16. Jahrgang | Nummer 19 | 16. September 2013

Antworten

Otto Sander, Großartiger – Sie waren ein begnadeter Tragöde und Komödiant, Humorist, Sänger. Sie haben richtige Menschen gezeigt, waren glaubhaft. Unvergessen Ihre Rollen in „Das Boot“ und „Der Himmel über Berlin“, Ihr Suslow in Gorkis „Sommergästen“. Ihre eigenen abendfüllenden Programme haben nachdenklich und vergnügt gemacht. Danke, Otto Sander. Wir werden Sie sehr vermissen.

Angela Merkel, stets & ständig an der Seite der Geknechteten – Bei der ARD-Sendung „Wahlarena“ zeigten Sie sich wieder einmal offen empört über Missstände bei Leiharbeitern. Zur Schilderung eines Zuschauers, der bereits seit zehn Jahren als Leiharbeiter für einen Automobilzulieferer tätig ist, meinten Sie: „Ich halte das für einen sehr krassen Fall. Wenn es mehrere Fälle über zehn Jahre gibt, bin ich bereit, mir das anzuschauen. Das kann nicht sein.“ So stellen wir uns unsere Kanzlerin wahrlich vor: Ein Ohr für die Sorgen der kleinen Leute und eine zupackende Hand, den Missstand zu bannen!

Nikolaus Berlakovich, ÖVP-Kompetenzgipfel – Sie haben in Reaktion auf die jüngsten Fukushima-Pannen eine „Aussendung“ geschrieben. Für Nichtösterreicher: Das ist eine Presseerklärung. Und nun spottet die halbe Alpenrepublik, nur weil Sie forderten dass man in Fukushima „statt finanzielle Mittel für die Nachrüstung zu verwenden“, dort besser „das AKW abgeschaltet werden“ solle. Mein Gott! Zugegeben, das Ding kann man nicht mehr abschalten, weil zwei Blöcke samt Schaltern in die Luft geflogen sind und der Rest schon lange – samt der Mehrzahl der anderen japanischen Meiler – still liegt. Aber das müssen Sie ja nicht wissen. Seit wann muss denn ein Umweltminister den Unterschied zwischen laufenden und still gelegten Atomreaktoren kennen? Seit wann muss überhaupt ein Minister überhaupt irgendetwas wissen?

Peer Steinbrück, Opfer – Nicht genug, dass Sie seit Monaten von Übelwollenden, selbst aus den eigenen Reihen heraus, umstellt sind: Jetzt werden Sie auch noch von Kriminellen verfolgt. Dabei hatte ihre Schwiegermutter doch nur das Beste gewollt. Und Sie natürlich auch. Immerhin verschenkten Sie 500 (fünfhundert!) DM, das sind satte 255,65 Euro, ganz freiwillig an ihre notleidende und von der Ausländerbehörde offensichtlich unter Druck gesetzte Putzfrau. Und was weder BILD noch der SPIEGEL beachten, aber dem Blättchen sofort auffiel: Sie konnten das noch nicht einmal von der Steuer absetzen, da die arme Frau keinen Aufenthaltsstatus mehr hatte! Endlich einmal ein auch in materiellen Dingen großzügiger Kanzlerkandidat. Und noch dazu einer mit Charakter. „Steinbrücks sind nicht erpressbar“, ließen Sie jetzt verlauten. Genau solche Männer braucht das Land! Einen eisernen Kanzler hatten wir nämlich zuletzt beim Kaiser. Erpressbar war der Bismarck auch nicht. Aber großzügige Honorierungen nahm auch er gerne an. Den Sachsenwald beispielsweise.

Winston Churchill & Günter Gaus, Demokratieexperten – Das Churchillsche Diktum, Demokratie sei „die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind“, kann als gemeinhin bekannt vorausgesetzt werden. Der bullige Brite wusste aber noch mehr zum Thema: „Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein Fünf-Minuten-Gespräch mit dem durchschnittlichen Wähler.“ Ein anderer Kenner der Materie, Günter Gaus, hat letzteres später mit dem Aperçu bestätigt, wonach in der Demokratie immer der schlechte Geschmack siege. Aber was hilft uns dieses Wissen am kommenden Sonntag?

Karl Lagerfeld, Kunstfigur und Boulevard-Ikone – Anlässlich Ihres Geburtstages – die Welt rätselt welcher – werden Sie in verschiedenen Medien in den Himmel gehoben. Sie seien ein Heiliger der Mode und alle Frauen liebten Ihre Kleider, wird behauptet. Ok, damit kann man ja noch leben. Aber Sie können mehr: Sie entwickeln eine eigene Kosmetiklinie für Ihre Katze! Die Welt wird Sie dereinst dafür feiern. Vorerst macht das unser öffentlich-rechtliches Fernsehen. Wir sind allerdings noch nicht so weit.

Thomas Bach, Wanderzirkus-Direktor – Zwar gab es nach Ihrer Wahl zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) keine Balkenüberschriften à la „Wir sind Papst“, aber zumindest Sie dürften damit jene Würde erlangt haben, nach der Sie schon seit Jahrzehnten geschielt hatten – die des Direktors des „berühmtesten Wanderzirkus der Welt“ (Berliner Zeitung). Dessen Trinität aus Korruption, Nepotismus und Geschacher dürfte von Ihnen nichts zu befürchten haben, denn in dem Laden wurde Sie ja sozialisiert. In den sieben Jahren an der Spitze des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) jedenfalls sind Sie weder durch besonderen Reformeifer noch durch zündende oder auch bloß zeitgemäße Ideen aufgefallen. Ein Spitzensportler wie der Diskuswerfer Robert Harting – einer der ganz wenigen, die kein Blatt vor den Mund nehmen – hatte Ihnen ja gerade deshalb heftig die Daumen für die IOC-Wahl gedrückt – auf dass Ihre Herrschaft im DOSB endlich enden möge …