18. Jahrgang | Nummer 2 | 19. Januar 2015

Antworten

Alexander Gauland, Vizechef der AfD – Sie haben, kaum dass die Opfer des Terroranschlags von Paris am 6. Januar ermordet waren, diese für ihre ideologische Rattenfängerei missbraucht, indem Sie äußerten: „All diejenigen, die bisher die Sorgen der Menschen vor einer drohenden Gefahr durch Islamismus ignoriert oder verlacht haben, werden durch diese Bluttat Lügen gestraft.“
Christian Bommarius hat dies in der Berliner Zeitung auf den dafür passenden Begriff gebracht: Leichenschänder. Sollte demnächst der Titel „Deutschlands widerlichster Politiker“ vergeben werden, Sie hätten beste Aussichten.

Shahak Shapira, 26jähriger Israeli und Gewaltopfer – Sie sind in einer Berlin U-Bahn von Jugendlichen angegriffen und verletzt worden, gegen deren antisemitischen Parolen Sie protestiert hatten. Nun warnen Sie in der Süddeutschen Zeitung davor, die erlittene Tat zu instrumentalisieren, da die Täter als „südländisch“, „türkisch- oder arabischstämmig“ kolportiert worden sind. „Der Vorfall darf nicht missbraucht werden, um Hass auf Muslime zu schüren. Die Angreifer hätten genauso gut Neonazis sein können und der Geschlagene ein Araber.“ Sie würden sich in Deutschland weitgehend sicher fühlen, haben sie als seit zwölf Jahren in Deutschland Lebender erklärt. Sorgen bereiteten Ihnen weniger die „Szene-Nazis“, die sie zum dümmsten Bevölkerungsanteil zugehörig rechnen. Gefährlich seien vielmehr indes die Pegida-Demonstrationen, also „die gebildeten Leute, die Menschen aus dem Bürgertum, die sich bei den antimuslimischen Demonstrationen mit den Nazis mischen“. Respekt vor solch nüchterner Klarheit.

Jörn Kruse, AfD-Spitzenkandidat in Hamburg – Bei einem öffentlichen Auftritt haben Sie sich entsetzt gezeigt über das Pariser Geschehen und dann angemerkt: „Und leider ist es viel früher passiert, als ich gehofft habe.“ Nun haben Sie zwar diesen – Freudschen – Hoffnungs-Versprecher als „so nicht gemeint“ richtiggestellt und das mag sogar stimmen. Relevanter ist aber jener Applaus Ihres Publikums unmittelbar nach dem Versprecher und vor dessen Klarstellung. Warum überrascht uns weder das eine noch das andere?

Udo Ulfkotte, Pegida-Hassprediger – Dass Sie, einstige „Edelfeder“ der FAS, nach Ihrem Buch „SOS Abendland. Die schleichende Islamisierung Europas“ von 2008 nun ebenso prominenter wie bejubelter Hauptredner einer Dresdner Pegida-Demo geworden sind, hat immerhin eine gewisse Folgerichtigkeit. „Der macht jetzt so was mit Enthüllungsjournalismus“, wird eine ältere Dame in den ersten Reihen Ihrer begeisterten Zuhörer am Elbufer zitiert, womit diese Bezug auf Ihre jüngste Hervorbringung nimmt, das Buch „Gekaufte Journalisten. Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken“. Gerade dieses Opus belegt einmal mehr, dass man dieselben üblen gesellschaftlichen Zustände von links, mitte und rechts angreifen kann. Dass dann zumindest ähnliches gesagt wird, aber im Grunde völlig andere Kalküle obwalten, sollte allerdings gegenwärtig sein. Selbst die Nazis haben – wie seinerzeit natürlich auch die Kommunisten – in ihrer Frühzeit den brutalen Kapitalismus „angeklagt“, allerdings mit einer ganz anderen Intention als die Roten, die dann ihre bevorzugten Opfer wurden.

Alexander Dobrindt, Ministerdarsteller – Dem Vernehmen nach werben Sie verstärkt um private Investoren für den Autobahnbau. Der ablehnende Hinweis des Bundesrechnungshofes darauf, dass fünf der bisher vergebenen sechs Projekte mit privater Finanzierung teurer gewesen seien, als wenn der Bund die Straßen bezahlt hätte, scheint Sie nicht zu beeindrucken. Noch ist Ihre Amtszeit ja nicht abgelaufen, aber sollte dieses Mal der Fall sein und Sie hernach an der Spitze solcher Ihrerseits ins Auge gefassten Investoren wie Rentenfonds und Versicherer auftauchen – warum zum Teufel würde uns das dann nicht wundern?

Spiegel-Online, technischer Trendsetter – „So schlau ist Ihr neuer Fernseher“ überschreiben Sie einen Beitrag, in dem Sie einschlägige Novitäten aus der Elektronik-Messe CES in Las Vegas vorstellen und den Trend zu immer intelligenterer Kommunikations-Technik beschreiben. Was immer sich da auch von Jahr zu Jahr an Staunenswertem tut, es bleibt halt die Krux, dass Fernseher & Co. immer „klüger“ werden , das Gros ihrer Nutzer allerdings nicht, was als sehr freundlich formuliert gelesen werden sollte.

Marco Russ, prekär bezahlter Balltreter bei Eintracht Frankfurt – Für das Verkehrsdelikt des Zu-Schnell-Fahrens, verbunden mit dem Vorwurf einer falschen eidesstattlichen Versicherung, haben Sie einen Strafbefehl des Amtsgerichtes Limburg in Höhe von 160.000 Euro erhalten. Interessant ist die Zusammensetzung dieser Summe, denn es handelt sich um 80 Tagessätze in Höhe von jeweils 2.000 Euro! Nicht einmal zu den Edelkickern gehörend, sind 2.000 Euro ein Tageseinkommen, für die viele, viele Omas sehr sehr lange stricken müssten.

Raju Sharma, politischer Wechselspieler – Manche sammeln Briefmarken, Porzellantassen oder Gartenzwerge. Sie sammeln Parteibücher. Ignorieren wir getrost ihre Jugendsünden, auch die Kanzlerin war tüchtige FDJlerin, so sind jetzt mindestens DKP, SPD und LINKE in ihrem Bestand. Jetzt kam ein neues Büchlein der SPD hinzu. Sie sind aber keine Ausnahme in der Sammlerszene: „… Wechsel zwischen SPD und Linkspartei sind so selten ja auch nicht…“, kommentierte neues deutschland diesen Schritt. Die Zeitung vergaß hinzuzufügen, dass es in der Regel „Partei-Kader“ betrifft, deren Karrieren einen Knick erfuhren oder irgendwie ausgebremst wurden. Oskar Lafontaine und Sylvia-Yvonne Kaufmann sind da tatsächlich nur die Spitze des Eisbergs. Dass diese Wechselbalgerei so leicht ist und in der Regel auch noch mit Posten und Pöstchen, gegebenenfalls erst einmal mit einem „sicheren“ Listenplatz versüßt wird, sagt nur etwas über die offenbar in vielen Fragen mögliche Verwechselbarkeit von SPD und Linkspartei aus. Für Letztere macht dies eine Art politischen Zweikomponentenkleber aus: Sie will und will nicht von ihren stabilen Achtkommaund-Umfragewerten wegkommen. Woran das wohl liegt?

Franz-Josef Jung, christdemokratisches Stehaufmännchen – Ihr eher unrühmlicher Abgang als Verteidigungsminister hatte den Vorzug, der schon zahlreiche unrühmliche Abgänge von Politikern auszeichnete: Sie dürfen weiter mitspielen – und auch weiter in der Bundesliga. Nunmehr sind Sie, der wegen der Kundus-Affaire 2009 nach nur 33 Tagen Amtszeit den Hut nehmen musste, zum Chef-Außenpolitiker der CDU-Fraktion im Bundestag bestellt worden. Hat Sie bei der Wirtschaft wirklich niemand für brauchbar befunden, dass Sie wieder in die Politik zurück mussten?