17. Jahrgang | Nummer 22 | 27. Oktober 2014

Antworten

Urban Priol, gnadenloses Schandmaul – Kaum war Ursula von der Leyen ein Jahr im Amt, da war Ihnen billigste Häme wohlfeil: Die Verteidigungsministerin sei „die letzte funktionstüchtige Blendgranate im Arsenal der Bundeswehr“. Lassen Sie sich eines gesagt sein: Angesichts des jammervoll funktionsuntüchtigen Allgemeinzustandes der Bundeswehr ist, was Sie eine Beschimpfung wähnten, nachgerade eine Erfolgsmeldung!

John B. Emerson, US-Botschafter in Berlin, Überbringer der schlechten Nachricht – Unsere Kanzlerin ist ja beim Thema NSA und deutsch-amerikanische Beziehungen genauso maulfaul wie bei allen anderen Themen von Belang. Schön, dass Sie uns jetzt etwas Aufklärung bescherten. „Es gab ein paar Bodenwellen, so dass es durchgeschüttelt wurde“, sagten Sie jüngst zum Stand des eheähnlichen Verhältnisses zwischen Merkel und Obama. Aber jetzt seien die Beziehungen wieder sehr gut. Präsident und Kanzlerin würden auf vielen Feldern sehr eng zusammenarbeiten.
Mit anderen Worten: Business as usual.
Es gibt eben doch wenigstens einen gravierenden Unterschied zwischen Russen und Amerikanern: „Die Russen sind wir losgeworden.“ (Uwe Steimle)

Gerda Hasselfeldt, CSU-Grandin – Schön zunächst mal festzustellen, dass es Sie noch gibt, wobei wir Sie nach Ihrem seinerzeitigen ministeriellen Gastspiel wiederum auch nicht wirklich vermisst haben; ein Schicksal, dass Sie mit vielen ehemaligen Mitregenten teilen. Nun haben Sie sich aber wieder zu Wort gemeldet und dabei für die Kanzlerin stark gemacht, über deren krampfhaften Suche nach dem Wort „Festnetz“ sich sozial-netzwerkiger Spott ergossen hatte. „Die Kanzlerin steckt jeden, der sie jetzt kritisiert, argumentativ in die Tasche. Angela Merkel arbeitet sich in alle komplizierten Sachverhalte intensiv ein und weiß immer, wovon sie spricht“, wissen Sie zu berichten. Da sind wir ja wirklich beruhigt.

Kim Jong Un, kränkelnder Halbgott Nordkoreas – Sie sind wirklich ein Visionär, wollen Sie doch durch den Ausbau des Flughafens von Pjöngjang den Tourismus ihres Landes ankurbeln. Es wurde leider bisher nicht überliefert, ob Sie nach dessen Modernisierung auch den Umgang mit Touristen beim Besuch Ihres anerkannt schönen Landes den internationalen Gepflogenheiten anzupassen bereits sind. An anderer Stelle sind Sie ja eher Traditionalist: Beim Bau von Großprojekten wie dem erwähnten Flughafen etwa halten Sie an den bewährten Technologien Ihrer Väter fest. Das bestätigen Berichte von der Landebahnfertigung durch massenhaft Man-power – natürlich allzeit rotbannerbeflaggt und von patriotischen Liedern aus Lautsprechern oder von Live-Kapellen begleitet. Leider nicht per Foto belegt ist, ob bei besagten Arbeiten nach wie vor jene Drei-Mann-Kollektive im Einsatz sind, die gemeinsam eine Schaufel bedienen (einer hält den Schaft, zwei bringen mit am Schaufelblatt befestigen Stricken das Schippgut mit Schwung zum Zielort), wie das zumindest vor gut 20 Jahren für Gäste noch zu bewundern war…

Annegret Kramp-Karrenbauer, Saarländische Regentin – Statt 16 nur sechs oder acht Bundesländer – solcherart Fusionen könnten die Probleme der armen Länder lösen, haben Sie mit Blick auf die immer größeren Finanzprobleme kleiner Bundesländer wie des Ihrigen in‘s Gespräch gebracht. Nun ist eine solche Idee nicht neu, gehört aber wohl mehr denn je gründlich erwogen. Und wenn in diesem Zusammenhang endlich auch die Kleinstaaterei in Bereichen wie vor allem der Bildung beendet werden könnte, wäre wahrhaft viel zu gewinnen. Widerstände von zahllosen Gruppenegoisten wird es selbstredend. Und sollten diese, wie bereits bei jedem früheren ähnlichen Vorstoß, wieder nicht überwindbar sein, dann halten Sie es einfach mit Martin Luther King: „I have a dream …“

Carsten Spallek, Bezirksstadtrat von Berlin-Mitte – Sie haben mit einer Pressemeldung zur Einweihung einer Toilettenanlage nahe dem hauptstädtischen Alexanderplatz eingeladen. Dass eine solche bitter notwendig ist, steht außer Frage, und man darf das Ereignis also begrüßen. Vermerkenswert indes ist die in Ihrer Mitteilung enthaltene Formulierung, dass der Bau des (zugegeben komfortablen) Klohäuschens das Ergebnis „langjährigen Bemühens“ und nun „endlich eine Lösung für die seit langem geforderte Toilettenanlage gefunden“ sei. Mit anderen Worten: einfach atemberaubend, dieses Berliner Tempo …