22. Jahrgang | Nummer 21 | 14. Oktober 2019

Antworten

Götz Aly, Spielverderber – Gerade ringen wir noch um eine treffsichere Apostrophierung für den Hänfling im Maaß-Anzug, der da ein ums andere Mal unser altehrwürdiges Auswärtiges Amt blamiert, da plauzen Sie auch schon mit einer raus. In Ihrer Kolumne in der Berliner Zeitung schrieben Sie: Während Angela Merkel noch bedrängt werde, sich öffentlich für die Protestierer in Hongkong stark zu machen, ergreife Außenminister Heiko Maas „wortreich deren Partei“. Und dann kam’s“ „Bekanntlich verspottete Konrad Adenauer seinen Außenminister Heinrich von Brentano, der unter ihm nichts zu melden hatte, als ‚feierliche Null‘ – auch mit einer geschwätzigen Null kommt man als Bundeskanzlerin irgendwie zurecht.“
Bitte synapsieren Sie unbedingt weiter so!
Das Blättchen kann nicht alles allein leisten.

P.S.: Nur für den Fall, dass Ihnen aus unserer verkürzten Widergabe Ihrer Kolumne wer einen Shitstorm-Strick drehen will, zitieren wir noch, worum es Ihnen ging: „Neuerdings besteht ein Vermummungsverbot in Hongkong. Empörung in unseren Medien! Kein Wort davon, dass wir ein solches Verbot schon lange haben. Ich bin übrigens froh darüber. Warum sollten der linksradikale Schwarze Block oder eine rechtsradikale Kameradschaft Wir-für-Deutschland die Leute vermummt terrorisieren dürfen? […] Aber ich plädiere für Urteilsgerechtigkeit.“
Und da sind wir an Ihrer Seite. Denn doppelte Standards verhärten die Fronten und blockieren Lösungen. Nicht zuletzt dieses hat den ersten Kalten Krieg auf 40 Jahre verlängert.

Donald Trump, immer wieder noch für eine weitere Steigerung gut – Den kaltschnäuzigen Verrat an Ihren kurdischen Verbündeten in Nordsyrien, die Sie dem türkischen Autokraten Erdoğan zum Fraß überließen, krönten Sie anschließend mit Ihrer Begründung: „Sie haben uns nicht im Zweiten Weltkrieg geholfen, sie haben uns beispielsweise nicht mit der Normandie geholfen.“
Da fällt uns mit Shakespeare doch wirklich nur noch ein: „Ist dies schon Schwachsinn, so hat es doch Methode.“

Felix Kummer, Sänger der Chemnitzer Rockband Kraftclub – Bei Ihrem Auftritt auf dem diesjährigen Lollapalooza-Festival in Berlin gaben Sie Ihrem jungen Publikum diesen denkwürdigen Satz mit auf den Weg: „Nur weil eine Partei demokratisch gewählt wird, heißt das noch lange nicht, dass das Demokraten sind.“
Jetzt legten Sie im Interview mit der Berliner Zeitung nach: „Es wird ja immer gesagt: Eine Demokratie muss das aushalten können. 27 Prozent der Sachsen haben lediglich ihre demokratischen Rechte wahrgenommen und ihre Stimme eben der AfD gegeben. Dazu kann ich nur sagen: Die NSDAP wurde auch demokratisch gewählt.“
Auf die Frage, worum es Ihnen vorrangig gehe, wenn Sie sich öffentlich gegen Rechts positionierten, lautete Ihre Antwort: „[…] wenn die durch die Straßen von Chemnitz ziehen und ‚Wir sind das Volk’ schreien, dann sollen die begreifen, dass das Volk auch ich und meine Freunde sind. […] Und: Wir sind nicht allein.“
Keinesfalls!
Und es wäre uns eine Ehre, wenn Sie uns auch dazuzählten.

Harald Martenstein, mutmaßlicher 1. Träger der neu zu stiftenden Medaille „Verdienter Neuerer des Volkes“ – Zum gesellschaftlichen Umgang mit unangenehmen bis gefährlichen Minderheiten verwiesen Sie gerade auf „eine Maßnahme aus dem knallrechten Werkzeugkasten“: Die heiße „Nulltoleranz und hat oft funktioniert. Wenn jeder Hitlergruß und jede rassistische Pöbelei mit maximalem Einsatz verfolgt und hart bestraft wird, herrscht bald Ruhe im Karton.“
Uns gefällt auch, dass Sie den Ball flach halten: Die Leute dächten dann zwar „noch genauso, aber sie beherrschen sich. Das ist keine Lösung. Aber es wäre ein Fortschritt.“
Wollen wir nicht zusammen für etwas Wind in dieses Segel sorgen?
Wie wäre es mit Thursdays for Zero Tolerance?

MdBs (Mitglieder des Bundestages) – „Verachtung verdient nur der, der es besser weiß, aber schlechter tut“, postulierte der polnischer Philosoph Stanisław Brzozowski.
Also verachte man die Bundestagsmehrheit, die unseren Städten in diesem Sommer sogar noch den E-Scooter-Schwach- und -Wahnsinn verpasst hat, gefälligst nicht!
Auch nicht, wenn sie das nächste Mal zuschlägt.
Was ja leider keine Frage des Ob, sondern bloß eine des Wann ist.
Man bete stattdessen: „Domine, et pluere cerebri!“
(„Herr, lass Hirn regnen!“)

Martin Herrenknecht, vom Kritikaster in die Wärmestube der Kanzlerin – Sie gehören zu den wenigen Menschen, die von sich sagen können: „We are working legally in the underground“. Denn Sie sind der weltgrößte Hersteller von Tunnelbohrmaschinen. Seit Sie im vergangenen Jahr aus Frust über die Flüchtlings-, Außen-, vor allem aber Wirtschaftspolitik der Regierung angedroht hatten, Ihre CDU-Mitgliedschaft ruhen zu lassen und Spenden für die Partei einzuschränken, können Sie sich vor Aufmerksamkeiten kaum noch retten. Erst rief Sie Angela Merkel persönlich an, später lud sie zur Aussprache ins Kanzleramt. Vor wenigen Wochen begleiteten Sie die Kanzlerin nach Peking. Jetzt besuchte diese Ihr Werk in Baden-Württemberg.
Uns verwundert das nicht, denn schon als Sie noch vor sich hin frusteten, gab es eine sinnstiftende Gemeinsamkeit zwischen Ihnen und Merkel: Ihre Firma stand – laut den Unterlagen des Whistleblowers Edward Snowden – ebenso auf der Überwachungsagenda des US-Spionagekraken NSA wie das Handy der Kanzlerin.

HRH Meghan, Duchess (dank Einheirat ins Haus Windsor) of Sussex – Für Ihre jüngste Afrika-Reise legten Sie extra Ihren teuren Verlobungsring ab. Ob allerdings aus „Feingefühl, das Meghan bisher nicht unbedingt zugetraut wurde“, wie das Fachblatt Gala mutmaßte, oder weil sie einfach Schiss hatten, dass Ihnen der Klunker im bitterarmen Afrika geklaut werden könnte, sei hier mal dahingestellt. In Südafrika rutschte Ihnen der Spitzname ihres Söhnchens Archie – geboren im Mai – heraus: „Bubba“ nennen Sie das Kerlchen. Und das nun wirft wahrhaft schwerwiegende Fragen auf. Denn in England wird zwar der Stammhalter, also der erstgeborene Sohn der Familie, „Bubba“ genannt. Aber Sie sind Amerikanerin. Und in den USA ist „Bubba“ – der Dorftrottel, der mehr oder weniger zurückgebliebene Knabe vom Lande!
Buckingham Palace ist uns eine Erklärung schuldig.
Und zwar – pronto.