23. Jahrgang | Nummer 3 | 3. Februar 2020

Der geplante Holocaust an den Tschechen

von Jörn Schütrumpf

Die Primitivität des Weltbildes eines Reinhard Heydrich (1904–1942) erschüttert weniger als der Umstand, dass ein solch geistiges Mittelmaß ausreichte, um in der Nazi-Hierarchie in die oberste Führungsebene zu gelangen. Die Nazis wurden, und zwar reichlich, überschätzt. Darin lag das Geheimnis ihres Erfolges. – Ein Bezug zur Gegenwart sei hier schon deshalb vermieden, weil er sich ohnehin aufdrängt …

Der wegen „unehrenhaftem“ Paarungsverhalten 1931 aus der Reichsmarine ausgestoßene Hallenser erwies sich als Nazi so tugendhaft, dass er 1941 von Hermann Göring mit der „Endlösung der Judenfrage“, also dem Holocaust, beauftragt wurde. Da die Industrie im okkupierten Tschechien (damals abwertend Tschechei genannt) den nach dem Überfall auf die Sowjetunion gestiegenen Bedarf an Rüstungsgütern nicht befriedigen konnte, wurde Heydrich als „Stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren“ berufen, während der bisherige „Reichsprotektor“ beurlaubt wurde.

In der hier auszugsweise veröffentlichten Rede vom 2. Oktober 1941 kommt die Einheit von Massenmord und Heranzüchtung einer neuen „germanischen Elite“, die schrittweise die slawischen Nachbarn verdrängen und ausrotten sollte, ungeschminkt zum Ausdruck:

„ […] dass wir im Augenblick aus kriegswichtigen und taktischen Gründen den Tschechen in gewissen Dingen nicht zur Weißglut und zum Verbrennen bringen dürfen […] Aber die Grundlinie muss für all dieses Handeln unausgesprochen bleiben, dass dieser Raum einmal deutsch werden muss, und dass der Tscheche in diesem Raum letzten Endes nichts mehr verloren hat.“

„Das Reich lässt nicht mit sich spaßen und ist eben Herr im Hause, d. h., dass auch nicht ein einziger Deutscher dem Tschechen etwas vergibt, etwa in derselben Art wie im Reich beim Judentum, dass es keinen Deutschen gibt, der sagt, der Tscheche ist aber anständig.

Das war das Problem bei der Judenfrage im Reich. Sie können sich vorstellen, was so mit der Lösung der Judenfrage geworden wäre.“

*

Auszug aus der Rede von Reinhard Heydrich vom 2. Oktober 1941

„…im Stillen schon planend und fundamentlegend für eine Endlösung“

[…] Lassen Sie mich etwas ausholen, um die Gesamtprobleme auch dieses Raumes eben in die Gesamtheit zu stellen, um nicht nur mit den Scheuklappen der Protektoratsgrenzen zu sehen.

Die Voraussetzung für den Krieg, für die Erfüllung des Krieges, für die Besetzung der notwendigen Räume und für die Formung und Gestaltung des großdeutschen und großgermanischen Reiches war die innenpolitische Sicherung des Altreiches. Darüber hinaus war es unsere Aufgabe, nach den persönlichen Weisungen und Richtlinien des Führers in dem damaligen Ausland jene Dinge forschungsmäßig und erkundungsmäßig zu planen, die dann im Laufe der Dinge die Voraussetzung geben konnten für viele politische, aber auch militärische Erfolge und Ereignisse. Dazu kamen dann im Verfolg der politischen Entwicklung im europäischen Raum die Notwendigkeit und die Aufgabe der Rückführung der Deutschen, und zwar der Volksdeutschen aus jenen Räumen, die heute im Osten von unseren Truppen besetzt sind, jener Volksdeutschen, die bestimmt dasselbe erlitten hätten, was heute die Volksdeutschen an der Wolga erleiden, wenn nicht der Führer unerhört drängend jetzt die Überführung dieser 1/2 Million Volksdeutscher befohlen und erwirkt hätte. Und nun zum Kriege selbst.

Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass alle Dinge der letzten Jahre in einem unerhört organischen Zusammenhang stehen, alle militärischen und politischen Dinge, und dass die Voraussetzung und die Konsequenz dieses Krieges das ganz klare harte Durchziehen bis zum Letzten ist, um dies Reich zu erhalten und zu formen und zur Größe zu bringen. Denn alle politischen Zwischenspiele, ob diplomatischer, außenpolitischer oder anderer Natur, waren nur ein Beiwerk der großen klaren Dinge, nämlich jener Dinge, dass die Feinde des Reiches – geführt von Juden und Freimaurern – letzten Endes sich das Ziel gesetzt hatten, dieses aufstrebende Deutschland in seiner inneren Ideenführung des Nationalsozialismus zu vernichten, dieses Deutschland als Gefahr für die Weltpläne des Judentums dieser Welt hinzustellen, und dass daher alles getan werden müsse, um dies Deutschland klein und kaputt zu machen. Aus dieser Erkenntnis heraus, dass in der Geschichte des Deutschen Reiches immer dann, wenn der Jude glaubt, uns am Boden zu haben, irgendwo aus diesem deutschen Raum, dieser deutschen Menschen einer aufstand, der mit einer unerhörten Ideen- und Persönlichkeitskraft diese Deutschen packte, zu einer Einheit verschmolz und sie dann letzten Endes zur Größe und zur Überwindung der Gefahren führte. Der Jude wusste, dass dann diese deutsche Entwicklung gestört oder gehindert werden konnte, wenn aus dem deutschen Raum selbst der Dolchstoß kam.

Und nun haben wir unter der Führung des Führers unendlich viel Räume in Europa besetzt als militärische Voraussetzung für die weitere Führung und siegreiche Beendigung des Krieges. Wir wollen uns darüber im klaren sein, dass diese Besetzung dieser Räume jedenfalls in vielen Gebieten nicht eine vorübergehende, sondern eine endgültige sein wird, wobei es gleichgültig ist, wie die Form des Kontaktes dieser Räume zu uns werden wird. Das heißt aber, die Zukunft des Reiches hängt nach Beendigung dieses Krieges von der Fähigkeit des Reiches und von der Fähigkeit der Menschen dieses Reiches ab, diese Räume zu halten, zu beherrschen und gegebenenfalls mit dem Reich zu verschmelzen, sie hängt also ab von der Art, wie wir in der Lage sind, diese Menschen zu behandeln, zu führen und zu verschmelzen. Wir müssen hier eigentlich drei große Gruppen unterscheiden: Das eine sind die Räume mit germanischen Menschen, das sind jene Menschen, die unseres Blutes und daher an sich unseres Charakters sind. Es sind jene Menschen, die durch eine schlechte politische Führung und Einfluss des Judentums irgendwie verbogen sind, die erst langsam zurückgeführt werden müssen zu den Grundelementen des Gegenwartsdenkens. Es sind das die Räume: Norwegen, Holland, Flandern, sowie in späterer Zukunft Dänemark und Schweden. Es sind jene Räume, die germanisch besiedelt sind und die in irgendeiner Art, darüber müssen wir uns hier im klaren sein, ob im Staatenbund, Gau oder sonstwie uns gehören werden. Es ist klar, dass wir diesen Menschen gegenüber eine ganz andere Art der Behandlung finden und finden müssen als gegenüber den andersrassigen, slawischen und ähnlichen Völkern. Der Germane muss hart angepackt werden, gerecht, aber er muss menschlich in ähnlicher Form wie unser Volk geführt werden, wenn man ihn auf die Dauer im Reich halten und ihm verschmelzen will.

Das zweite sind die Osträume, die zum Teil slawisch besiedelt sind, in denen man wissen muss, dass Güte als Schwäche ausgelegt wird, und in denen der Slawe selber gar nicht will, dass er gleichberechtigt behandelt wird, wo er gewöhnt ist, dass der Herr sich mit ihm nicht gemein macht. Das sind also die Räume, die wir nun im Osten zu führen und zu behalten haben, in denen eine deutsche Oberschicht nach der militärischen Entwicklung bis weit nach Russland hinaus, bis weit an den Ural einmal in der ganz klaren Führungsform als Rohstoffbasis, als Arbeiter für große, auch Kultur-Aufgaben, als Heloten, wenn ich es ganz drastisch sagen will, für uns eingesetzt werden muss.

Das sind die Räume, die man eigentlich behandelt wie die Eindeichung neuen Landes an der Küste, indem man ganz im Osten einen Wehrwall zieht von Wehrbauern, um dieses Land einmal abzuriegeln gegen die Sturmflut Asiens, und dass man es dann durch Querwälle unterteilt, um allmählich diesen Boden für uns zu gewinnen, indem man weiterhin am Rande des eigentlichen Deutschland, das von deutschem Blut besiedelt wird, immer langsam einen deutschen Wall vorlegt nach dem anderen, damit man nach dem Osten hinaus durch deutsche Menschen, die deutschen Blutes sind, die deutsche Besiedlung vortragen kann. Unter diesem Gesichtspunkt mögen Sie im Osten alle die Aufgaben sehen, die wir nun dort zu erfüllen haben. Der erste Wall, von diesem Protektoratsraum will ich nachher sprechen, wird im Osten durch die beiden Provinzen Danzig-Westpreußen und Warthegau gebildet, die, zusammen mit Ostpreußen und mit schlesischen Teilen, vor etwa einem Jahr noch eine Vollbesiedlung von fast acht Millionen Polen hatten, das sind die Räume, die nun ganz systematisch deutsch besiedelt werden müssen, um Stück um Stück und Zug um Zug das polnische Element herauszustoßen. Das sind die Räume, die einmal ganz deutsch besiedelt werden müssen. Dann immer weiter nach dem Osten, das Baltenland, das einmal ganz deutsch besiedelt sein muss, wobei man sich überlegen muss, welche Blutsteile beim Letten, Esten und Litauer rückdeutschungs- und eindeutschungsfähig sind. – Die rassisch besten Elemente sind die Esten – die schwedische Einflüsse haben –, dann die Letten und am schlechtesten sind die Litauer.

Dann kommt der großpolnische Raum, der das nächste Gebiet ist, das man ganz allmählich deutsch besiedeln muss, aus dem das polnische Element allmählich nach dem Osten verdrängt werden muss. Dann kommt die Ukraine, die auch zunächst mit einer gewissen Mittellösung allmählich aus dem großrussischen Raum unter Anwendung und Ausnutzung der gewissen noch im Unterbewusstsein schlummernden völkischen eigenen Gedanken als große Rohstoff- und Ernährungsbasis unter deutscher Führung weiter leben soll. Ohne dass man etwa diesem Volk dort eine kulturelle Festigung oder Stärkung geben kann, ohne dass man dort eine große Intelligenz aufbauen sollte, damit nicht etwa daraus eine Opposition in späteren Zeiten herangezogen wird, die dann in vielen Jahren unter einer schwachen Führung sich wieder lösen kann. Im großen und ganzen gilt also hier in diesen Osträumen der alte Kolonisationsgedanke, der aber im Gegensatz zur früheren Kolonisation der Ordensritter und baltischen Barone den Gedanken hat, dass die Kolonisation von uns getragen wird, vom Blut, und dass der alte Gedanke im Osten, der Ordensgedanke der Ordensritter wach wird, als die Etappe für die Beherrschung des Raumes, den wir nicht voll besiedeln können. Und nun – wenn Sie diese gesamten Dinge sehen, wird Ihnen klar sein, dass man diesen böhmisch-mährischen Raum auf die Dauer nie in einer Gestalt lassen darf, die es überhaupt dem Tschechentum ermöglicht, zu sagen, dass es ihr Raum sei. Hier gibt es nur eins, dass man in Erkenntnis des Lebenswichtigen und Vordringlichen sich zunächst einmal erinnern wird, welche geschichtlichen Fundamente liegen in diesem Raum, und dass man sich schlüssig wird, was macht man hier einmal. Woraus ist dieser Raum gewachsen. Woher sind die Menschen, wohin gehören sie usw.

Dazu möchte ich kurz einmal streifen, es wird für Sie hoffentlich nichts Neues sein, aber ich möchte er doch umreißen: Wir müssen uns klar sein, dass in der deutschen Geschichte Böhmen-Mähren ein Herzstück des Reiches war, ein Herzstück, das in positiven Zeiten stets ein Bollwerk des Deutschtums war, dass es in der Zeit der Kolonisation die Wacht nach dem Osten war, dass letzten Endes – das dokumentiert auch die Entwicklung auf kulturellem Gebiet – es immer und immer in guten Zeiten die Festung war und, wie Bismarck sagte, die »Zitadelle Europas«. Das wird auch begründet dadurch, dass die erste Reichsuniversität vor Krakau und vor Wien hier in Prag gegründet wurde. Wenn Sie nun die Dinge sich genauer betrachten, so wird Ihnen eindrucksvoll klar, welch schicksalhafte Dynamik dieser Raum für Deutschland und die deutsche Geschichte hat. In den Jahren deutscher Geschichte, die wir einmal übersehen wollen, kommen die Dolchstöße für den Niedergang des Reiches in den meisten Fällen aus diesem Raume heraus. Ob das nun ein Marbod aus Böhmen ist, der gegen Armin den Cherusker vorging, ob das die Slawenapostel Cyrill und Method waren, die unter religiös-kirchlichen Gedankengängen der Ostkirchen diesen Raum loslösen, auf kirchlichem Wege ihn an den byzantinischen Gedanken bringen wollten, ob das die äußerlichen Anfänge des 30-jährigen Krieges durch den Fenstersturz zu Prag sind, oder ob es in dieser Zeit der Versuch ist, durch illegale Widerstandsbewegungen das Reich zu gefährden und in seinem entscheidenden Schicksalskampf gegen den Bolschewismus nun hier dem Reich in den Rücken zu fallen.

Meine Herren! Das sind alles Dinge, die eine ganz klare logische Aneinanderreihung von gleichen Gedanken und Geschehnissen sind, das sind die gleichen Elemente des Dolchstoßes, die aus diesem Raum herauskamen. Desgleichen aber umgekehrt ist immer da, wo die Reichsführung erkannte, dass dieser Raum entscheidend ist, Böhmen und Mähren gleichzeitig ein Teil, ein schicksalhafter, entscheidender Anteil an positiver Planung der Geschichte. Es sind die Namen, die in der Ostkolonisation eine Rolle spielen. Ob König Ottokar letzten Endes in der Ostkolonisation als Stoßtrupp gegen Osten bis Königsberg vorging und diese Stadt gründete, ob es die Zeit Karls IV. ist oder ob es die Kämpfe Friedrich des Großen sind oder der Kampf von Königgrätz oder ob es heute dann die unendlich geschichtliche und schicksalhafte entscheidende Führungsgewalt Adolf Hitlers ist, der in zwei Etappen diesen Raum nun endgültig gewinnt.

Und nun zu der augenblicklichen Situation. Ich sagte, wir erleben heute entscheidend die Entwicklung zum neuen Dolchstoß. Wir haben in den letzten Wochen durch Sabotage-, durch Terrorgruppen, durch Vernichtung der Ernte, durch Langsamarbeiten, durchgesteuert von der Londoner Propaganda, geduldet und gefördert von der Protektoratsregierung, organisiert in einer ganz klaren Großlinien-Widerstandsorganisation, die Entwicklung, die – wenn auch nicht zu einem aktiven Aufruhr kommend – doch ganz systematisch vorbereitend alles tat, was zu dem Moment bereitstehen sollte, wenn nach dem Glauben der tschechischen und Londoner Regierung die Zeit kommt, diesen Raum in eine gefährliche Unruhe zu bringen zum Schaden des Reiches. Selbst wenn es nur das Eine ist, dass der Feind diese tschechische Bevölkerung so in Aufruhr bringt bzw. bringen will, dass wir einen empfindlichen Verlust an Arbeitsleistung in der Rüstung, eine empfindliche Unruhe haben, die letzten Endes Vorbild hätte sein können für die übrigen besetzten Gebiete.

So ist der Zustand der letzten Wochen so gewesen, dass man nur sagen kann, die Einheit des Reiches war eindeutig gefährdet, dieser Raum war in einer Situation, die unter der Oberfläche derart gärte, dass man nur sagen kann, hier musste rechtzeitig zugepackt werden. Und ich möchte ganz offen sagen: Die Schuld liegt nicht nur beim Gegner, die Schuld liegt auch bei uns Deutschen, weil in diesem Raum nicht alle Deutschen, die hier hineinkamen, von dem Gedanken beseelt waren, dass das ein Kampffeld, ein Kampfraum ist, wo jeder einzelne Deutsche ohne Rücksicht auf irgendwelche Kompetenzfragen auch als Kämpfer siegen muss für das Deutschtum. Jeder Deutsche, der hier hervorragt, muss sich als politischer Soldat des Führers fühlen, er muss in der Grundlinie dieses Raumes vollkommen klar sehen, er muss wissen, dass die Grundlinie die Sicherung dieses Raumes, die Bekämpfung aller tschechischen Selbständigkeit ist, und er musste in der Einzelbehandlung erkennen, dass der Tscheche Slawe ist, dass auch der Tscheche jede Güte nur als Schwäche auslegt. Dass es ein Wahnsinn ist, im Einzelfall nachzugeben, dass der andere das nicht anerkennt, sondern immer sofort nachstoßend dieses Nachgeben als Schwäche auslegt und zum anderen Mal mit einer größeren Forderung kommt.

Darüber hinaus ist aber die Voraussetzung in diesem Raum, dass man nicht glaubt, was leider der Deutsche sehr oft tut, er sei in einem deutschen Raum, als wäre es genau so eine Provinz wie im Reich und dass man mit denselben Verwaltungsmethoden hier nun vom Tisch verhandeln könne, was nie und nimmer geht. Die Verwaltungseinteilung dieses Raumes, von deutscher Seite aus gesehen, ist lediglich eines der Mittel und Methoden, diesen Raum endgültig zu beherrschen und zu führen. Es ist eine Apparatur, die keineswegs zu vergleichen ist mit der Verwaltungseinteilung und den Verwaltungsmethoden, die im Reich gültig sind, deutschen Menschen gegenüber. Dazu kommt aber einmal als Grundlage der Gedanke: Alles Handeln hier von deutschen Menschen in diesem Raum kann nur ganz eindeutig ein gleichgerichtetes sein, nämlich, dass wir im Augenblick aus kriegswichtigen und taktischen Gründen den Tschechen in gewissen Dingen nicht zur Weißglut und zum Verbrennen bringen dürfen, dass wir im Moment aus bestimmten taktischen Gründen hart sein müssen, aber doch so zu handeln haben, dass er nicht – weil er keinen Ausweg mehr weiß – nun zum endgültigen Aufstand etwa glaubt gehen zu müssen.

Aber die Grundlinie muss für all dieses Handeln unausgesprochen bleiben, dass dieser Raum einmal deutsch werden muss, und dass der Tscheche in diesem Raum letzten Endes nichts mehr verloren hat. Das sind Dinge, die meine Aufgabe hier in zwei ganz große und klare Etappen und Aufgabengebiete teilen. Das Eine ist die kriegsmäßige Nahaufgabe und das Zweite ist die Einleitung einer weitsichtigen Endaufgabe. Die erste, die Nahaufgabe ist diktiert von den Notwendigkeiten der Kriegsführung. Ich brauche also Ruhe im Raum, damit der Arbeiter, der tschechische Arbeiter, für die deutsche Kriegsleistung hier vollgültig seine Arbeitskraft einsetzt und damit wir bei dem riesigen Vorhandensein von Rüstungsindustrien hier den Nachschub und die rüstungsmäßige Weiterentwicklung nicht aufhalten.

Dazu gehört, dass man den tschechischen Arbeitern natürlich das an Fressen geben muss – wenn ich es so deutlich sagen darf, dass er seine Aufgabe erfüllen kann. Es gehört aber auch dazu aufzupassen, dass der Tscheche nach seiner Eigenart nicht diese Notlage des Reiches benutzt, um für sich privaten und eigenen tschechischen Sondernutzen herauszuholen. Diese Nahaufgabe setzt voraus, dass wir zunächst einmal den Tschechen zeigen, wer Herr im Hause ist, dass er genau weiß, hier diktiert das deutsche Interesse und hier ist letzten Endes entscheidend das Reich. Das Reich, vertreten durch seine Führung in diesem Gebiet, also auch durch Sie, meine Herren. Das Reich lässt nicht mit sich spaßen und ist eben Herr im Hause, d. h., dass auch nicht ein einziger Deutscher dem Tschechen etwas vergibt, etwa in derselben Art wie im Reich beim Judentum, dass es keinen Deutschen gibt, der sagt, der Tscheche ist aber anständig.

Das war das Problem bei der Judenfrage im Reich. Sie können sich vorstellen, was so mit der Lösung der Judenfrage geworden wäre. Wenn hier also einer sagt: Der ist aber anständig, den müssen wir ausnehmen – wenn wir nicht alle in der Gesamthaltung, sichtbar und nach außen gegen das Tschechentum eine Front bilden, wird der Tscheche immer Hintertüren finden, durch die er sich herausmogelt. Diese Frage, ob man vom Einzelnen sagen kann, dass er tatsächlich ein anständiger Kerl ist, wird erst zur Erörterung stehen, wenn wir darangehen, die weitsichtige Endlösung der Aufgabe zu beginnen, also bei der Frage der Eindeutschung und diesen Problemen. Dazu darf eines nicht vergessen werden: dass wir äußerlich, kulturell und das ist besonders wesentlich, uns keine Blöße geben, so dass der Tscheche sich lustig machen kann darüber, wie der Deutsche sich benimmt. Der Deutsche kann es sich nicht erlauben, sich im Lokal die Nase zu begießen, sondern da müssen wir ganz offen sein: dass einer sich die Nase begießt, dass er aus sich heraus kann, da wird keiner etwas dagegen sagen, aber er soll das in seinen vier Wänden tun oder im Kasino.

Der Tscheche muss sehen, dass im Dienst oder privat sich der Deutsche bewegen kann, dass er ein Herr ist vom Scheitel bis zur Sohle. Und ich habe deswegen angeordnet, dass wir hier in Prag eine zentrale deutsche Polizei-Wache bekommen, die sich vor allem darum kümmert, dass auch die Deutschen in diesem Raum sich ordentlich benehmen. Denn der Deutsche, der nicht führungsmäßig erzogen ist, der fühlt sich wohl als Herr im Hause, aber in der falschen Sicht und benimmt sich zum Schaden des Reiches mehr, als er glauben kann.

Dazu kommt weiterhin, dass ich erwarte, dass wir in der Behandlung des Tschechentums uns im klaren sind, dass auch bestimmte taktische Voraussetzungen notwendig sind. Wenn ich z.B. eine Presseanordnung treffe, hat sie ohne zu mucken die Dinge zu schreiben, die ich brauche. Trotzdem werde ich selbstverständlich mit diesen Tschechen ein nettes gesellschaftliches Verhältnis führen, wobei ich immer aufpassen muss, dass ich die Schranken nicht überschreite, dass ich in jedem Augenblick mir sage: Pass auf, es sind aber Tschechen! Verstehen Sie? Dass man bei der taktischen Notwendigkeit, mit Tschechen, die uns dienstbar sind, zusammenkommen, auch dann immer zurückkommt auf den Gedanken: Es sind aber Tschechen!

Das Zweite ist dann, das ist das Wesentlichste, dass wir bei aller Härte uns wirklich um die Dinge kümmern, die tatsächlich nicht in Ordnung sind. Denn es hat ja keinen Zweck, dass ich auf dem Tschechen herumknüppele und ihn mit aller Mühe und polizeilichen Einflussnahme dazu bringe, an seine Arbeit zu gehen, wenn er tatsächlich nicht das bekommt, was er braucht, um die physischen Kräfte zu haben, seine Arbeit zu verrichten. In dieser Richtung ist auf Vorschlag von Staatssekretär Frank eine Besprechung beim Führer gewesen unter Zuziehung von Staatssekretär Backe, und wir werden voraussichtlich, ich bitte dies alles für sich zu behalten, bevor es herauskommt, weil es propagandistisch entsprechend aufgemacht werden muss, wir werden voraussichtlich zu einer Erhöhung der Fettrationen bei den tschechischen Arbeitern kommen, die etwa um 400 g herum liegt, das ist eine Summe, die sich sehen lassen kann. (…)

Und nun, meine Herren, ein paar Gedanken zur Endlösung, die ich auch bitte, ja für sich zu behalten, die ich Ihnen aber sagen möchte, weil Sie sie wissen müssen, um bei der Nahaufgabe keine Fehler zu machen. Meine Herren, die Endlösung wird folgendes mit sich bringen müssen:

1. dass dieser Raum einmal endgültig deutsch besiedelt werden muss. Dieser Raum ist ein Herzstück des Reiches, und wir können nie dulden – das zeigt die Entwicklung der deutschen Geschichte –, dass aus diesem Raum immer wieder Dolchstöße gegen das Reich kommen. Zur endgültigen Eindeutschung dieses Raumes will ich nicht etwa sagen: Wir wollen nach alter Methode nun versuchen, dieses Tschechengesindel deutsch zu machen, sondern ganz nüchtern: Das setzt schon bei den Dingen an, die heute bereits getarnt eingeleitet werden können. Um zu übersehen, was von diesen Menschen in diesem Raum eindeutschbar ist, muss ich eine Bestandsaufnahme machen in rassisch-völkischer Beziehung. D. h. also, ich muss durch die verschiedensten Methoden, mit den verschiedensten Hintertürchen die Gelegenheit haben, diese Gesamtbevölkerung einmal völkisch und rassisch abzutasten. Ob mit dem Röntgensturmbann, durch Untersuchung einer Schule oder ob ich die Jugend bei der Bildung eines angeblichen Arbeitsdienstes rassisch überhole – ich muss ein Gesamtbild des Volkes haben und dann kann ich sagen, so und so sieht die Bevölkerung aus. Da gibt es folgende Menschen: Die einen sind gutrassig und gutgesinnt, das ist ganz einfach, die können wir eindeutschen. Dann haben wir die anderen, das sind die Gegenpole: schlechtrassig und schlechtgesinnt.

Diese Menschen muss ich hinausbringen. Im Osten ist viel Platz. Dann bleibt in der Mitte nun eine Mittelschicht, die ich genau durchprüfen muss. Da sind in dieser Schicht schlechtrassig Gutgesinnte und gutrassig Schlechtgesinnte. Bei den schlechtrassig Gutgesinnten – wird man es wahrscheinlich so machen müssen, dass man sie irgendwo im Reich oder irgendwie einsetzt und nun dafür sorgt, dass sie keine Kinder mehr kriegen, weil man sie in diesem Raum nicht weiter entwickeln will. – Aber nicht vor den Kopf stoßen! Es ist dies ja alles nur theoretisch gesehen. Dann bleiben übrig die gutrassig Schlechtgesinnten. Das sind die gefährlichsten, denn das ist die gutrassige Führerschicht. Wir müssen hier überlegen, was wir bei diesen machen. Bei einem Teil der gutrassig Schlechtgesinnten wird nur eines übrig bleiben, dass wir versuchen, sie im Reich in einer rein deutschen Umgebung anzusiedeln, einzudeutschen und gesinnungsmäßig zu erziehen oder, wenn das nicht geht, sie endgültig an die Wand zu stellen; denn aussiedeln kann ich sie nicht, weil sie drüben im Osten eine Führerschicht bilden würden, die sich gegen uns richtet.

Das sind die ganz klaren grundsätzlichen Gedanken, die wir uns als Leitlinie nehmen müssen. Und wann das geschieht, das ist eine Frage, die der Führer entscheiden muss. Aber die Planungen und das Rohmaterial zusammenzutragen, das sind Dinge, die wir schon einleiten. Wir müssen das Material prüfen, wir haben die vorhandenen Möglichkeiten auszunutzen. Das Bodenamt z. B. kann, politisch umgekehrt eingesetzt wie es die Tschechen einmal getan haben, uns heute schon in Form eines Gerippes so unendlich viel geben, dass ich glaube, in der kurzen Zeit, die ich wohl hier sein werde, schon manchen Grundstock für Volkstumsdinge legen zu können.

Dazu kommt noch ein Weiteres: Wir müssen uns darüber klar sein, dass diese Dinge nur möglich sind in dieser ganzen Planungszeit, in dieser Nahkampfzeit, wenn diese Dinge auch einheitlich gesteuert und geplant werden. Es ist selbstverständlich klar, dass die verschiedenen Kreisleiter z.B., die nun zu den vier Gauen gehören, selbst in der Gesamtlinie denken und planen, die dem Gau auch nützt. Ich möchte aber doch, dass Sie zunächst einmal sehen: Das Primäre ist die Beherrschung und die endgültige Bezwingung dieses Raumes, für die spätere Verteilung – meine Herren und Parteigenossen – dazu ist nachher Zeit genug. Zunächst muss dieser Raum bewältigt werden, das kann ich nicht, wenn er nicht zentral gesteuert wird. Ich kann nicht die Tschechen nach vier verschiedenen Untermethoden behandeln. (…) Ich werde bestimmt allen Wünschen und Notwendigkeiten der Gaue in allen Dingen entgegenkommen. Nur in einem Punkt werden Sie bei mir kein Gehör finden, und zwar in dem Punkt, wo das Primäre, nämlich die Notwendigkeit der Bezwingung und letzten Endes die Festigung dieses Raumes gestört wird. Aber ich nehme an, dass Sie Nazis sind und der Nazi weiß schließlich, dass das Gesamtinteresse des Reiches das Primäre ist und dass erst dann das eigene Interesse kommt. (…) Das weitere wird sein, dass wir auf der einen Seite die Arbeiterschaft und die wirklich für uns wichtigen arbeitenden Menschen in einer gewissen Form zur Ruhe bringen. Wir können das tun durch gewisse propagandistische Mätzchen, durch kleine Verlautbarungen über Versorgungsfragen, über Kontrolle dieser Dinge z.B., wobei ich ganz ehrlich sage, dass viele böhmisch-mährische Verbände tatsächlich einer ausgesprochenen Kontrolle und Prüfung bedürfen. (…)

Wenn etwas nicht klappt, ist diese tschechische Verwaltung schuld. Deswegen werden wir in grundsätzlichen Dingen nie die Verantwortlichkeit bestimmter Ressorts übernehmen – vielmehr den Tschechen sagen, das habt Ihr selbst auszubaden. Dann wird die Linie sein, dass alles Gute das Geschenk des Reiches an die unbotmäßige Bevölkerung ist. Wenn wir es praktisch auf diese Weise versuchen werden, werden wir es schaffen, über die Kriegszeit hinwegzukommen, im Stillen schon planend und fundamentlegend für eine Endlösung. (…)

Quelle: Die Vergangenheit warnt (tschechisch), Prag 1960, S. 98–112. (Die Wiedergabe der Dokumente erfolgte in Deutsch.) Am Ende des Textes heißt es auf Tschechisch: »›Beglaubigte Abschrift‹. Der Beamte mit unleserlicher Unterschrift merkte an, dass die Abschrift mit dem Original übereinstimmt, einschließlich der Fehler.“ SUA, fond URP-d, kart. 53.« In unserer Wiedergabe sind die erwähnten Fehler stillschweigend korrigiert.