von Wolfgang Kubiczek
Wie steht es um die ostdeutschen Eliten mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung?
Zunächst: Im Selbstverständnis der DDR gab es keine Unterteilung der Gesellschaft in Kategorien wie Elite, Masse oder Unterschicht. Hier galt die Elitetheorie als reaktionär, da sie die gesellschaftliche Entwicklung als Werk einer Führungsschicht, deren privilegierter Stellung und Herrschaft über die Massen ansah. Als extremer Auswuchs dieser Theorie wurde die Ideologie und Praxis des deutschen Faschismus gesehen. Folglich wurde im DDR-internen Sprachgebrauch der Begriff „Elite“ nicht auf die Führungskräfte in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur angewendet, was nicht besagt, dass die vorhandenen Strukturen nicht nach elitetheoretischen Kriterien hätten analysiert werden können.
Diesen Platz nahm die westdeutsche Elitenforschung bereits vor 1990 ein, verstärkt aber nach dem Beitritt der DDR, wobei neben wissenschaftlichem Erkenntniszuwachs durchaus naheliegende politisch-praktische Ziele verfolgt wurden. Die nach der Wende dezimierte authentisch ostdeutsche Wissenschaftslandschaft konnte erst allmählich eigene Sichtweisen in den Diskurs einbringen. Es ist dem Potsdamer Wissenschaftsverlag „WeltTrends“ zu danken, dass mit der 2015 erschienenen Broschüre des Potsdamer Historikers Jürgen Angelow „Entsorgt und ausgeblendet. Elitenwechsel und Meinungsführerschaft in Ostdeutschland“ eine lesenswerte ostdeutsche Wortmeldung vorliegt.
Gleich zu Beginn seiner Arbeit widerspricht Angelow der verbreiteten These, die Folgen der Aussonderung der Ostelite würden sich „generativ auswachsen“ und in der inneren Einheit Deutschlands aufgehen: „Wir sind von der inneren Einheit gegenwärtig noch sehr weit entfernt und wir entfernen uns immer weiter“, schreibt der Autor, „wenn wir im Umgang zwischen Ost- und Westdeutschen nicht zu einem integrativen Ansatz finden.“ Der Begründung dieser zentralen These ist ein großer Teil seiner Ausführungen gewidmet.
Zunächst unterscheidet der Autor in der DDR zwischen Macht- und Funktionseliten. Damit setzt er sich von gängigen Vorstellungen über eine „hierarchisch strukturierte Monopolelite“ in der DDR ab. Die Machtelite bestand demzufolge aus einer relativ kleinen Parteielite (Spitzenfunktionäre des SED-Parteiapparats und der Blockparteien, höchste staatliche Funktionsträger) und einer „sozialistischen Dienstklasse“, die – zählt man alle „Nomenklaturkader“ hinzu – auf 340.000 Personen geschätzt wird. Bei einer Erweiterung auf mittlere und untere Funktionärsebenen kommt man auf ca. 1,5 Millionen Personen. Bei den Funktionseliten traf man oft auf fachliche Kompetenz und Spezialistentum, verbunden mit systemloyalem Verhalten, aber auch auf Führungsgruppen, die eher traditionellen sozialen Milieus verhaftet waren und als ideologiefern galten (Ärzte, technische Intelligenz, Teil der Professorenschaft, kirchliche Eliten).
Besonders interessant für den ostdeutschen Leser sind die Betrachtungen zu den verschiedenen DDR-Generationen und deren Situation in den Zeiten des Umbruchs. Die Generation mit ausschließlicher DDR-Sozialisation („integrierte Generation“ – geboren in den vierziger und fünfziger Jahren) war durch den Sozialismus geprägt und zeigte ein verhältnismäßig hohes Maß an Systemloyalität. Den Ausweg aus dem zusehends spürbaren Widerspruch zwischen sozialistischem Ideal und Wirklichkeit erhoffte sie sich in einer Weiterentwicklung der Gesellschaft entlang der von Michail Gorbatschow entwickelten Konzepte von Glasnost, Perestroika und Neuem Denken. Es entstand innerhalb der SED eine Reformbewegung mit dem Ziel der Demokratisierung und der Öffnung der DDR, die bis heute nicht rein zufällig von der bundesrepublikanischen Geschichtsbetrachtung ignoriert wird, obwohl ihre politische Wirkung auf die SED-Führung nicht geringer war als die der Bürgerrechtsbewegung, mit der sie inhaltlich –zumindest zu Beginn – erhebliche Schnittmengen aufwies.
Angelow stellt fest, dass für die meisten Vertreter der „integrierten“ Generation die Wiedervereinigung zu einem biografisch ungünstigen Zeitpunkt kam und die Mehrheit entlassen oder marginalisiert wurde. In der Wirtschaft waren Vertreter dieser Generation in besonderer Weise von Betriebsschließungen, Personalabbau, sozialer Unsicherheit und geringem Einkommen betroffen. Ihre Professionalität hätte sie nach Auffassung des Autors durchaus in die Lage versetzt, sich den Bedingungen der bundesdeutschen Gesellschaft anzupassen. Das stand jedoch im Widerspruch zu den Begehrlichkeiten der Westeliten, sich auf den Osten auszudehnen.
Der Verlauf der Elitentransformation in Ostdeutschland steht im Mittelpunkt der Analyse. Die Rahmenbedingungen setzte der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik nach Artikel 23 des Grundgesetzes. Damit hatten Legislative und Exekutive der auslaufenden DDR jegliche Hebel zum Schutz der eigenen Bevölkerung in diesem Prozess aus der Hand gegeben. Oder wie Schäuble es formulierte: „Aber hier findet nicht die Vereinigung zweier gleicher Staaten statt. Wir fangen nicht ganz von vorn bei gleichberechtigten Ausgangspositionen an.“
Bei einem historischen Rückblick auf den Umgang mit alten Eliten in Umbruchsituationen der deutschen Geschichte kommt der Autor auf den hohen Grad der Verquickung der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft mit den NS-Eliten zu sprechen. Die relativ konfliktlose Transformation der Nazi-Eliten hat die politischen Mentalitäten in der Bundesrepublik in hohem Maße geprägt, so dass sie bis heute in der Gesellschaft nachwirkt und starke Sehschwächen auf dem „rechten Auge“ bewirkt. Weder thematisiert noch aufgearbeitet ist die Frage, welche Auswirkungen die Besetzung von Machtpositionen in Ostdeutschland mit von dieser Mentalität geprägten „Aufbauhelfern“ auf die Verbreitung von Rechtsradikalismus in Ostdeutschland hatten und haben.
Obwohl der Elitenaustausch bereits Ende 1989 begonnen hatte, kam es nach dem Beitritt zum Grundgesetz zu den entscheidenden Veränderungen und in deren Folge zur scharfen Polarisierung der ostdeutschen Gesellschaft, ihrer Entsolidarisierung und zu einem enormen Anpassungsdruck für fast jeden Einzelnen, eingeschlossen Vertreter der systemkritischen Gegenelite. Angelow konstatiert die außerordentliche Tiefe des Umbruchs, der ohne zeitliche Begrenzung bis heute fortwirke. Damit widerspricht er Auffassungen, es habe sich nur um ein vorübergehendes Phänomen gehandelt. Als Ursache für diese Entwicklung sieht er den „Wunsch der Westdeutschen“, „eigene potenzielle Führungskräfte im Osten zu implementieren, um Kontrolle über die neuen Länder zu gewinnen und vor allem eigene berufliche Aufstiegschancen wahrzunehmen.“
Das soziale Abstiegsrisiko verhielt sich proportional zur vor 1989 erreichten Position. Nach einer Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung Berlin konnten lediglich zehn Prozent der ehemaligen Leitungskader mit höheren Funktionen eine gleiche oder gleichwertige Stellung behaupten, während es bei den hochqualifizierten Angestellten ohne Leitungsfunktion immerhin 62 Prozent waren. Es waren folglich besonders Führungspositionen, die von Westdeutschen besetzt wurden.
Angelow stellt danach die Frage nach der Zusammensetzung der heutigen ostdeutschen Elite. Seine Schlussfolgerung: Die Gruppe der westdeutschen Aufbauhelfer, die nach der Wiedervereinigung zum Zuge kamen und gut vernetzt zunächst die Personalverwaltungen sowie fast sämtliche Abteilungsleiterpositionen in den Ministerien und anschließend Chefpositionen nachrangiger Institutionen übernahmen, bildet nach wie vor den Großteil der ostdeutschen Elite. Damit nicht genug: Diese Gruppe ist, dank einer gewissen Form von Nepotismus, weiter im Wachsen begriffen. In Regierungsinstitutionen der ostdeutschen Länder und des Bundes sind bereits ab der Ebene der Abteilungsleiter Ostdeutsche so gut wie nicht vertreten. Für die Generation der DDR-Sozialisierten bestehen bis heute strukturelle Zugangshindernisse.
Im Ergebnis befinden sich ostdeutsche Führungskräfte noch immer auf dem Rückzug, und zwar in ostdeutscher wie in gesamtdeutscher Hinsicht. Während sich westdeutsches Führungspersonal im Osten weiter in Stellung bringt, sind gerade einmal 2 Prozent der westdeutschen Führungspositionen von Ostdeutschen besetzt. Für eine Studie „Entscheidungsträger in Deutschland“ des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) wurden 2011/2012 Inhaber von Spitzenpositionen aus allen Gesellschaftsbereichen in Deutschland befragt. Davon waren 94,6 Prozent in den alten Bundesländern geboren; nur 2,8 Prozent stammten aus der DDR und 2,5 Prozent ursprünglich aus dem Ausland. Diese Auswahl dürfte in etwa die Stellung von heutigem, ehemals in der DDR geborenem Führungspersonal in Gesamtdeutschland widerspiegeln (bei einem Anteil von fast 20 Prozent an der Bevölkerung).
Als weitere Bestandteile der heutigen ostdeutschen Elite gelten die „Seiteneinsteiger“, die Qualifikationen und Leitungserfahrungen aus ideologiefreien Berufen mitbrachten, sowie jene, die abwertend gern als „alte Seilschaften“ bezeichnet werden, ein Begriff, der subversive Netzwerkaktivitäten unterstellt, für die es jedoch keinerlei Hinweise gibt. Erstere haben vielfach durch Parteikarrieren politische Spitzenpositionen (zum Beispiel in den Landesregierungen) in Ostdeutschland besetzt, wo sie nach Meinung des Autors eine wichtige Alibifunktion erfüllen, „denn auf den nachgeordneten Entscheidungs- und Verwaltungspositionen hätten sie als ostdeutsche Mitbewerber kaum eine Chance gehabt“. Letztere, darunter ehemalige Mitglieder der SED und der Blockparteien, verorten ihre Werthaltungen längst im Spektrum des demokratischen Rechtsstaates.
Angehörige der ehemaligen DDR-Opposition können als vierter Bestandteil der heutigen ostdeutschen Elite angesehen werden. Sie fanden ihren Platz hauptsächlich in den politischen Parteien, lediglich 10 Prozent gingen als Führungskräfte in die Verwaltung. Dagegen verfügen sie über eine starke Präsenz in der veröffentlichten Meinung zu ostdeutschen Themen.
Angelow schlussfolgert, dass die politische Klasse der Bundesrepublik eine Begründung des Elitenwechsels vermied und ihn soweit wie möglich zu verschleiern suchte. Ein öffentlicher Diskurs wurde nicht als notwendig angesehen, da der Elitenwechsel als Kern des politischen und sozialen Wandels in Ostdeutschland angesehen wurde. Wo es doch dazu kam, wurde die Existenz einer ostdeutschen Elite gern in Frage gestellt: Die Ostdeutschen seien „verzwergt, ihre Erziehung, ihre Ausbildung verhunzt…“ (Arnulf Baring), der Osten sei eine „von Elite entleerte Region“, die nach 1990 der Rückwanderung bedurft hätte (Job Siedler), es gehe „um eine langfristige Rekultivierung“, um „eine Kolonisierungsaufgabe, eine neue Ostkolonisation…“(Arnulf Baring). Es ist diese Geisteshaltung, die bis heute in subtilerer Form Grundtendenz der veröffentlichten Meinung ist und die das Zustandekommen der inneren Einheit behindert.
„Westbeamte und Demokratiedefizite in Ostdeutschland“ ist eine in der Broschüre enthaltene Fallstudie aus dem Land Brandenburg betitelt. Brandenburg, gern als „kleine DDR“ diffamiert, verfolgte nach der Wende die von Ministerpräsident Manfred Stolpe entwickelte Idee der „doppelten Schreibtische“, die von Ost- und Westdeutschen gleichermaßen besetzt werden sollten, damit sich erstere für die neue Verwaltung qualifizieren konnten. Dazu wurde 1990 ein Vertrag über Zusammenarbeit mit Nordrhein-Westfalen abgeschlossen, demzufolge 4000 Westbeamte nach Brandenburg kamen, ab 1995 aus der Brandenburger Landeskasse bezahlt wurden und ob der Trennung von ihren Wohnorten zusätzlich eine „Buschzulage“ kassierten. Nach einem Jahrzehnt befanden sich die brandenburgischen Verwaltungen fest in westdeutscher Hand. Der Autor liefert interessante Zahlen, die belegen, dass ganze gesellschaftliche Bereiche, wie die Gerichtsbarkeit, sich teils zu 100 Prozent aus Westdeutschen rekrutieren.
Der Umbau des ostdeutschen Wissenschaftssystems fiel besonders drastisch aus. So wurde das bereits vor 1990 als reformbedürftig erkannte westdeutsche Hochschulsystem mit seinen verkalkten Strukturen auf die ostdeutschen Länder übertragen. Zugleich wurde ein personeller Kahlschlag unter ostdeutschen Wissenschaftlern veranlasst. Nach Schätzungen, die Angelow wiedergibt, wurden etwa 60 Prozent des Personals ostdeutscher Hochschulen, ebenso viel der außeruniversitären Akademieforschung und –durch das Wirken der Treuhand – etwa 85 Prozent der Industrieforschung abgebaut. Die frei gewordenen Stellen, soweit sie weiter bestanden, wurden durch den Ressourcenüberhang im westdeutschen Akademiebereich aufgefüllt. Angelow nennt es „die Stunde der westdeutschen Durchschnittsbegabungen, die ostdeutsche Hochbegabte ausstachen“. Sie finden das übertrieben? Dazu ein Zitat von einem, der es wissen muss: Professor Dieter Simon, von 1989 bis 1992 Vorsitzender des Wissenschaftsrates, der maßgeblich an der Evaluierung der ostdeutschen Hochschulen beteiligt war. Er sprach in der Zeit vom 7. April 1995 unter der Überschrift „Verschleudert und verschludert. Ein Mittäter zieht selbstkritisch Bilanz“ von den „Minderbemittelten“, den „Fußkranken und Bedächtigen, die am Wegrand lagern; die müden Wiederkäuer und Uninspirierten … Sie alle haben mit der Wende die große Chance erhalten. Häufig war sie zu groß für die geringe Fassungskraft der Begünstigten. … Unhabilitierte Sitzenbleiber eigneten sich von heute auf morgen den Habitus des Großordinarius von vorgestern an … Ausgebrannte Heimwerker kostümierten sich als Fackelträger der Freiheit und berechneten den Ossis die Kosten.“
Die von Gutwilligen erhoffte Durchmischung von Personal, Ideen und Konzepten hat nicht stattgefunden, dagegen aber Verdrängung. Die Folge: Ostdeutsche Vertreter werden in den öffentlichen Diskursen der Bundesrepublik ignoriert. Zu keinem wichtigen Problem des vereinten Deutschlands wurde ein ostdeutscher Wissenschaftler prominent gehört. Und wenn in den Medien dann doch einer zu Wort kommt, hat er westdeutschen Hintergrund und oft rechtslastige Ansichten.
Ähnlich ist es im medialen Sektor. Der Autor erinnert, dass Versuche von DDR-Journalisten, im Herbst 1989 eine eigenständige ostdeutsche Medienkultur mit eigenen Deutungsangeboten zu entwickeln, von westlichen Medienkonzernen postwendend unterbunden wurden. Pluralität und Meinungsvielfalt mit professionellen Beiträgen ostdeutscher Akteure wurden durch die schnelle Übernahme ostdeutscher Medien und die Einsetzung konservativen Leitungspersonals verhindert. So wurde der heutige stellvertretende AfD-Vorsitzende Alexander Gauland von 1991 bis 2005 Herausgeber der führenden Potsdamer Tageszeitung Märkische Allgemeine – wohl auch eine Antwort auf die Frage, wie sich im Osten rechtes Gedankengut breitmachen konnte. Soziale Stigmatisierung und Herabsetzung in den Medien lassen den Ostdeutschen immer noch als „Fremdkörper“, als „symbolischen Ausländer“ erscheinen. Kein Wunder, dass die den Markt beherrschenden Medien im Osten starke Glaubwürdigkeitseinbußen zu verbuchen haben.
Ein Abschnitt der Broschüre ist dem Aufarbeitungsproblem gewidmet, wobei Angelow es in juristische, historische und politisch-moralische Aufarbeitung unterteilt. Während er erstere als weitgehend gelungen ansieht, beklagt er zu Recht, dass eine historische Beschäftigung mit der DDR, die dem Grundsatz der Kontroversität und Meinungsvielfalt verpflichtet ist, durch eine staatlich finanzierte „Aufarbeitungsindustrie“, ein Überangebot institutionalisierter Behördenforschung zur DDR-Geschichte behindert wird. Die politisch-moralische Aufarbeitung, zweifellos der schwierigste Aspekt, setzt laut Angelow die Bereitschaft zur Auseinandersetzung in beiden Teilen Deutschlands voraus, denn – und auch da kann man nur zustimmen – „die deutsch-deutsche Vergangenheit ist miteinander verflochten“. Hier hätte ein Vergleich mit der Tätigkeit der Wahrheits- und Versöhnungskommission zur Aufarbeitung der Apartheid in Südafrika, deren Ziel es war, „Opfer“ und „Täter“ in einen Dialog zu bringen und damit eine Grundlage für die Versöhnung zu schaffen, gut getan. Ihr lagen die Ideale Mahatma Gandhis zugrunde, wobei nicht die Konfrontation, sondern die Wahrnehmung der Motive des Anderen im Vordergrund standen und Gewalttaten beider Seiten behandelt wurden. Aber das ist wohl für eine deutsche Aufarbeitung zu viel verlangt.
Abschließend fordert Angelow einen gesellschaftlichen Klimawandel, der durch einen höheren Grad kollektiver Willensbildung und Bürgerbeteiligung sowie durch eine veränderte Medienkultur herbeigeführt werden könne. Die Ostdeutschen gehörten in die Mitte der Gesellschaft und müssten dort angemessen repräsentiert sein. Nach 25 Jahren gebe es kein Thema, das Ungleichbehandlung rechtfertige, nicht einmal das Stasi-Thema. Zum Zusammenwachsen sei es notwendig, dass die Deutschen endlich lernen, ihre Unterschiedlichkeit zu akzeptieren. Es steht zu befürchten, dass dieser Klimawandel in einer immer rücksichtsloser werdenden Gesellschaft Illusion bleibt; es bleibt zu hoffen, dass sich dennoch die aufgezeigten Probleme im Generationenwechsel allmählich verflüchtigen.
Jürgen Angelow: Entsorgt und ausgeblendet: Elitenwechsel und Meinungsführerschaft in Ostdeutschland. WeltTrends, Potsdam 2015, 168 Seiten, 13,90 Euro.
Schlagwörter: DDR, Elitetheorie, Jürgen Angelow, Ostdeutschland, Soziologie, Wiedervereinigung, Wolfgang Kubiczek