20. Jahrgang | Nummer 3 | 30. Januar 2017

Antworten

Volker Heise, Filmemacher und Kolumnist – Björn Höcke, dieser widerliche Hetzschmierlappen von der AfD, für den das den Opfern des Holocaust gewidmete Berliner Mahnmal ein „Denkmal der Schande“ und Siegmar Gabriel ein „Volksverderber“ ist, sei, so befanden Sie kürzlich, „nur ein Goebbels auf Butterfahrt“. Das Bild ist nicht unoriginell, aber nach dem Marsch auf die Feldherrenhalle in München im November 1923 war Hitler auch nur ein Putschist aus dem Kasperletheater und die NSDAP noch dazu landesweit verboten. Doch zehn Jahre später …
Unterschätzen wir also das rechte Gesindel heute besser nicht.

Götz Aly, auf Fakten Bestehender – Sie haben sich erneut mit dem Umgang deutscher Politik und Medien mit dem Thema Syrien auseinandergesetzt. Die offizielle Bundesrepublik mache es sich noch immer in der Einbildung bequem, das Böse sei allein dem „Assad-Regime“ zuzurechnen, schreiben Sie. „Das Mitgefühl galt stets und undifferenziert ‚den Rebellen‘ – und dazu zählten lange Zeit die Terroristen des IS und zählt noch immer die Al Nusra-Front, weil diese radikalislamischen Bewegungen die effizientesten Kampfverbände gegen Assad stellten.“ Mit dieser Meinung haben Sie in den meisten „Qualitätsmedien“ ein Alleinstellungsmerkmal. Sie vermerken, dass das Wort Kriegsverbrechen nicht genutzt wurde, als Al Nusra alias Al Sham 5,5 Millionen Einwohnern von Damaskus das Wasser abgedreht hatte. Diese Untat wurde in Deutschland nicht angeprangert. Die Politiker und Meinungsmacher handelten nach dem Motto: Wer Kriegsverbrecher sind, bestimmen wir!
Sie sehen Ihre Mahnungen bei diesem Personenkreis ohne Reaktion verhallen. Die können „alternative Fakten“, auch wenn ihnen der Begriff noch nicht eingefallen war. Lassen Sie uns nicht allein mit denen…

Eimutis Misiunas, Innenminister Litauens – Da der Bau von Zäunen zur Teilung Europas – Motto „länger, höher, stärker“ – wieder in Mode gekommen ist, will auch Ihr Land nicht nachstehen. Für 220.000 Euro pro Kilometer soll noch in diesem Jahr ein 130 Kilometer langer, zwei Meter hoher Zaun an der Grenze zum russischen Gebiet Kaliningrad errichtet werden. Zweck der Anlage sei die „Verstärkung der Außengrenze der Europäischen Union“, ließen Sie wissen, räumten aber ein, dass der Zaun Panzer nicht aufhalten werde. (Die berüchtigten russischen Iskander-Raketen übrigens auch nicht.) Immerhin werde es schwierig sein, darüber zu klettern! Eine vormalige Ministerin maß der Sperranlage denn auch vorwiegend „symbolische Bedeutung“ zu. Von den 28,6 Millionen Euro, die der Zaun kostet, übernehmen die EU-Steuerzahler ungefragt 25 Millionen, also nahezu 90 Prozent. So werden Grenzzäune zum EU-Symbol. War das nicht mal anders gedacht?

Gabor Steingart, Herausgeber des Handelsblattes und regelmäßiger Verfasser von dessen Morning Briefing – Am Tag Nummer eins nach dem doppelten Salto rückwärts von Siegmar Gabriel brieften Sie: „Ob ihm die Schuhe der SPD-Kanzler Brandt, Schmidt oder Schröder zu groß sind, werden wir jetzt nie erfahren. Gabriel schlüpft gar nicht erst hinein. Er steigt aus den eigenen Ambitionen aus, bevor er den Schuhschrank erreicht hat. […] Nach außen sieht alles nach einem freiwilligen Rückzug des Parteichefs aus. Doch wir sollten uns nicht täuschen lassen. In ihrer nunmehr über 150-jährigen Geschichte hat die SPD eine große Fingerfertigkeit darin entwickelt, Morde wie Unglücke aussehen zu lassen. Von Brandt über Schröder bis zu Müntefering sind die Vorsitzenden immer freiwillig gesprungen – nachdem man ihnen zuvor den Weg abgeschnitten hatte. Die SPD weiß nicht, wie man Wahlen gewinnt, aber sie weiß, wie man den eigenen Chef um die Ecke bringt. […] Der Name Martin Schulz […] ist nur eine weitere Täuschung, die die SPD an sich selbst begeht. Gestern wurde die Amtszeit von Angela Merkel verlängert.“
Anschließend wünschten Sie „einen guten Start in den Tag“. Irren wir uns oder schwang da ein Hauch von Hohn mit?

Prince William Arthur Philip Louis, Duke of Cambridge, Rettungsflieger – Wir bedauern zutiefst ihren Entschluss, nach zweijährigem Dienst der Rettungsfliegerei den Rücken zu kehren. Das war doch entschieden nützlicher als Fuchsjagden und bedeutungsvoll auf Empfängen herumzugucken. Sie wollen sich wieder den königlichen Repräsentationspflichten widmen, wie es heißt. Hilflos stehen wir allerdings angesichts der Mitteilung der Nachrichtenagenturen da, dass „die dort (bei der Rettungfliegerei – die Redaktion) gesammelten Erfahrungen eine Bereicherung für seine (vulgo Ihre – die Redaktion) königliche Arbeit“ wären. Vom Bourbonen-König Ludwig XVI. wissen wir zwar, dass er unter dem Dach von Versailles eine Schlosser-Werkstatt betrieb. Die Ergebnisse seiner königlichen Arbeit kann man heute noch betrachten. Seiner Flucht aus Paris waren die allerdings nicht besonders dienlich. Das könnte sich bei ihren zweifellos vorhandenen Helikopter-Künsten anders darstellen. Wütenden Kanadiern, wie 2011 in Québec („William, hau ab!“), könnte man damit tatsächlich entkommen, also besser, es seinerzeit dem Ludwig gelang, der von einem patriotischen Postmeister gestoppt wurde. Sie sollten daher künftig am besten immer einen Heli dabei haben …

Michael Büge, beharrlicher Alt-Bursche aus Berlin – 2013 musste Sie der damalige Berliner CDU-Senator Mario Czaja aus ihrem Staatssekretärs-Amt entlassen. Als „Alter Herr“ beharrten Sie auf einer Mitgliedschaft in der durchaus als rechtslastig einzustufenden „pflichtschlagenden“ Burschenschaft „Gothia“. Deren Motto lautet: „Furchtlos und beharrlich!“ Inzwischen wurde bekannt, dass Sie die CDU verlassen haben, weil es „in weiten Teilen keine Deckungsgleichheit“ zwischen ihren Auffassungen und denen der Partei mehr gebe. Stattdessen managen Sie jetzt den Bundestagswahlkampf der AfD. Das nennt man wohl furchtloses Beharren auf rechten Positionen. Angesichts der politischen „Gothia“-Neigungen können wir uns sicher die Frage nach den derzeitigen „Deckungsgleichheiten“ sparen.