21. Jahrgang | Nummer 13 | 18. Juni 2018

Antworten

Matteo Salvini, Italiens Innenminister und Vizepremier – Das „leichte Leben der Einwanderer“ habe nun ein Ende, ließen Sie wissen und verweigerten dem Rettungsschiff „Aquarius“ mit 629 verzweifelten Flüchtlingen das Einlaufen in einen italienischen Hafen. Vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der Ihrer Regierung deshalb mit Recht „Verantwortungslosigkeit und Zynismus“ vorwarf, verlangten Sie eine Entschuldigung. Wahr ist, dass auch Macron das Schiff und seine Passagiere, von denen viele durch Gewalt, Missbrauch und Todesdrohungen traumatisiert sind, nicht aufnehmen wollte. So pokerten europäische Regierungen tagelang mit dem Leben von Menschen, bis sich Spaniens neuer Regierungschef Pedro Sánchez der Flüchtlinge erbarmte.
Nun mögen Sie darin einen Erfolg Ihrer politischen Strategie sehen. Doch das national-egoistische Wettrennen beim Abschotten von Grenzen ist in „EU-ropa“ in vollem Gang. Ihr deutscher Amts- und Geistesbruder, der „christlich-soziale“ Horst Seehofer, ist Ihnen gegenüber sogar im Vorteil – und willens, ihn zu nutzen: Deutsche Häfen, in die Rettungsschiffe einlaufen könnten, sind fern von den Schauplätzen dramatischer Fluchten. Noch ferner scheint die oft beschworene „europäische Lösung“ des Flüchtlingsproblems zu sein.

Dieter Dehm (MdB-Die Linke), Paradiesvogel – „Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert / Tausendundeine Nacht, und es hat Zoom gemacht“. Dieser Heuler von 1984 aus Ihrer Feder und von Klaus Lage so zu Gehör gebracht, dass er heute immer noch Gema-Tantiemen in die Kasse spült, beschreibt auch ganz gut die Quintessenz der Behandlung, die Ihnen seitens politischer Parteien widerfuhr und noch widerfährt, mit denen Sie sich eingelassen haben.
Bereits mit 15 Jahren der SPD beigetreten, haben Sie dort über 30 Jahre lang brav Ihre Beiträge entrichtet, diverse Ämter verantwortet und ab 1994 sogar im Bundestag gesessen. Doch dann genügte der von den in diesen Fragen regelmäßig hyperventilierenden Medien breitgetretene Verdacht, Sie seien IM gewesen, für einen ziemlich unmittelbaren Versuch der Genossen, Sie aus dem Verein zu kegeln. Bevor es so weit kommen konnte, traten Sie 1998 angesichts des Kurses der Schröder-Fischer-Regierung auf Kriegsbeteiligung gegen Serbien selbst aus – und im gleichen Jahr in die damals noch als PDS firmierende heutige Linke ein. Die machte Sie wenig später zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden. Zwar folgte auf den einen politischen Skandal bald der nächste Fauxpas, und bevor jeweils richtig Gras darüber wachsen konnte, ließen Sie schon wieder kein Fettnäpfchen aus. Auch Ihre nicht immer sympathischen Eigenheiten sprachen sich herum. Ein Hamburger Nachrichtenmagazin fasste kürzlich zusammen: „‚widerlich zu Frauen’“, „ein ‚Arschloch’“, „ein ‚irrer Verschwörungstheoretiker’“, „Multimillionär“, „eine Art Clown“.
Alles für die neuen Genossen offenbar nicht wirklich Themen – und Stolpersteine schon gar nicht, denn Sie sitzen ja auch nach der jüngsten Wahl wieder im Bundestag.
Doch nun soll Schluss mit lustig sein: Sie haben Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) einen „gut gestylten NATO-Strichjungen“ genannt, und das brachte ihren Parteifreund Oliver Nöll, Vorstandsmitglied des Berliner Landesverbandes, zum Überlaufen respektive dazu, ein Parteiausschlussverfahren gegen Sie loszutreten.
Abgesehen davon, dass Ihre Wortwahl rein vom Stil her nicht die unsere wäre, hätten wir trotzdem einen Wunsch: Falls es wieder zur Trennung von Tisch und Bett führen sollte, könnten Sie anschließend nicht auch die AfD etwas aufmischen?

Reinhard Grindel, deutscher Fußball-Präsident – Gerade zur Weltmeisterschaft in Russland angekommen, ließen Sie wissen: „Ich erwarte, dass jeder sich für Deutschland einsetzt, mit allem was er hat.” Das war wohl vor allem auf die Kicker Mezut Özil und Ilkay Gündogan gemünzt, die zur Wiedergutmachung ihres peinlichen Auftritts mit dem türkischen Präsidenten bei dieser WM – falls sie denn überhaupt noch eingesetzt werden – auf dem Platz nicht nur ihr ganzes fußballerisches Können zeigen, sondern mit all ihrer Stimmkraft auch die bundesdeutsche Nationalhymne schmettern sollen. Das erwarten zumindest jene deutschen „Fußballfreunde“, die anlässlich der „Mission Titelverteidigung“ endlich mal wieder ihren Nationalismus auf verhältnismäßig unverdächtige Art ausleben können.