Nach Angaben des Verbandes Unbemannte Luftfahrt nimmt die Zahl der Drohnen hierzulande zwar ab (Höchststand 2023: 474.000), doch immerhin 430.000 seien derzeit unterwegs. Davon würden nur 45.200 kommerziell genutzt, der Rest sei in privater Hand.
Allenthalben werden Drohnen auch an Orten gesichtet, wo sie besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen oder auch eine besondere Gefahr darstellen. Aber nur manchmal wird gehäuft darüber berichtet – wie etwa im Frühherbst 2025. Am Abend des Reformationstags wurde Berlins Flughafen BER wegen einer Drohnensichtung geschlossen. Als die Polizei mit einem Hubschrauber ausrückte, war die Drohne schon wieder verschwunden. In den Wochen danach schlossen die Flughäfen in Kopenhagen, Oslo, München wegen Drohnensichtungen. In Warschau und in Vilnius gab es Alarm. Es folgten eine intensive Berichterstattung und eine Debatte. Der Jurist Ulf Buermeyer meinte im Podcast Lage der Nation, es sei „naiv“, anzunehmen, dass „diese Drohnen in ihrer Mehrheit woanders herkämen als von Russen“. Woher er seine Weisheit hatte, verriet er nicht. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte, dass er Russland hinter den meisten gesichteten Drohnen vermute. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder war nur einer von denen, die aus dem Stand wahlweise oder in Kombination ein Drohnenkompetenzzentrum, einen Drohnenwall an der NATO-Ostflanke oder Abschüsse forderten. Ein Zungenschlag von Hysterie war unüberhörbar.
Die Zeit ging den Vorfällen nach und veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 6. November 2025 einen ganzseitigen Bericht von Marie Dürr und Anna Mayr. Darin heißt es unter anderem: „Einige Vorfälle, wie jener am Frankfurter Flughafen am 3. Oktober, stellten sich schon kurz danach als Missverständnisse heraus: Dort handelte es sich um das Versehen eines 41-jährigen Hobby-Drohnenpiloten. In Warschau wurden eine 17-jährige Belarussin und ein 21-jähriger Ukrainer festgenommen, Verbindungen mit Russland waren ihnen nicht nachzuweisen; ihr Drohnenflug über dem Präsidentenpalast sei, so berichteten polnische Medien, einfach nur der Versuch gewesen, schöne Bilder zu machen. In Vilnius wiederum gab es einen Sicherheitsalarm wegen Ballons, die von Zigarettenschmugglern eingesetzt werden. Und der dänische Verteidigungsminister sagte bei einer Pressekonferenz zwei Wochen nach der Flughafenschließung in Kopenhagen: ‚Ich glaube, die Lehre aus dem, was wir in Bezug auf Drohnenbeobachtungen gesehen haben – oder was wir jetzt eher als Luftbeobachtungen bezeichnen –, ist, dass es viele verschiedene Dinge erfordert, um genau zu sehen, ob es sich um eine Drohne oder um andere Objekte handelt.‘ In Norddeutschland hatten sich manche der Sichtungen über kritischer Infrastruktur später als ‚Flugzeuge, Hubschrauber und auch legale Drohnen‘ herausgestellt, sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) im Innen- und Rechtsausschuss des Landtags.“
Logisch klänge, so die Zeit-Autorinnen: „Russland will dem Westen zeigen, wie vulnerabel wir sind, indem es Drohnen in unseren Luftraum schickt. Das sagt vielen der sogenannte gesunde Menschenverstand, und auf diese Realität haben sich auch die meisten Kommentatoren geeinigt. Aber was war denn wirklich los? Weiß man inzwischen mehr? Die ZEIT hat Ermittlungsbehörden und Ministerien in Europa noch einmal nach ihrem Kenntnisstand zu den Drohnensichtungen gefragt. Die Antworten sind – luftig.“ Es folgen diverse Beispiele wie etwa ein Bescheid seitens des Bundesverkehrsministeriums: „Drohnensichtungen an Flughäfen und über kritischer Infrastruktur seien nichts Ungewöhnliches. Man sehe ‚einen leichten Anstieg‘ der Fallzahlen, der aber wohl auch mit ‚gestiegener Awareness in der Bevölkerung‘ zu tun habe. Von einer signifikanten Häufung könne indes nicht die Rede sein.“ Das veranlasste die Autorinnen zu der Frage: „Moment. Hat das Verkehrsministerium uns also gerade mitgeteilt, dass die Aufregung nicht gerechtfertigt war?“
Definitiv belegt ist eine russische Beteiligung jedenfalls bei keinem einzigen der von den Autorinnen nachgefragten Drohnenzwischenfälle.
Der Beitrag schließt mit folgender Passage: „Bei einer Konferenz im russischen Sotschi Anfang Oktober fragte der Moderator den russischen Präsidenten ironisch, wieso er so viele Drohnen nach Dänemark schicke. Putin antwortete: ‚Ich verspreche, ich mache es nicht. Ich werde keine Drohnen nach Frankreich, Dänemark oder Kopenhagen schicken. Wohin können sie noch fliegen? Lissabon.‘ Jetzt werde Portugal sich aber fürchten, sagte der Moderator. Ob der Präsident noch sagen wolle, dass das ein Witz war? Putin: ‚Warum ein Witz? Nein.‘“
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