25. Jahrgang | Nummer 26 | 19. Dezember 2022

Antworten

Timon Gremmels, ein Klartext sprechender SPD-Bundestagsabgeordneter – Im Rahmen einer „Aktuellen Stunde“ des Bundestages erklärten Sie: „Es ist völlig gleichgültig, ob Nord Stream 1 und Nord Stream 2 nun Lecks haben, wie diese Lecks entstanden sind, ob das Anschläge waren, wer hinter den Anschlägen steckt, weil aus der einen Pipeline noch nie Gas gekommen ist und es aus der anderen seit Wochen kein Gas mehr gegeben hat.“ Es sei völlig irrelevant, weil Nord Stream 1 und Nord Stream 2 nicht gebraucht würden …

Echt jetzt? Diese Haltung illustriert aber wohl das seltsame Schweigen der Bundesregierung zu dem unglaublichen Sabotageakt – auch gegen Deutschland. Man darf sich durchaus Gedanken machen über den Umgang der Regierung mit dem Parlament, mit der Informationsfreiheit und nicht zuletzt mit deutschen Interessen …

Julian Assange, verfolgt und kriminalisiert – Das deutsche PEN-Zentrum organisierte am 9. Dezember Mahnwachen für Sie in Berlin, Düsseldorf und München – weil man auch nicht zu dem Unrecht schweigen kann, das in demokratischen Ländern geschieht. Im hiesigen Blätterwald herrschte dazu wenig überraschend wiederum weitgehend Ruhe.

Seit über zehn Jahren werden Sie in einem kollektiven Akt der Verfolgung von vier Staaten kriminalisiert, seit drei Jahren im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh unter besonders harten Haftbedingungen festgehalten, weil Sie geheime Akten zugänglich und Kriegsverbrechen der US-Armee öffentlich gemacht haben. „Anstatt die von Assange aufgedeckten Verbrechen zu verfolgen, wird er verfolgt. Investigativer Journalismus wird zu Spionage erklärt. Es ist ein Präzedenzfall, wonach Veröffentlichung geheimer Dokumente immer strafbar ist, unabhängig von öffentlichem Interesse. Das Schicksal von Assange soll offenbar allen Whistleblowern abschreckend vor Augen stehen“, erinnerte Daniela Dahn in Berlin – und Autor Uwe Timm stellte in München fest: „Wer in die dunklen Machtgeschäfte der Exekutive eindringt und sie publik macht, wird endgültig um seine Freiheit gebracht.“

Wir hoffen dennoch, dass man sich in den „Demokratien“ der westlichen Welt an demokratische Grundrechte wie Presse- und Informationsfreiheit erinnert und Sie endlich freilässt.

Heinrich Heine, genialer Spötter deutscher Zustände – Nicht immer konnten Sie sich solchen Zuspruchs erfreuen wie heute, da Sie zu Ihrem 225. Geburtstag in Ost wie West gewürdigt werden. Und sie würden sich vermutlich mit Versen darüber mokieren. Zu Ihren Lebzeiten war das Exil die Lebensalternative.

Sie schrieben: „ Ich kenne die Weise, ich kenne den Text/ Ich kenn auch die Herren Verfasser/ Ich weiß, sie tranken heimlich Wein/ Und predigten öffentlich Wasser.“

Das klingt auch heute hochaktuell. Und dass man Sie nicht mochte in Politik und Religion – wen wundert es, wenn Ihre Maxime war: „Ich bin für die Autonomie der Kunst; weder der Religion, noch der Politik soll sie als Magd dienen, sie ist sich selber letzter Zweck, wie die Welt selbst.“

Tamara Danz, gern Erinnerte Rockstimme des Ostens, Silly-Boss – Sie wären jetzt 70 geworden und würden vermutlich neben Neuem Hits wie „Mont Klamott“, „So’ne kleine Frau“ oder „Die wilde Mathilde“ vor einem begeisterten Publikum singen. Unvergessen auch „Bataillon D’Amour“:

Wie weiße Tücher schwimmt der Nebel durch die kalte Stadt
Er macht die Pflastersteine nass, die Straßen glänzen glatt
Aus meinem Hausflur fällt ein gelber Fetzen Licht
Der holt mir aus der Dunkelheit ein blasses Kindsgesicht

Ehrlich – Sie fehlen!