15. Jahrgang | Nummer 7 | 2. April 2012

Erich-Fromm-Preis für Georg Schramm

Wie gratuliert man jemandem zu einem – weiteren  – Preis, dem zumindest die politisch denkende und wachsame Minderheit hierzulande eh´ an den Lippen hängt, weil er schneidenden Scharfsinn, dialektische Argumentation bis hin zur Polemik, germanistikgerechte Beredtheit und nicht zuletzt menschlichen Anstand in einem solchen Maße vereint wie Georg Schramm? Dass er – und mit ihm Lothar Dombrowski, Oberstleutnant Sanftleben und der väterliche Drucker August – nun den Erich-Fromm-Preis erhalten haben, der seit 1995 an Menschen verliehen wird, „die mit ihrem wissenschaftlichen, sozialen, gesellschaftspolitischen oder journalistischen Engagement Hervorragendes für den Erhalt oder die Wiedergewinnung humanistischen Denkens und Handelns im Sinne des deutsch-US-amerikanischen Psychoanalytikers, Philosophen und Sozialpsychologen Erich Fromm geleistet haben bzw. leisten“, und sich dieser dem auch erst in diesem Jahr zugesprochenen Ehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz im Rahmen des Deutschen Kleinkunstpreises 2012 zugesellt, freut das dem Schramm´schen Wirken verbundene Blättchen gar sehr. Cum grano salis allenfalls ob des Sachverhaltes, dass Schramm´sche Kunst alles andere ist denn „Kleinkunst“. Salut also, Georg Schramm!
Margit van Ham
Wolfgang Brauer
Heinz Jakubowski
Wolfgang Schwarz

Via Blättchen gratulieren des Weiteren:

Dieter Hildebrandt: Lieber Georg, allen Preisen, die ich kenne, wirst Du nicht entkommen können. So, wie ich Dich kenne, wirst Du Dich rächen, und den Georg-Schramm-Preis gründen, nur damit Du den nicht bekommst. Und allen, die es angehen mag – wie Dombrowski und August von Hessen – meine Anteilnahme und Glückwünsche! Dein in Anbetung verharrender schlesischer Freund Dieter Hildebrandt

Konstantin Wecker: Meinem lieben Kollegen und Freund Georg Schramm im Kabarett und im Fernsehen zuzusehen heißt, sich den Spiegel vorzuhalten als Teil einer Gesellschaft, die sozial immer weiter auseinander fällt. Ob er als Dombrowski, als Sozialdemokrat August oder als Oberstleutnant Sanftleben spricht, schauspielerisch grandios und inhaltlich beklemmend genial bis ins letzte Detail alles auf den Punkt bringend – es tut gut, gerade wenn es weh tut, dass einem bei seinen Monologen das Lachen im Halse stecken bleibt. Ich gratuliere Georg Schramm herzlich zum Erich-Fromm-Preis, den auch ich schon zusammen mit Eugen Drewermann für das Jahr 2007 entgegennehmen durfte. Wenn einer diesen Preis verdient, dann er.

Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung: Manchmal beneide ich Kabarettisten. Nicht die Spaßmacher, nicht die Blödler, nicht die Salbaderer, die sich über die Kostüme der Kanzlerin lustig machen. Ich beneide Kabarettisten, die da weitermachen, wo der Kommentar aufhört. Ich bin politischer Kommentator. Bisweilen ist der politische Kommentar eine Art Vorspiel. Dann kommt der Kabarettist und macht das Theater. Und ganz allein ist er dann das ganze Ensemble, weil er die Figuren erschafft, die er für seine Kritik, die er für sein Theater braucht. Er erschafft sie so, dass die Zuschauer lachen, um ihr Erschrecken zu verbergen. Der Leitartikler Prantl ist nur der Leitartikler Prantl. Der Kabarettist Schramm ist mehr als nur ein Kabarettist. Er ist der Rentner Dombrowski, er ist der Oberstleutnant Sanftleben, der Sozialdemokrat August. Er ist viele. Er ist vielfach und vielfältig. Er kann multipel zubeißen. Darum und dafür beneide ich den Kabarettisten Georg Schramm.

Und in der Rubrik XXL: die Laudatio zur Preisverleihung im Wortlaut.