16. Jahrgang | Nummer 11 | 27. Mai 2013

Antworten

Franziscus, Stellvertreter in Rom – Wir tun es ungern, aber die Redlichkeit gebietet es, Sie vor jenen üblen Schandmäulern in Schutz zu nehmen, die das Gerücht in die Welt gesetzt haben, Sie hätten gesagt: „Aber ein so besonderes Vergnügen ist die Enthaltsamkeit vom Weibe auch nicht […].“ Diese zur Sentenz geronnene Lebenserfahrung stammt nun wirklich nicht von Ihnen, sondern von Karl Kraus.

Guido Westerwelle, Nur-noch-Außenminister – Sie haben im Bundessicherheitsrat dem Verkauf von 62 Leopard-Panzern und 24 Panzerhaubitzen an Katar zugestimmt. Im Spiegel erteilten Sie sich dafür selbst die Absolution: „Ich war nie Mitglied der Friedensbewegung oder Pazifist […].“ Bei dieser Gelegenheit begründeten Sie allerdings zugleich, warum die Bundesrepublik keine Waffen an die so genannte gemäßigte Opposition in Syrien liefert – nämlich weil nicht „sichergestellt werden [kann], dass diese Waffen nicht in den Händen von Extremisten, Terroristen und Gotteskriegern landen“. Ist jetzt Katar also kein autokratisches Regime, das die eigene Bevölkerung unterdrückt, wie in Syrien? Oder hat womöglich eine handfeste Schizophrenie Besitz von Ihnen ergriffen?

Thomas de Maizière, 1. Moderationsanwärter für die Neu-Auflage des ARD-Klassikers „Pleiten, Pech und Pannen” – Am 16. Mai, bei Ihrem ersten Auftritt im Bundestag nach Bekanntwerden des Eurohawk-Desasters (siehe in dieser Ausgabe „Rüstung außer Kontrolle”) schafften Sie es, selbst die Nennung des Namens des Pleitevogels zu vermeiden. Dafür gab es verschwurbelte Floskeln: Die Truppe brauche bessere Strukturen und eine „Fehlerkultur auf allen Ebenen”. Sie nehmen den jetzigen erneuten (siehe abermals in dieser Ausgabe „Rüstung außer Kontrolle”) Skandal offenbar nicht als weiteres Indiz dafür, in welch’ erschreckendem Maße diese Kultur von der Truppe bereits Besitz ergriffen hat. Da kann man wirklich nur hoffen, dass Sie rasch zur ARD wechseln.

Kurt Tucholsky, Nicht-vorgestellt-zu-werden-Brauchender – Wir bedauern noch heute, dass in der damaligen Diskussion um das 2009 eingeweihte Ehrenmal der Bundeswehr Ihre einschlägige Wortmeldung nicht aufgegriffen wurde: „Reiterstatue: Dieser Verwaltungsbeamte zog sich im Jahre 1914 eine Uniform an und jagte sinnlos achttausend junge Men­schen in den Maschinengewehrtod. Ehre seinem Andenken. Die dankbaren Mütter.

Waldemar S., Hartz IV-Empfänger – Auf die Frage, wovon Sie leben, antworteten Sie jüngst: „Von meinem Vermögen – mit fast nichts auszukommen.“ Sie sollten bei den anstehenden Bundestagswahlen unbedingt für Schwarz-Gelb votieren, damit die Vermögenssteuer auch künftig kein Thema ist!