24. Jahrgang | Nummer 2 | 18. Januar 2021

Antworten

Julian Assange, noch immer Eingesperrter – Es gab eine kleine Hoffnung, als die Londoner Richterin Ihre Auslieferung in die USA verweigerte. Zwar nicht, weil die Anklagen im Kern einen direkten Angriff auf die Pressefreiheit darstellten, sondern weil sie Sorge vor einem Suizid angesichts der US-Haftbedingungen geltend machte. Was tut diese Richterin, wenn die Gefängnisbedingungen „moderater“ formuliert werden sollten? Im Übrigen spricht die Unterbringung Julian Assanges in Einzelhaft in einem Hochsicherheitsgefängnis in Britannien eine ebenso deutliche Sprache gegen die Pressefreiheit und die Menschenwürde. Niemand soll angesichts dieser Tatsachen auch nur über investigative Berichte von untragbaren Zuständen nachdenken, da sei die Rache der Herrschenden davor.

Marietta Slomka, Moderatorin und Meisterin des irreführenden Vergleichs – In zwei chinesischen Großstädten mit rund 18 Millionen Einwohnern waren wieder Corona-Fälle zu verzeichnen. 20 pro 100.000 Einwohner – eine Zahl, von der Deutschland derzeit träumt. Die chinesischen Behörden haben aus der Pandemie gelernt: sofortige konsequente Maßnahmen, Absperrung der zwei betroffenen Städte, Tests für die Bewohner, millionenfache Impfungen. Eine große Leistung.
Was sagt Frau Slomka, weil der Bericht aus China doch ungesagt eine gewisse Bewunderung auslösen könnte – gerade angesichts des Wirrwarrs in Deutschland: Neuseeland habe so ein Ergebnis auch mit demokratischen Maßnahmen hinbekommen. Chapeau für diesen Supervergleich – Neuseeland hat etwa 4,9 Millionen Einwohner, also rund ein Fünftel der Bewohner allein dieser zwei eng besiedelten Städte, ideal also für eine potentiell schnelle Ausbreitung des Virus. Aber natürlich – die deutsche Moderatorin weiß das besser…

Susan Neiman, Aufklärende – Sie machen auf eine wichtige Wahrnehmungslücke in Europa aufmerksam: Nämlich dass es fundamentalistische US-Christen sind, die sich „Zionisten“ nennen, die die US-Außenpolitik gegenüber Israel stark beeinflussen. Das sei in den USA und Israel durchaus gut bekannt.
Die rund 30 Millionen christlichen „Zionisten“ (Im Vergleich: Es gibt sechs bis acht Millionen Juden in den USA.) sind gut organisiert und wählen Republikaner. Sie haben die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem begrüßt, während die Juden in den USA laut Trump gar nicht dankbar waren. Die „Zionisten“ möchten möglichst viele jüdische Siedler in den besetzten Gebieten Palästinas haben, damit der im Neuen Testament prophezeite Endzeit-Krieg endlich ausbreche und der Messias komme. Sie glauben, dass dann alle Juden, die nicht konvertieren wollen, direkt in die Hölle geschickt würden.
Was für ein „christlicher“ Glauben und was für eine Politik, die diesem aberwitzigen Glauben folgt.

Sandra Scheeres, verwirrende Berliner Bildungssenatorin – Sie haben sich in der Stadt wirklich einen Namen gemacht. Leider meist durch Ihren Hang zu unabgestimmten Aktionen, was Öffnungen oder Nichtöffnungen von Schulen und Kitas betrifft oder Versäumnissen bei der Digitalisierung der Schulen. Von Ihrem mehr als seltsamen Wirken rund um die Ballettschule Berlin mal ganz abgesehen. Wir haben mit der Berliner CDU echt nichts gemeinsam, aber deren Vorstoß, Sie aus Amt zu treiben, finden wir gar nicht schlecht … Selbst wenn das seitens der CDU nur Politikspielchen sein sollten.

Politik und Medienbetrieb, Nervende – Das Jahr begann eigentlich mit der guten Nachricht, dass Impfstoffe nunmehr produziert und ausgeliefert werden. Statt dieses Fünkchen Freude und auch Anerkennung für die Leistung zu hegen und zu pflegen, etwas Optimismus zu verbreiten, begann spätestens am zweiten Tag der übliche parteipolitische Hickhack, was man hätte anders und sowieso viel schneller machen müssen. Dass es zu Beginn der Impfkampagne holpern würde, muss eigentlich jedem angesichts der Größe der Aufgabe klar gewesen sein. Unser Wunschgebet: Lasst doch die Leute erstmal arbeiten und die Parteipolitik wenigstens für eine Woche mal außen vor. Ruhe und Gelassenheit, Om, Om, Om …