von Pearl Ann Ziegfeld
Pass bloß auf mit Deinem Internet, sagt mein Liebster, dem das Internet nicht geheuer ist. Da gibt es jede Menge Ungeziefer, samt und sonders in Putinschen Diensten. Die nutzen unsere Meinungsfreiheit aus, warnt der Maaßen.
Aber Schätzchen, beruhige ich. Seit der Informationskrieg tobt, bin ich auf alles gefasst. Ich fürchte, selbst die BILD ist angesteckt.
Sei nicht albern.
Aber ja. Kürzlich habe ich dort online gelesen, dass ein Kleinkind beim Anblick von Putin anfing zu weinen. Im Kreml. Am 1. Juni.
Ich weiß nicht, worauf Du hinaus willst. Kleine Kinder heulen schon mal, aus allen möglichen Gründen.
Nun, fahre ich fort, bloß wegen der BILD habe ich mich an die Kanzlerin und das weinende Flüchtlingsmädchen erinnert. Die war kein verängstigtes Kleinkind. Die hatte jedes Wort verstanden und zum Heulen gefunden.
Und was hat das mit BILD zu tun?
Wegen dieser Meldung, erwidere ich, wollte ich genau wissen, wer wie und wo den Internationalen Kindertag gefeiert hat.
Welchen Kindertag, brummt mein Liebster, der nie in seinem Leben den Kindertag gefeiert hat.
Früher, in der DDR, erkläre ich, wurde am 1. Juni Kindertag gefeiert. Wir hatten schulfrei, ein Sportfest. Zu Mittag gabs Kartoffelbrei mit Würstchen. Und am Nachmittag Roster vom Grill. Jedenfalls bei uns, in Thüringen.
Nun werdʼ nicht ostalgisch, mahnt mein Liebster.
Wieso, frage ich zurück. Schulfrei war prima. Und überhaupt, in Ossiland gibtʼs auch heute noch jede Menge Kindertagsfeste. Und offenbar auch bei den Russen. Siehe besagtes heulendes Kind. Putin war sogar in einem Kinderkrebszentrum.
Reiner Populismus, sagt mein Liebster.
Mag sein, stimme ich zu. Der lässt keine Gelegenheit aus, was für die eigenen Umfragewerte zu tun. Deshalb habe ich mich ja auch gefragt, was die Merkel am Kindertag gemacht hat.
Und, fragt mein Liebster.
Pustekuchen. Kindertag und Kanzlerin – niente. Bundespräsident und Kinderfest, nichts zu finden. Wahrscheinlich haben die beiden üble Erinnerungen an die Sportfeste. Leichtathletik ist nicht jedermanns Ding. Oder es liegt es daran, dass Frau Schwesig im April den „türkischen Kindertag“ gefeiert hat. Hast Du gewusst, dass es einen „türkischen Kindertag“ gibt?
Kannst Du jetzt mal einen Punkt machen? Mein Liebster ist irritiert.
Das liegt doch auf der Hand, erwidere ich. Wegen der BILD schwirren mir alle diese Gedanken plötzlich im Kopf herum, die ich sonst nie gedacht hätte. Da kann nur ein Putin-Troll am Werk gewesen sein.
Du spinnst, sagt mein Liebster. BILD dir deine Meinung. Dazu gehört nun mal Denken.
Bist Du sicher?
Schatz, die BILD ist kein Putin-Troll, sondern eine mediale Macht in Deutschland, stellt mein geduldiger Liebster fest.
Aber das ist doch das Geniale an der Sache. Warum sollten denn Kreml-Trolle irgendwelche Seiten unterwandern, die kein Mensch liest oder nur ganz wenige? Man muss ran an die Massen. Also tut man so, als wäre man gegen Putin, aber beim Leser kommt das ganz anders rüber. Der erinnert sich plötzlich an Kindertage, Merkelsche Flüchtlingspolitik, an Gott weiß noch was. Destabilisiert mit solchen Gedanken unsere Demokratie. Alles in Putinschem Interesse. Wie die Armenien-Resolution. Hat die Welt geschrieben. Weil der Putin im Clinch mit dem Erdogan liegt.
Lächerlich, schnauft mein Liebster. Du und Deine Verschwörungstheorien. Lass das bloß niemanden hören. Schon gar nicht den Maaßen.
Wieso, frage ich. Der ist garantiert damit beschäftigt, mit V-Leuten die Troll-Horden zu unterwandern. Was ich blogge, interessiert keine Sau.
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