24. Jahrgang | Nummer 1 | 4. Januar 2021

Antworten

Joachim Wundrak, Generalleutnant a. D. der Bundesluftwaffe – Was ist das bloß für ein eigentümliches Biotop, aus dem man nach jahrzehntelangem Dienst wie aus einem Kokon kriecht und dann auf direktem Wege in Führungspositionen bei der AfD landet? Und wo hört der Einzelfall auf, respektive ist nach dem System zu fragen? Ex-Oberst Pazderski, Fraktionschef in Berlin, Ex-Oberstleutnant Junge, Fraktionschef in Rheinland-Pfalz, Ex-Oberst Lucassen, Parteichef Nordrhein-Westfahlen …
Sie haben sich von der AfD Niedersachsen zum Spitzenkandidaten für die diesjährige Bundestagswahl küren lassen, nachdem Sie 2019 bereits zur Oberbürgermeisterwahl in Hannover angetreten waren. Was soll man ihnen da wünschen? Mögen Sie Ihren Erfolg von Hannover (4,6 Prozent) einfach wiederholen!

Franz Untersteller (Bündnis 90/Die Grünen), Umweltminister von Baden-Württemberg – Wie nennt man gleich nochmal jene, die Wasser predigen, doch Wein saufen?
Die Bigotten?
Sie gelten als strammer Befürworter eines generellen Tempolimits von 130 km/h auf Autobahnen und wurden kürzlich auf der A8 mit 177 Stundenkilometern erwischt. Immerhin hatten Sie eine triftige Entschuldigung: „Ich hatte es eilig.“
Die allerdings provoziert die nächste Frage: Fallen Sie womöglich in die Kategorie derer, denen eigenes Fehlverhalten nicht Scham, sondern Lust bereitet? Schon Karl Kraus wusste bekanntlich: „Erotik ist die Überwindung von Hindernissen. Das verlockendste und populärste Hindernis ist die Moral.“
Gleichwohl: Moral in der Politik bleibt Natürlich wichtig.
Vor allem für die anderen.

MacKenzie Scott, Mega-Reiche – Bei Ihrer Scheidung von Amazon-Gründer und -Chef Jeff Bezos im vergangenen Jahr sind Ihnen rund ein Viertel der Amazon-Aktien zugesprochen worden. Macht ein Vermögen von rund 60 Milliarden Dollar. Damit gehören Sie zweifellos zu dem einem Prozent an Reichen, über die in der Linkspartei hierzulande in diesem Jahr sinniert worden ist, ob man sie erschießen oder doch besser für nützliche Arbeit einsetzen sollte.
Andererseits haben Sie im vergangenen Jahr sechs Milliarden Dollar gespendet. Allein seit September 4,2 Milliarden an 384 wohltätige Organisationen. Ob diese karitative Bilanz allerdings bei der Linkspartei für mildernde Umstände ausreichte …?
Zwar ist die Partei nicht so gewichtig, dass Mega-Reiche wie Sie sich wirklich Sorgen machen müssten, wir empfehlen aber trotzdem, mit dem Spenden vorsichtshalber noch ein Weilchen fortzufahren.
Und apropos spenden: Unsere Kontonummer finden Sie im Editorial dieser Ausgabe.

Hans-Jürgen Jacobs, Senior Editor Handelsblatt – „Aufklärung macht das Dunkel, in dem wir leben, immer heller“, schrieben Sie im letzten Morning Briefing Ihrer Zeitung im zu Ende gegangenen Corona-Jahr. Was Ihnen wie das Licht am Ende des Tunnels erscheint, dass könnte aber womöglich auch ein entgegenkommender Schnellzug sein …

Rainer Barzel, zu Recht vergessener CDU-Schwafelhans von hohen Graden – Für die Jüngeren unter unseren Lesern: Sie waren mal CDU-Vorsitzender und Chef der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, und als letzterer 1972 gottseidank mit dem Versuch gescheitert, den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt per Misstrauensvotum aus dem Amt zu kicken und selbst zu übernehmen. Einen intellektuellen Zenit hatten Sie offenbar bereits 1949 erreicht, als Sie folgenden Satz absonderten: „: Zum Schutze des Wesens des Menschen haftet dem Menschen das […] Recht und die […] Pflicht an, seine Eigenart zu erhalten.“ Das war im Rahmen Ihrer Dissertation zum Thema „Die verfassungsrechtliche Regelung der Grundrechte und Grundpflichten des Menschen“, mit der Sie doch tatsächlich promoviert wurden.
Auch hatten Sie in dem Werke verkündet: „Ungeklärt ist die Frage, warum es überhaupt zur Erklärung von Rechten der menschlichen Person kam.“ Da wollen wir nun gar nicht mutmaßen, dass Sie in Geschichte nicht aufgepasst haben. Vielleicht kam ja die erste Menschenrechtserklärung Europas, beschlossen von der französischen Nationalversammlung am 26. August 1789, einfach nicht vor. Die Franzosen jedenfalls verbrieften sich solche Rechte wie die auf Freiheit, Eigentum, Sicherheit und auf Widerstand gegen Unterdrückung. Und warum sie das taten war schon 1949 mitnichten ein Geheimnis: weil die zuvor gestürzte Monarchie der Masse des Volkes diese Rechte vorenthalten hatte.
Doch zu Ihrer Ehrenrettung sei erwähnt, dass Sie als Doktor in spe immerhin bereits erkannt hatten: „Diese Rechte haften jedem Menschen an, auch dem totalen Krüppel […].“
Na ja, die Wortwahl …
War 1949 aber völlig OK.