23. Jahrgang | Nummer 6 | 16. März 2020

Antworten

Friedrich Merz, sich augenscheinlich zu Höherem berufen Fühlender – Dass es Ihnen an einem, gelinde gesagt, robusten Selbstbewusstsein nicht mangelt, ist Allgemeingut. Doch manchmal lassen Sie auch durchgucken, was Sie vom Rest der Menschheit halten. Befragt, was Ihre größte Schwäche sei, antworteten Sie jetzt: „Ich habe gelernt, dass ich noch mehr zuhören muss. Und vielleicht halte ich immer wieder Dinge für selbsterklärend, die es nicht sind.“ Was dem SPIEGEL die Steilvorlage zu folgender Sottise lieferte: „Sie halten es also für Ihre größte Schwäche, dass Sie schlauer sind als die meisten anderen?“

Diesen Einwurf ließen Sie inhaltlich unbeanstandet im Raum stehen.

Sie wissen aber schon, dass schlau lediglich die Fähigkeit meint, Vorteile für sich auszunutzen und seine Absichten mit geeigneten Mitteln, die anderen verborgen sind oder auf die sie nicht kommen, zu erreichen?
Klug hingegen wird der genannt, bei dem sich Intelligenz mit logischem Denkvermögen paart und der zugleich gebildet, gelehrt, lebenserfahren und weise ist …

Michael Stürmer, NATO-Erklärer – Denen, die es noch nicht wussten, schrieben Sie jetzt ins Stammbuch: „Das nordatlantische Bündnisgefüge hat seit den Anfängen Ende der 1940er-Jahre viele Änderungen durchgemacht. Immer aber galten politische Wahlverwandtschaft, strategische Solidarität unter den Bündnispartnern und amerikanische Letztgarantie als verpflichtende Grundlage.“

Politische Wahlverwandtschaft?

Strategische Solidarität?

Historisch betrachtet also offenbar auch mit Portugal, Gründungsmitglied des Paktes und bis 1974 unter faschistischer Diktatur stehend, und mit Griechenland, wo sich 1968 Militärs an die Macht putschten und linke Oppositionelle in KZs sperrten. Da verwundert der heutige desinteressierte Umgang seitens der NATO mit den im Übrigen ja bloß undemokratischen Entwicklungen in Ungarn, Polen und der Türkei natürlich überhaupt nicht.

Sigmar Gabriel, Ex-SPD-Chef – Als Sie nach – so Ihre eigene Diktion – „böswilligen und niederträchtigen Durchstechereien“ Ihrer innerparteilichen Gegner aus dem Amt schieden, wurden Sie immerhin von Parlamentspräsident Wolfgang Schäuble und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Abschiedsgesprächen eingeladen. So viel der Ehre hatte Ihre Bundestagsfraktion allerdings nicht für Sie übrig, wie Sie kürzlich verrieten: „Von meiner Fraktion habe ich immerhin im Geschäftsgang ein Schreiben mit der Bitte erhalten, doch meine Nachsendeadresse dazulassen. Ich fand das irgendwie lustig und einen letzten Beleg dafür, dass es Zeit ist zu gehen.“

Doch gottseidank stehen Sie auf eigenen Beinen, wie Ihr Aufstieg in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank zeigt: „Ich wollte nie einen Versorgungsjob, den ich durch die Gnade eines SPD-Regierungsmitglieds erhalte. Man muss es selbst schaffen. Das macht frei.“ Nur die Kohle – 125.000 Euro Grund„gehalt“, die auf bis zu 400.000 steigen können – gibt offenbar Anlass zu einiger Unzufriedenheit: „Ob die Bezahlung als Aufsichtsrat der Deutschen Bank ‚gut‘ ist, darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein.“
Da kennen wir aber eine Menge Leute, die dieses Problem gern mal hätten.

Gabor Steingart, Rufer in der Wüste – Die anschwellende Flut der alarmistischen Politikerstatements und der redundanten Medienberichterstattung zum Coronavirus kommentierten Sie folgendermaßen: Im „globalen Dorf grassiert das Coronafieber. Und die Dorfbewohner – angeführt von ihren Leitmedien – nähern sich kollektiv dem Gemütszustand einer milden Winterpanik. Menschliche Sensationsgier und mediale Übertreibungslust haben mit vereinten Kräften eine Psychose herbeigeführt, gegen die das Gegengift der Aufklärung derzeit keine Chancen hat. Die Zahl der Corona-Live-Ticker auf den Online-Portalen übertrifft deutlich die Zahl der Verdachtsfälle. Die Vernunft steht weltweit unter Quarantäne.“

In Ihrem Morning Briefing vom 9. März brachten Sie es auf den Punkt: „[…] die weltweite Corona-Angst ist die womöglich größte Massenhysterie der Moderne“. Und fügten hinzu: „Selbst die altehrwürdige ‚FAZ‘ hat offenbar den Verstand verloren: ‚Die Risikoqualität des Coronavirus ist vergleichbar mit Terroranschlägen‘, heißt es […] auf ihrer Webseite.“ Und zitierten einige Stimmen der Vernunft wie diese: „‚Das Ganze ist nicht so ansteckend wie Influenza oder Masern‘, sagt Alexander Kekulé von der Uni Halle-Wittenberg.“ (Zum Volltext hier klicken.)

Kein Dauerthema für Politik und Medien hingegen sind die bereits 120.000 Grippefälle und 200 -toten (Stand: 06.03.2020) der diesjährigen Welle allein in Deutschland. Und warum auch. Schließlich ist die Grippe eine wiederkehrende, nachgerade natürliche Erscheinung.

Fast wie Ebbe und Flut.

Im Übrigen sowie mit den Worten des Verhaltensökonomen Martin Weber von der Universität Mannheim: „Wenn Sie nicht auf die Straße gehen wollen wegen Corona, dann dürfen Sie auch sonst nicht auf die Straße gehen.“

Matthias Reim, Schlagersänger und Vorbild – Gerademal 62-jährig zeigt Ihre Physiognomie – nur die Krater auf der Rückseite des Mondes dürften noch tiefer sein –, dass Sie es in Ihrer Vita ordentlich haben krachen lassen. Doch Filius Julian schaut zu Ihnen auf. „Mein Papa ist mein Vorbild. Selbst beim Umgang mit Geld“, verriet der Knabe jetzt der Bunten.

Hört, hört! Plant der Junge etwa auch eine Insolvenz?

Doch damit nicht genug: „Irgendwann möchte ich meine eigene Familie haben. Auch hier ist Papa mein Leitbild.“

Na ja, da dürfte also Abwechslung angesagt sein, denn Sie haben es ja immerhin zu sechs Kindern mit fünf Frauen gebracht.

Und lassen sich derzeit von Ihrer 30-jährigen Freundin verwöhnen.

Da wird dem Boulevard der Stoff nicht ausgehen. Die Bunte wird’s freuen …