24. Jahrgang | Nummer 8 | 12. April 2021

Antworten

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Heimatkämpferin – Ihr CSU-Kollege Horst Seehofer nennt sich bekanntlich seit Amtsantritt 2018 Bundesminister des Innern, für Bau und – aufgemerkt! – Heimat. Sie meinten jüngst anlässlich der Etablierung des „Heimatschutzes“ in der Bundeswehr, es werde Zeit, „dass wir diesen Begriff wieder in die demokratische Mitte holen, dass wir ihn zurückerobern“. Es sei ein Fehler gewesen, „den Begriff Heimat, der uns allen am Herzen liegt, einfach den Rechten in diesem Land zu überlassen, die damit auch einen Missbrauch betreiben“. Sie hatten doch nicht etwa Herrn Seehofer im Sinn? Im Übrigen hatten Sie sich schon vor Monaten vorgenommen, auch die Ihnen unterstellten „Soldaten wieder in die Mitte der Gesellschaft zu führen.“ Angesichts der zahlreichen Verdachtsfälle in Sachen Rechtsextremismus insbesondere im Kommando Spezialkräfte (KSK) sollten Sie damit reichlich zu tun haben.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), einsatzstarke FDP-Militärexpertin  – Ihre Kritik an besagtem „Heimatschutz“ kleideten Sie gegenüber NDR Info in die Worte: „Was wir brauchen, sind junge Männer und Frauen, die bereit sind, in den Einsatz zu gehen, und die bereit sind, so ausgebildet zu werden, dass unsere Freiheit in Frieden geschützt wird.“ Das sei „mit einem solchen sozialen Jahr nicht getan“. Dabei sind doch sieben Monate dieses „sozialen Jahres“ der militärischen Ausbildung, also dem „Dienst an der Waffe“ vorbehalten, was weniger der in Aussicht gestellten Mitwirkung bei der Bewältigung von „Naturkatastrophen oder Großschadenslagen“ als anderen „Einsätzen“ dienlich sein dürfte. Abgesehen davon, fand der Autor dieser Zeilen, als er bei seiner Covid-Impfung in einem Berliner Impfzentrum auf hilfreiche (unbewaffnete) Bundeswehrsoldaten traf, dass dies endlich mal eine sinnvolle Verwendung der jungen Leute sei.

Alice Weidel, Kovorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion – Es ist ja nicht so, dass die AfD überhaupt keinen Nährwert hätte; nur findet man den bisweilen in unerwarteten Zusammenhängen. Wie etwa das ertragreiche Deutsche Weidelgras, auch Ausdauernder Lolch (Lolium perenne) genannt: Das ist ein wintergrüner, Rasen bildender Hemikryptophyt, windblütig vom langstaubfädigen Typ, schwach vorweiblich, selbststeril und ein häufiger Heuschnupfen-Erreger. Besser hätte man Sie gar nicht beschreiben können, meint der Kabarettist Sebastian Puffpaff.

Karl Lauterbach (MdB-SPD), trotz Corona bisweilen zum Scherzen aufgelegt – der heute show verrieten Sie vor einigen Monaten, warum Sie Ihr Markenzeichen, die Fliege, abgelegt haben: „Ich muss dynamisch, jünger, spontaner aussehen und beim jüngeren Publikum ankommen, und die Fliege wird mir da nicht zuarbeiten.“ Inzwischen gehen Ihnen diesbezügliche Fragen offenbar gehörig auf den Zeiger, denn gegenüber der Regenbogen-Gazette Bunte erlaubten Sie sich jetzt folgenden Scherz: „Eine Fliege ist etwas Festliches, die SPD hatte in den letzten Jahren leider nicht mehr viel zu feiern.“ Doch ein Scherz kommt selten allein, und so setzte denn Kollege Jörg Thomann von der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung flugs auf den Schelm anderthalbe: Angesichts ihrer Wahlergebnisse könne die SPD da ja froh sein, dass Sie wenigstens noch Anzüge trügen und nicht die ganze Zeit in Jogginghose herumschlurften.
Nun wissen wir zwar nicht, welche Wahlergebnisse der Kollege dabei konkret im Auge hatte, doch für diejenigen, an die wir uns erinnern können, hätte auch ein Feinrippslip ein treffliches Bild ergeben.

Jochen-Martin Gutsch, Kolumnist – Sie haben Verständnis dafür, dass in der Identitätsdebatte kulturelle Aneignung „immer wieder laut beklagt“ werde: „[…] das Thema ist mir vertraut. Die ostdeutsche Geschichte wird mir seit Ewigkeiten vor allem von Westdeutschen erklärt. Gefühlt Hunderte westdeutsche Schauspieler haben bereits Ostdeutsche gespielt. Sogar Veronica Ferres – da muss man als Ostdeutscher tolerant und innerlich gefestigt sein.“ Befremdlich allerdings finden Sie „die jüngsten Identitätsforderungen nach einer kulturellen Reinheit“, denn demzufolge dürften „nur noch echte Homosexuelle Homosexuelle im Film darstellen, nur Behinderte Behinderte, nur Juden Juden, und schwarze Schriftsteller dürfen nur von schwarzen Übersetzern übersetzt werden“. Das sei absurd: „So werden Unterschiede nicht abgebaut. So werden sie zementiert. […] Meine Erfahrung? Der westdeutsche Schauspieler Axel Prahl war in Filmen über Ostdeutschland oft der authentischste Ostdeutsche.“
Wir sind da völlig bei Ihnen. Es wäre ja auch wirklich zu schade, wenn Jan Josef Liefers den Paradearsch von einem arroganten Besserwessi im Münsteraner Tatort nicht mehr geben dürfte. So schön kriegt das von den Originalen da drüben doch überhaupt keiner hin!