das viel isst, gerne lang schläft und einmal im Jahr Sex hat, ist auch nicht so viel anders als die Durchschnittsdeutschen.“

Juan Carlos, Ex-König der Spanier – Sie waren ein begnadeter Womanizer, sind nun aber augenscheinlich auf dem Wege der Besserung. Ihrer gebeutelten Gattin Sofia jedenfalls sollen Sie geschworen haben, in den verbleibenden Jahren ein treu sorgender Ehemann zu sein. Das ist ja so romantisch!
Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, dass Sie inzwischen 79 Lenze zählen und am Stock gehen, demnächst also wahrscheinlich mit Rollator, dann klingt das Versprechen, nicht mehr durch fremde Betten zu vagabundieren, doch eher so, als versicherte Peter Altmaier, am nächsten Ironman auf Hawaii nun doch nicht wieder teilnehmen zu wollen, um anderen auch mal eine Chance zu lassen.