16. Jahrgang | Nummer 10 | 13. Mai 2013

Antworten

Martin Dutzmann, evangelischer Militärbischof und als solcher contradicio in adiecto – Sie haben jüngst beim „Sicherheitspolitischen Dialog mit den Kirchen“, zu dem der Bundesverteidigungsminister geladen hatte, um mal wieder seine allseits bekannte Verharmlosung von Kampfdrohnen zu wiederholen („nur eine technische Weiterentwicklung des Flugzeuges“), einer Vertreterin von Pax Christi, die sich erdreistete, die unbemannten Killer als „Symbol für die Führbarkeit von Kriegen“ zu verdammen, die theologische Zurechtweisung erteilt: „Der Sündenfall ist passiert!“ Was meinten Sie damit konkret? Sicher doch die Erfindung des gottgefälligen Krieges durch ihre katholischen Amtsbrüder, die Päpste Gregor VII. (1073 – 1085) und Urban II. (1088 – 1099), die damit nicht nur die entscheidende „ideologische“ Weichenstellung für die Kreuzzüge vornahmen, sondern damit zugleich auch – once and for all – das pazifistische neutestamentarische Christentum zu einem jederzeit bellizistisch missbrauchbaren Instrument umschmiedeten.

Bundesregierungen, konsequent aufarbeitende, Merkels Vorgänger der Fünfziger, Sechziger und späterer Jahre – Jahrzehntelang, so belegen jetzt ausgewertete Akten, haben Sie die Rückgabe brisanter Akten aus der Nazizeit verzögert, da Sie – zu Recht – die Enttarnung von deutschen Spitzenpolitikern befürchtet haben, so ergibt die Recherche des deutschen Journalisten Malte Herwig. Die USA waren schon 1967 zur Rückgabe der NSDAP-Mitgliederkartei bereit. Als dann die Grünen 1989 endlich einen Parlamentsbeschluss durchsetzten, um auf die Regierung Druck auszuüben, ging das Auswärtige Amt nach Aktenlage so weit, die Amerikaner um ein doppeltes Spiel zu bitten. So kompliziert verlogen ging es in Sachen DDR-Unrecht freilich nicht zu. Endlich durften Sie in diesem Falle aus tiefstem Herzen handeln.

Kurt Tucholsky, Nicht-vorgestellt-zu-werden-Brauchender – Wenn uns eines Tages die guten Manuskripte ausgehen sollten, dann werden wir einfach Ihrem Rat folgen: „Und wenn ein Redakteur gar nicht mehr weiß, was er bringen soll: Busen ist immer gut. Schenkel ist immer gut. Popo ist immer gut.“

Thomas de Maizière, Schülervertreter – Auf die Frage der taz, ob wir „nichts Konkretes aus Afghanistan gelernt“ haben, antworteten Sie unlängst: „Doch, selbstverständlich, etwa: Die NATO hat gelernt, wie wichtig es ist, dass […] die Krankentragen in alle Fahr- und Flugzeuge passen müssen.“ Chapeau! Das war die Jahre und die Toten auf allen Seiten allemal wert. Dem Vernehmen nach weiß die NATO allerdings immer noch nicht, wie die Truppe reagiert, wenn der Koch verliebt ist und dies am Essen vor dem Kampfeinsatz merkt. Das muss beim nächsten Mal dann aber ganz oben auf die to-learn-list gesetzt werden.

Anleger bei der Firmengruppe S&K – Dem Vernehmen nach müssen sehr viele von Ihnen mit einem Totalverlust rechnen. Von dem dreistelligen Millionenbetrag, den die Firmengründer einst bei Ihnen eingesammelt hatten, auf dass Ihr Geld Geld hecke, dürfte kaum etwas für die Insolvenzmasse übrig bleiben – und wenn doch, dann haben – wie immer – die Großinvestoren die besten Karten. Dass gegen die Verantwortlichen der Firmengruppe wegen des Verdachts auf Anlagebetrug ermittelt wird, dürfte Sie kaum beruhigen. Allerdings: So wirklich leid tun Sie uns denn doch nicht, sorry.

Sonia Mikich, ARD-Fernsehjournalistin – „Ich verüble meiner ARD tatsächlich sehr, dass sie diesen süß parfümierten Hirnschiss mitmacht“, haben Sie sich bezüglich der auch in den öffentlich-rechtlichen TV-Stationen wuchernden Arztserien geäußert und dabei nicht zuletzt auf eigene, ganz gegensätzliche Erfahrungen mit dem deutschen Krankenhauswesen verwiesen. Wir haben dem wenig hinzuzufügen, es sei. dass diese Art “Hirnschiss” in besagten Steuermedien längst auch in anderer Hinsicht gang und gäbe ist.