von Renate Hoffmann
Die Stare treibt die Unruhzeit,
sie kreisen und sie kreisen.
Sie suchen, denn es ist so weit,
die Route zum Verreisen.
Die Alten kennen sie genau,
die Jungen woll’n nach Norden.
Sie sind, wie häufig, überschlau:
Dort sei’s jetzt warm geworden.
Und Futter gäb’s im Überfluss,
nachts scheine gar die Sonne.
Nichts trübe diesen Hochgenuss.
Es wär’ die reinste Wonne.
Die Alten wollen südwärts ziehen,
ganz anders wie die Jungen.
Sie möchten gleich nach Norden fliehen.
Fast wäre das gelungen.
Um nun die Streitigkeit zu enden,
setzt sich der Schwarm auf einen Baum.
Dort sollte sich das Blättchen wenden.
Doch was geschah, das glaubt man kaum.
Die Äste hängen voller Beeren,
von denen sich die Stare nähren.
Und als sie sich recht satt gefressen …
ist der Reiseplan vergessen.
Sie sitzen friedlich im Holunder,
gefährlich wird’s nur unten drunter.
Schlagwörter: Herbst, Lyrik, Renate Hoffmann, Vögel